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Erstausbildung, weitere Ausbildung

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1l) Ausbildungsförderung wird für die weiterführende allgemeinbildende
und zumindest für drei Schul— oder Studienjahre berufsbildende Aus­
bildung im Sinne der §§ 2 und 3 bis zu einem daran anschließenden
berufsqualifizierenden Abschluß geleistet. Berufsqualifizierend ist ein Aus-
bildungsabschluß auch dann, wenn er im Ausland erworben wurde und
dort zur Berufsausübung befähigt. Satz 2 ist nicht anzuwenden, wenn der
Auszubildende eine im Inland begonnene Ausbildung fortsetzt, nachdem
er im Zusammenhang mit einer nach § 5 Abs. 2 Nr. l dem Urunde nach
forderungsfähigen Ausbildung einen berufsqualifizierenden Abschluß
erworben hat.

(2) Für eine einzige weitere Ausbildung wird Ausbildungsforderung
längstens bis zu einem berufsqualifizierenden Abschluß geleistet,

l. wenn sie eine Hochschulausbildung oder eine dieser nach Landesrecht gleichgestellte Ausbildung in einem längstens zwei Jahre dauernden Ausbildungsgang entweder in derselben Richtung fachlich, insbesondere wissenschaftlich vertieft, weiterführt oder in einem für den angestrebten Beruf besonders förderlichen Maß ergänzt; der Auszubildende muß die vorhergehende Hochschulausbildung oder eine dieser nach Landesrecht gleichgestellte Ausbildung vor Ablauf eines Jahres nach dem Ende der Förderungshöchstdauer oder der Förderungsdauer nach § 15 Abs. 3 Nr.

1. 3 oder 5 abgeschlossen und die weitere Ausbildung vor dem I.Januar
1997 aufgenommen haben,

2. wenn sie eine Hochschulausbildung oder eine dieser nach Landesrecht
gleichgestellte Ausbildung insoweit ergänzt, als dies für die Aufnahme
des angestrebten Berufs rechtlich erforderlich ist,

3. wenn im Zusammenhang mit der vorhergehenden Ausbildung der
Zugang zu ihr eröffnet worden ist, sie in sich selbständig ist und in derselben
Richtung fachlich weiterführt,

4. wenn der Auszubildende

 

a) eine Fachoberschulklasse, deren Besuch eine abgeschlossene
Berufsausbildung voraussetzt, eine Abendhauptschule, eine Berufs­
aufbauschule, eine Abendrealschule, ein Abendgymnasium oder ein Kolleg
besucht oder

b) die Zugangsvoraussetzungen für die zu fördernde weitere Ausbildung
an einer der in Buchstabe a genannten Ausbildungsstätten erworben hat,
auch durch eine Nichtschülerprüfung oder eine Zugangsprüfung zu einer
Hochschule, oder

5. wenn der Auszubildende als erste berufsbildende eine zumindest
dreijährige Ausbildung an einer Berufsfachschule oder in einer Fachsenul-


klasse, deren Besuch eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht voraussetzt, abgeschlossen hat.

Im übrigen wird Ausbildungsförderung für eine einzige weitere Ausbildung nur geleistet, wenn die besonderen Umstände des Einzelfalles, insbesondere das angestrebte Ausbildungsziel, dies erfordern.

Задание З. Ниже приводятся тексты, посвященные одной теме — реформе правописания в ФРГ, но выполненные в раз­ных речевых жанрах. Определите эти жанры с точки зрения разновидностей КРФ «размышление»: аргументация, доказа­тельство, комментарий. В какой степени используется вто­ричная КРФ «констатирующее размышление»?

Эти тексты, с одной стороны, принадлежат перу извест­ных немецких писателей, с другой — написаны сотрудниками издательств. В чем проявилась субъективность изложения (кон­статация, убежденность аргументации, возражение, возмуще­ние и т.д.)? Как это отразилось на языковом оформлении тек­стов?

(1)

«Komma muß bleiben»

Marcel Reich-Ranicki über die «Frankfurter Erklärung»

Ich verneige mich vor Ilse Aichinger, ich liebe wie eh und je Ulla Hahn. Ich schätze Ludwig Harig, Günter Kunert und erst recht Siegfried Lenz, den treuesten meiner wenigen Freunde. Meine Zuneigung zu Martin Waiser ist, trotz seiner Romane, herzlich und unerschütterbar. Ich bewundere den mir in rührender Haßliebe ergebenen Günter Grass — auch wenn er sich auf den weiten Feldern der Literatur und der Politik so häufig verirrt. Aber: Jene, die sich so gern einmischen in Angelegenheiten, von denen sie keine Ahnung haben, unsere lieben Schriftsteller— wo waren sie diesmal, da es doch um eine Sache ging, von der sie etwas verstehen, um das Instrument, auf das sie angewiesen sind, um die Sprache? Vielleicht im Mustopf? Als man sich 1954 schon einmal, wieder einmal Gedanken über die deutsche Rechtschreibung machte, war Thomas Mann empört. Er glaube nicht, daß die bestehende Rechtschreibung einem normalen Kind Schwierigkeiten bereiten könne. Schon wahr, einem Kind nicht, doch dem größten deutschen Schriftsteller dieses Jahrhunderts sehr wohl: Thomas Mann hat die Rechtschreibung, wie aus Tagebüchern ersichtlich, keineswegs beherrscht. Er war damals 79 Jahre alt. In diesem Alter sieht


man den Boden der Suppenschüssel und hat keine Lust, sich die RegeJn einer neuen Rechtschreibung anzueignen. Ob vielleicht auch damit die späte Entrüstung unserer Schriftsteller zusammenhängt? Viele, die diese Erklärung unterschrieben haben, sind ja über 60, wenn nicht über 70 Jahre alt. Was mich betriffi: Ich bin 76 und werde mich für den Rest meines Lebens an die bisherige Rechtschreibung halten. Allerdings: Der Buchstabe „ß" ist überflüssig, ich werde, ähnlich wie das Volk der Hirten und Bankiers, künftig,,ss» schreiben. Das Komma vor dem erweiterten Infinitiv sollte bleiben, also: „Der junge Mann hat beschlossen Komma das üppige Mädchen unzüchtig zu berühren.» Hier ist das Komma schön und nötig, weil es auch andeutet, daß es zwischen Absicht und Verwirklichung noch einen Augenblick des Zögerns gab. Einmal in 100 Jahren sollte man sich von dem stets zu erwartenden Widerstand der alteren Generationen nicht beirren lassen und die Rechtschreibung reformieren. Wie wäre es mit einem Kompromiß? Unsere lieben Schriftsteller aber seien an ein weises Wort erinnert. In seinem Trauerspiel „Wilhelm Teil» läßt Goethe den greisen Marquis Posa sagen: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

(2)

„Ich fahre so fort»

Martin Waiser zur neuen Rechtschreibreform

SPIEGEL; Herr Waiser, die Landessprache, in der Sie schreiben, soll sich ändern — statt «Gemse» soll künftig «Gämse», statt «rauh» «rau", statt «Stengel» «Stängel» und statt «Haß» «Hass» geschrieben werden. Wie finden Sie das?

Waiser: Bei uns im Süden hat man immer «Gämse» gesagt und, unter hochdeutschem Druck, „Gemse» geschrieben. «Rau» statt „rauh» werde ich nie schreiben. Dem «Hass» tut die Verschärfung gut. SPIEGEL: In Ihrer Novelle «Ein fliehendes Pferd» schreiben Sie von einer «leichtbekleideten Braungebrannten». Wie werden Sie verhindern können, daß in Neuausgaben Ihres Buches daraus demnächst eine «leicht bekleidete Braungebrannte» wird?

Waiser: Ich habe ein Autorenleben lang verhindern müssen, daß die unter Duden-Diktat lebenden Lektorate mir in meinen Büchern „eine Zeit lang" zu „eine Zeitlang» zusammenschweißten. «Eine Zeit lang» soll jetzt sein, dafür muß ich jetzt „leichtbekleidet» gegen rohe Trennung verteidigen. SPIEGEL: Haben Sie die Frankfurter Erklärung als Romancier unterschrieben oder als engagierter Staatsbürger? Waiser: Als Zeitgenosse.


SPIEGEL: Wie erklären Sie sich den neuesten bürokratischen Kraftakt der Kultusbehörden? Fühlen Sie sich nun ein bißchen in der Rolle Ihres jüngsten Romanhelden «Fink», eines Streiters wider die staatliche Allmacht?

Waiser: Stefan Fink würde diese Probleme als Luxusprobleme empfinden. Mich hat erst das mobilisiert, was Friedrich Denk und Dieter Е. Zimmer über den Anteil der Konzerne an dieser Reform veröffentlicht haben. SPIEGEL: Wollen die Kritiker der Reform nicht bloß eiri Stück notwendiger Modernisierung verhindern?

Waiser: Ich leide nicht unter dem Modewahn, in allem ein Attentat gegen die ihrerseits doch recht diktatorisch gewesene Moderne zu sehen. SPIEGEL: Haben Sie zu der Reform eine Alternative anzubieten außer dem Status quo?

Waiser: Ich fahre fort, die Wörter möglichst so zu schreiben, wie ich sie höre und wie ich sie ihrer Herkunft nach verstehe. Rechtschreibnormen sind Zentralismusblüten, Haupteffekt: Fehlerproduktion. Soll doch jeder, auf eigenes Risiko, schreiben, wie er will. Er will verstanden werden, soll er's versuchen auf seine Art. Wie gut und eigenartig hat das Ooethes Mutter in den Briefen an ihren Sohn praktiziert. Ein Gutes kann der Rechtschreibstreit bringen: Diese Regeln sind überhaupt von minderer Bedeutung. Eine Milliarde sind sie nicht wert.

SPIEGEL: Warum sind die deutschen Schriftsteller so spät Wach geworden? Immerhin ist die Reform schon seit Anfang, Juli nach langjährigen Verhandlungen besiegelte Sache, und in den Schulen wird sie vielerorts schon praktiziert.

Waiser: Solange man abends im Freien sitzen kann, mag ich mich nicht mit Normen belästigen, die mich nicht beleben. Und tagsüber arbeite ich ja. Erst der sach— und fach verstand ige Friedrich Denk, dessen Bücher für mich Nachschlagwerke sind, hat mich aus dem verantwortungsscheuen Sommerschlaf geweckt und an die Unterschreibfront zurückgeholt. Komisch, daß Schriftsteller für und gegen Normen streiten, an die sie sich sowieso nicht halten.

(3)

Kostspieliger Unsinn

Siegfried Lenz zur neuen Rechtschreibreform

SPIEGEL: Herr Lenz, die Sprache, in der Sie schreiben, soll sich Endern — statt „Gemse» soll künftig „Gämse», statt „rauh» «rau», statt «Stengel» «Stängel» und statt «Haß» «Hass» geschrieben werden. Wie finden Sie das?


Lenz: Nachfragebedürftig. Erstens: Welch eine Notwendigkeit besteht

zu solchen Veränderungen? Zweitens: Wer hat ein Interesse daran?

Drittens: Wer besitzt die Legitimation, diese Veränderungen als Regel

einzuführen?

SPIEGEL: Sie halten die Rechtschreibreform für entbehrlich?

Lenz: Mehr als dies; ich halte sie für einen kostspieligen Unsinn.

SPIEGEL: Haben Sie die „Frankfurter Erklärung» als Romancier und

Autor der „Deutschstunde" unterschrieben oder als politischer

Zwischenrufer, im Namen der Demokratie?

Lenz: Als Bürger und Schriftsteller, den der wahrnehmbare Sprachverfall

nicht unbesorgt sein läßt.

SPIEGEL: Wie erklären Sie sich diesen neuen Regulierungswahn der

Deutschen — im vertraglich gesicherten Verbund mit Österreichern und

Schweizern? Kompensation für die Unfähigkeit, wichtigere Probleme der

deutschen Gesellschaft zu lösen?

Lenz: Nein, ich vermute vielmehr, es handelt sich um das Bedürfnis von

Kulturpolitikern und Lektoren, uns die Mühen differenzierten

Sprachgebrauchs zu ersparen.

SPIEGEL: Wünschen Sie sich eine andere Art von Sprachreform?

Lenz: Nein.

SPIEGEL: Warum sind die deutschen Schriftsteller so spät aufgewacht?

Lenz: Deutsche Schriftsteller haben sich bereits vor Jahr und Tag gegen

diese Rechtschreibreform geäußert — zum Beispiel 1995 in der

Tageszeitung.

(4)

«So überflüssig wie ein Kröpf»

Hans Magnus Enzensberger zur neuen Rechtschreibreform

SPIEGEL: Herr Enzensberger, die Landessprache, in der Sie schreiben, soll sich ändern — statt «Gemse» soll künftig «Gämse», statt «rauh» «rau», statt «Stengel» «Stängel» und statt «Haß» «Hass» geschrieben werden. Wie finden Sie das?

Enzensberger: Eine Clique von selbsternannten Experten will sich wichtig machen, zwei Großverlage schnappen nach dem Monopolgewinn, und die Politik übt sich wie gewöhnlich im Etikettenschwindel. Dabei geht es überhaupt nicht um die Sprache, sondern um die Rechtschreibung, die von jeher das Steckenpferd aller Besserwisser war. SPIEGEL: Sie halten die Rechtschreibreform für entbehrlich?


Enzensberger: Eine solche «Reform» ist natürlich so überflüssig wie ein Kröpf. Nur Zwangsneurotiker können wegen solcher Bagatellen jahrzehntelang Steuergelder in Ausschüssen und Kommissionen verdauen. Ich zitiere Ihnen einen beliebigen Satz aus Wielands «Gesprächen unter vier Augen»: «Von einer Republik, die auf die Rechte der Menschheit gegründet seyn will, und mit den großen Zauberworten, Freyheit und Gleichheit, Vernunft, Filosofie und Filanthropie, so viel Geräusch und Geklingel macht, sollte man doch wohl mit gutem Fug ein besseres Beyspiel erwarten dürfen». Wie viele «Schreib- und Kommafehler» würden die Anbeter des Dudens in diesem Satz finden, je nachdem, welche Auflage ihrer heiligen Schrift sie gerade zu Rate ziehen? Sechs? Sieben? Acht? Dabei muß man schon ein ganz besonderer Trottel sein, um nicht zu begreifen, was Wieland meint und was niemand besser ausdrücken konnte als er. Wer ist überhaupt dieser Herr Konrad Duden? Irgendein Sesselfurzer? Ich halte mich lieber an Lessing, Lichtenberg, Kleist und Kafka.

SPIEGEL: Haben Sie die «Frankfurter Erklärung» als Lyriker unterschrieben oder als politischer Zwischenrufer? Enzensberger: Ein Engländer— ich glaube, es war Shelley — hat einmal gesagt, die Schriftsteller seien die wahren Gesetzgeber der Sprache. So weit möchte ich nicht gehen, aber im Zweifelsfall würde ich einem, der schreiben kann, eher trauen als Ministerialdirigenten und Schulbuchverlegern, die oft ihrer eigenen Sprache nicht mächtig sind. SPIEGEL: Wie erklären Sie sich diesen neuen Regulierungswahn der Deutschen — im vertraglich gesicherten Verbund mit Österreichern und Schweizern? Kompensation für die Unfähigkeit, wichtigere Probleme der deutschen Gesellschaft zu lösen?

Enzensberger: Die Orthographie war in Deutschland seit dem Wilhelminismus ein reiner Amtsfetisch. Die Regierungen sollten die Finger von Dingen lassen, von denen sie nichts verstehen und für die sie nicht kompetent sind. Die sogenannten Regelwerke sind Ersatzhandlungen, mit denen die kulturpolitische Impotenz kaschiert werden soll. Es ist für das Verständnis völlig unerheblich, ob es «Stengel» heißt oder «Stängel», ob man «im Klaren» groß oder klein schreibt — es kommt vielmehr darauf an, ob jemand in der Lage ist, sich klar auszudrücken. Darum sollten sich die Pädagogen kümmern, statt eine alte Zwangsjacke durch eine neue zu ersetzen.

SPIEGEL: Wünschen Sie sich eine andere Art von Sprachreform? Enzensberger: Ich wünsche, daß mich der Staat beim Schreiben in Ruhe läßt.


SPIEGEL: Warum sind die deutschen Schriftsteller so spät aufgewacht? Enzensberger: Ich habe nicht geschlafen. Auf jedem Manuskript, das ich an meinen Verlag sende, steht seit Jahrzehnten mit großen roten Buchstaben: „Nicht nach Duden!» Allen Lehrern der Republik würde ich raten, den Schwachsinn der neuen „amtlichen Regelung" stillschweigend zu ignorieren. Die Schulen haben Besseres zu tun. Vorschriften, die niemand beachtet, machen sich lächerlich. Sie erledigen sich von selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, daß maßgebende Verlage wie Rowohlt, Hanser oder Suhrkamp so dumm sein werden, ihre Bücher einzustampfen. Auch die großen Zeitungen täten gut daran, sich taub zu stellen. Gegen diese Form der zivilen Sabotage ist kein Kraut gewachsen. Ich hoffe, daß der SPIEGEL dabei mit gutem Beispiel vorangeht.

(5)

SPIEGEL — Umfrage

„Verheerend wären die Folgen»

Schulbuch-, Klassiker- und Belletristik- Verleger äußern sich zur Rechtschreibreform

Zwei Prägen wurden den Verlegern vorgelegt: Welche Konsequenzen hätte die Reform für Ihre Arbeit? Werden Sie den neuen Vorschriften folgen?

MICHAEL KRÜGER

Für uns hat die Rechtschreibreform leider die Konsequenz, daß wir Unsummen, die zur Entwicklung neuer Bücher dringend gebraucht werden, in Neusatz stecken mUssen, was zum Beispiel bei kommentierten Klassikerausgaben ruinös werden könnte. Folge: Verarmung des Verlagsprogramms und des Verlags.

Folgen werden wir den neuen Normen mit knirschenden Zähnen so langsam wie möglich, bei Kinderbüchern so schnell wie möglich, um nicht aus den Vorschlagslisten zu rutschen. Ich bitte um die Verhinderung der Reform! Carl Hanser Verlag

JOACHIM UNSELD

Inwieweit der jetzige, wie ich meine: keinesfalls befriedigende Ansatz zu einer Reform der deutschen Rechtschreibung überhaupt sinnvoll ist und


somit mehrheitsfähig, kann sich nur längerfristig erweisen. Wir sind als Verlag auf einer abwartenden Position, werden uns aber nach Prüfung den Ansichten unserer Autoren anschließen.

Die Neuvorschläge haben tatsächlich sehr unterschiedliche Qualität. Es ist zu befürchten, daß — eben weil die sogenannte Reform keine überzeugende Mehrheit finden wird—durch diesen möglicherweise nicht genau durchdachten Vorschlag jetzt Tür und Tor geöffnet sind, künftig die jeweils eigene Anschauung von Rechtschreibung zur Grundlage zu nehmen, die Festschreibung also gerade im Gegenteil zu einer Liberalisierung führt, wir also auch bei diesem nicht unwichtigen Detail unserer zivilisierten Welt einer neuen Unübersichtlichkeit entgegensteuern. Frankfurter Verlagsanstalt

MICHAEL KLETT

Für den wirtschaftlich kleinen literarischen Klett-Cotta Verlag sehe ich wenig Probleme, da Autoren und Übersetzer schon immer ihre Eigenheiten, was Orthographie und Kommasetzung angeht, durchgesetzt haben. Verheerend wären die Folgen für den Schulbuchverlag. Die Reform ist bewußt oder unbewußt so subversiv angelegt worden, daß wir aus heutiger Sicht nicht eine komfortable Übergangszeit von fünf bis sieben Jahren haben, sondern die Masse unserer Produktion schon vom l. Januar 1997 an — nach jetzigen Berechnungen — in zwei bis vier Jahren umgestellt haben müssen. Es sieht so aus, daß wir auch Physik— und Erdkundebücher mit einbeziehen müssen. Unsere Verlustrechnungen wegen der wegzuwerfenden Lagerbestände belaufen sich auf Größenordnungen zwischen 25 bis 40 Millionen Mark— unglaublich, wie verantwortungslos hier mit uns umgesprungen wird, und das zu einem Zeitpunkt, wo wir dringend in neue elektronische Konzepte investieren müssen. Schulbuchverlage müssen leider der Reform folgen, denn sie sind Dienstleister der öffentlichen Hand. Verlag Kletlt-Cotta

DIETRICH BODE

Es wird für mindestens ein Jahrzehnt das orthographische Chaos herrschen, wir werden keine Rechtschreibung, sondern Rechtschreibungen haben. Wir bieten jetzt schon historische Orthographie (für Barock und 18. Jahrhundert) und «behutsam modernisierte» Orthographie bei Klassikern mit aller Rücksicht auf Autoren-Intention und kulturelles Umfeld. Bei Sachbüchern würden wir am ehesten auf die reformierte


Orthographie umstellen, nicht freilich für präsente Titel und Auflagen und schwerlich bei Nachdrucken — plus wirtschaftlichen Gründen. Man kann ein auf Langfristigkeit angelegtes Buchlager, zumal /.ur Weltliteratur, nicht auf einen bestimmten Tennin hin ungültig machen und äußerlich erneuern. Die chaotische Situation wird vielleicht am deutlichsten bei literarischen Anthologien: Hier wird es einmal zwischen zwei Buchdeckeln ein unbegründbares orthographisches Gemisch geben, weil jeder lizenzgebende Verlag oder Rechte-Inhaber oder Autor für seinen Text seine jeweilige Orthographie gewahrt sehen will. Der Leser wird bei diesem Verwirrspiel viel Toleranz aufbringen müssen. Reclam Verlag

GOTTFRIED HONNEFELDER

Der Deutsche Klassiker Verlag hat bisher über 160000 Seiten ediert und die klassischen Texte ohnehin nicht nach den Duden-Regeln modernisiert, sondern hat weitgehend Groß— und Kleinschreibung, Lautstand und Interpunktion der jeweiligen Zeit beibehalten. So wird es auch bleiben. Wir werden der Reform so lange nicht folgen können, solange die Akzeptanz politisch nicht geklärt ist. Und wenn das der Fall ist, werden wir versuchen, in kleinstmöglicher Weise nachzugeben. Ich würde mich freuen, wenn der Widerstand so deutlich würde, daß diese Reform revidiert wird. Was jetzt als Wechselbalg entstanden ist, ist absurd. Der Berg kreißt und gebiert eine Maus. Die Maus ist eine absolute Lächerlichkeit. Deutscher Klassiker Verlag

LOTHAR MENNE

Wir sind ein Autorenverlag, kein Formularverlag, und wir veröffentlichen Bücher präzise in der Form, die unsere Autoren wünschen. Sprache ändert sich, weil Sprache lebt, aber die Veränderung von Sprache läßt sich nicht anordnen. Dekrete von Kultusministern können nicht unsere Richtschnur sein, sondern ausschließlich die lebendige Entwicklung der Sprache, der die Autoren zum Ausdruck verhelfen. Verlag Hoffmann and Campe

Задание 4. Ниже приводятся тексты интервью из еженедель­ника «Шпигель». Обратите внимание, как построены вопро­сы интервьюера, какое воздействие они оказывают на языко­вое оформление текстов, имеет ли место «стилистический уни-


сон». В каких интервью ответы носят подготовленный харак­тер, в каких спонтанный? Как это проявляется в языковом оформлении устного варианта литературной речи? Проявля­ется ли в ответах языковая личность отвечающего?

Предлагаемые интервью посвящены разным темам. Влия­ет ли различие тематики на построение интервью или преоб­ладает стандартная структура интервью? Изложите диалоги интервью в монологической форме. В какой степени вопросы и реплики интервьюера помогли Вам сохранить содержание и смысл интервью?

(1)

Das Land ist entkräftet

Der KiHerwirtschaftsforscher Horst Siebert 58,

einer der «Fünf Weisen» im Sachverständigenrat,

über Rezession und Abschwung Ost

SPIEGEL: Die Wirtschaft steht still: Null Prozent Wachstum im Osten,

kaum mehr im Westen. Was ist los mit der drittstärksten Industrienation

der Welt?

Siebert: Deutschland ist entkräftet. Es wird zuwenig investiert, die Löhne

sind zu hoch. Und die Unsicherheiten in der Bonner Finanzpolitik machen

die Sache nicht gerade besser.

SPIEGEL: Der Absturz im Osten ist besonders kraß. Dort boomte die

Wirtschaft vor eineinhalb Jahren noch mit fast zehn Prozent. Was hat

denn den plötzlichen Einbruch im Osten bewirkt?

Siebert: Erstens ist der Bauboom verebbt. Der Bau hatte bisher dreimal

soviel zur Wirtschaft beigetragen wie im Westen. Zweitens sind die

Ostunternehmen immer noch nicht wettbewerbsfähig. Drittens hat die

Tarifpolitik versagt. Die Löhne wurden zu schnell an Westniveau

angeglichen, obwohl die Produktivität nicht Schritt hält.

SPIEGEL: Mit welchen Folgen?

Siebert: Die Lohnstückkosten sind ein Drittel höher als in den alten Ländern

— für die Unternehmen eine riesige Last auf dem Weg nach oben.

SPIEGEL: Zieht der Osten jetzt den Westen in eine Rezession?

Siebert: Nein, zum Jahresende geht es mit der Konjunktur wieder

aufwärts. 1997 erwarten wir für ganz Deutschland ein Wachstum von 2,5

Prozent.

SPIEGEL: Woher der Optimismus?


Siebert: Das konjunkturelle Umfeld ist doch gar nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die Aufträge aus dem Ausland nehmen zu, die D-Mark wurde abgewertet und die Bundesbank hat mehrmals ihre Zinsen gesenkt — das wird sich ab Mitte des Jahres alles positiv auswirken.

(2)



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