Stellung der Stilistik im System der Wissenschaften 


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Stellung der Stilistik im System der Wissenschaften



Hier wird die Meinung jener Wissenschaftler vertreten, die die Stilistik als besondere philologische Wissenschaft betrachten. Die Stillehre darf weder von der Linguistik noch von der Literaturwissenschaft gänzlich oder zum Teil „okkupiert“ werden. Die drei philologischen Disziplinen bilden zusammen die Wissenschaft von der Sprache und müssen gemeinsam in organischem Zusammenwirken den Urquell, von dem sie alle gespeist werden, erforschen. Das geschieht aber mit verschiedenen Zieleinstellungen: Die Linguistik untersucht den gesamten Sprachbau als System; die Literaturwissenschaft interessiert sich vor allem für die Sprache als Kunst. Der Stilistik (Linguostilistik) obliegt es, die Verwendungsweisen der Sprache in

sämtlichen funktionalen Ausdruckssystemen unter dem paradigmatischen Aspekt zu ergründen sowie unter dem syntagmatischen Aspekt in allen möglichen schriftlichen und mündlichen Textsorten. Die genannten Disziplinen bilden das System der philologischen Wissenschaften – Philologie im tiefsten Sinne des Wortes.

Der Terminus Linguostilistik wird als präzisierendes Synonym zu Stilistik angenommen.

An die Grundsatzfragen der Stilistik kann man aus mikro - und makrostilistischer Sicht herangehen.

Die Mikrostilistik befasst sich vornehmlich mit der stilistischen Charakteristik sprachlicher Grundeinheiten und unterschiedlicher Stilfiguren sowie mit ihren Verwendungsmöglichkeiten im Kleinkontext oder erweiterten Kontext (übersatzmäßige Formen, Absätze, Absatzfolge).

Um die Stilwerte einzelner linguistischer Phänomene allseitig zu erfassen, muss man in manchen Fällen sogar das Textganze zum Beweis heranziehen.

Aufgabe der Makrostilistik ist die Erforschung des Stils als Komplexerscheinung und Organisationsprinzip von Ganzheitsstrukturen. Ihr Forschungsmaterial bilden grundsätzlich abgeschlossene sprachliche Großeinheiten, wobei aber die Wechselbeziehung zwischen dem Ganzen und seinen Teilen stets beachtet werden muss. Zur Makrostilistik zählen wir:

die Funktionalstilistik als Beschreibung der einzelnen Stil- und Subsysteme durch Registrierung der qualitativen und quantitativen Anwendungsnormen in den kommunikativen Bereichen des Gesellschaftsverkehrs (einschließlich der schönen Literatur) unter dem paradigmatischen Aspekt.

die funktionale Textstilistik, d.h. die Interprätation inhaltlich und formal abgeschlossener Texte aus sämtlichen Sphären der Kommunikation (einschließlich Texte von Wortkunstwerken) unter dem syntagmatischen Aspekt.

Es gibt noch Grenz- und Überschneidungszonen zwischen Linguistik und Stilistik und zwischen Stilistik und Literaturwissenschaft.

Noch ein interessanter Aspekt der Stillehre – ihre diachrone Betrachtung. Jede sprachstilistische Gegebenheit unserer Zeit ist Ergebnis der jeweiligen Entwicklung. Daher die Notwendigkeit, auch die Geschichte der Funktional- und Gattungsstile sowie der entsprechenden Individualstile im Längsschnitt zu untersuchen.

Die Stilistik sollte sich ferner auch nicht nur mit einer einzigen Sprache befassen, sondern zur vergleichenden Stillehre führen. Dabei wären neue Problemkreise heranzuziehen – die Gegenüberstellung von funktionalen Stilen und einzelnen Ausdrucksmitteln verschiedenen Nationalsprachen (deutsch, ukrainisch, russisch, französisch u.a.m.). Im engsten Zusammenhang mit der vergleichenden Stiltheorie steht auch die Theorie der Übersetzung.


Sprache/Rede-Stil. Problem der Stilklassifikation

 



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