Trotz dieser Hindernisse war sie dennoch in der Lage zu sprechen und zu streiten. 


Мы поможем в написании ваших работ!



ЗНАЕТЕ ЛИ ВЫ?

Trotz dieser Hindernisse war sie dennoch in der Lage zu sprechen und zu streiten.



NOCH EIN GESPRÄCH ZWISCHEN RUDI UND LIESEL

»Mach schon, Saumensch, das waren schon zehn Mal.«»Stimmt nicht, es waren erst acht - ich habe noch zwei.«

»Na, dann beeil dich gefälligst. Ich sag's ja, wir hätten ein Messer holen und es in zwei Hälften sägen sollen. - Komm schon, das waren jetzt noch zwei Mal!«»Also gut. Hier. Und schluck's bloß nicht runter!«(Eine kurze Pause.)»Das ist klasse, was?«»Darauf kannst du wetten, Saumensch.«

Sowohl der August als auch der Sommer gingen bald zu Ende, da fanden sie einen Pfennig auf dem Boden. Helle Aufregung.

Er steckte halb verrottet im Dreck, auf dem Weg, den Liesel mit der Wäsche ging. Eine einsame, verrostete Münze.

»Schau dir das an!«

Rudi stürzte sich darauf. Die Erregung stach in ihrem Innern, während sie zu Frau Lindners Laden zurücksausten. Sie verschwendeten keinen Gedanken daran, dass sie mit einem einzigen Pfennig nicht besonders weit kommen würden. Sie stolperten durch die Tür und standen vor der arischen Ladenbesitzerin, die voller Verachtung auf sie niederblickte.

»Ich warte«, sagte sie. Ihr Haar war straff zurückgekämmt, und ihr schwarzes Kleid würgte ihren Körper. Von der Wand aus hielt das gerahmte Foto des Führers Wache.

»Heil Hitler«, sagte Rudi.

»Heil Hitler«, erwiderte sie und richtete sich hinter der Theke zu voller Größe auf.»Und du?«Sie funkelte Liesel an, die mit einem prompten»Heil Hitler«reagierte.

In Windeseile fischte Rudi die Münze aus der Hosentasche und legte sie entschlossen auf die Theke. Er schaute geradewegs in Frau Lindners bebrillte Augen und sagte:»Gemischte Bonbons, bitte.«

Frau Lindner lächelte. Ihre Zähne drängelten in ihrem Mund, um Platz zu finden, und ihre unerwartete Freundlichkeit brachte auch Liesel und Rudi zum Lächeln. Aber es währte nicht lange.

Frau Lindner bückte sich, kramte einen Moment lang herum und tauchte dann wieder hinter der Theke auf.»Hier«, sagte sie und warf ein einzelnes Bonbon auf die Theke.»Mischen könnt ihr es selbst.«

Draußen wickelten sie das Bonbon aus und versuchten, es in zwei Hälften zu beißen, aber der Zucker war so hart wie Glas. Er war sogar zu hart für Rudis Reißzähne. Stattdessen mussten sie das Bonbon in Lutschportionen aufteilen. Zehn Mal Lutschen für Rudi, zehn Mal für Liesel. Hin und her, bis das Bonbon verschwunden war.

»So«, verkündete Rudi irgendwann mit einem bonbonverklebten Lächeln,»gefällt mir das Leben.«Liesel konnte ihm nur zustimmen. Als sie fertig waren, leuchteten ihre Münder feuerrot, und auf dem Heimweg schärften sie sich gegenseitig ein, nach weiteren verlorenen Münzen Ausschau zu halten.

Natürlich fanden sie nichts mehr. Niemand kann zwei Mal in einem Jahr so viel Glück haben, geschweige denn zwei Mal an einem Nachmittag.

Trotzdem spazierten sie mit roten Zungen und roten Zähnen über die Himmelstraße und suchten voller Glück den Boden ab.

Der Tag war großartig gewesen, und Deutschland war ein wundersamer Ort.

DER KÄMPFER: ZWEITE RUNDE

Wir eilen jetzt voraus, zu einem Kampf in kalter Nacht. Die Bücherdiebin wird uns später wieder einholen.

Es war der 3. November, und der Boden des Zugwagons hielt seine Füße fest. Er hatte eine Ausgabe von Mein Kampf vor sich und las darin. Schweiß troff aus seinen Händen. Fingerabdrücke umklammerten das Buch.

BÜCHERDIEBIN VERLAGS GMBH

präsentiert Mein Kampf von Adolf Hitler

Hinter Max Vandenburg breitete Stuttgart spöttisch die Arme aus.

Er war hier nicht willkommen, und er versuchte, nicht zurückzuschauen, während sich der faulige Atem in seinem Bauch auflöste.

Ein paar Mal rutschte er hin und her und sah, wie die Lichter spärlicher wurden und dann ganz verschwanden.

Du musst stolz blicken, ermahnte er sich. Du darfst nicht ängstlich wirken. Lies das Buch. Lächle. Es ist ein großartiges Buch - das beste, das du je gelesen hast. Beachte die Frau dir gegenüber nicht. Sie schläft ohnehin. Komm schon, Max, du brauchst nur noch ein paar Stunden lang durchzuhalten.

Die versprochene Rückkehr in den Raum voller Finsternis hatte nicht Tage gedauert, sondern anderthalb Wochen. Dann noch eine Woche bis zum nächsten Mal und eine weitere, bis Max schließlich jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Er wurde weggebracht, in eine andere kleine Vorratskammer, wo es heller war, die Besuche häufiger kamen und mit ihnen mehr Essen. Nur die Zeit lief ihm davon.

»Ich muss bald gehen«, sagte sein Freund Walter Kugler zu ihm.»Du weißt schon - an die Front.«

»Es tut mir leid, Walter.«

Walter Kugler, Max' Freund aus Kindertagen, legte die Hand auf die Schulter des Juden.»Es könnte schlimmer sein.«Er schaute seinem Freund in die Augen.»Es könnte dich treffen.«

Dies war ihr letztes Beisammensein. Ein letztes Mal wurde ein Beutel in die Ecke gelegt. Und diesmal war eine Fahrkarte dabei. Walter schlug Mein Kampf auf und legte sie hinein, zu der Karte, die er zusammen mit dem Buch mitgebracht hatte.»Seite dreizehn.«Er lächelte.»Das bringt Glück.«

»Das bringt Glück«, wiederholte Max, und die beiden umarmten sich.

Die Tür schloss sich. Max öffnete das Buch und betrachtete die Fahrkarte. Stuttgart über Ulm nach München. Der Zug fuhr übermorgen, gerade noch früh genug, um den letzten Anschlusszug nach Pasing zu erreichen. Von Pasing aus würde Max laufen. Die Karte befand sich bereits in seinem Kopf. Der Schlüssel klebte immer noch innen im Buchdeckel.

Er blieb eine halbe Stunde lang sitzen. Erst dann stand er auf, ging zu dem Päckchen und öffnete es. Abgesehen von etwas zu essen, lagen noch ein paar andere Gegenstände darin.

WALTER KUGLERS ZUSÄTZLICHE GABEN

Ein kleiner Rasierer. Ein Löffel - als Ersatz für einen Spiegel. Rasiercreme. Eine Schere.

Als Max ging, war die Vorratskammer leer. Bis auf den Boden.»Auf Wiedersehen«, flüsterte er.

Das Letzte, was er sah, war der kleine Hügel aus Haaren, der lässig gegen die Wand gelehnt dalag.

Auf Wiedersehen.

Mit einem frisch rasierten Gesicht und leicht schräg geschnittenen, aber ordentlichen Haaren war er als neuer Mensch aus dem Haus gegangen. Er ging hinaus als Deutscher. - Wartet mal! Er war doch ein Deutscher. Oder besser gesagt: Er war mal einer gewesen.

In seinem Bauch rumorten die Nahrung und die Übelkeit.

Er ging zum Bahnhof.

Er zeigte seine Fahrkarte und seinen Ausweis vor und setzte sich in ein kleines Abteil, geradewegs ins Scheinwerferlicht der Gefahr.

»Papiere.«

Das war es, wovor er sich gefürchtet hatte.

Es war schlimm genug gewesen, als man ihn auf dem Bahnsteig angehalten und überprüft hatte. Er war sich sicher, dass er es kein zweites Mal überstehen würde.

Die zitternden Hände.

Der Geruch - nein, der Gestank - von Schuld. Er konnte es einfach nicht mehr ertragen.

Glücklicherweise kamen die Kontrolleure früh auf ihrem Rundgang zu ihm und wollten lediglich die Fahrkarte sehen. Es blieben das Fenster auf kleine Städte hinaus, Gemeinschaften aus Lichtern, und die Frau, die ihm gegenüber im Abteil saß und schnarchte.

Die meiste Zeit der Reise kämpfte er sich durch das Buch und versuchte, nicht aufzuschauen.

Die Worte lümmelten sich in seinem Mund, während er sie las.

Doch obwohl er unentwegt die Seiten umschlug und ein Kapitel nach dem anderen las, waren es merkwürdigerweise nur zwei Worte, die er schmecken konnte.

Mein Kampf.

Der Titel, immer wieder der Titel, während der Zug weiterratterte, von einer deutschen Stadt zur nächsten.

Mein Kampf.

Ausgerechnet das sollte ihn retten.

SCHWINDLER

Man könnte behaupten, dass Liesel Meminger es leicht hatte. Das stimmte auch, verglichen mit Max Vandenburg. Sicher, ihr Bruder war in ihren Armen gestorben. Ihre Mutter hatte sie verlassen.



Поделиться:


Последнее изменение этой страницы: 2016-08-10; просмотров: 135; Нарушение авторского права страницы; Мы поможем в написании вашей работы!

infopedia.su Все материалы представленные на сайте исключительно с целью ознакомления читателями и не преследуют коммерческих целей или нарушение авторских прав. Обратная связь - 18.217.144.32 (0.012 с.)