Mittel der Umschreibung und ihre Abarten. 


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Mittel der Umschreibung und ihre Abarten.



Gegenstand dieses Abschnitts sind die stilistische Periphrase und ihre wichtigsten Erscheinungsformen. Unter der stilistischen Periphrase verstehen wir die sekundäre Nominierung eines Denotats entweder durch Hervorhebung charakteristischer Merkmale, Tätigkeiten, Wirkungen u.a. (Rom – die Stadt der sieben Hügel) oder durch Verbildlichung in uneigentlicher Rede (die Ostsee – das Meer des Friedens, bzw. das Friedensmeer).

Die primäre Benennung „bündelt“ sämtliche Einzelmerkmale der Wirklichkeitserscheinung in der lexischen, stilistischen und grammatischen Struktur der betreffenden Lexeme, die sekundäre Namensgebung durch Umschreibung hebt hingegen – je nach der Aussageabsicht – meist nur ein Kennzeichen (ein wesentliches, auffallendes, abwertendes oder anderes Merkmal) hervor, wobei die übrigen bloß implizit mitschwingen. Die Motivierung der stilistischen Periphrase ist durch außerlinguistische kommunikative Fakten bedingt.

Betrachten wir nun die in allen funktionalen Bereichen diese Stilfigur etwas näher: Es handelt sich einerseits um logische Periphrasen in direkter Wortbedeutung, meist bildhaft, insofern die hervorgehobenen Merkmale sinnfällig-plastisch das gemeinte Denotat erkennen lassen. Anderseits haben wir die metaphorischen und metonymischen Periphrasen im Auge, die durch prägnante Bilder den tiefen Sinn der Umschreibung erschließen lassen.

Periphrasen können individuell, gemeinsprachlich, verblassend oder schon verblasst sein. Ausstruktureller Sicht unterscheiden wir einfache Umschreibungen (überwiegend Wortgruppen oder Komposita), erweiterte (in Satzform) und geschlossen ausgebaute (übersatzmäßige Formen). Dem Inhalt nach lassen sich einige thematische Gruppen gemeinsprachlicher Periphrasen unterscheiden: Umschreibung der Personen und Eigennamen, geographischen Namen, Volksgemeinschaften, Berufen u.a.m.

Führen wir nun ein Beispiel an: der Dichter des Faust, der Dichterfürst, der Beherrscher des Olymps. Wenn die erste Fügung zweifellos logische Periphrase ist, so muss man den nächsten beiden schon bildlichen Charakter zusprechen. Die letzte (metonymische) Umschreibung zeigt den „kolossalen“ Goethe.

Weite Verbreitung in der schönen Literatur, aber hauptsächlich in Presse und Publizistik, haben die Periphrasen für Städte- und Ländernamen. Als eine Illustration einige logische und bildliche Umschreibungen für Dresden: Stadt an der Elbe, Elbestadt (außerhalb des Kontextes können gewiss auch andere Städte damit gemeint sein, wie etwa Magdeburg); Elbmetropole, Elb-Athen, Elb-Florenz.

Ähnliches ließe sich für Berg- und Flussnamen anführen. Stilistische Funktion derartiger logischer und bildlicher Periphrasen ist einmal knappe, aber wirksame Charakteristik (daher oft im Dienst der Webung für den Fremdenverkehr), ein andermal Ausdrucksvariation und Bildkraft.

Bedeutend seltener (nur in gehobener Schriftsprache) sind Periphrasen für Volksgemeinschaften, wie z. B. die Söhne des Albions (Albion – ältester, vorkeltischer Name für England, heute nur mehr in der Dichtung verwendet).

Bei den Periphrasen für Berufe aller Art muss man feststellen, dass sie fast durchweg alle Nuancen von Leichtgesenkten über das Derbe bis zum ganz Groben aufweisen: Küchenfee, Küchenkätzchen, KüchenperleKüchenbesen, Küchendragoner, Küchentrampel u.a., wobei wir von vulgären Ausdrücken ganz absehen.

Individuelle Periphrasen werden in den einzelnen Funktionalstilen mit unteschiedlicher Frequenz verwendet. Der Stil des öffentlichen Verkehrs meidet sie grundsätzlich, gebraucht werden in diesem kommunikativen Bereich nur gemeinsprachliche, nach engeren Anwendungskreisen differenzierte Höflichkeitsumschreibungen.

Die ergiebigsten Bereiche für dieses Stilmittel als Einmalbildung sind Publizistik/Presse und die schöne Literatur. Selbst außerhalb des Kontextes ist die individuelle Periphrase zweibeinige Haie (profitgierige Unternehmer) zu verstehen; hier verhilft die attributive Bestimmung der Wortgruppe zur Sinnerfassung.

Die vier Abarten der Periphrase unterscheiden sich durch ihre pragmatische und stilistische Leistung.

Unter Euphemismus (griech. „gut sprechen“) verstehen wir eine Umschreibung, die bezweckt, etwas Unangenehmes angenehmer darzustellen, etwas Unhöfliches höflicher, etwas Schreckliches harmloser zu sagen.

In ihrer Eigenschaft als verhüllendes Ausdrucksmittel tritt diese Stilfigur in Presse und Publizistik, im Diplomatenverkehr und in anderen Formen offizieller Rede auf. Wenn man sagt, dass diese oder jene Angaben auf unrichtiger Information beruhen oder jeder Grundlage entbehren, bleibt die äußere Form der Höflichkeit gewahrt, dabei wird aber doch unmissverständlich Kritik am Gegner geübt.

Bei den Euphemismen spielt die Intonation eine große Rolle; darin liegt oft der Schlüssel zum Verständnis.

Die Litotes (griech. „Schlichtheit“) ist eine Periphrase aufgrund von Verneinung. Durch die Aussage von dem, was nicht geschieht, wird die Aufmerksamkeit besonders stark auf das gelenkt, was geschieht: Ich möchte nicht sagen, dass deine Leistungen auf der Höhe sind. Durch die Verneinung wird der Eindruck der Unzulänglichkeit, der schlechten Arbeit unterstrichen. Eine wichtige Rolle spielt dabei wieder die Satzbetonung (nicht muss unbedingt einen verstärkten Akzent bekommen) und das Satztempo (der negierte Satz wird gewöhnlich gedehnt gesprochen). Von der Intonation hängt es oft ab, wie die Litotes wirkt: verstärkend oder abschwächend.

Verstärkung der Aussage bewirkt gewöhnlich die Litotes in der umgangs- und literatursprachlichen Wendung gar nicht zu sagen von... (ganz zu schweigen von...).


Die stilistische Leistung der Litotes kann nicht verallgemeinert werden. In jedem konkreten Fall birgt ihre Verwendung neue Bedeutungs- und Ausdrucksnuancen.

Die Hyperbel (griech. „Übertreibung“) kann insofern eine Periphrase genannt werden, als sie den Sachverhalt nicht wiedergibt, wie er wirklich ist, sondern in übertriebener, übersteigerter Darstellung. Anstatt müde gebraucht man todmüde, anstatt lange warteneine Ewigkeit warten; er ist Gift und Galle, du bringst mich ja auf die Palme! (Idiome). All die genannten Hyperbeln sind gleichzeitig auch Mittel der Bildkraft.

Sehr häufig treten Übertreibungen in den sog. Zahlenhyperbeln auf. Gewöhnlich schwelgt man in Tausendern: ich habe dir das schon tausendmal gesagt – bitte tausendmal um Entschuldigung.

Die Volksdichtung enthält eine Reihe stehender (traditioneller) Hyperbeln, wie z. B.: tausendschönes Mädchen, marmorweiße Hand.

In der schönen Literatur ist dieses Stilistikum ein relevantes Ausdrucksmittel der Emotionalität und Bildkraft.

Eine andere Funktion übt die Hyperbel aus, wenn sie in gewissen Formeln der Handelskorrespondenz oder in sonstigen offiziellen Briefen vorkommt. Grund ihrer Verwendung ist hier nicht die Emotionalität, sondern übergroße Höflichkeit, so etwa als Abschluss des Schreibens: Ihr stets treu ergebener N.N. u.a.

Besonders viel wird die Hyperbel in der Werbung gebraucht. Die Ware wird angekündigt als: feinst, hochfein, extrafein, superfein, prima, extraprima u.a.m.

Gegenstück der Übertreibung ist die sog. Untertreibung, die den Sachverhalt nicht über-, sondern unterspielt. Vergleichen wir: Der S. hat heute eine Ewigkeit gesprochen! – Aber der N. hat wirklich nur zwei Worte zum Thema gesagt. Diese subjektiv-bewertenden Feststellungen der beiden Versammlungsteilnehmer enthalten zwei polare Entstellungen der realen Wirklichkeit.

Ironie (im engeren Sinn) ist Umschreibung durch das Gegenteil: Ihr habt Euch ja heute besonders gut vorbereitet! sagt der Klassenlehrer. Durch die Betonung und das Satztempo wird klar, dass die Aussage der Wirklichkeit widerspricht.

Man darf nicht vergessen, dass das Wort Ironie im deutschen Sprachgebrauch zwei Bedeutungen hat:

1) im eben angeführten engeren Sinn als Periphrase mit Gegenteilwirkung, also ein lexisches Mittel, und

2) im weiteren Sinn als semantisches Synonym zu Humor, Satire, Sarkasmus. Die Ironie im weiteren Sinn (als psychologischer Begriff) kann durch ein beliebiges lexisches Mittel (z.B. auch durch Ironie im engeren Sinn), durch ein beliebiges grammatisches, wortbildendes oder phonetisches Mittel ausgedrückt werden.

 


Epitheta

Epitheton ist jede Merkmalsbestimmung eines Substantivs, durch die der betreffende Begriff logisch-sachlich konkretisiert oder emotional eingeschätzt wird. Häufig sind in diesem Beiwort diese beiden Funktionen vereinigt.

Das Epitheton wird grammatisch ausgedrückt durch adjektivisches und partizipiales Attribut (vor- oder nachgestellt), durch Präpositionalattribut und Apposition, durch Prädikatsattribut und Attributsatz. In manchen Fällen kann das Bestimmungswort des Kompositums als Kleinstkontext die Funktion des Epithetons übernehmen (bei manchen Stilforschern wird nur das attributive Adjektiv als Beiwort anerkannt).

Konkretisierende Epitheta finden wir ausnahmlos in allen kommunikativen Bereichen, in allen Arten schriftlicher und mündlicher Rede. Mit ihrer Hilfe entsteht im Bewusstsein des Lesers/Hörers die Vorstellung von Farbe, Form, Klang, Geruch und anderen Sinnesempfindungen, aber auch eine logische Schlussfolgerung auf wesentliche Merkmale und Eigenschaften. Der Grad ihrer Bildhaftigkeit ist – je nach dem Kontext – bald stärker, bald geringer: Er schenkte ihr eine herrlich duftende gelbe Teerose. – Transistor mit Kurzwellen, bequem für Ausflüge, wird verkauft (Inserat). – Festliche Vorbereitungen zur Jubiläumsfeier (Überschrift einer Zeitungsnotiz). Sämtliche hier genannten Beiwörter verhelfen, den jeweils übergeordneten Begriff schärfer und dadurch sinnfällig sowie logisch präzisierend zu umreißen.

Epitheta in der Sachprosa tragen gleichfalls zur Verdeutlichung und näheren Erklärung des Gesagten bei, wie etwa: eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung, die anliegenden Dokumente u.ä. Zwar vermitteln sie nicht Bildhaftigkeit, aber jedenfalls durch genauere Information eine gewisse Veranschaulichung.

Bewertende, emotionale Epitheta offenbaren die persönlichen Beziehungen des Senders zum Gegenstand der Darstellung.

Überaus häufig werden die bewertenden Epitheta in der Publizistik verwendet. Der Stil der Alltagsrede ist in der Regel von bewertenden Beiwörtern stark durchsetzt. Besonders wichtig sind Epitheta, die die persönliche Einstellung des Sprechenden anzeigen, in der schönen Literatur. Sie offenbaren Sympathie und Antipathie zum Gegenstand der Rede, sie zeigen Protest, Kampf und Leidenschaft.

Die Epitheta treten in verschiedenen Erscheinungsformen mit verschiedenen Ausdruckswerten auf. Ein Gegensatz bilden, ihrem Wesen nach, die sog. stehenden und unerwarteten Epitheta.

Epitheta werden als stehend bezeichnet, wenn sie mit ihrem übergeordneten Begriff eine formelhafte Verbindung bilden, z.B. in der Volksdichtung: grünes Gras, kühler Brunnen, tiefes Tal, winziges Männlein usw.

Den Gegensatz zu den stehenden bilden die sog. unerwarteten Epitheta. Meist beruhen sie auf übertragener Bedeutung (metaphorische Epitheta), so z. B. in folgendem Satz: Wir gingen die Straße entlang. Die schlafenden Schaufenster waren voll von Modeschmuck (Remarque, Schatten im Paradies). Der Begriff unerwartetes Epitheton ist nur im Kontext eindeutig determinierbar.

Weiter sei der Begriff Lieblingsepitheton erklärt. Lieblingsepitheta dürfen nicht verwechselt werden mit stehenden Beiwörtern. Es sind Lexeme, die zu einer bestimmten Zeit, innerhalb eines bestimmten Kollektivs von bestimmten sozialen Gruppen, von bestimmten literarischen Richtungen und einzelnen Dichtern überaus häufig gebraucht werden. Während die stehenden Beiwörter mit je einem einzigen Substantiv oder mit einem ganz engen Kreis von Substantiven formelhaft gebraucht werden, gehen die Lieblingsepitheta Verbindungen mit möglichst viel Substantiven ein. So artete etwa in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Verwendung des Epithetons fabelhaft zu einer Modekrankheit aus. Er verlor seine ursprüngliche Bedeutung als stehendes Epitheton zu einem einzigen substantivischen Begriff – ein fabelhaftes Wesen (d.h. ein Wesen aus der Fabelwelt) – und wurde, mit Abschwächung der Bedeutung, zum Allerweltswort: ein fabelhaftes Buch, ein fabelhaftes Konzert, eine fabelhafte Überraschung.

Zuletzt sei noch eine Art des Epithetons erklärt: das tautologische Epitheton. Darunter verstehen wir solche Beiwörter, die von ihrem übergeordneten substantivischen Begriff ein Merkmal hervorheben, dass ohnehin schon in ihm selbst enthalten ist: ein weißer Schimmel, ein Riese von ungeheurer Gestalt; eine Tarnkappe, die unsichtbar macht. Hier dient das tautologische Epitheton als emotionales Verstärkungsmittel.

 



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