Gemeinsprachliche und kontextuale Synonymie 


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Gemeinsprachliche und kontextuale Synonymie



Wenn sich die Lexikologie in der Regel mit der Synonymie nur im Sprachsystem befasst, so muss die Stilistik sowohl die gemeinsprachlichen wie auch die kontextualen Synonyme im Auge haben. Es kommt darauf an, die Synonyme im System gegen die Synonyme im Kontext abzugrenzen. Gemeinsprachliche Synonyme sind bekanntlich Wörter, die unter dem paradigmatischen Aspekt gleiche oder geringfügig schattierte logisch-gegenständliche Bedeutung haben sowie durch mehr oder minder variierte stilistische Bedeutung gekennzeichnet sind.

Kontextuale Synonyme sind keine lexikologische, sondern eine stilistische Erscheinung. Unter dem paradigmatischen Aspekt existieren sie überhaupt nicht. Es ist der Kontext, der sie erst entstehen lässt.

Weisen wir auf einige stilistisch relevante Momente hin: Völlig oder fast sinngleich können unter dem paradigmatischen Aspekt nationale und territoriale Synonyme (Dubletten) einerseits sowie fremdsprachige und deutsche Synonyme (Dubletten) anderseits sein. Die gleichbedeutenden Lexeme Brötchen – Semmel sind beide normalsprachlich, aber unterschiedlich territorial gebunden, während Schrippe der Berliner dialektal gefärbten Umgangssprache angehört. Die nationalen und territorialen Synonyme sind in der Regel unter dem syntagmatischen Aspekt nicht austauschbar, weil sie unterschiedliche Kolorite angeben. Völlig oder fast gleichbedeutend können im heutigen Sprachsystem fremdsprachige und deutsche Ausdrücke sein, wie etwa Telefon – Fernsprecher. Unter dem syntagmatischen Aspekt können sich fremdsprachige und deutsche absolute Synonyme häufig wegen nationaler, zeitlicher, sozialer Koloritanklänge gegenseitig nicht ersetzen lassen.


Gänzlich gleiche Parallelformen bleiben nicht lange erhalten, sie differenzieren sich allmählich in semantischer oder stilistischer Hinsicht. Sind beispielsweise Bräutigam und Verlobter vollständige Synonyme der deutschen Gegenwartssprache? Bräutigam, ein heute veraltender Ausdruck, wird gewöhnlich nur für den Mann an seinem Hochzeitstag gebraucht und nimmt etwas gehobene, feierliche Stilfärbung an. Verlobter ist normalsprachliches Alltagswort.

Nach diesen kurzen Ausführungen über einige stilistisch relevante Eigenheiten der gemeinsprachlichen Synonymie gehen wir nun zur kontextualen Synonymie über. Vor allem muss betont werden, dass Begriff und Terminus kontextuales Synonym nur mit Vorbehalt angenommen werden darf, da es sich hier um Synonymie der Verwendung, um eine Austauschbarkeit lexikalischer Einheiten im Kontext handelt. Wir verstehen unter dem kontextualen Synonym (im weitesten Sinne des Wortes) einen Sammelbegriff für alle Arten von Umschreibungen ein und desselben Denotats, also ein kontextuales Ersatzwort für ein und dieselbe Wirklichkeitserscheinung, von ganz unterschiedlichen Seiten her beleuchtet.

Substantive wie Elefant/Rüsseltier/Dickhäuter sind im Sprachsystem nicht synonym, sondern thematisch verwandt. Im Sinnzusammenhang sind sie aber gegenseitig ersetzbar, d.h. sie werden zu kontextualen Synonymen. Großer Erfolg brachte im Zirkus die Vorführung der weißen Elefanten. Die Dickhäuter erheiterten die Kinder, als sie zu tanzen begannen und laut trompeteten… Alt und jung klatschte den klugen Rüsseltieren Beifall.

Oft handelt es sich um Wörter von völlig verschiedener logisch-gegenständlicher Bedeutung. Im konkreten Großzusammenhang sind sie aber austauschbar, weil sie durch irgendein gemeinsames Merkmal miteinander verbunden sind.

Besonders hoch ist die Frequenz von kontextualen Synonymen auf der sprachlichen Grundlage Eigenname – Gattungsname, wie etwa Gurenberg – der Erfinder der Buchdruckerkunst. Dies betrifft sämtliche funktionalen Stile und Substile.

Die stilistischen Funktionen der kontextualen Synonyme sind zweierlei Art: einmal dienen sie der Variation des Ausdrucks, zum andern geben sie eine zusätzliche Information, sei es eine objektive Feststellung, eine Präzisierung des Gesagten oder eine subjektive Bewertung, die die Einstellung des Sprechers/Schreibers zum Gegenstand der Rede offenbart.

Diese beiden stilistischen Funktionen bestimmen und erklären die Verwendbarkeit der kontextualen Synonyme in den verschiedenen funktionalen Bereichen. Ihr Häufigkeitsvorkommen ist hoch in der schönen Literatur, in der Publizistik und Presse, in populärwissenschaftlichen Aufsätzen, in schriftlichen und mündlichen Texten der Alltagsrede.


Anders ist es im Stil der wissenschaftlich-theoretischen Fachliteratur. Hier ist der Ersatz eines Terminus durch ein kontextuales Synonym nicht zulässig. Die Wiederholung ein und desselben Wortes in mehreren Sätzen hintereinander unterstützt die Klarheit der Darlegung und dient geradezu als Mittel der Einprägung.



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