II.8. Peter Altenberg (1859—1919) 


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II.8. Peter Altenberg (1859—1919)



Eigentlich hieß der Schriftsteller Richard Engländer. Er wurde am 9. März 1859 in Wien geboren. Er studierte Jura und Medizin. Zuerst war er Buchhändler, erst später wurde er freier Schriftsteller. Man hielt ihn für einen musterhaften Cafehausliteraten. Er war ein Meister der impressionistischen Prosaskizze. Der Literat verstarb in Wien am 8. Januar 1919.

Peter Altenberg zieht sich auf die einzelperson als einzige Quelle des Menschlichen und empfindet wie viele andere literarische Zeitgenossen tiefe Abneigung gegen alles Massebhafte, Laute und Organisierte. Ihm eignet der Aristokratismus der Besitzlosen und Deklassierten, indem er den Lebensgenuss unabhängig von gesellschaftlichen Lebensbedingungen verkündet.

Der schriftstellerische Erstling Peter Altenbergs „Wie ich es sehe“ hatte programmatischen Charakter. Er war großer Meister von Prosaminiaturen im Umfang zwischen fünf Zeilen und höchstens fünf Seiten. Sein Schaffen basiert auf ein Paar Lieblingsideen, die er sein Leben lang immer wieder variierte.Die Hauptidee seiner Werke besteht in dem Gedanken, dass man Glück und Unglück nur bei sich selbst suchen und finden müsse, dass überall Poesie und Schönheit sei, und dass man „die Romantik des Tages und der Stunde“ immer finden können, wenn man es verstehe. Den Schriftsteller bewertet man häufig als „Doktrinär der Verklärung von Nichtigkeiten“ und „den Prediger hätschelnder Eigenliebe, die den Einzelmenschen zur allgemeinen Welt- und Menschenliebe führen könne.Den Geist versteht er als bewusst gewordene Natur und den menschlichen Körper als höchtes Naturwunder. Die Menschheit könne, behautet er, ihre „Entwicklungs-Gipfel“ erreichen, wenn ihre einzelnen Vertreter bekömmliche Speisen essen, gute Seifen gebrauchen und Kniebeugen machen sowie Frischluft atmen. Einen großen Raum nehmen in seinen Texten Beschreibungen nichtehelicher Liebesbeziehungen. In seinen Prosaminiaturen verherrlicht er die Schönheit der Frauen, deren gesteigerte Sinnlichkeit und leiblich-seelische Verfeinerung. Allerdings behauptet er, dass Frauen ausschließlich und allein für die Liebe geschaffen seien und für sonst nichts. Er hat nichts gegen die Prostitution, wenn man die Prostituierte „menschlich“ liebe. Um die Jahrhundertwende waren viele Leser von den Ideen des Schriftstellers entzückt und sogar begeistert, was heutzutage wohl kaum verständlich sein kann.

Landpartie

 

Er überreichte ihr diese goldgelben Blumen, die aussehen wie kleine bronzierte Lilien---.

«Bei mir welken alle Blumen—«, sagte sie und steckte das Bouquet in das braunseidene Gürtelband.

Dann stiegen sie in den Wagen und fuhren in den frischen Morgen hinein---.

Frisch war der Morgen, frisch---.

Der junge Mann sang:»Den Finken des Waldes die Nachtigall ruft--, von Geigenstrich hallt es goldrein durch die Luft--. «

«Singen Sie nicht --- «, sagte sie.

Er schwieg---.

«Singen Sie, wenn es Ihnen Vergnügen macht – «, sagte sie,»Sie haben eine hübsche Stimme --. Singen Sie die letzte Strophe: >auf blumiger Höh < `---. «

Er schwieg und blickte in dieses süße geliebte Antlitz ---.

Sie lächelte--. Dann sah sie gleichgültig in die Natur. Mit der konnte man nicht spielen. Die war kalt, gelassen und lächelte selbst -.

Lärchen im hellgrünen Flor standen da auf hellbraunem Boden.

An sonnigen Stellen auf kurzgrasigen Wiesen standen Blumen im Herbstkleid wie grauseidene Watte und dunkelgelbe Kompositen auf graugrünen Stengeln.

Im marmorweißen Bachgerölle standen dunkle Weidengruppen und längs des Weges hellrote Berberitzen ---.

Es kam ein steiles Stück.

Der Kutscher stieg ab und ging neben dem Wagen.

Der junge Mann, das junge Mädchen stiegen aus ---.

Sie pflückte heliotropfarbigen Enzian und band ihn zu den Blumen.

Er empfand das wie eine Auszeichnung. So wenig braucht man --.

Er sagte:»Wie sie das gestern abend gesagt haben ---: > Sie werden morgen nicht mitfahren, Sie bleiben zu Hause, Monsieur, wenn Sie so sind---.< Dann wandten Sie den Kopf um, weil ich zurückblieb, von ihrer Seite wich. Sie lächelten ---. Sie lächelten, wie wenn man sagt: >Nein, du darfst mitfahren, ich bin wieder gut, aber sei nur nicht so dumm, bist du denn ein Mann oder ein ganz kleines Baby?! Vielleicht möchtest du sogar weinen ---?!< «

Diese Art sich auszudrücken, die Seele plastisch hinzustellen, verstand sie gar nicht ---.

Sie wurde nervös und sagte:»Sie, lassen Sie mich in Ruhe mit Ihren überspannten Sachen ---. «

Dann sagte sie, ein bisschen schüchtern, unsicher:» Sie, Monsieur, wie heißen diese roten Beeren --?! Sie wissen doch alles ---. «

«Berberitzen, Weinscharl - - «, sagte er und hatte ein Gefühl wie Blei-Schwere.

Und sie:»Sie sind hübsch --. «

Das hieß:»Siehst du, ich bin gar nicht so, ich führe mit dir liebenswürdige Konversation ---! «

Dann sagte sie:» Ich kann nicht mehr gehen, steigen wir ein zu den anderen---.»

Sie gab ihm den ecruseidenen Schirm zu halten und blickte ihn an, wie wenn man sagt:»Bist du böse -?! «

Der müde Zug verschwand aus seinem Antlitz. Er sah aus wie ein Zwanzigjähriger, der blonde Locken schüttelt und jauchzt ---. Aber er war viel älter, und es ging vorüber ---.

Tannen in Trauer, Lärchen mit grünem Flor, Lärchen mit grünem Flor, Tannen in Trauer, Lärchen, Tannen, Tannen, Lärchen --.

Der junge Mann summte das Cello-Motiv aus Manon. Dann sang er es sanft wie der Cellist in der Hofoper ---.

Auf sumpfigen, patschigen, leuchtenden Wiesen standen weiße Sternblumen und gelbe Dotterblumen --.

Wiesen, Wiesen ---. Irgendwo begann ein Zaun und grenzte Sumpf ab ---.

Plötzlich lag der See da, milchblau, mare austriacum ---.

Man stieg aus. Man badete im See und dinierte auf der Terrasse ---. Spät abends war die Rückfahrt. Alle nahmen Plaids.

Der junge Mann saß ihr gegenüber ---.

Sie hatte nicht mehr den triumphierenden Lach-Blick. Sie war nur müde ---.

Die Wagenlaternen beleuchteten hellbraune kerzengerade Stämme und gelblichgrüne verwaschene Teppiche ---.

Wie wenn man die Natur aus dem Schlafe weckte mit einem grellen Lichte ---. Sie hat nicht mehr den triumphierenden Lach-Blick --.

Der Wagen fuhr langsam, vorsichtig, durch den dunklen kalten Wald ---.

Da dachte der Herr an die Stunden, in welchen die Dame mit ihm spielte wie mit einem Püppchen, Hündchen und quasi (als ob) in die Händchen klatschte und jauchzte über ihre riesigen Ungezogenheiten ---.

Es war wie eine Sehnsucht in ihm nach diesem goldenen Zeitalter --. Es war die Jugend, das leichte launige Glück ---.

Aber der Wagen fuhr langsam durch den kalten Wald, und sie hatte den triumphierenden Blick verloren und war müde ---.

«Singen Sie das Cello-Motiv aus Manon --- «, sagte sie sanft. Er schwieg.

Aber sie fühlte, dass er es innerlich sang, mit lauter, süßer Stimme, wie wenn die erste Begegnung im Gasthofe darin läge zwischen Des Grieux und Manon und alles andere und der Tod auf fremder Erde, wo er sie begrub ---.

Der Wagen fuhr langsam durch den kalten dunklen Wald -.

 

Fragen und Aufgaben zum Text:

 

I.

1. Was besagt der Titel des Werkes: „Landpartie“? Wird im Titel schon das Thema exponiert?

2. Wie würden Sie das Thema des vorliegenden Textes bestimmen? 3. Was können Sie zu dessen Problematik sagen?

4. Könnten Sie die Schaffensmethode des Autors bestimmen?

5. Kann man im Werk die Züge des impressionistischen Stils feststellen? Welche könnten es sein?

6. Ist das Pathos hier romantisch oder ironisch?

7. Wie sind die Proportionen im Gebrauch von Gestaltungsmitteln im Text(Porträt, Charakteristik, Figurensprache, Naturbild)?

8. Welche Idee wird hier durch den Gang der Ereignisse im Sujet realisiert?

9.Charakterisieren Sie die Struktur des Sujets. 10. Wie ist das Verhältnis zwischen Autoren- und Figurensprache im Text?

11. Äußern Sie sich zu den kompositorischen Verfahren der Kurzgeschichte: Anonymität der Figuren, Psychologisierung, Spiel.

12. Was halten Sie von der äußeren und inneren Gliederung des Textes?

13. Das Liebesmotiv wird hier durch das „Cello-Motiv aus Manon“ geprägt. Erklären Sie das.

14. Was wissen Sie von dem weltberühmten Liebesroman „Geschichte der Manon Lescaut und des Chevalier Des Grieux“ des alten Abbe` Antoine-Francois Prevost vom Beginn des 18. Jahrhunderts? (Rokokoroman)

15. Was wissen Sie über den Komponisten Giacomo Puccini und über seine Opern („Manon Lescaut“ (1893), „Boheme“ (1896), „Madame Butterfly“ (1904) u.a.)?

Wie finden Sie die Sprachgestaltung in der Kurzgeschichte? Erklären Sie den Begriff „Metasprache“.

Werden hier örtliches, soziales und geschichtliches Kolorit geprägt? (z.B. mare austriacum).

 

II.

1.Charakterisieren Sie den Satzbau; die Satzlänge und die Wortwahl im Text.

2. Welche Stilmittel bewirken die Bildkraft des vorliegenden Textes?

 

Nehmen Sie Stellung zu den Worten von Egon Friedell:

Wenn man unter der Theaterstadt eine Stadt versteht, in der alles „Theater“, das heißt nichts echt und tief, sondern alles Schminke und Oberfläche ist, eine Stadt, in der Tag und Nacht Komödie gespielt wird: dann ist Wien die Theaterstadt schlechthin.

 



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