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Seminar 5. Das Verb: die Kategorien der Person, der Zahl und der ZeitСодержание книги
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1. Die grammatischen Kategorien des Verbs: - Aktionsart: Die Aktionsart bezeichnet das objektive Verhältnis des Ereignisses in Hinblick auf ihren zeitlichen Verlauf, unter anderem Ingressiv, Inchoativ, Durativ, Iterativ, Frequentativ, Stativ, Momentativ, Egressiv und Konativ. - Aspekt: Der Verbalaspekt wird nicht immer eindeutig von der Aktionsart unterschieden. Im Unterschied zu diesem bezeichnet er jedoch die subjektive Betrachtungsweise des Ereignisses nach den Grundkategorien perfektiv (als abgeschlossen gedachtes Ereignis) und imperfektiv (als nicht abgeschlossen gedachtes Ereignis). Darüber hinaus gibt es komplexere Aspekte wie beispielsweise der perfektische Aspekt, der einen aus einem abgeschlossenen Ereignis resultierenden Zustand bezeichnet. - Diathese: Die Diathese eines Verbs (auch Genus verbi genannt) bezeichnet das Verhältnis des Verbs zu den Hauptaktanten. Dabei kommen verschiedene Systeme vor. Das häufigste System (in Akkusativsprachen) kennt die Kategorien Aktiv, Passiv und Medium oder Reflexiv. Darüber hinaus gibt es Sprachen mit einem Ergativ- oder Aktiv-System und Mischsysteme. - Genus: (mit Genus verbi nicht verwechseln; siehe Diathese). Insofern in Verbformen Kongruenz zu einem oder mehreren Hauptaktanten ausgedrückt wird, kann das Genus (oder die Klassenzugehörigkeit) dieser Aktanten am Verb mitausgedrückt werden. Das Genus ist somit ebenso wie der Numerus und die Person keine eigentliche verbale Kategorie. - Modus: Der Modus bringt die logische Modalität oder die persönliche Einstellung des Sprechers zur Realität oder Realisierung eines Ereignisses zum Ausdruck. Dazu gehören die Kategorien der Realität (Indikativ), der Möglichkeit (Potentialis), der Notwendigkeit oder des Sollens (Nezessitativ, Debitiv), des Wunsches (Optativ), der Aufforderung oder des Befehls (Kohortativ, Imperativ und Jussiv), des Zweifelns (Dubitativ), der Bedingung (Konditionalis), der Irrealität (Irrealis), der Distanzierung (zum Beispiel Modus relativus) und einige andere. Der Modus kann auch grammatisch erforderlich sein (zum Beispiel Konjunktiv). - Numerus: Der Numerus beim Verb ist eine sekundäre Kategorie, die aus der Kongruenz mit Aktanten resultiert: zum Beispiel Singular, Dual und Plural. - Person: Die Person ist eine Kategorie, die zwar in vielen Sprachen hauptsächlich beim Verb vorkommt, aber letztlich auf der Kongruenz zu einem oder mehreren Hauptaktanten beruht. Diese Aktanten sind je nach ihrem Verhältnis zum Sprechakt 1. Person (Sprecher), 2. Person (Adressat) oder 3. Person (unbeteiligter Sprechgegenstand). In der Mehrzahl der 1. und der 2. Person kann es Unterscheidungen geben, ob mehrere Sprecher beziehungsweise Adressaten gemeint sind oder jeweils nur ein Sprecher beziehungsweise Adressat und eine als zugehörig gedachte Gruppe, insbesondere in der 1. Person Plural, ob die Adressaten miteingeschlossen sind (inklusiv) oder nicht (exklusiv). Weitere Unterscheidungen können in Hinblick auf das soziale Verhältnis zwischen den Personen (Höflichkeitsformen) getroffen werden, wobei in den meisten Sprachen dafür keinen eigenen Verbformen existieren, sondern zum Beispiel Plural für Singular oder 3. Person für 2. Person verwendet wird. - Rektion: Die Rektion eines Verbs beschreibt, wie ein Verb im Satz eingebunden wird. Jedes Verb besitzt ein bestimmtes Muster von Aktanten, die obligatorisch oder fakultativ in einem grammatisch vollständigen Satz mit diesem Verb auftreten. Die Rektion legt dabei fest, welche Aktanten auftreten, welche Rolle sie im Satz einnehmen (etwa Subjekt, direktes Objekt oder indirektes Objekt) und in welchem Kasus beziehungsweise welcher Präpositionalphrase sie stehen. Verben mit keinem Aktanten werden auch impersonal genannt, Verben mit einem (Subjekt-)Aktanten intransitiv und solche mit zwei Aktanten (Subjekt und direktes Objekt) transitiv. - Tempus: Das Tempus bezeichnet das relative Zeitverhältnis des Ereignisses und zwar zunächst vom Zeitpunkt des Sprechaktes aus betrachtet (absolutes Tempus): Präsens, Präteritum und Futur. Darüber hinaus können so genannte relative Tempora die Zeitstufe eines Ereignisses im Verhältnis zu einem anderen Ereignis als Vorzeitigkeit, Gleichzeitigkeit oder Nachzeitigkeit ausdrücken zum Beispiel das Plusquamperfekt (Deutsch: vollendete Vergangenheit) als Vorzeitigkeit für die Vergangenheit, das Perfekt (Deutsch: vollendete Gegenwart) als Vorzeitigkeit für die Gegenwart oder das Futur II als Vorzeitigkeit für die Zukunft. Diese Kategorien sind nicht unbedingt immer eindeutig in verschiedenen Sprachen zu unterscheiden. So tendieren die Indogermanischen Sprachen dazu, Kategorien wie den Tempus, Aspekt oder Modus miteinander zu vermischen. Literatur: 1. Duden. Band 4. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 6., neu bearbeitete Auflage. Herausgegeben von der Dudenredaktion. Mannheim, 1998. S. 113. 2. Meyers Jugendlexikon A-Z. 9. Auflage. Leipzig. 1979. S. 687-688. 3. www.canoo.net
2. Kategorien der Person und der Zahl sind nach ihrem Wesen prädikative Kategorien. Sie gestalten den Satz als eine Äußerung und kommen den finiten Formen des Verbs als dem Prädikat des Satzes zu. Diesen Kategorien liegen der Sprechakt und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu Grunde, die im Sprechakt entstehen. Die Information, die durch diese Kategorien vermittelt wird, geht vom Sprechenden aus, ist auf seine Sprechintention (Redeabsicht) abgestimmt und an den Gesprächspartner adressiert. Person Eine Kategorie, die zwar in vielen Fällen hauptsächlich beim Verb vorkommt, aber letztlich auf der Kongruenz zu einem oder mehreren Hauptaktanten beruht. Diese Aktanten sind je nach ihrem Verhältnis zum Sprechakt: 1. Person – Sprecher, 2. Person – Adressat oder 3. Person – unbeteiligter Sprechgegenstand. Die Abwandlung der Verben nach der Person zeigt, auf wen der Sprechende die Äußerung bezieht: auf sich selbst (1. Person), auf seinen Gesprächspartner (2. Person) oder auf eine Person, die am Gespräch keinen Anteil nimmt beziehungsweise auf einen Gegenstand (3. Person). Die Kategorie der Person beruht sich also auf der Opposition: sprechend/angesprochen/besprochen, die das Kommunikationsmodell widerspiegelt. Die differenzierenden Merkmale, die die Grammeme der 1., der 2. und der 3. Person kennzeichnen, sind: - die Beteiligung/Nichtbeteiligung am Gespräch und - die Beteiligung am Gespräch als Sprechender/Hörer.
Numerus Sehr eng mit der Kategorie der Person ist die Kategorie des Numerus: Sie zeigt, ob die Äußerung auf eine einzelne Person/einen Gegenstand oder auf mehrere Personen/Gegenstände bezogen wird. Beide Kategorien werden synkretisch durch die Personalendungen des Verbs ausgedrückt. Die Kategorien der Person und des Numerus des Verbs gehören zu den wenigen eindeutigen grammatischen Kategorien. Alle Besonderheiten bei der Verwendung der Grammeme der Person und des Numerus des Verbs beruhen sich einerseits auf der Transposition (es werden gleichzeitig Personalform und Personalpronomen transportiert), andererseits aus Neutralisation. Es handelt sich um stilistische Transposition, wenn in der Anrede anstelle der 2. Person oder der Höflichkeitsform scherzhaft oder vertraulich die 1. Person Plural verwendet wird: Wie haben wir geschlafen? (die 1. Person Plural wird in den Bereich der 2. Person Singular/Plural transponiert); Transposition des Singulars in den Bereich des Plurals liegt in dem so genannten majestätischen wir, in dem schriftstellerischen wir und in umgangssprachlichen Redewendungen wie Den werden wir schon klein kriegen. Nicht sehr verbreitet. Aber möglich ist auch die Transposition der 2. Person Singular in den Bereich der 3. Person (man) bei der Verallgemeinerung. Neutralisation der Kategorien der Person und des Numerus liegt bei unpersönlichen Verben vor und beim unpersönlichen Gebrauch persönlicher Verben, das heißt bei den so genannten gelegentlichen Impersonalien (es riecht nach Gebratenem). Literatur: 1. W. Admoni. Der deutsche Sprachbau, 1972. S. 177-184. 2. Duden. Band 4. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 6., neu bearbeitete Auflage. Herausgegeben von der Dudenredaktion. Mannheim, 1998. S. 113, 186. 3. W. Jung. Grammatik der deutschen Sprache. Sankt Petersburg. 1996. S. 215-216. 4. O. I. Moskalskaja. Grammatik der deutschen Sprache. Moskau. 2004. S. 78-79.
3. Die Oppositionsverhältnisse im Tempussystem. Die verbale Kategorie der Zeit ist eine der wichtigsten kommunikativ-pragmatischen Kategorien des deutschen Sprachbaus. Sie verbindet das Verb und dadurch den Satz mit dem Redeakt, indem sie die zeitliche Beziehung des verbalen Vorgangs zu dem Augenblick feststellt, wenn der Redeakt vor sich geht (Redemoment). Eine solche Bezogenheit der grammatischen Kategorie der Zeit auf den Redeakt und den Redemoment bedeutet keineswegs, dass dabei der philosophische Begriff der Zeit als solcher relativistisch und subjektivistisch behandelt wird. Wie bei allen kommunikativ-grammatischen Kategorien sind hier der Redeakt und der Redemoment durchaus objektiv aufgefasst, als notwendige und den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten unterworfene Bedingungen, in welchen der Redeprozess verläuft. Sie hängen nicht von der subjektiven Willkür des Sprechenden ab, sondern bilden die objektiv existierende Achse, die die Sprache mit dem sozialen Geschehen und überhaupt mit der objektiven Welt verbindet und die allein als Grundlage für die Schaffung des Koordinatensystems der grammatischen Zeitformen dienen kann.
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