Literatur des Postmodernismus 


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Literatur des Postmodernismus



 

Der Begriff „Postmodernismus“ bezeichnet die Zustände in der westlichen Gesellschaft, deren Kultur, Kunst und Literatur nach der Epoche des Modernismus, die wahrscheinlich am Ausgang der siebziger Jahre zu Ende gegangen war. Die Repräsentanten des Postmodernismus unterwarfen scharfer Kritik alle Innovationen und Erneuerungen des Modernismus, indem sie sie als gewohnheitsmäßig und automatisiert verstanden. Sie beschuldigten den Modernismus des künstlerischen Totalitarismus und Despotismus. Man warf ihm Eindimensionalität vor und erklärte ihn daher für die Kunstrichtung, die letztendlich zum Scheitern verurteilt sei. Er sei völlig perspektivlos. Die Kunst müsse vielfältig sein und prinzipiell offen. Über diese Probleme wurde seit Anfang der achtziger Jahre sehr heiß diskutiert.

Der Postmodernismus fand weite Verbreitung in allen wissenschaftlichen und künstlerischen Bereichen. Er verstand sich als eine neue weltanschauliche Bewegung, die dazu berufen sei, die Ideen des Modernismus zu revidieren und ihnen Alternativen entgegenzustellen..

Von großer Bedeutung für die Herausbildung des neuen ideellen Systems war das erst 1979 veröffentlichte Buch von Jean-Francois Lyotard „ Das postmoderne Wissen“, in dem er sich mit den Ideen des Modernismus sehr scharf und radikal auseinandersetzte. Er nannte darin alle vorangegangenen philosophischen Lehren „große Metaerzählungen“, die allgemeingültige und absolute Erklärungsprinzipien darlegten, die nicht mehr gültig seien. Er bietet demgegenüber eine Vielzahl von Sprachspielen an, verschiedene „Erzählungen“, die die Welt erklären helfen sollen. Die modernistischen Erklärungsmodelle legitimierten nach ihm bestehende Gesellschaftsformen und Künste, es gehe aber darum, viele Wahrheits- und Gerechtigkeitsbegriffe zu finden und auszugestalten. Dies fördere Toleranz in allen Fragen und Pluralität. Die Gesellschaft und ihre Kultur sollten nicht auf dem Prinzip der Homogenität und Einförmigkeit, sondern auf dem der Heterogenität und Unterschiede beruhen.

Nach Lyotard gebe es drei große Meta-Erzählungen: Aufklärung, Idealismus und Historismus. Davon ausgehend, erklärt Lyotard, dass in unserer Epoche niemand mehr an die Emanzipation des Individuums, an das Selbstbewusstsein des Geistes und an den historischen Fortschritt glauben könne. Im Zusammenhang damit glaube man nicht mehr an die große Idee von Freiheit und Sozialismus. Der Denker glaubt nicht mehr an die wissenschaftliche Rationalität, er bezweifelt die sittlichen Postulate der Ethik. Nach ihm spielten auch politische Gerechtigkeitsideen ihr eigenes Spiel. Der letztere Gedanke knüpft an die Ideen Wittgensteins an, was allerdings von manchen Forschern angezweifelt wird.

Gegen Ende der achtziger Jahre wurden die Diskussionen über den Postmodernismus etwas ruhiger durchgeführt und manche Theoretiker begannen sich von ihm zu distanzieren und zum Modernismus zurückzukehren. Als treuester Anhänger des Postmodernismus blieb Umberto Eco, der Verfasser des berühmten postmodernistischen Romans „Der Name der Rose“.

 

Interessant ist die Entstehungsgeschichte des Begriffs „Postmodernismus“. Erstmals wurde er bereits im neunzehnten Jahrhundert verwendet. John Watkins Chapman, ein englischer Salonmaler, war der erste, der vom postmodernen Malstil schrieb. Der Deutsche Rudolf Pannwitz gebrauchte 1917 diesen Begriff ebenfalls, indem er sich an Friedrich Nietzsches Kritik der modernen Kunst anlehnte. 1926 verwendete der Amerikaner Bernard Iddings auch diesen Begriff als eine neue religiöse Spiritualität. Der italienische Literaturwissenschaftler Federico de Onis bediente sich 1934 ebenfalls dieses Begriffs. 1947 verwendete diesen Begriff auch Arnold J. Toynbee als Spätphase der westlichen Kultur. Der Amerikaner Irving Howe erblickte 1959 in der Literatur des Postmodernismus den Verfall des Modernismus. Und das ist der Standpunkt, den man im Grunde auch heute bezieht. Die theoretischen Grundlagen des Postmodernismus entwickelten später solche bekannten Wissenschaftler weiter wie: Michel Foucault, Jacques Derrida und Roland Bartes. Man darf dabei auch andere nicht aus den Augen verlieren: Luce Irigaray und Jacques Lacan.

Bevor wir uns dem literarischen Postmodernismus zuwenden, möchten wir zunächst allgemeine Elemente und Merkmale dieser ideologischen Richtung zusammenfassen. Alle Wissenschaftler behaupten zu Recht, dass im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses des Postmodernismus nicht die Innovation und Erneuerung stehe, sondern eine Rekombination oder neue Anwendung bereits vorhandener Ideen. Die Welt werde als pluralistisch, zufällig und chaotisch angesehen, und die menschliche Identität als instabil. Man unterstreicht auch die große Rolle der Massenmedien und Technik im Leben heutiger Menschen.

Man verweist auch auf die Zitathaftigkeit des Postmodernismus in der Philosophie, Kunst und Literatur, auf den erweiterten Kunst- und Literaturbegriff, auf den ironischen Charakter der Aussagen und auf deren Eklektizismus.

Als Elemente und Merkmale postmodernistischen Denkens und Urteilens werden gewöhnlich folgende Ideen angegeben: Verzicht auf die aufklärerische Vernuftgläubigkeit. Übrigens war das auch für den Modernismus kennzeichnend. Weiterhin wird der Verlust des autonomen, unabhängigen Subjekts als vernünftig handelnde Einheit vermerkt. Affektivität und Emotionalität spielen erneut eine große Rolle. Der universale Wahrheitsanspruch der Philosophie und Moral werde abgelehnt oder wenigstens kritisch betrachtet, so dass der Postmodernismus zum Amoralismus werde. Misstraut werde nunmehr jeglicher Ideologie, auch der Religion und sogar der Wissenschaft. Man verweist auch auf den Verlust der Kommunikationsfähigkeit des modernen Individuums und des Zusammengehörigkeitsgefühls. Das gesellschaftliche Leben charakterisiere sich durch das Vorhandensein zahlreicher Gruppen mit verschiedenen Interessen und Anschauungen. Der Individualismus greife ebenfalls um sich, was zum erheblichen Unterschied im Denken und Fühlen führe. Als weitere Merkmale des Postmodernismus werden Toleranz, Freiheit und radikale Pluralität angeführt, sowohl in der Gesellschaft als auch in Kunst und Kultur. Als neue Kulturtechniken werden Dekonstruktion, Mixing von Codes und Sampling angegeben. Die Welt werde als zunehmende Zeichenhaftigkeit angesehen. Feminismus und Multikulturalismus charakterisieren ebenfalls den Postmodernismus. In den postmodernistischen Kultur- und Geisteswissenschaften würden die Diskursanalyse, der Poststrukturalismus und der Dekonstruktivismus

zu vorherrschenden Methoden.

Postmodernistische Tendenzen werden auch in der Architektur, Kunst und Musik beobachtet. Darin wächst in erheblichem Maße die Pluralität, die mit der Pluralisierung von Lebensstilen einhergehe. In der Musik werden solche Techniken verwendet wie Collage, Crossover, Montage und Pastiche. Zu den postmodernistischen Elementen der Musik wird auch der Verzicht auf die modernistischen Traditionen gezählt wie Atonalität und Zwölftontechnik. Jonathan Kramer gibt 16 verschiedene Merkmale postmodernistischer Musik an, die vielfach auch für Literatur gültig sind. Es sind dies: Traditionsbruch, Ironisierung, Grenzüberschreitung, Verachtung für musikalische Dogmen, Fragmentarisierung, Musikzitate, Eklektizismus, Diskontinuität, spielerischer Umgang mit Traditionen, Vieldeutigkeit. Manche Musikwissenschaftler bezweifeln allerdings die Rechtmäßigkeit der Verwendung des Begriffs „Postmodernismus“ für Musik.

Der Postmodernismus in der Literatur und Literaturkritik entstand zunächst in den USA Ende der fünfziger Jahre. Als erster verkündete das 1959 der bekannte amerikanische Literaturkritiker Irving Howe im Artikel „ Massengesellschaft und postmoderne Literatur“. Das war der Beginn einer scharfen Diskussion über den Postmodernismus. Die Reaktion Howes auf die neue postmodernistische Literatur war ziemlich negativ und pessimistisch. Er vergleicht in seinem Artikel die Werke der großen Modernisten Pound und Joyce mit der postmodernistischen Literatur und stellt darin Schlaffheit und den Schwund des Erneuerungspotentials und der Durchschlagskraft fest. Diese Literatur, schreibt er, verhindere die Schriftsteller als schöpferische Individualitäten aufzutreten. Nichtsdestoweniger erkannte er an, dass die nivellierenden Menschenbilder der postmodernistischen Literatur die Massengesellschaft adäquater widerspiegelten als dies in der modernistischen Literatur der Fall war.

Die Verdienste der postmodernistischen Literatur erblickte er darin, dass sie die Teilung der Literatur in die Kunst für „Gebildete“ und „Unterkunst für Ungebildete“ abschaffte, wie das in der Klassengesellschaft der Fall war. Die neue Literatur, meint er, beseitige die Kluft zwischen Professionalismus und Dilletantismus in der Kunst, zwischen Künstler und Publikum.. Sie vereinige in sich ganz verschiedene Motive und künstlerische Einstellungen, sie höre auf, nur intellektuell und elitär zu sein und werde gleichzeitig romantisch, sentimental und populär. Sie beseitige frühere Grenzen zwischen Erhabenem und Niedrigem, zwischen Glaubwürdigem und Unwahrscheinlichem, Alltäglichem und Wunderbarem, Realem und Phantastischem. Sie belehre und unterhalte, bereite Vergnügen.

Nach Howe trete der Schriftsteller als „Doppelagent“ hervor. Er fühle sich wohl sowohl in der technologisierten Wirklichkeit als auch in der Welt der Wunder. Er unternehme gern Ausflüge in die reale Welt, aber auch in die erotischen Bereiche. Für ihn gebe es keine verpönten Zonen. Seine Literatur sei vielsprachig. Sie vereinige in sich elitäre und populäre Geschmäcker und zeichne sich durch radikale Pluralität aus.

Nach Meinung vieler Theoretiker des Postmodernismus sollte der ideale postmodernistische Roman auf einer höheren Warte stehen als auf den Zinnen des Realismus oder Irrealismus, des Formalismus oder der „Sinnhaftigkeit“, der „reinen Kunst“ oder der „engagierten“, der elitären Prosa oder der „Massenliteratur“. Sein Hauptanliegen bestehe darin, das Publikum zu erheitern und ihm Vergnügen zu bereiten. Bartes betrachtet die Literatur als „Form des Vergnügens“.

Viele Literaturwissenschaftler betrachten den postmodernistischen Roman als ein Kunstwerk, das sich einer genaueren Definition entziehe. Welcher Roman postmodernistisch sei, lasse sich nicht eindeutig sagen, denn es gebe keine eindeutigen Kriterien, die den postmodernistischen Roman von Romanen anderer Epochen unterschieden.. Der deutsch-neuseeländische Literaturwissenschaftler Gero von Wilpert schreibt darüber im „Sachwörterbuch der Literatur“ folgendes: Er sei eine „dichterische Erzählung“, die den Blick richte „auf die einmalig geprägte Einzelpersönlichkeit oder eine Gruppe von Individuen mit ihren Sonderschicksalen in einer… Welt, in der nach Verlust der alten Ordnungen und Geborgenheiten die Problematik, Zwiespältigkeit, Gefahr und die ständigen Entscheidungsfragen des Daseins an sie herantreten und die ewige Diskrepanz von Ideal und Wirklichkeit…. Das in das Weltgeschehen eingebettete Schicksal spielt sich in ständig erneuter Auseinandersetzung mit den äußeren Formen und Mächten ab, ist ständig individuelle Reaktion auf die Widersprüche und –Einflüsse und damit ständige eigene Schicksalsgestaltung“.

Im Gegensatz zum modernistischen Roman, für den Narrativität, Subjektivität und für verbindlich gehaltene Vorstellung von Welt, „Wirklichkeit“, Realität kennzeichnend sei, verweigere sich der postmodernistische Roman einer linearen, chronologischen Erzählweise, so dass der Leser aus vereinzelten Fragmenten das Romangeschehen selber konstruieren müsse. Übrigens stimmt dies nur zum Teil. Die unchronologische Erzählweise war bereits seit der Antike bekannt. Im Postmodernismus wird derartige Schreibweise nur häufiger und intensiver verwendet. Daher ist diese Behauptung ziemlich zweifelhaft.

Die Hauptfiguren der postmodernistischen Romane können häufig nicht über ihr Schicksal selbständig entscheiden, sie entwickeln sich nicht, bleiben immer gleich oder degenerieren. Sie hängen von den Umständen ab oder werden von anderen Personen gelenkt und gesteuert. Auch diese Charakteristik der Protagonisten eines Literaturwerks kann Zweifel hervorrufen, denn die Romangestalten sind letztendlich vom Autor geschaffene „Textfiguren“, aber auch aus anderen Werken auf dem Prinzip der Intertextualität entlehnte Helden. Dabei können ältere Texte zitiert, collagiert, parodiert und persifliert werden.. Es kann dabei auch ein neuer „Sinn“ konstruiert werden, den es bis dahin nicht gab.

Man soll auch nicht vergessen, dass das Prinzip der Intertextualität nicht von den Postmodernisten erfunden wurde. Es existierte und wurde auch früher verwendet. Thomas Mann und James Joyce bedienten sich dieses Prinzips. Im „Ulysses“ von Joyce und im „Doktor Faustus“ von Th. Mann finden sich zahlreiche Beispiele für die Verwendung dieses Prinzips. Sogar im „Don Quichot“ von Cervantes lässt sich dieses Prinzip feststellen. Dies beweist nur, dass der postmodernistische Roman wenig erfunden hatte, er basiert auf zahlreichen Vorläufern aus vielen Literaturen, unter anderem auf der amerikanischen „Beat Generation“, auf den französischen Oulipiens („Werkstatt für Potentielle Literatur“), auf dem Surrealismus und anderen modernistischen Tendenzen und Richtungen.

Als Hauptfigur des ganzen literarischen Postmodernismus gilt der bereits erwähnte italienische Schriftsteller Umberto Eco, dessen Roman „Der Name der Rose“ (1980) weltberühmt und Bestseller wurde. Dieser Roman fasste in sich alle Züge des Postmodernismus zusammen. Er ist allen Lesern durchaus zugänglich und bereitet ihnen Genuss und Vergnügen. Er entspricht jedem Geschmack und Anspruch. Seine Popularität ist immens. Der Roman erzielte eine nie dagewesene Gesamtauflage.

Und trotzdem muss man sagen, dass dieser postmodernistische Roman eher eine Ausnahme ist. Der Großteil der postmodernistischen Literatur gehört zur Massenliteratur und nicht zur hohen Kultur und zur wahren Kunst.

Postmodernistische Romane und Autoren gibt es praktisch in allen westeuropäischen und amerikanischen Literaturen. Auch im deutschen Sprachraum wirkten und wirken mehrere Autoren, deren Bücher typisch postmodernistisch und von hoher Qualität sind. Es sind dies: Christian Kracht („1979“, „Faserland“, „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“), Christoph Ransmayr („Die letzte Welt“), Robert Schneider („Schlafes Bruder“), Patrick Süskind („Das Parfum“), Oswald Wiener („die verbesserung von mitteleuropa, roman“, Hans Wollschläger („Herzgewächse oder der Fall Adams“) und Urs Widmer („Im Kongo“).

 

Kontrollfragen:

 

1. Was bezeichnet der Begriff „Postmodernismus“?

2. Was warfen die Postmodernisten den Modernisten vor?

3. In welchen Lebensbereichen fand der Postmodernismus weite Verbreitung?

4. Welche Gedanken enthält das Buch von Lyotard „Das postmoderne Wissen“?

5. Wie nannte Lyotard in seinem Buch alle voraufgegangenen philosophischen Lehren?

6. Was legitimierten nach Lyotard die modernistischen Erklärungsmodelle?

7. Was brauchte man nach Lyotard, um in allen Fragen Toleranz und Pluralität zu fördern?

8. Auf welchen Prinzipien sollen die Gesellschaft und ihre Kultur beruhen und auf welchen nicht?

9. Von welchen drei großen Meta-Erzählungen spricht Lyotard?

10. Woran glaubt man nach Lyotard nicht mehr?

11. Wer blieb als treuester Anhänger des Postmodernismus im Gegensatz zu vielen anderen, die zum Modernismus zurückkehrten?

12. Was wissen sie von der Entstehungsgeschichte des Begriffs „Postmodernismus“?

13. Wie meinen Sie, ist der Postmodernismus auf Innovation und Erneuerung oder auf Rekombination und neue Anwendung bereits vorhandener Ideen ausgerichtet?

14. Wie wird die Welt von den Postmodernisten angesehen? Pluralistisch, zufällig, chaotisch oder irgendwie anders?

15. Auf welche Merkmale des Postmodernismus wird noch hingewiesen? Auf Zitathaftigkeit, auf den erweiterten Kunst- und Literaturbegriff, auf den ironischen Charakter der Aussagen und deren Eklektizismus?

16. Wie verhalten sich die Postmodernisten zu der aufklärerischen Vernuftgläubigkeit. Ist ihr Standpunkt in dieser Frage dem des Modernismus ähnlich?

17. Gehören auch die Affektivität und Emotionalität ebenfalls zu den Merkmalen des Postmodernismus?

18. Wie betrachten die Postmodernisten den universellen Wahrheitsanspruch der Philosophie und Moral?

19. Warum misstrauen die Postmodernisten jeder Ideologie, Religion und der Wissenschaft?

20. Warum verweisen die Postmodernisten auf den Verlust der Kommunikationsfähigkeit des modernen Individuums und des Zusammengehörigkeitsgefühls?

21. Warum greift auch der Individualismus in der Gesellschaft um sich?

22. Welche neuen Kulturtechniken sind für den Postmodernismus charakteristisch? Sind es Dekonstruktion, Mixing von Codes und Sampling?

23. Warum wird die Welt als zunehmende Zeichenhaftigkeit angesehen?

24. Sind Feminismus und Multikulturalismus ebenfalls Merkmale des Postmodernismus?

25. Welche Methoden werden in den postmodernistischen Kultur- und Geisteswissenschaften vorherrschend? Sind es vielleicht Diskursanalyse, Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus?

26. In welchen Kunstgattungen werden postmodernistische Tendenzen ebenfalls beobachtet?

27. Welche 16 postmodernistische Merkmale in der Musik wurden von Jonathan Kramer genannt?

28. Wo entstand der Postmodernismus in der Literaturkritik erstmals?

29. Worum geht es im Artikel des amerikanischen Literaturkritikers Howe „Massengesellschaft und postmoderne Literatur“?

30. Was kritisiert Howe am Postmodernismus in der Literatur?

31. Was sieht Howe als eines der größten Verdienste des Postmodernismus an? Etwa die Beseitigung der Kluft zwischen Professionalismus und Dillettantismus?

32. Wie finden sie die Definition Howes in Bezug auf den Schriftsteller als „Doppelagent“?

33. Wie ist der Standpunkt des Postmodernismus in der Frage nach Realismus und Irrealismus?

34. Stimmt es, dass der postmodernistische Roman sich einer genauen Definition entziehe?

35. Was schreibt der deutsch-neuseeländische Literaturwissenschaftler Gero von Wilpert darüber?

36. Stimmt seine Behauptung, dass der modernistische Roman Narrativität, Subjektivität und verbindliche Vorstellung von Realität besitze, während der postmodernistische Roman sich der linearen, chronologischen Erzählweise verweigere?

37. Was kann man von der Beschaffenheit der Hauptfiguren postmodernistischer Romane sagen?

38. Wie realisiert sich das Prinzip der Intertextualität in den postmodernistischen Romanen?

39. Wie meinen sie, ist das Prinzip der Intertextualität von den Postmodernisten erfunden worden, oder er existierte in der Literatur immer, bereits in der Antike?

40. Welche bekannten Autoren der Vergangenheit verwendeten ebenfalls das Intertextualitätsprinzip?

41. Auf welche Vorläufer stützt sich der Postmodernismus in der Literatur?

42. Wie schätzen sie den Roman „Der Name der Rose“ von Umberto Eco ein?

43. Welche deutschsprachigen Bücher und Autoren des Postmodernismus

kennen Sie?

 

TEIL II

 

TEXTE FÜR INTERPRETATION MIT KURZBIOGRAPHIEN DER AUTOREN SOWIE FRAGEN UND AUFGABEN

 

II.1. Karl Henckell (1864—1929)

D er bekannteste naturalistische Lyriker, ist er vor allem als Autor des Gedichts „Trutznachtigall“ bekannt, in dem er seine Auffassungen von der neuen Lyrik poetisch darlegte. Er wünschte gar, im Elend geboren zu sein, um das Elend besser besingen zu können. Seine Gedichte aus den achtziger Jahren vermittelten wie die von Arno Holz neue Inhalte, wie Großstadtleben, Arbeiterelend und Dirnentum, allerdings in alten, epigonalen Formen. 1884 erschien die Anthologie „Moderne Dichter-Charaktere“. Karl Henckell war einer deren Mitherausgeber. Seine Gedichte, die darin enthalten sind, befremden den heutigen Leser durch Kraftmeierei im Inhalt und Banalität der Form. In den neunziger Jahren gab Henckell allerdings soziale Positionen auf. Seine Standpunkte wurden nunmehr ausgesprochen individualistisch, dies zeigt sich besonders krass in seiner Gedichtsammlung „Zwischenspiel“, wo man übrigens folgende Zeilen lesen kann:

Volksführer? Nein! Die Toga passt mir nicht,

ich bin zu schüchtern, Politik zu treiben.

Ich bilde mich und mein Gedicht,

was meinem Innern fern liegt, lass ich bleiben.

Aus Mitgefühl sang ich mein Lied der Not,

doch dem Parteigetriebe bin ich tot“

Karl Henckell wurde in Hannover 1864 geboren. Seine Kinheit verbrachte er in einem Haus mit dem später bekannt gewordenen deutschen Schriftsteller Frank Wedekind. Zu seinen Freunden zählte in seinen Jugendjahren auch O.E. Hartleben. Als Zweiundzwanzigjähriger nahm er das Studium von Germanistik, Geschichte und Nationalökonomie auf. Fast alle Naturalisten waren mit ihm bekannt. In seinen jungen Jahren zeigte er Sympathie für die Sozialdemokratie und Arbeiterbewegung.

Was seine poetische Entwicklung betrifft, so verlief sie nicht ohne widerspräche. Sein erster Lyrikband „Poetisches Skizzenbuch“(1884) war von unklaren Stimmungen erfüllt. Seine weiteren Gedichte bekundeten bereits oppositionelle Entschlossenheit. Und so blieben sie bis 1890. Im Gegensatz zu anderen naturalistischen Lyrikern nahm er eindeutig Volkstradition auf. Aber insgesamt entwickelter er sich weiter in der Nachfolge des Vormärzdichters Herwegh.

Die Thematik seiner Gedichte dieser Zeit zeichnet sich durch Vielfalt, aber auch Heterogenität aus, aber als Hauptthema überwiegt ganz eindeutig Not und Kampf des Proletariats, was sich als Kritik an herrschendem Regime, als Mühsal der Arbeit und als Bekämpfung des Sozialistengesetzes realisiert. Der Gegensatz von „arm“ und „reich“, Proletariat und Bourgeoisie prägt häufig die Aussage vieler Verse. Der kämpfende Proletarier erscheint in manchen Gedichten als Erlöser der Menschheit von Unterdrückung und Ausbeutung, allerdings im Lichte messianischer Hoffnung. Und somit wird die historische Perspektive mit dem Sieg des Proletariats verbunden. Das zeigt zweifelsohne weltanschauliche Unklarheiten.

1891 stellt Henckell im Auftrag der Führung der SPD „Buch der Freiheit“, eine lyrische Anthologie, zusammen, die naturalistische Texte enthält. Vorher veröffentlicht er aber den Gedichtband „Diorama“ (1890), in dem Gedichte zu sozialer Thematik überwiegen. Und trotzdem kann man anhand mancher Texte daraus den Rückzug von politischen Fragestellungen beobachten.

Die Dirne

Schleiche auf dunklem Flur,

Schleppe grauen Gram.

Bin ja, bin ja nur

Eine alte Hur:

Habt mich für Geld.

Kenne auf der Welt

Keine Scham –

Ein Tier!

War doch auch ein Kind,

Rein wie ihr,

Las in dem Angebind,

Dem Samtbrevier:

Herrgott, dich loben wir –

Bin wie ihr gesprungen

Zu Spiel und Tanz,

Habe so hell gesungen

Auf sonniger Heide:

Wir winden dir den Jungfernkranz! –

Mit veilchenblauer Seide…

 

Schleiche auf dunklem Flur,

Hässliche, alte Hur,

Gehorsamer Diener!

Gehorsamer Diener! –

Gott!! – Mütterchen, was sagt der liebe Gott?

„Beten, beten!“

Heißa, heißa, hopsassa!

La la la…

Hopsassa!

Schöner grüner,

Schöner grüner Jungfernkranz!

-- Mir wird schlecht. –

Hunger – Brot! Brot!

Liebste für ‘n Lumpengeld,

Ist doch ‚ne elende Welt! --

O läg ich tot…!

 



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