Und sie ging zu ihm und umarmte ihn zum ersten Mal. »Danke, Max.« 


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Und sie ging zu ihm und umarmte ihn zum ersten Mal. »Danke, Max.«



Zuerst stand er einfach nur da, aber als sie ihn festhielt, hoben sich allmählich seine Hände und legten sich sanft auf ihre Schulterblätter.

Erst später sollte sie von dem hilflosen Ausdruck auf Max Vandenburgs Gesicht erfahren. Sie sollte ebenfalls herausfinden, dass er in diesem Moment beschloss, ihr etwas zurückzugeben. Ich stelle mir oft vor, wie er die ganze Nacht wach lag und überlegte, was er ihr wohl schenken könnte.

Das Geschenk wurde auf Papier gefertigt und eine Woche später überreicht.

Er brachte es ihr in den frühen Morgenstunden und kehrte dann die Zementstufen hinab in sein Refugium zurück, das er mittlerweile als Zuhause bezeichnete.

Und sie ging zu ihm und umarmte ihn zum ersten Mal.»Danke, Max.«

Zuerst stand er einfach nur da, aber als sie ihn festhielt, hoben sich allmählich seine Hände und legten sich sanft auf ihre Schulterblätter.

Erst später sollte sie von dem hilflosen Ausdruck auf Max Vandenburgs Gesicht erfahren. Sie sollte ebenfalls herausfinden, dass er in diesem Moment beschloss, ihr etwas zurückzugeben. Ich stelle mir oft vor, wie er die ganze Nacht wach lag und überlegte, was er ihr wohl schenken könnte.

Das Geschenk wurde auf Papier gefertigt und eine Woche später überreicht.

Er brachte es ihr in den frühen Morgenstunden und kehrte dann die Zementstufen hinab in sein Refugium zurück, das er mittlerweile als Zuhause bezeichnete.

Ende Februar, als Liesel eines frühen Morgens erwachte, schob sich eine Gestalt in ihr Zimmer. Wie immer versuchte Max, sich wie ein schweigender Schatten zu bewegen.

Liesel, die mit den Augen die Dunkelheit absuchte, konnte nur spüren, dass der Mann sich näherte.

»Hallo?«

Keine Antwort.

Nichts außer den annähernd geräuschlosen Schritten, die auf ihr Bett zukamen. Ein leises Schaben, mit dem er die harten Seiten auf den Boden legte, neben ihre Socken. Eine Kante bog sich leicht nach unten, in eine Ritze zwischen den Bodendielen hinein.

»Hallo?«

Diesmal kam eine Antwort.

Sie wusste nicht genau, wo die Worte ihren Ursprung hatten. Wichtig war nur, dass sie ankamen. Sie rückten auf sie zu und knieten sich neben ihr Bett.

»Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Schau es dir morgen früh an. Gute Nacht.«

Eine Zeit lang glitt sie in den Schlaf hinein und wieder heraus, war sich nicht sicher, ob sie nur geträumt hatte, dass Max bei ihr gewesen war.

Am Morgen, als sie erwachte und sich auf die Seite drehte, sah sie die Blätter auf dem Boden liegen. Sie griff nach unten und hob sie auf, lauschte dem Papier, das in ihren schläfrigen Händen kratzte.

Mein ganzes Leben lang hatte ich Angst vor Männern, die über mir standen...

Die Seiten, die sie umblätterte, waren laut, wie ein statisches Rauschen, das die Geschichte, die sie erzählten, umgab.

Drei Tage, so sagte man mir... und was sah ich, als ich aufwachte?

Unter den Worten lagen die ausgelöschten Seiten von Mein Kampf, keuchend, erstickend unter der Farbe, während sie umgewendet wurden.

Sie hat mir bewiesen, dass der beste Überstehmann, den ich je gekannt habe...

Liesel las und betrachtete Max Vandenburgs Geschenk drei Mal. Jedes Mal entdeckte sie einen neuen Pinselstrich. Danach kletterte sie, so leise sie konnte, aus dem Bett und ging in Mamas und Papas Zimmer. Der Platz neben dem Kamin war verlassen.

Als sie darüber nachdachte, erschien es ihr sogar passender - nein, vollkommen passend -, ihm dort zu danken, wo die Seiten entstanden waren.

Sie ging die Kellertreppe hinunter. Dort, an der Wand, sah sie ein gerahmtes Bild hängen, das nur in der Fantasie existierte - ein still gelächeltes Geheimnis.

Obwohl sie nur ein paar Meter gehen musste, war es ein weiter Weg zu der Anordnung von Lumpen und Farbeimern, die Max Vandenburg abschotteten. Sie schob die Tücher, die der Wand am nächsten waren, beiseite, bis sie durch einen schmalen Korridor ins Innere schauen konnte.

Das Erste, was sie von ihm sah, war seine Schulter. Durch die schmale Gasse hindurch schob sie langsam, verletzlich, ihre Hand, bis sie auf seiner Schulter zur Ruhe kam. Seine Kleidung war kühl. Er wachte nicht auf.

Sie fühlte seinen Atem, fühlte, wie sich seine Schulter sanft hob und senkte. Eine Weile betrachtete sie ihn. Dann setzte sie sich und lehnte sich zurück.

Schläfrige Luft schien ihr gefolgt zu sein.

An der Wand neben der Treppe standen die Skizzen und Worte, an denen er geübt hatte, in ihrer ganzen Pracht, zerklüftet, kindlich und liebevoll. Sie schauten zu, wie der versteckte Jude und das Mädchen schliefen, Hand an Schulter.

Sie atmeten. Deutsche und jüdische Lungen.

Neben der Wand lag Der Überstehmann, erstarrt und erfreut, wie ein herrliches Kitzeln an Liesel Memingers Füßen.

TEIL 5

DER PFEIFER

Es wirken mit: ein treibendes Buch - Spieler - ein kleiner Geist - zwei Haarschnitte - Rudis Jugend - Verlierer und Skizzen - ein Pfeifer und ein Paar Schuhe - drei Dummheiten - und ein ängstlicher Junge mit erfrorenen Beinen

DAS TREIBENDE BUCH (Teil 1)

Ein Buch trieb die Amper hinab.

Ein Junge sprang ins Wasser, watete darauf zu und packte es mit der rechten Hand. Er grinste.

Bis zur Hüfte stand er im eisigen Dezemberwasser.»Wie wär's mit einem Kuss, Saumensch?«, sagte er.

Die Luft war herrlich, lieblich, betäubend kalt, nicht zu vergessen den hämmernden Schmerz des Wassers, der sich von seinen Zehen bis zur Hüfte hinaufschob.

Wie wär's mit einem Kuss?

Wie wär's mit einem Kuss?

Armer Rudi.

EINE BEKANNTMACHUNG

Rudi Steiner verdiente es nicht, auf diese Art und Weise zu sterben.

Vor euren Augen seht ihr die klatschnassen Buchseiten an seinen Fingern kleben. Ihr seht die zitternden blonden Haarfransen. Ihr vermutet, wie ich es getan hätte, dass Rudi noch am selben Tag an Unterkühlung sterben würde. Aber so war es nicht. Erinnerungen wie diese gemahnen mich daran, dass er das Schicksal nicht verdiente, das ihn zwei Jahre später ereilen sollte.

In vielerlei Hinsicht war es Diebstahl, einen Jungen wie Rudi mitzunehmen - ein solches Übermaß an Leben, so viel, wofür es sich zu leben lohnte -, aber aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, dass ihm der erschreckende Sturm, das Rumpeln und der geschwollene Himmel in jener Nacht, in der er starb, gut gefallen hätten. Er hätte geschrien, geweint, sich umgedreht und gelächelt, wenn er die Bücherdiebin auf Händen und Knien neben seinem entseelten Körper hätte sehen können. Er wäre froh gewesen zu erleben, wie sie seine staubigen, von Bomben zerfressenen Lippen küsste.

Ja, ich weiß es.

In der Dunkelheit meines finster schlagenden Herzens weiß ich es. Es hätte ihm bestimmt gefallen.

Seht ihr?

Selbst der Tod hat ein Herz.

DIE SPIELER (Ein Würfel mit sieben Seiten)

Natürlich bin ich gemein. Ich verderbe euch den Spaß und nehme das Ende vorweg, das Ende des gesamten Buches und besonders dieses Abschnitts. Ich habe euch zwei Ereignisse im Voraus verraten, weil ich nicht an Heimlichtuerei interessiert bin. Heimlichkeiten langweilen mich. Ich weiß, was passieren wird, und ihr auch. Es ist die Art und Weise, wie es passiert, die mich ärgert, verwirrt, fasziniert und erstaunt.

Es gibt viele Dinge zu bedenken.

Die Geschichte ist prallvoll.

Da gibt es zum Beispiel ein Buch mit dem Titel Der Pfeifer, über das wir unbedingt reden müssen, und auch über den Grund, warum es kurz vor Weihnachten 1941 in der Amper trieb. Damit sollten wir uns zuerst beschäftigen, meint ihr nicht auch?

Also abgemacht.

Das werden wir.

Mit Glücksspiel fing es an. Man setzt alles auf eine Karte und versteckt einen Juden, und so lebt man dann auch.



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