Funktionale Transposition der Wortarten. 


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Funktionale Transposition der Wortarten.



Es kommt vor, daß ein Wort ohne jegliche Wortbildungsmittel aus einer Wortart in die andere transponiert (übertragen) wird. Das geschieht unter den Autosemantika, unter den Synsemantika, wie auch zwischen beiden Klassen. Am leichtesten erfolgt die Substantivierung, die darin besteht, daß ein Wort einer beliebigen Wortart in ein Substantiv verwandelt wird. In diesem Fall erhält es einen Artikel — ein Zeichen des neuen Ranges. Substantivierte Adjektive und Partizipien können alle drei Geschlechter haben: der Kranke, die Kranke, das Kranke; der Liebende, die Liebende; der Infinitiv und alle unflektierten Wortarten (außer den Kardinalzahlwörtern) erhalten das sächliche Geschlecht (das Warten, das Heute, das Aber, das Ach u. a.), nur die Zahlwörter sind weiblichen Geschlechts: die Drei, die Fünf. Die Verbalisierung ist ebenfalls nicht selten anzutreffen. Dabei wird eine Wortart (meist ein Substantiv oder ein Adjektiv) in ein Verb verwandelt, indem sie alle Verbalformen, vor allem das Infinitivsuffix, erhält: landen vom Substantiv Land, monden vom Substantiv Mond; reifen vom Adjektiv reif. Man beobachtet ebenfalls Adverbialisierung, falls sich ein Substantiv mit oder ohne Präposition in die Wortart Adverb verwandelt. Seine lexikalische Bedeutung ändert sich dementsprechend: tags, morgens, abends; zuhause, zuzeiten. Manche Synsemantika treten in zwei Funktionen auf:

a) bald als Präposition, bald als Partikel. Er kommt zu mir und beginnt über seine Arbeit z u erzählen,

b) bald als Konjunktion, bald als Präposition Während er sprach, beobachtete ich sein Mienenspiel. Während seiner Erzählung beobachtete ich sein Mienenspiel.

Ein Wort aus einer autosemantischen Klasse kann zu einem synsemantischen Wort herabsinken; das betrifft z. B. das Wort zwecks — den Genitiv des Substantivs der Zweck —, das nun eine Präposition mit einer sachlich-offiziellen Stilfärbung geworden ist: zwecks Besprechung. In allen oben geschilderten Fällen entstehen homonymische Reihen: gleichlautende Wörter, die verschiedenen Wortarten angehören, gelten als Homonyme.

VORLESUNG 3. DAS VERB

  1. Allgeneines.
  2. Strukturell-semantische Subklassen von Verben.
  3. Grammatische Kategorien des Verbes.
  4. Das Verb als strukturell-semantisches Zentrum des Satzes.

 

Allgeneines.

Das Verb bildet im Deutschen einen krassen Gegensatz zu allen anderen Redeteilen und steht ganz vereinzelt in dem System der Redeteile da.

Das Verb beherrscht syntaktisch, wie das Substantiv, eine komplizierte und mehrgliedrige Wortgruppe, aber im Gegensatz zu dem Substantiv, das viel ärmer an Flexion als seine Attribute ist, besitzt das Verb ein ziemlich entwickeltes Flexionssystem, wogegen die Bestimmungen des Verbs sich durch vollständigen Mangel an irgendwelchen formbildenden Morphemen auszeichnen. Bei den 6 Personalformen des Präsens (im Singular und Plural) gibt es 4 verschiedene Endungen -e, -(e)st, -(e)t -en, wogegen bei den 8 Kasusformen des Substantivs (im Singular und Plural) am häufigsten nur 2 oder 3 verschiedene Endungen vorkommen (zuweilen sogar nur eine!) und nur in der starken Deklination auch 4 Endungen (jedoch bei 8 Formen) zu verzeichnen sind. 4 verschiedene Endungen hat auch das Prateritum mit seinen 6 Formen.

Zu den wichtigsten Besonderheiten des Verbs gehört seine Tendenz zur Zwei- oder sogar Mehrteiligkeit, wobei diese Glieder zwei strukturelle Zentren im Satz bilden, die voneinander distanziert sind. Diese Erscheinung hängt mit einer der wesentlichsten Gesetzmäßigkeiten des deutschen Satzbaus zusammen — mit der Bildung des Satzrahmens. Auf diese Weise wird aber die Gruppe des Verbs zu einer Vertreterin des ganzen Satzes. Auch in bezug auf seine Fügun^s-potenzen tritt das Verb als ein solches Satzglied auf, das der Gestaltung des Satzes in seiner Ganzheit besonders nah steht: die Nebenglieder des Satzes, die sich auf zwei Hauptglieder (auf das Prädikat und ein anderes Glied—Subjekt oder Objekt) beziehen (prädikatives Attribut, Modalglied), treten im Deutschen in der Form,der adverbialen Bestimmung auf.

Die Zweiteiligkeit des Verbs wird mit Hilfe von verschiedenen Mitteln erzielt. Vor allem sind hier die analytischen, zusammengesetzten Verbalformen und die Verbindungen der Nominalformen des Verbs mit den Modalverben zu nennen. Aber auch die trennbaren Vorsilben und Zusammensetzungen dienen dazu, die distanzierte Zweiteiligkeit des Verbs zu ermöglichen. Es gibt aber noch mehrere andere sprachliche Erscheinungen, die dieselbe Funktion erfüllen, d. h. die Zweiteiligkeit des Verbs sichern. Einige von ihnen sind besonders oder sogar ausschließlich in der Umgangssprache vertreten, andere dagegen in der Schriftsprache.

Es ist aucli erwähnenswert, daß im Süden, wem; auch von phonetischen Ursachen bedingt, im Dialekt und in der Umgangssprache das eingliedrige Präterit vom zweigliedrigen zusammengesetzten Perfekt zurückgedrängt wurde.

Eine große Verbreitung, vor allem in den Zeitungen, in der technischen und wissenschaftlichen Literatur, aber nicht ausschließlich in diesen Gattungen der Literatursprache, haben auch phraseologische Bildungen gefunden, die die einfachen, eingliedrigen Verben ersetzen. Diese Fügungen bestehen aus Verben mit allgemeinerer Semantik aktionsartmäßiger oder kausativer Art (besonders kommen, bringen, setzen, treten, geraten) + präpositionale Konstruktionen (seltener ein Kasus ohne Präposition): abschließenzum Abschluß bringen, (auf) wallenin Wallung geraten, senken — zum Sinken bringen, sich "verabschieden—Abschied nehmen usw.

Obgleich Stilisten und Grammatiker schon längst die Anwendung von solchen Bildungen bekämpfen und ihren Ersatz durch einfache Verben empfehlen, treten sie auch heute massenhaft auf, und dabei bei den besten Sprachmeistern der Gegenwart, z. B. bei Thomas Mann. Wir glauben, daß diese Tatsache weder einfach durch Verdorbenheit des sprachlichen Geschmacks zu erklären ist, noch durch das Vorhandensein phraseologischer Bildungen dieser Art, die als solche oder in Verbindung mit ihren Attributen semantisch durch eingliedrige Verben schwer zu ersetzen wären, z. B. in Belegung setzen, zum mächtigen Aufschwung bringen, in steigende Verwunderung setzen usw. Es wirkt sich hier eben auch die außerordentuch starke syntaktisch-strukturelle und zugleich rhythmisch-strukturelle Tendenz zur Zweiteiligkeit des Verbs aus.

 

  1. Strukturell-semantische Subklassen von Verben.

Innerhalb einer Wortart lassen sich einzelne strukturell-semantische Subklassen (Schichten) von Wörtern ausgliedern. Beim Verb heben sie sich so scharf ab, daß jede Schulgrammatik sie unter dem einen oder dem anderen Gesichtspunkt unterscheidet. So teilt man zum Beispiel die Verben von jeher in Vollverben und Hilfsverben, in persönliche und unpersönliche, transitive und intransitive, subjektive und objektive Verben ein. Theoretisch unhaltbar ist aber, daß man dabei einseitig bald die eine Charakteristik des Verbs, bald die andere hervorhebt und zum absoluten Klassifikationskriterium macht. So bezeichnet man zum Beispiel die Einteilung der Verben in Vollverben, Hilfsverben und Modalverben als eine semantische Klassifikation. Die Einteilung der Verben in transitive und intransitive nennt man dagegen eine syntaktische Klassifikation usw.

In Wirklichkeit aber sind das semantische Klassifikationskriterium und die grammatikalischen oder strukturellen Klassifikationskriterien paradigmatischer und syntagmatischer Art aufs innigste miteinander verquickt und treten immer vereint zutage. So beruht zum Beispiel die Ausgliederung der transitiven Verben nicht nur auf syntagmatischer Grundlage, sondern zugleich auch auf semantischer und paradigmatischer Grundlage.

An die Tradition anknüpfend, unterscheiden die meisten Sprachforscher heute folgende strukturell-semantische Klassen von Verben:

I. l. Vollverben, 2. Hilfsverben, 3. kopulative Verben, 4. Modalverben

oder: l. Vollverben, 2. Hilfsverben, 3. modifizierende Verben

II. l. subjektive Verben, 2. objektive Verben *III. l. transitive Verben, 2. intransitive Verben

IV. l. persönliche Verben, 2. unpersönliche Verben

V. l. terminative Verben, 2. kursive Verben ** (perfektive) (imperfektive)

VI. l. reflexive Verben ***

Die Einteilung der Verben in s u b j e k t i v e und o b j e k t ive Verben wird von dem modernen Begriff Valenz des Verbs überdeckt und braucht kaum länger aufrechterhalten zu werden.

Die Termini t e r m i n a t i v e und kursive Verben sind in der Theorie der Aktionsarten aufgekommen. Kennzeichen der terminativen Verben (Terminata) ist, daß ihre lexikalische Bedeutung die na.tellung von einem Endziel der Handlung impliziert (mitbegreift). Als Endndziel können eine Veränderung in der Verfassung des Subjekts, des Objekts, die Gipfelung der Tätigkeit im erstrebten Resultat gedacht sein: kommen, erwachen, sterben, er(ver)-blähen; stellen, verbessern, öffnen; finden, gewinnen, erraten; stehenbleiben

Die kursiven Verben dagegen stellen den Vorgang in seinem Verlauf dar, ohne Hinweis auf ein voraussichtliches Endziel (einen Endpunkt) ( das Leben in seiner Kontinuität" nach H. Brinkmann): wachen, leben, wohnen, sitzen, stehen, aussehen u. ä. In grammatikalischer Hinsicht sind die terminativen und kursiven Verben vor allem durch ihr Verhalten zur Kategorie der Aktionsarten gekennzeichnet. Der Zusammenhang der Einteilung terminativ l kursiv mit der Kategorie der Aktionsarten ist derselben Natur wie der Zusammenhang der Einteilung transitivl intransitiv mit der Kategorie der Genera verbi. Während den kursiven Verben jegliche aktionsarthaitigen paradigmatischen Formen fehlen, setzt die inhaltliche Prägung der terminativen Verben die Möglichkeit von aktionsartmäßigen Korrelationen im Formensystem des Verbs voraus. Freilich sind die Aktionsarten im Deutschen eine schwache Kategorie: die finiten Formen der terminativen Verben haben keine aktionsartmäßigen Korrelationen. Doch kommt die aktionsartmäßige Opposition: unvollzogen-vollzogen im Formensystem der Partizipien zum Ausdruck. Besonders kraß tritt sie bei den intransitiven terminativen Verben zutage. Vgl.

der kommende Mensch — der gekommene Mensch

der erwachende Mensch — der erwachte Mensch.

Ein neuer Aspekt der Einteilung ist die Gruppierung der Verben nach der Valenz. Auch diese Einteilung ist eine strukturell-semantische, da sie die inhaltliche Prägung des Verbs und sein grammatikalisches Verhalten in Verbindung setzt.

Die Einteilung der Verben nach der Valenz widerspricht nicht den obengeschilderten Klassifikationen, überschneidet sich vielmehr mit ihnen, ist aber ihnen gegenüber in erster Linie auf die Syntax orientiert und bildet heute eine der Grundlagen der Theorie der Satzmodellierung (s. S. 239 ff.).

Unter Valenz des Verbs (Fügungspotenz, Wertigkeit) versteht man die Fähigkeit des Verbs, die Zahl und die Art der Worter zu bestimmen, die das notwendige Minimum des Satzes bilden. So enthalten zum Beispiel die Sätze Ich heiße, * Ich gebe nicht das notwendige Satzminimum, sie sind falsch oder wie man sagt „ungrammatisch“, daher mit *gekenn-zeichnet. Das Verb heißen eröffnet im Satz zwei „Leerstellen" (nach dem Ausdruck von K. B ü h l e r), die durch die sog. „Mitspieler" besetzt werden müssen; die erste Leerstelle wird durch ein Substantiv resp. Pronomen besetzt, die zweite durch ein Substantiv, meistens einen Eigennamen, z. B. Ich heiße Anna. Das Verb geben eröffnet im Satz drei Leerstellen, die ausgefüllt werden müssen: Ich gebe es dir. In diesen Fällen ist die Ausfüllung der Leerstellen obligatorisch. Die Valenz des Verbs kann auch fakultativen Charakter haben, vgl. Alle singen (das Lied) mit. Zuweilen ändert sich der Charakter der Valenz je nach der Bedeutungsschattierung des Verbs, vgl. Er trinkt BierEr trinkt.

Als „Satzzentrum“ besitzt das Verb eine zweifache Valenz: a) die sog. linksgerichtete Valenz (Vorhandensein/Nichtvorhandensein des Subjekts, Charakter des Subjekts; vgl. über Geschehensverben, Witterungsverben oben), b) die sog. rechtsgerichtete Valenz (Objekte bzw. obligatorische Umstandsergänzungen). Eine ähnliche Unterscheidung macht auch J. Erben: „Von der Art und Wertigkeit des Verbs... hängt es wesentlich ab, welche und wie viele Ergänzungsbestimmungen im Vor- und Nachfeld des Verbs auftreten und das Satzschema ausgestalten".

Nach der Zahl und dem Charakter der „Leerstellen", die ein Verb nffnet, unterscheidet

H.Brinkmann:

1. nullstellige Verben (es friert);

2. beschränkt einstellige Verben (der Versuch ist mißglückt;

3. unbeschränkt einstellige Verben (der Vater schläft);

4. erweitert einstellige Verben mit Dativ (Ich danke dir);

5. erweitert einstellige Verben mit Genitiv (Wir gedachten der Toten);

6. notwendig zweistellige Verben (Du hast den Brief geschrieben);

7 erweitert zweistellige Verben (Man hat ihn des Diebstahls beschuldigt);

8. dreistellige Verben (Ich habe ihm das Haus übertragen).



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