Morphologie aus stilistischer Sicht 


Мы поможем в написании ваших работ!



ЗНАЕТЕ ЛИ ВЫ?

Morphologie aus stilistischer Sicht



Die morphologischen Wortformen erhalten ihren vollen Sinn, indem sie als Bausteine der syntaktischen Fügungen dienen. Deshalb ist eine stilistische Morphologie zugleich eine syntaktische Morphologie.

Jede Wortart zeichnet sich durch lexikalische und grammatische Eigenheiten aus, die ihre Bedeutung und ihren Stilwert bedingen. Ein und derselbe objektive Sachverhalt kann mit Hilfe von verschiedenen Wortarten und dementsprechend von verschiedenen Satzmodellen sprachlich ausgestaltet werden: Es dämmert. Es wird dämmerig. Die Dämmerung bricht an. Trotz der denotativen Gemeinschaft tritt die eigenartige inhaltliche Prägung jeder Wortart deutlich hervor. Das Verb stellt den Prozess in zeitlicher Prägung dar, das Adjektiv bezeichnet ein Merkmal, das Substantiv gibt dem abstrakten verallgemeinerten Begriff der Dämmerung Ausdruck.

Betrachten wir das Verb. Das Verb ist dazu berufen, Tätigkeiten, Zustände, Ereignisse festzustellen, sie zeitlich zu bestimmen, mit Handlungs- und Zustandsträgern zu verknüpfen, die Geschehensrichtung anzugeben, sie nach ihrer Realität einzuschätzen.

Außer dem semantischen Vorzug besitzt das Verb noch einen grammatischen: die Fähigkeit, mehrere Leerstellen rechts und links zu öffnen, eine ganze Reihe anhängiger Wörter anzuschließen. Es ist deshalb nicht wunderlich, dass dieser Informationsreichtum das Verb zum Grundpfeiler der Aussage macht.

Je dynamischer eine Schilderung sein soll, desto mehr Verben nutzt sie aus. Der sog. Verbalstil ist die Darstellungsweise, der eine hohe Gebrauchsfrequenz vollwertiger Verben eigen ist.

Unter dem Nominalstil fasst man gewöhnlich die hohe Gebrauchsfrequenz der Substantive sowie der Adjektive zusammen.

Ob der Stil nominal oder verbal heißt, hängt nicht von absoluten Zahlen, sondern von der relativen Frequenz und dem Verhältnis der Nomina und der Verben ab. Vor allem ist der Stil funktional bedingt. Reich an Nomina ist der Stil der Wissenschaft: hier überwiegen Abstrakta und Termini, die bei der wissenschaftlichen Darlegung notwendige Begriffe und Verallgemeinerungen verkörpern, Ergebnisse der Praxis und Theorie in Sprache fassen.

Der substantivische Stil ist dem Stil des öffentlichen Verkehrs eigen (offizielle Dokumente). Zur Häufung von Substantiven tragen wesentlich die Streckformen bei, die manchmal die logisch-sachliche Expressivität steigern, da sie größeres Gewicht besitzen.

Die schöne Literatur gestattet eine größere Variabilität, hier entscheidet die persönliche Ausdrucksweise.

Wir gehen nun zur Darlegung einiger morphologischen Kategorien über. Jede Kategorie wird von zwei Blickpunkten aus beleuchtet:

a) hinsichtlich ihrer stilgestaltende n Rolle und

b) ihrer Leistung als Ausdrucksmittel der Seh- und Gestaltungsweise.

 

Artikel

 

Der Artikel ist das Hauptzeichen der Kategorie der Bestimmtheit/Unbestimmtheit, die sich in zwei binären Oppositionen offenbart; im Singular: das Buch – ein Buch; im Plural: die Bücher – Bücher. Folglich gibt es im Deutschen drei Artikelarten: den bestimmten, den unbestimmten und den Nullartikel. Der Nullartikel darf nicht dem Fehlen des Artikels gleichgesetzt werden. Man lässt den Artikel aus unterschiedlichen Gründen weg, darunter auch aus stilistischen, der Nullartikel dagegen ist eine gesetzmäßige Entsprechung des unbestimmten Artikels im Plural.

Die stilgestaltende Rolle des Artikels äußert sich darin, dass jeder einzelne funktionale Stil Besonderheiten des Artikelgebrauchs aufweist. Eine auffallende Besonderheit in der Verwendung des Artikels kann zu einer Stilnorm werden.

Den Stil der Alltagsrede еrkennt man an den gekürzten Artikelformen (’nen,’ne) und am häufigen Gebrauch des bestimmten Artikels vor den Personennamen. Diese Besonderheit wird in der schönen Literatur verwendet, um dem Stil eine volkstümliche Note zu verleihen.

Im Gegensatz zu der Alltagsrede neigt der Stil der öffentlichen Rede als offiziell-direktive Sachprosa zum Weglassen des Artikels überall dort, wo die Seme „Bestimmtheit“ und „Unbestimmtheit“ aus dem Kontext ersichtlich sind. Das betrifft vor allem die Abfassung von Kanzlei- und Gerichtsdokumenten, die Militär- und Sportkommandos, Anzeigen, Bekanntmachungen – kurzum, alle Fälle, wo die Aussage möglichst knapp, sachlich und emotionslos geprägt werden muss.

Auffallend ist die Artikellosigkeit im Stil der Publizistik und zwar in den Überschriften und Schlagzeilen einer Zeitung; das, was in einem anderen Stil unzulässig wäre, gilt hier als Stilnorm. Der Artikel fehlt, um Interesse, Spannung, Wießbegierde zu wecken.

Artikel als Ausdrucksmittel der Seh- und Gestaltungsweise. Die Kategorie der Bestimmtheit/ Unbestimmtheit ist als eine kommunikativ-grammatische Kategorie zur stilistischen Auswertung gut geeignet. In der realen Wirklichkeit gibt es schlechthin Gegenstände – Haus, Hund, Baum; ob sie bestimmt oder unbestimmt, bekannt oder unbekannt sind, hängt lediglich von der persönlichen Erfahrung bzw. Informiertheit des Sprechers ab. Deshalb bietet der Artikelgebrauch reiche Möglichkeiten zur Darstellung der sich ständig verändernden Sicht der Sprechenden. Der Erkenntnisweg führt meist vom Unbekannten (Unbestimmten, Neuen) zum Bekannten (Bestimmten, Alten), was man kommunikative Rhema - Thema -Gliederung nennt. Dieser Weg wird sprachlich durch den Wechsel von dem unbestimmten zu dem bestimmten Artikel gekennzeichnet.

Der Schriftsteller benutzt alle Möglichkeiten des Artikelgebrauchs zum künstlerischen Zweck.

Es sei noch betont, dass der Artikel allein keinen Stilwert besitzt, er bedarf sprachlicher oder außersprachlicher Unterstützung.

 

Modi

 

Die Modi bilden eine dreigliedrige Opposition: Indikativ/Konjunktiv/ Imperativ. Diese Opposition lässt sich in eine zweigliedrige verwandeln, falls man den Indikativ als den Modus der Wirklichkeit den anderen Modi der Nicht-Wirklichkeit gegenüberstellt: Indikativ/Konjunktiv, Imperativ.

Die Modi dienen ebenso wie der Artikel zur Wiedergabe der Sehweise, der Einstellung des Sprechers zur Wirklichkeit und werden stilistisch vielfach ausgewertet.



Поделиться:


Последнее изменение этой страницы: 2020-03-14; просмотров: 402; Нарушение авторского права страницы; Мы поможем в написании вашей работы!

infopedia.su Все материалы представленные на сайте исключительно с целью ознакомления читателями и не преследуют коммерческих целей или нарушение авторских прав. Обратная связь - 3.133.141.6 (0.005 с.)