Intonatorisch – stilistische Fragen 


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Intonatorisch – stilistische Fragen



Die Intonation ist eine komplexe Erscheinung, die mehrere Elemente einbezieht: die Tonhöhenbewegung (Tonführung, Satzmelodie), die Intensität der Aussage, ihr Tempo, die Klangfarbe, den Rhythmus, die Satzbetonung, die Pausen.

Die Gesetzmäßigkeiten der deutschen Intonation gelten für alle Stilarten, doch darf man voraussetzen, dass sich einzelne Funktionalstile und ihre Substile durch gewisse intonatorische Merkmale auszeichnen, die nebst grammatischen und lexikalischen Besonderheiten ihre Eigenart bestimmen.

Variabilität der phonetischen Einheiten ist auch auf das Vorhandensein mehrerer Erscheinungsformen der Sprache zurückzuführen: die drei Hauptformen: Hochsprache, Umgangssprache, Mundart verzweigen sich vielfach und beeinflussen sich gegenseitig. Besonders eng berühren sich Hochsprache und Umgangssprache, so dass gegenwärtig eine neue Erscheinungsform der Gemeinsprache entstand, die literarische Umgangssprache.

Jede Erscheinungsform zeichnet sich durch gewisse Besonderheiten der Klanggestalt aus. Nehmen wir als Beispiel einen öffentlichen Vortrag über ein wissenschaftliches Thema: Mil dem Thema,,Syntax der Rede" wird der Anspruch gestellt, dass die Syntax sich nicht allein mit dem Satz, sondern auch mit der Rede als übergreifender Erscheinung zu befassen habe. Die uberlieferte Syntax endet bei der Satzstufe, obwohl natürlich immer gegenwärtig war, dass Sätze in höhere Einheiten eintreten können. Die Aufgabe ist, zu überlegen, wie es in der deutschen Sprache grammatische Bedingungen gibt, die für die Rede als höchste Einheit gelten. (Tonbandaufnahme eines Referats von H. Brinkmann auf einer wissenschaftlichen Tagung).

Die intonatorische Gestaltung hängt ab von dem Inhalt der Mitteilung, der kommunikativ-pragmatischen Aufgabe des Sprechers (Informierung der Zuhörer), der Verständigungsart (monologische Rede); sowie vom Satzbau (lange, kompliziert aufgebaute Sätze).

Hier betrachten wir verlangsamtes Sprachtempo, damit das Gesagte besser eingeprägt wird; deutliche Pausen, die einzelne Syntagmen und Sätze voneinander scharf abgrenzen, intonatorische Hervorhebung der mitteilungsschweren Satzfragmente, etwas eintönige Satzmelodie, da die Rede emotionsarm ist, nirgends unterbrochen wird und gleichmaßig bis ans Ende verläuft. Intonatorische

Gleichmaßigkeit erfolgt aufierdem dank dem Übergewicht der Mitteilungssätze; wird ein Fragesatz eigeschaltet, so ist es meist eine rhetorische Frage; einen Ausrufesatz gestaltet sich ein im akademischen Ton sprechender Redner nur ausnahmsweise.

Etwas lebhafter kann die Intonation in einer Diskussion, einer öffentlichen Aus- oder Ansprache, in einer Versammlung, einer Sitzung sein: das Tempo wird beschleinigt, die Pausen werden kürzer, die Akzente im Satz abwechslungsreicher, die Tonführung mannigfältiger, weil die Satztypen reicher sind – die emotionale Expressivität kommt zu ihrer Geltung.

Die intonatorische Charakteristik ändert sich bei der sog. partnerbezogenen, dialogischen oder pluralistischen Rede. Das ist typisch für den Funktionalstil der Alltagsrede. Zu berücksichtigen sind dabei nicht nur das Vorhandensein einiger Gesprächspartner, die ihre Rollen des Sendersund Empfängers fortwährend tauschen, sondern auch die paralinguistischen Elemente (d.h. Gesten und Mimik), die die sprachliche Information ergänzen oder unterstützen. Eine wegwerfende Bewegung, ein Achselzucken, ein Kopfnicken, ein Hinweis auf einen konkreten Gegenstand zerreißen die, gleichmäßige Tonführung. Die grammatisch vollendeten, abgerundeten Sätze werden von eingliedrigen und elliptischen Sätzen abgelöst. Bei mangelhafter sprachlicher Ausgestaltung steigt die Rolle der Intonation, sie wird bewegter, ausdrucksvoller.

Charakteristisch fur die ungezwungene Alltagsrede ist das,,Stückweise-Verfertigen“, das Aneinanderreihen kurzer, durch Pausen abgesonderter Syntagmen, was auf zweierlei Art zu erklären ist: erstens entspricht eine solche syntaktisch-phonetische Struktur dem Denkprozeß beim spontanen Sprechen, zweitens dem Wesen der dialogischen oder polylogischen Rede. Die Äußerug eines jeden Gesprächspartners gilt dem anderen Gesprächspartner. Dies geschiet in der Form einer Frage, einer Antwort, eines Zwischenrufs, einer Bemerkung etc. mit den diesen Satztypen eigenen Intonationsmustern.

Ein Auszug aus einem Gespräch, das einem Verhär ähnelt: Verheiratet? -  Seit elf Jahren. — Kinderchen? — Vier. — Beruf? — In der Textilbranche. — Also Reisender, lieber Herr Traps? — Generalverlreter. — Schön. Erlitten eine Panne? - Zufällig. Zum erstenmal seit einem Jahr... (Strittmatter.).

Die Alltagsrede schließt nicht Monologe aus; diese haben gewöhnlich auch scharfe Intonationskonturen, bedingt durch aufgelockerten Satzbau, Mannigfaltigkeit der Satztypen, emotionale Färbung. Zwischen den polaren Funktionsbereichen liegen rnannigfaltige Abstufungen, ebenso zahlreich wie all die möglichen Sprechsituationen.

Für die Phonostilistik ist die expressive Rolle der Intonation von großer Bedeutung. Darunter versteht man drei Funktionen: emotionale Beteiligung, Geltungsgrad der Aussage (Zweifel, Überzeugung, Wunsch etc.), Steigerung der Aufmerksamkeit (Hervorhebung durch Akzent und Pause, Verlangsamung der Entspannung durch Pause).


Jedes Sprechen ist mehr oder weniger emotional gefärbt. Dabei erfolgt das Zusammenwirken der Intonation und anderer Sprachmittel (lexikalischer und grammatischer Art) auf dreifache Weise: a) sie unterstützen einander, b) sie ergänzen einander, c) sie widersprechen einander.

Im ersten Fall beobachten wir, wie sprachliche Mittel verschiedener Ebenen mit,,vereinten Kräften“ in einer Richtung wirken: Ach wie glücklich bin ich heute! Das Gefühl der Freude findet in der Intonation, verstärkt durch die Interjektion, das Wort glücklich und die Struktur des Ausrufesatzes seinen Ausdruck. Den zweiten Fall repräsentiert der Satz Er ist fort!, wo die Intonation allein, ohne andere sprachliche Hilfsmittel, berufen ist, die entsprechende Emotion (Freude, Kummer, Enttäuschung) auszudrücken.

Der dritte Fall tritt ein, wenn das Intonationsmuster eines Satztyps in einen anderen Satztyp transponiert wird. Die Intonation wirkt in diesem Fall als „Umschalter“, der die Veränderung im Semenbestand der Aussage hervorruft und der Aussage einen anderen Geltungsgrad und eine andere Redeabsicht verleiht. Vgl. Was kann er tun? Das Modell des Fragesatzes und die Intonation einer Frage fallen hier zusammen; das ergibt eine echte Frage, die nach einer Antwort verlangt. Wenn man das selbe Modell des Fragesatzes mit der Intonation einer Behauptung (meist emotional gefärbt) ausspricht, dann erweist sich die Intonation stärker als das Satzmüster, sie verwandelt die Äußerung Was kann er tun? in eine Feststellung mit der Bedeutung: Er kann nichts tun.

Die Steuerung der Aufmerksamkeit erfolgt durch die Hervorhebung der wichtigsten Teile in einer Aussage (Rhema), wozu der Akzent und die Pause dienen. Graphische Mittel der Verstärkung eines logisch oder expressiv betonten Satzfragments sind Unterstreichen, Schriftart (fett, kursiv), Anfuhrungszeichen, Striche, Pünktchen.

Wenn die Wortfolge und der Artikelgebrauch die Thema-Rhema-Gliederung nicht genau angeben, so läßt nur die Intonation als einziges sprachliches Anzeichen darauf schließen: Gefeiert wird heute! (Rhema ist das erste oder das letzte Wort je nach der Betonung).

Zu den intonatorisch-stilistischen Erscheinungen gehört die Verlettzung des Intonationsmusters, manchmal von der Verletzung des Satzmusters begleitet. Das kann auf heftige Emotionen, starke Aufregung, Angst, Verlegenheit u.a. deuten: Aber....Hubert.... wo bist du denn? Warum antwortest du nicht? (A. Wedding).

Bei dem Satzabbruch (Aposiopese) ergänzt die Intonation das Nichtgesagte; der Empfänger soll nach dem Sinnzusammenhang und der Intonation erraten, was folgen sollte. Die Intonation schafft Spannug, Expressivität. Graphisch bezeichnet man die Apposiopese durch Striche, Pünktchen, Frage- oder Ausrufezeichen: Er wohnt Kanalstraße 17? – Woher...? – Telefonbuch. Er hat Telefon. Hier ist die Nummer.


Für die schöngeistige Literatur ist der Rhythmus als ästhetische Erscheinung eines der funktionalen Merkmale. Der Rhythmus entsteht durch die Folge stärker und schwächer betonter sowie unbetonter Elemente, durch Pausen und Akzente. Er hängt also von Wortwahl, Wortstellung und Satzbau ab, d.h. er ist mit den übrigen Stilelementen untrennbar verbunden.

Der Rhythmus ist das Hauptprinzip der Poesie, der gereimten, sowie der ungereimten (der sog. Poesie in freien Rhythmen). Auch die künstlerische Prosa ist rhythmisch.

Ebenso wie es einen Individualstil gibt, so gibt es auch dan Individualrhythmus eines Dichters.

Der Rhythmus wird vom Funktionalstil, vom Thema, von der Sprechsituation, von der Gemütsverfassung des Sprechers und anderen zahlreichen Bedingungen bestimmt. Rhythmisch aufgebaut sind manche Sprichwörter, Sentenzen, geflügellte Worte. Dadurch prägen sie sich besser ein: Wer A sagt, muß auch B sagen. Wie gewonnen, so zerronnen. Dem Glücklichen schlägt keine Stunde. ( Schiller).

Aus demselben Grund schafft man einprägsame rhythmische wohlklingende Werbezeilen, Titel: Ausprobiert – weitergegeben.

Unbewußt strebt jeder Sprecher einen gewissen Rhythmus beim Satubau an. Als allgemeine Regel gilt das von Behagel aufgestellte,,Gesetz der wachsenden Glieder“, nach dem die leichteren, kürzeren Wörter den mehrsilbigen Wörtern vorangehen: Ich schenke meinem Freund eine Füllfeder. Beim Ersatz durch die Pronomina ändert sich die Wortfolge: Ich schenke sie meinem Freund oder Ich schenke ihm die Füllfeder. Die Wortfolge Ich schenke meinem Freund sie widerspricht jeglicher Sprach- und Stilnorm, um so mehr als die Personalpronomen im Deutschen näher zum Verb neigen.

Mit Rücksicht auf die rhythmische Gestaltung wählt man bald eine zweigliedrige analytische Verbalform (Perfekt, Passiv, Konditionalis) sowie die sog. Streckformen (einem Gefühl Ausdruck geben, gehoben), bald eine leichtere eingliedrige Form (Präteritum, Konjunktiv), einfache Verben (ein Gefühl ausdrücken). Auf diese Weise verteilt man den Umfang und das,,Gewicht“ einzelner Syntagmen und Sätze im Redefluß.

 


Stilistisch bedingte Besonderheiten der Aussprache

 

Für die Stilkunde ist die Aussprache in mancher Hinsicht relevant. Vor allem hängt die Sprechweise von der Sprechsituation ab, die ihrerseits funktional bedingt ist. Bei einer privaten Unterhaltung im Alltagsleben oder beim öffentlichen Vortrag ändert sich die phonetische Ausgestaltung der Rede. Die Aussprache im Stil der Alltagsrede zeichnet sich durch eine gewisse Lässigkeit aus: die unbetonten Vokale werden leicht reduziert, sogar einzelne Konsonanten fallen aus, manche Silben werden verschluckt, die Endungen undeutlich ausgesprochen. Daraus entstehen Verschmelzungen, Verkürzungen, die zum Merkmal der Alltagsrede werden: z.B. runter, rübe; regelmaßig fehlt die Personalendung –e in der l.P. Sg. Präsens –ich hab; sag’ dir: allerdings findet sich die Apokope (Wegfall) von –e oft in der Poesie teils wegen Rhythmus und Reim, teils als Stilisierung der Volkssprache.

Dienstwörter verschmelzen miteinander oder mit den Vollwörtern: siehste (berlinisch statt: siehst du, kannste (kannst du).

Alltäglich gebrauchte formelhafte Wendungen, wie Grußformeln, werden bis auf einige Laute reduziert, woran man sie erkennen kann.

Den Gegensatz dazu bietet die Aussprache bei öffentlichen Reden, Bekanntmachungen und auf der Bühne: alle Läute sollen klar ausgesprochen, alle Wörter deutlich voneinander abgegrenzt werden. Auch das verlangsamte Tempo unterscheidet die offizielle oder szenische Sprechweise von der raschen, sogar sprudelnden Manier des inoffiziellen Verkehrs. So steht der langsame volltonige Redestil dem beschleunigten Redestil gegenüber.

Einige Besonderheiten der Aussprache dienen zur Gestaltung des Sprachporträts. Es gibt stilistisch markierte und unmarkierte Allophone (Aussprachearten desselben Phonems). Nichts verrät in demselben Maße die lokale Herkunft des Menschen wie seine Aussprache. Auch das soziale Milieu, das kulturelle Niveau, das Alter und Geschlecht äußern sich teilweise in der lautlichen Gestaltung der Rede. Man kann geschraubt, übertrieben betont oder schlicht reden, Dialekt oder deutsche Hochlautung sprechen.

Man könnte auch auf die Eigenart der Aussprache im Jugendjargon hinweisen. Natürlich handelt es sich dabei nicht um individuelle (okkasionelle) Besonderheiten (etwa durch Schnupfen oder Zahnlücken verursacht), sondern um konventionelle (usuelle) typische Lautmerkmale.

Eine starke Erregung verursacht Stottern, auch aus Verlegenheit oder Schüchternheit erfolgen Störungen der deutschen Aussprache, was vom Autor zur Charakteristik des Gemütszustandes der handelnden Personen verwendet werden kann.

Sogar die phonetischen Fehler können charakterologische Bedeutung erlangen, z.B. in der Sprache des Kindes, eines Auslanders oder eines Hyperdeutsch redenden Menschen.


Eine falsche Aussprache von Fremdwörtern kann vom Autor als Mittel der Ironie in der Figurensprache gebraucht werden.

Lautmalerei (Onomatopölie)

 

Unter Lautmalerei versteht man die bewußte Verwendung gewisser Laute zu stilistischen Effekten. Bestrebt, die Naturgeräusche nachzuahmen, schafft der Mensch Schallwörter, meist in der Form von Interjektionen. Da aber jeder Sprecher nur über eine begrenzte Anzahl Phoneme seiner Muttersprache verfügt, gleichen die Schallnachahmungen verschiedener Völker einander gar nicht oder bloß teilweise: wau-wau, гав - гав.

Schallwörter verleihen der Rede Lebhaftigkeit und Anschaulichkeit zugleich auch die Naivitat und Ungezwungenheit spontaner Erzählung. In sachlicher Darstellung werden sie gemieden, die emotionale Schilderung nimmt sie gern auf. Vgl.: Der Stein fiel ins Wasser — Bums! Der Stein fiel ins Wasser. Ein einziges Wort (bums) beleuchtet denselben Sachverhalt anders. Wir hören ein Kind, einen Alltagssprecher aufgeregt oder heiter ein Erlebnis berichten. Sie wollen alles vergegenwärtigen, selbst die Geräusche, die sie vernommen haben. In dieser Hinsicht besteht eine Parallele zwischen den Schallinterjektionen und dem praesens historicum: beide bezwecken dieselbe Wirkung der lebhaften Vergegenwärtigung. In den Text eines Kinderbuches sind die Schallinterjektionen vielfach hineingeflochten: Sie hörte jemand die Treppe heraufkommen: plitsch-platsch, plitsch-platsch. (Grimm, Märchen).

Selbstverständlich begegnet man den Schallwörtern auch in anderen Genres der schönen Literatur: im Volkslied und in der Ballade, oft als Refrain:

Sie sagt, sie wär vom Adel

Nanunanunana?

Ihr Vater führt die Nadel,

Hahahahahaha, hahahahahaha!

oder in der Figurensprache eines Prosawerkes.

Viel seltener in der Autorensprache, gewöhnlich als Kennzeichen der erlebten Rede oder Ich-Erzählung: Aus dem Gestrüpp kommt ein leises Geräusch: Tapp, tapp, tapp. Irgendetwas läuft auf vier Füßen, ganz vorsichtig – kein Ästchen knackt. Langsam nähert sich das Tappen (J.Novotny).

Die Schallinterjektionen bilden eine Unterlage für verbale und nominale Ableitungen: zu bim-bam gehören bimmeln, bammeln, auch das Gebimmel, Gebammel oder das Bimmeln, Bammeln. Viele davon gehen in den beständigen Wortschatz der expressiven Lexik ein mit absoluter Stilfärbung, ohne ihre semantischen Beziehungen zum ursprünglichen Sinn zu verlieren, die anderen unterliegen dem Bedeutungswandel und zerreißen die Bindfäden mit dem Grundwort wie etwa bummeln (ziellos spazieren gehen). Nach dem Muster der Ableitungen erster Art können im Prinzip neue Verben und Substantive frei geschaffen werden. Sie stellen reichere und feinere Möglichkeiten der stilistischen Verwendung dar als die primitiven Interjektionen. Mit ihrer Hilfe entstehen Klangbilder.

Durch Synästhesie überträgt man Geräuschempfindungen auf abstrakte Begriffe: Gefühle, Stimmungen. Da die Klänge angenehm oder unangenehm, fröhlich oder erschreckend sein können, werden die geräuschnachahmenden Laute zu Ausdrucksformen der entsprechenden geistigen und psychischen Einstellung. Sie widerspiegeln Freude, Gereiztheit, Eintönigkeit, Unruhe. Manche Sprachforscher nennen Sie Lautmetaphern, Lautfiguren, Lautsymbole. Die Lautmalerei ist mit gewissen Bedingungen verknüpft. Es sind:

a) die Übereinstimmung mit der Thematik, d.h. mit der Bedeutung des Wortes, dem Klein- und Großkontext.

b) die Häufung (die Akkumulation) sowie eine bestimmte Anordnung der Laute, die den phonologischen Parallelismus verkörpern.

Nur unter diesen Bedingungen gewinnen die Laute gewisse Expressivität, denn in einem isolierten Vokal oder Konsonanten steckt kein Ausdruckswert.

Doch ist nicht zu leugnen, dass gewisse akustische Eigenschaften der Laute sie zu bestimmter Lautinstrumentierung geeignet machen. Der konsonant (r) mit seiner vibrierenden Artikulation entspricht am treffendsten dem Geräusch des Donners, Gebrülls, Geriesels, die Konsonanten (∫), (s), (z), (t∫) sind nicht zufällig Zischlaute genannt, die Reibelaute eignen sich zur Imitation der Dauergeräusche etc. Der Unterschied zwischen langen und kurzen, offenen und geschlossenen Vokalen, den Vokalen der hohen und tiefen Zungenlage kann zur Lautinstrumentierung benutzt werden, was uns aber nicht verleiten darf, Verallgemeinerungen über ihre konstante expressive Deutung anzustellen. In der Regel beachtet man wenig die musikalischen Eigenschaften der Laute; um als Mittel der Lautinstrumentierung zu dienen, müssen sie besonders gruppiert und durch andere Sprachmittel unterstützt werden: Und es wallet und siedet und brauset und zischt (Schiller). Nicht nur die fünffache Anwendung der Zischlaute in einer Zeile, auch die viergliedrige verbale Kette ohne ein einziges Substantiv (Polysyndeton) sowie die dynamische Bedeutung der Verben schaffen das Lautbild des tobenden Seesturms.

Bei dem phonologischen Parallelismus ist außer der Beschaffenheit der Laute ihre Anordnung wesentlich; sie kann dreifach sein: die Klangträger stehen im Anlaut, im Inlaut oder im Auslaut.

Die Wiederholung desselben Konsonanten im Anlaut gehört zu der altertümlichen Tradition der germanischen Dichtung, unter dem Namen Stabreim oder Alliteration bekannt. Sie findet sich in alten Zwillingsformeln: durch dick und dünn, bei Wind und Wetter, tiber Stock und Stein. Eine symbolische Bedeutung besitzen sie nicht, sie wirken rein ästhetisch als eine Art Reim. In der modernen Literatur fesselt die Alliteration die Aufmerksamkeit des Lesers, sie dient als,,Reizmittel“. So lauten manche Artikelüberschriften: Krenz und quer; Sonne, Sand und Segelboote.

Die Wiederholung derselben Vokale im Inlaut heißt Assonanz.

Die inlautenden Vokale können auch nach dem Prinzip des Kontrastes angeordnet werden. In folgenden Fällen beruht der Klangeffekt auf der Ungleichheit der hohen und tiefen Zungenlage bei der Aussprache mancher Vokale: durch Nacht und Wind, tief und weit oder in folgenden Zeilen:

Meine Töchter führen den nächtlichen Rhein,

und wiegen und tanzen und singen dich e in (Goethe)

,Die bunte Vielfalt des Reigens also der sich windenden, kreisförmigen Bewegung, wird durch die musikalische Abwechslung der Vokale in den rhythmisch einander wiederholenden Verben: wiegen – tanzen – singen: ie - a – i wiedergegeben (Silman).

Der phonetische Parallelismus im Auslaut ist das Hauptprinzip des modernen Reims.

Oft paaren sich verschiedene Ordnungsprinzipien: der Zusammenklang im In- und Auslaut mil Rat und Tat oder im An- und Inlaut: Spaten, Spaten scharf und breit... (Heine) oder im An- und Auslaut (Weinert beschreibt in einem seiner Gedichte die Arbeitslosenschlange):

Ausgespeirt aus den Betrieben,

Ausgesogen, abgebaut,

Alt geworden, aufgerieben,

Stehn sie, wenn der Morgen graut...


V. Thema



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