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Wie Kriemhilde zu den Heunen fuhrСодержание книги
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Die Boten lasst reiten, so tun wir euch bekannt, Wie die Königstochter fuhr durch das Land, Und wo sich von ihr schieden Geiselher und Gernot; Sie hatten ihr gedienet wie ihre Treue gebot. (1334)
Sie kamen nach Veringen, der Donau nah, geritten; Sie begannen um den Urlaub die Königin zu bitten, Weil sie wieder reiten wollten an den Rhein; Da mocht es ohne Weinen von guten Freunden nicht sein. (1335)
Geiselher der schnelle sprach zu der Schwester sein: “Fraue, wenn du jemals bedürfen solltest mein, Was immer dich gefährde, so mach es mir bekannt, Dann reit ich dir zu dienen hin in König Etzels Land.” (1336)
Die Verwandten alle küssten sie an den Mund. Minniglich sich scheiden sah man da zur Stund Von Kriemhildens Freunden die in Rüdgers Bann. Da zogen mit der Königin viel Mägdelein wohlgetan, (1337)
Hundert und viere; sie trugen herrlich Kleid Von reichen bunten Zeuchen; viel der Schilde breit Führte man der Fraue nach auf ihren Wegen. Da wandte sich von dannen gar mancher herrliche Degen. (1338)
So zogen sie in Eile hinab durch Bayerland. Da brachte man die Märe: Viel Gäste unbekannt Kämen angeritten. Wo noch ein Kloster steht Und der Inn mit Brausen in die Donau nieder geht, (1339)
In der Stadt zu Passau, da saß ein Bischof. Leer wurden Herbergen und des Fürsten Hof: Sie wanden sich in Eile hinauf durch Bayerland, Wo der Bischof Pilgerin die schöne Kriemhilde fand. (1340)
Den Recken von dem Lande war es nicht zu leid, Als sie ihr folgen sahen so manche schöne Maid; Da kos'ten sie mit Augen manch edeln Ritters Kind. Gute Herbergen schuf man den Gästen geschwind. (1341)
* Dort zu Plädelingen schuf man ihnen Ruh; Das Volk allenthalben ritt auf sie zu. Man gab, was sie bedurften, williglich und froh: Sie nahmen es mit Ehren; so tat man bald auch anderswo. (1342)
Der Bischof mit seiner Nichte ritt auf Passau an. Als das den Bürgern der Stadt war kundgetan, Das Schwesterkind des Fürsten, Kriemhilde wolle kommen, Da ward sie wohl mit Ehren von den Kaufherrn aufgenommen. (1343)
Als der Bischof wähnte, sie werde da bestehn, Sprach Eckewart der Degen: “Wie möchte das geschehn? Wir müssen weiter ziehen in Rüdigers Land: Viel Degen harren unser: ihnen allen ists bekannt.” (1344)
Nun wusste wohl die Märe die schöne Gotelind; Sie rüstete sich fleißig und auch ihr edel Kind. Ihr hat entboten Rüdiger, ihn bedünk es gut, Wenn sie der Königstochter damit tröste den Mut, (1345)
Und ihr entgegenreite mit seinem ganzen Bann Hinauf zu der Ense. Als man das begann, Da sah man allenthalben gefüllt die Straßen stehn: Sie wollten ihren Gästen entgegen reiten und gehn. (1346)
Da war nach Efferdingen die Königin gekommen. Man hat im Bayerlande von Schächern viel vernommen, Die auf den Straßen raubten wie ihre Sitte war: Vielleicht hätt auch die Gäste beschädigt dieser Räuber Schar. (1347)
Dem ward wohl widerstanden von dem Markgrafen hehr: Er führte tausend Ritter oder wohl noch mehr. Da kam auch Gotelinde, Rüdigers Gemahl, Mit ihr im stolzen Zuge gute Recken ohne Zahl, (1348)
Sie kamen über die Traune bei Ens auf das Feld: Da sah man aufgeschlagen Hütten und Gezelt, Dass zur Nacht die Gäste fänden gute Ruh. Für ihre Kost zu sorgen kam dem Markgrafen zu. (1349)
Von den Herbergen ritt ihnen entgegen Die schöne Gotelinde. Da zogen auf den Wegen Mit klingenden Zäumen viel Pferde wohlgetan. Sie wurden schön empfangen; lieb tat man Rüdigern daran. (1350)
Die sie zu beiden Seiten empfingen auf den Wegen Mit kunstvollen Reiten, das waren viel der Degen. Sie übten Ritterspiele; das sah da manche Maid. Der Ritterdienst der Degen war der Königin nicht leid. (1351)
Als zu den Gästen kamen die in Rüdgers Lehn, Sah man der Schaftsplitter viel in die Lüfte gehn Von der Recken Händen nach ritterlichen Sitten. Da wurde wohl zu Danke vor der Frauen geritten. (1352)
Sie ließen es bewenden. Da grüßte mancher Mann Freundlich den andern. Nun führten sie heran Die schöne Gotelinde, wo sie Kriemhild sah. Wer Frauen dienen konnte hatte wenig Muße da. (1353)
Der Vogt von Bechelaren ritt zu Gotlinden hin. Wenig Kummer schuf es der edeln Markgräfin, Dass er so wohl geborgen vom Rheine war gekommen; Ihr war die meiste Sorge durch große Freude benommen. (1354)
Als sie ihn hat empfangen, ließ er sie auf das Feld Mit den Frauen steigen, die sich zu ihr gesellt. Da zeigte sich geschäftig mancher edle Mann; Den Frauen wurde Dienste mit großem Fleiße getan. (1355)
Da sah Frau Kriemhilde die Markgräfin stehn Mit ihrem Ingesinde: Sie ließ nicht näher gehn: Sie zuckte mit dem Zaume das Ross, das sie trug, Und ließ sich aus dem Sattel heben schleunig genug. (1356)
Den Bischof sah man führen seiner Schwester Kind, Ihn und Eckewarten, hin zu Gotelind. Es musste vor ihr weichen wer im Wege stund: Da küsste die Fremde Frau Gotlinden auf den Mund. (1357)
Da sprach mit holder Sitte Rüdigers Weib: “Nun wohl mir, liebe Fraue, dass ich euern schönen Leib Hier in diesem Lande mit Augen durfte sehn! Mir konnt in diesen Zeiten keine größre Freude geschehn.” (1358)
“Nun lohn euch Gott,” sprach Kriemhild, “viel edle Gotelind So ich gesund verbleibe mit Botelungens Kind, Mag euch zu Gute kommen, dass ihr mich habt gesehn.” Noch konnten sie nicht ahnen was später musste geschehn. (1359)
Mit Grüßen zueinander ging da manche Maid. Die Recken waren ihnen zu Diensten gern bereit. Sie setzten nach dem Gruße sich nieder auf den Klee: Sie gewannen mancher Kunde, die ihnen fremd waren eh. (1360)
Man ließ den Frauen schenken. Es war am hohen Tag; Das edle Ingesinde dort nicht länger lag: Sie ritten bis sie sahen die breiten Hütten stehn; Da konnten große Dienste den edeln Gästen geschehn. (1361)
Sie pflagen bis zum Morgen über Nacht der Ruh. Die von Bechelaren schickten sich dazu, Dass man die werten Gäste würdiglich verpflag. Gesorgt hatte Rüdiger, dass ihnen wenig gebrach. (1362)
Die Fenster an den Mauern traf man offen an, Die Burg zu Bechelaren war mächtig aufgetan. Da zogen ein die Gäste, die man gerne sah; Gute Rast schuf ihnen der edle Rüdiger da. (1363)
Mit ihrem Ingesinde die Tochter Rüdgers ging, Dass sie die Königfraue minniglich empfing. Da war auch ihre Mutter, Rüdigers Gemahl: Die Degen grüßten gerne die Jungfrauen allzumal. (1364)
Sie fügten ihre Hände in eins und gingen dann In einen weiten Pallas, der war gar wohlgetan, Vor dem die Donau unten die Flut vorüber goss. Da saßen sie im Freien und hatten Kurzweile groß. (1365)
Ich kann euch nicht bescheiden was noch mehr geschah. Dass sie so eilen müssten, darüber klagten da Kriemhildens Recken; wohl war es ihnen leid. Hei! Was ihnen guter Recken aus Bechlarn gaben Geleit! (1366)
Viel minnigliche Dienste Rüdger ihnen bot. Da gab die Königsfraue zwölf Armspangen rot Der Tochter Gotlindens und also gut Gewand, Dass sie kein bessres brachte hin in König Etzels Land. (1367)
Obwohl ihr war benommen der Nibelungen Gold, Alle die sie sahen machte sie sich hold Noch mit dem kleinen Gute, das ihr übrig war; Des Wirtes Ingesinde bot sie große Gaben dar. (1368)
Da erwies auch Gotlinde den Gästen von dem Rhein Wieder so viel Ehre mit Gaben groß und klein, Dass man dort der Fremden wohl selten einen fand, Der nicht von ihr Gesteine trug oder herrlich Gewand. (1369)
Als man nach dem Imbiss fahren sollt hindann, Ihre treuen Dienste bot die Hausfrau an Mit minniglichen Worten König Etzels Weib. Da wurde viel gekostet der schönen Jungfraue Leib. (1370)
Da sprach sie zu der Königin: “Dünkt es euch nur gut, So weiß ich dass es gerne mein lieber Vater tut, Dass er mich zu euch sendet in der Heunen Land.” Dass sie ihr treu gesinnt war, wie wohl das Kriemhilde fand! (1371)
Die Rosse kamen aufgezäumt vor Bechlaren an, Als die edle Königin Urlaub sich gewann Von Rüdigers Weibe und der Tochter sein. Da schieden auch mit Grüßen viel der schönen Mägdelein. (1372)
Sie sahn einander selten hernach in vielen Tagen. Da brachte man aus Medilik auf Händen getragen Manch reiches Goldgefäße angefüllt mit Wein Den Gästen auf die Straße; sie sollten willkommen sein. (1373)
Ein Wirt war da gesessen, Astolt genannt, Der wies sie die Straße ins Österreicherland Gegen Mutaren an der Donau nieder: Da wurde wohl gedienet der schönen Königin wieder. (1374)
Der Bischof mit Liebe von seiner Nichte schied. Dass sie sich wohl gehabe, wie sehr er ihr das riet! Und sich Ehr erwerbe wie Helke einst getan. Hei! Was sie großer Ehren bald bei den Heunen gewann! (1375)
Nun kam der Zug der Gäste bei der Traisem an. Ihr dienten sehr beflissen die in Rüdgers Bann Bis man die Heunen-Degen sah reiten durch das Land: Da ward der Königsfraue viel große Ehre bekannt. (1376)
Bei der Traisem hatte der Fürst von Heunenland Eine reiche Veste, im Lande wohlbekannt, Mit Namen Zeißenmauer: Einst wohnte Helke da Und pflag so hoher Tugenden als wohl nicht wieder geschah, (1377)
Es sei denn von Kriemhilden; die mochte gerne geben: Sie durfte wohl die Freude nach ihrem Leid erleben, Dass ihr Ehr erwiesen die in Etzels Bann, Die sie bei den Helden in der Fülle bald gewann. (1378)
König Etzels Herrschaft war so weit erkannt, Dass man zu allen Zeiten an seinem Hofe fand Die allerkühnsten Recken, davon man je vernommen Bei Christen oder Heiden; die waren all mit ihm gekommen. (1379)
Bei ihm war allerwegen, so sieht mans nimmermehr, So echter Christenglauben als heidnischer Verkehr: Wozu nach seiner Sitte sich auch ein jeder schlug, Das schuf des Königs Milde, man gab doch allen genug. (1380)
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