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Die deutsche Musik des 19. Jahrhunderts

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Deutschland hat nicht mehr wie in der vorhergehenden Epoche einen absoluten Vorrang im kompositorischen Schaffen. Der Osten mit Ungarn, Polen und Rußland leistet einen erheblichen Beitrag, aber auch Skandinavien und auf neue Art wiederum Frankreich und Italien.

Einen Neuanfang setzte Richard Wagner, der einflußreichste Komponist der Hochromantik. Als Worttondichter wie auch als musiktheoretischer Schriftsteller bemühte er sich um des Musikdrama als Gesamtkunstwerk. Mit seinen Musikdramen, ze denen er selbst die Texte schrieb, strebte et das „Gesamtkunstwerk“ an, in dem die Einheit von Dichtung, Musik, Darstellung, Gesang und Bild erreicht ist.

Wagners Werk gehört zum deutschen nationalen Kulturerbe.

Richard Wagner (1813-1883)

R.Wagner wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig geboren, aber er hat es nicht leicht gehabt mit seiner Vaterstadt. Die Nikolaischule verließ er Ostern 1830 vorzeitig, in den Akten steht zur Begründung der lakonische Vermerk: „will Musicus werden“. Weihnachten 1830 erklang öffentlich zum ersten Male ein Werk Richard Wagners. Im Februar des folgenden Jahres ließ sich Wagner als „stud. mus.“ inskriebieren, und ein Jahr später, wiederum im Februar, erklingt zum erstenmal Musik von ihm im Gewandhaus.

Wagner hatte eine gute theoretische Grundausbildung beim Thomaskanter Weinlig, einem Bach-Nachfolger, in Leipzig erhalten, und zwar als Student der Leipziger Universität. Schon seine Kindheit war geprägt durch das Theater. Mutter und Schwestern waren Schauspielerinnen und Sängerinnen. Sein Vater starb früh, aber sein Stiefvater war Theaterdichter, Schauspieler und ein begabter Porträtist. Kein Wunder also, daß der begabte junge Richard regen Anteil an allen Künsten nahm.

Auch in den kommenden Jahren hat er Erfolg mit seiner Musik, aber ein auskömmliches Einkommen hingegen findet Wagner in Leipzig nicht.Demeher konservativ eingestellten Konzertpublikum ist der „Neutöner“ unsymphatisch.

Mit Begeisterung verfolgte er in jungen Jahren die Entwicklung einer bürgerlichen deutschen Nation. Als 1849 in Dresden ein revolutionärer Aufstand ausbrach, stellte er sich an die Seite von Bakunin und Herwegh rief yom Rathausbalkon die neue Regierung aus. Sein Freund, der bekannte Architekt Gottfried Semper, baute die Barrikaden. Preußisches Militär schlug den Aufstand nieder. Wagner konnte in die Schweiz fliehen, wurde aber steckbrieflich gesucht und durfte deshalb 14 Jahre lang Deutschland nicht betreten. Erst im März 1862 wird die Fahndung, auf sein Gnadengesuch hin, aufgehoben. Er war von der Revolution enttäuscht, er flieht vor seinen Gläubigern von Land zu Land.

Da kommt Rettung: König Ludwig II von Bayern findet Gefallen an seiner Musik, beschenkt ihn reich und bewilligt ihm ein hohes Gehalt. Wagner siedelte 1872 nach Bayreuth über, wo er 1876 die ersten Festspiele veranstaltete.

Am bekanntesten wurde Richard Wagner als Komponist von 13 Opern. Er schuf einen neuen Typ des Oper, und manche bezeichnen ihn sogar als den Schöpfer der deutschen Nationaloper. Schon in seinem dritten Werk, Rienzi, läßt er mit mächtigen Bleuch-bläser- und zarten Frauenchorsätzen aufhorchen.

Der fliegende Holländer bringt wieder Neues: einen beflügelnden Rhythmus besonders in den Chorszenen und schon im Vorspiel für Musiker anspuchsvolle, schwierige, ja gefürchtete Stellen. Jede Hauptfigur wird mit einem musikalischen Motiv begleitet, dem Leitmotiv. Düster und dämonisch wird der unselige Holländer gekennzeichnet, lieblich und leuchtend Senta, die ihn schließlich durch ihre Liebe und ihr Opfer erlöst.

Stoffe aus der mittelalterlichen Literatur werden von Wagner neu gesehen und frei bearbeitet: Tannhäusers Konflikt mit der reinen wie teuflischen Liebe, seine Sünde, Verurteilung und fehlende Erlösung. Berühmt wurden viele Partien der Oper: der Pilgerchor, die Arien der Elisabeth und des Wolfram von Eschenbach (0 du mein holder Abendstern). Es folgt die Lohengrin-Geschichte, die germanische Variante der antiken Sage von Amor und Psyche. Die schutzbedürftige Elsa wird von Lohengrin gerettet, geliebt, aber nach seinem Namen soll sie nicht fragen. Als sie dies doch tut, muß er sie verlassen. Geradezu sprichwörtlich wurden die Wendungen „Nie sollst du mich befragen“ oder „Nun sei bedankt, mein lieber Schwan“ (Lohengrin wird im Kahn von einem Schwan auf die Bühne gezögen).

Es folgt die Sage von Tristan und Isolde, die sich durch einen Zaubertrunk unsterblich verlieben, aber schließlich nicht einmal durch Zauber erlöst und gerettet werden können. Endlich, in der achten Oper, eine Liebesgeschichte, die Lösung und Erlösung bringt: Der junge Walther von Stolzing bewirbt sich um des Goldschmieds Töchterlein Eva, und ein literarisch beschlagener und ehrenwerter Schumacher (Hans Sachs) hilft ihm, Meistersinger von Nürnberg zu werden und sie heimzuführen. Die Oper zeigt Bürger, die dem alten Minnesang neue, feste Regeln und ihr eigenes Gesicht geben. Wagner hat hierbei eine Gestalt erfunden, die noch heute im Sprachgebrauch lebendig ist, den „Beckmesser“, einen mißgünstigen Kritiker. Es heißt, die Rolle des Hans Sachs sei ihrer körperlichen Anstrengung nach wie zwei Schichten eines Bergarbeiters. Am gewaltigsten und beliebtesten ist der „Wach-auf“-Chor, die Glanznummer jedes großen Ensembles, das auf sich hält.

Dann wendet sich Wagner wieder den alten deutschen Sagen zu, die vor 850 Jahren literarische Gestalt fanden. Die Nibelungensage gibt ihm gar Stoff für vier Opern, die eng verknüpft sind und an vier aufeinanderfolgenden Abenden aufgeführt werden sollen: Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried (eine zentrale deutsche Heldengestalt) und Götterdämmerung. Symbolgehalt, Anforderungen an die Künstler, Aufwand an Ausstattung und freilich auch musikalische Meisterschaft sind aufs höchste gesteigert, sogar neue Instrumente, z.B. die „Wagner-Tuba“ werden konstruiert, um Gefühle und Ideen zum Klingen zu bringen. Am Ende seines Schaffens steht das Bühnenweihfestspiel Parsifal. Hauptwerke von R.Wagner: „Rienzi“ (1842), „Der fliegende Holländer“ (1843), „Tannhäuser“ (1845), „Lohengrin“ (1847), „Der Ring der Nibelungen“ (1852/74), „Tristan und Isolda“ (1859), „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1868), „Parsifal“ (1882).

Er schrieb nicht nur Lieder und sinfonische und Opernwerke, sondern auch eine große Zahl von Gedichten sowie Aufsätze über die Kunst, ihre Theorie und Praxis, aber auch über Politik („Kunst und Volk“), „Die Kunst und die Revolution“, 1849 u. a.).

R.Wagner heiratete 1870 Cosima (1887-1970), die Tochter Liszts. Sie rührte nach 1883 die Bayreuther Festspiele weiter.

Bayreuther Festspiele — das waren mustergültige Festaufführungen Wagnerschen Musikdramen, von R.Wagner 1876 begründet (1951 wiedereröffnet).

Am 13. Februar 1883 starb Wagner in Venedig, beigesetzt wurde er in Bayreuth.

Bis zum Jahre 1983 gab es kein Wagner-Denkmal in Leipzig. Das Wagnerdenkmal wurde im Jahre 1983 aufgestellt.

Es gibt auch Richard-Wagner-Tafel am Kaufhaus “konsument“: „An dieser Stelle stand bis zum Jahre 1886 das Geburtshaus von Richard Wagner: 22. Mai 1813-23. Februar 1883.“



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