Wie Gunther Siegfrieden zu dem Hofgelage lud 


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Wie Gunther Siegfrieden zu dem Hofgelage lud



 

 

Da dacht auch alle Tage König Gunthers Weib:

“Wie trägt so übermütig Frau Kriemhild den Leib!

Nun ist doch unser eigen Siegfried ihr Mann:

Der hat uns nun schon lange wenig Dienstes getan.” (745)

 

Das trug sie in dem Herzen in großer Heimlichkeit;

Dass sie ihre fremde blieben, das schuf ihr herbes Leid.

Dass man ihr so selten gedient von seinem Land,

Woher das kommen möge, das hätte sie gern erkannt. (746)

 

Sie versucht' es bei dem König, ob es möchte sein,

Dass sie Kriemhilden wieder säh am Rhein.

Sie vertraut' es ihm alleine, worauf ihr sann der Mut;

Den König aber däuchte ihre Rede gar nicht gut. (747)

 

Da sprach der reiche König: “Wie möchten wir sie her

Zu diesem Lande bringen? Das fügt sich nimmermehr.

Sie wohnen uns zu ferne: Ich darf sie nicht drum bitten.”

Die Fraue gab zur Antwort mit gar hochfährtgen Sitten: (748)

 

“Und wäre noch so vornehm eines Königs Mann,

Was ihm sein Herr gebietet, das muss doch sein getan.”

Lächeln musste Gunther ihrer Rede da:

Er nahm es nicht als Dienst an, wie oft er Siegfrieden sah. (749)

 

Sie sprach: “Lieber Herre, bei der Liebe mein,

Hilf mir, dass Siegfried und die Schwester dein

Zu diesem Land kommen, dass wir sie hier ersehn:

So könnte mir in Wahrheit nimmer lieber geschehn. (750)

 

“Deiner Schwester Tugend, ihr wohl gezogner Mut,

So oft ich dran gedenke, wie wohl mirs immer tut;

Wie mir beisammen saßen, als du mich nahmst zum Weib!

Sie mag mit Ehren minnen des kühnen Siegfriedes Leib.” (751)

 

Da hat sie ihn so lange bis der König sprach:

“Wisst, dass ich nimmer Gäste lieber sehen mag.

Ihr braucht nicht viel zu bitten: Ich will die Boten mein

Zu ihnen beiden senden, dass sie kommen an den Rhein.” (752)

 

Da sprach zu ihm die Königin: So sollt ihr mir sagen,

Wann ihr sie wollt besenden und zu welchen Tagen

Unsre lieben Freunde sollen kommen in dies Land;

Die ihr dahin wollt senden, die macht zuvor mir bekannt.” (753)

 

Der König sprach: “Das will ich: Dreißig in meinem Lehn.

Lass ich hinreiten.” Er hieß sie vor sich gehn:

Durch sie entbot er Märe in Siegfriedens Land.

Da beschenkte sie Brunhilde mit manchem reichen Gewand. (754)

 

Der König sprach: “Ihr Recken sollt von mir sagen,

Und nichts von dem verschweigen was ich euch aufgetragen,

Siegfried dem Starken und der Schwester mein.

Ihnen dürft auf Erden nimmer jemand holder sein. (755)

 

“Und bittet, dass sie beide, uns kommen an den Rhein:

Dafür will ich und Brunhild ihnen stets gewogen sein.

Vor dieser Sonnenwende soll er mit seinem Bann

Hier manchen bei mir schauen, der ihm Ehr erweisen kann. (756)

 

Entbietet auch dem König Siegmund die Dienste mein:

Dass ich und meine Freunde ihm stets gewogen sei'n.

Und erbittet meine Schwester, dass sie ihm folgen mag,

Wenn je ihr ziemen solle eines Königs Hofgelag.” (757)

 

Brunhild und Ute und was man Frauen fand,

Die entboten ihre Dienste in Siegfriedens Land

Den minniglichen Frauen und manchem kühnen Mann.

Auf Wunsch des Königs schickten zur Fahrt die Boten sich an. (758)

 

Sie standen reisefertig; ihr Ross und ihr Gewand

War ihnen angekommen: Da räumten sie das Land.

Sie eilten zu dem Ziele, dahin sie wollten fahren;

Der König durch Geleite hieß die Boten wohl bewahren. (759)

 

Sie kamen in drei Wochen geritten in das Land.

In Nibelungens Veste (wohin man sie gesandt)

In der Mark zu Norweg fanden sie den Degen:

Ross und Leute waren müde von den langen Wegen. (760)

 

Siegfried und Kriemhilden ward beiden hinterbracht,

Dass Ritter kommen wären, sie trügen solche Tracht

Wie man in Burgonden trug der Sitte nach.

Sie sprang von einem Bette, darauf die Ruhende lag. (761)

 

Zu einem Fenster ließ sie eins ihrer Mägdlein gehn;

Die sah den kühnen Gere auf dem Hofe stehn,

Ihn und die Gesellen, die man dahin gesandt

Ihr Herzeleid zu stillen, wie liebe Kunde sie fand! (762)

 

Sie sprach zu dem Könige: “Seht ihr sie da stehn,

Die mit dem starken Gere dort auf dem Hofe gehn,

Die uns mein Bruder Gunther nieder schickt den Rhein?”

Da sprach der starke Siegfried: “Die sollen uns willkommen sein.” (763)

 

All ihr Ingesinde lief hin, wo man sie sah.

Jeder an seinem Teile gütlich sprach er da

Das Beste was er konnte zu den Boten hehr.

Ihres Kommens freute der König Siegmund sich sehr. (764)

 

Da schuf man Herbergen Geren und seinem Bann

Und ließ der Rosse warten. Die Boten gingen dann

Dahin, wo Herr Siegfried bei Kriemhilden saß:

Ihnen war der Hof erlaubet; darum so taten sie das. (765)

 

Der Wirt mit seinem Weibe erhob sich gleich zur Hand.

Wohl ward empfangen Gere aus Burgondenland

Mit seinen Heergesellen in König Gunthers Bann.

Gere dem reichen bot man da den Sessel an. (766)

 

“Lasst uns die Botschaft sagen, eh wir sitzen gehn:

Uns wegemüde Gäste, lasst uns die Weile stehn.

Wir sagen euch die Märe, die euch zu wissen tut

Gunther mit Brunhilden: Es ergeht beiden gut; (767)

 

“Und was euch Frau Ute, eure Mutter, her entbot;

Geiselher der junge und auch Herr Gernot

Und eure nächsten Freunde haben uns hergesandt,

Und entbieten euch viel Dienste aus der Burgonden Land.” (768)

 

“Lohn ihnen Gott,” sprach Siegfried, “ich versah zu ihnen wohl

Mich aller Lieb und Treue, wie man zu Freunden soll;

So tut auch ihre Schwester: Ihr sollt uns ferner sagen,

Ob unsre Freunde hohen Mut daheim noch tragen? (769)

 

“Hat ihnen seit wir schieden jemand ein Leid getan,

Meiner Frauen Brüdern? Das sagt mir an:

Ich wollt es ihnen immer mit Treue helfen tragen

Bis ihre Widersacher meine Dienste müssten beklagen.” (770)

 

Zur Antwort gab der Markgraf Gere ein Ritter gut:

“Sie sind in allen Tugenden so recht voll hohem Mut.

Sie laden euch zum Rheine zu einer Lustbarkeit;

Sie sähen euch gar gerne, dass ihr des außer Zweifel seid. (771)

 

“Bittet meine Fraue, sie möge mit euch kommen:

Wenn der Winter wieder ein Ende hat genommen,

Vor dieser Sonnenwende, da möchten sie euch sehn.”

Da sprach der starke Siegfried: “Das kann nicht füglich geschehn.” (772)

 

Da sprach wieder Gere von Burgondenland:

“Eure Mutter Ute hat euch sehr gemahnt,

Und Geiselher und Gernot, ihr sollt es nicht versagen;

Dass ihr so ferne wohnet, das hör ich täglich beklagen. (773)

 

“Brunhild meine Herrin und ihre Mägdelein

Freuen sich der Märe, und könnt es jemals sein,

Dass sie euch wieder sähen, ihnen schuf es hohen Mut.”

Da däuchten diese Mären die schöne Kriemhilde gut. (774)

 

Gere war ihr Vetter: Der Wirt ihn sitzen hieß,

Den Gästen hieß er schenken; nicht länger man das ließ.

Da war auch Siegmund kommen: Als der die Boten sah,

Freundlich sprach der König zu den Burgonden da: (775)

 

“Willkommen seid ihr Recken in König Gunthers Bann.

Da sich Kriemhilden zum Weibe gewann

Mein Sohn Siegfried, man sollt euch öfter sehn

Hier in diesem Lande: Das hieß uns Freundschaft zugestehn.” (776)

 

Sie sprachen: Wenn er wolle, sie würden gerne kommen.

Ihnen ward mit Freuden die Müdigkeit benommen.

Man ließ die Boten sitzen; Speise man ihnen trug:

Deren schuf da Siegfried seinen Gästen genug. (777)

 

Sie mussten da verweilen volle neun Tage.

Darum erhoben endlich die schnellen Ritter Klage,

Dass sie nicht wieder reiten durften in ihr Land.

Da hatte König Siegfried zu seinen Freunden gesandt. (778)

 

Er fragte, was sie rieten? Er solle nach dem Rhein:

“Es hat mich entboten Gunther der Schwager mein,

Er und seine Brüder, zu einer Lustbarkeit:

Ich möcht ihm gerne kommen, nur liegt sein Land mir so weit. (779)

 

“Sie bitten Kriemhilden mit mir zu ziehn:

Nun ratet, lieben Freunde, wie kommen wir dahin?

Und sollt ich heerfahrten durch dreißig Herren Land,

Gern dienstbereit erwiese sich ihnen Siegfriedens Hand.” (780)

 

Da sprachen seine Recken: “Steht euch zur Fahrt der Mut

Nach dem Hofgelage, wir raten was ihr tut:

Ihr sollt mit tausend Recken reiten an den Rhein;

So mögt ihr wohl mit Ehren dort bei den Burgonden sein.” (781)

 

Da sprach von Niederlanden der König Siegmund:

“Wollt ihr zum Hofgelage, was tut ihr mirs nicht kund?

Wenn ihr es nicht verschmähet, so reit ich mich euch dar;

Zweihundert Degen führ ich: Damit mehr ich eure Schar.” (782)

 

“Wollt ihr mit uns reiten, lieber Vater mein,”

Sprach der kühne Siegfried: “Des will ich fröhlich sein.

Binnen zwölf Tagen räum ich dieses Land.”

Allen die's begehrten gab man da Ross und Gewand. (783)

 

Als dem edeln König zur Reise stand der Mut,

Da ließ man wieder reiten die schnellen Degen gut.

Seiner Frauen Brüdern entbot er an den Rhein;

Er wolle herzlich gerne bei ihrem Hofgelage sein. (784)

 

Siegfried und Kriemhild gaben, so hörten wir sagen,

So viel diesen Boten, dass es nicht mochten tragen

Die Pferde nach der Heimat: Er war ein reicher Mann.

Ihre starken Säumer trieb man zur Reise fröhlich an. (785)

 

Da schuf dem Volke Kleider Siegfried und Siegemund

Eckewart der Markgraf ließ da gleich zur Stund

Frauenkleider suchen, die besten die man fand,

Und irgend mocht erwerben in Siegfriedens ganzem Land. (786)

 

Die Sättel und die Schilde man da bereiten ließ.

Den Rittern und den Frauen, die er sich folgen hieß,

Gab man was sie wollten: Zu wünschen blieb nichts mehr.

Er brachte seinen Freunden manchem stolzen Gast daher. (787)

 

Nun wandten sich die Boten zurück und eilten sehr.

Da kam von Norwegen Gere, der Degen hehr

Und wurde wohl empfangen: Sie schwangen sich zu Tal

Von Rossen und von Mähren dort vor König Gunthers Saal. (788)

 

Die Jungen und die Alten kamen, wie man tut,

Und fragten nach der Märe. Da sprach der Ritter gut:

“Wenn ichs dem König sage, wird es auch euch bekannt.”

Er ging mit den Gesellen dahin, wo er Gunthern fand. (789)

 

Der König vor Freude von dem Sessel sprang:

Dass sie so blad gekommen, sagt' ihnen Dank

Brunhild die Schöne. Zu den Boten sprach er da:

“Wie gehabt sich Siegried, von dem mir Liebe viel geschah?” (790)

 

Da sprach der kühne Gere: “Er ward der Freude rot,

Er und eure Schwester. So holde Mär entbot

Seinen Freunden wahrlich nie zuvor ein Mann

Als euch König Siegfried und sein Vater hat getan.” (791)

 

Da sprach zum Markgrafen des reichen Königs Weib:

“Nun sagt mir, kommt euch Kriemhild? Hat noch ihr schöner Leib

Die hohe Zier behalten, deren sie mochte pflegen?”

Sie wird euch sicher kommen,” sprach da Gere der Degen. (792)

 

Ute ließ den Boten gar balde vor sich gehn.

Da war es ohn ihr Fragen wohl an ihr zu verstehn

Was sie zu wissen wünsche: “War Kriemhild noch wohlauf?”

Das sagt' er, und sie komme nach kurzer Stunden Verlauf. (793)

 

Auch wurde nicht verhohlen am Hof der Botenfold,

Den ihnen Siegfried schenkte, die Kleider und das Gold:

Die ließ man alle schauen in der drei Fürsten Bann.

Um seine große Milde pries man höchlich den Mann. (794)

 

“Er mag wohl,” sprach da Hagen, “mit vollen Händen geben;

Er könnt es nicht verschwenden und sollt er ewig leben.

Den Hort der Nibelungen beschließt des Königs Hand;

Hei! Dass er jemals käme in der Burgonden Land!” (795)

 

Das ganze Hofgesinde freute sich dazu,

Dass sie kommen sollten: Da waren spät und früh

Die Herren sehr befließen in der drei Könge Bann:

Gar viel der hohen Sitze man zu errichten begann. (796)

 

Haunolt der kühne und Sindold der Degen

Hatten wenig Muße: Sie mussten stündlich pflegen

Des Schenk- und Truchsess-Amtes, und richten manche Bank;

Auch Ortwein war behilflich: Des sagt' ihnen Gunther Dank. (797)

 

Rumolt der Küchenmeister, wie herrscht' er in der Zeit

Ob seinen Untertanen! Gar manchen Kessel weit,

Häfen und Pfannen, hei, was man deren fand!

Denen ward da Kost bereitet, die da kamen in das Land. (798)

 

* Der Frauen Arbeiten waren auch nicht klein:

Sie zierten ihre Kleider, worauf manch edler Stein.

Des Strahlen ferne glänzten, gewirkt war in das Gold;

Wenn sie die anlegten, ward ihnen männiglich hold. (799)

 

Abenteuer



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