Die Bereicherung des Wortschatzes in der althochdeutschen Zeit 


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Die Bereicherung des Wortschatzes in der althochdeutschen Zeit



Neben den Wörtern des alltäglichen Verkehrs besaß das Althochdeutsche einen reichen Schatz von Wörtern aus dem Bereich des Geisteslebens, der Dich­tung. der Viehzucht und des Ackerbaus, des Bau-, Rechts- und Heereswe­sens In den althochdeutschen Sprachdenkmälern kommt das ständige Wachstum des Wortschatzes im Zusammenhang mit der Entwicklung der feudalen Kultur, der klerikalen Bildung, des Staats- und Rechtswesens, mit der Übertragung zahlreicher lateinischer theologischer und philoso­phischer Schriften in die deutsche Sprache und der Schaffung der dazu notwendigen Terminologie zum Ausdruck.

Den Grundstock des althochdeutschen Wortschatzes bildete das von den westgermanischen Großstämmen aus der gemeingermanischen Zeit ererbte Wortgut, das sich in der voralthochdeutschen Zeit im Zusammenhang mit der Entwicklung der Produktivkräfte, mit den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen der frühfeudalen Epoche, mit den Verkehrsbeziehungen und dem kulturellen Austausch jener Zeit sowie mit der Entwicklung der epischen Dichtung weiter bereicherte.

Ausder voralthochdeutschen Zeit stammt die erste bedeutende Schicht von lateini­schen Entlehnungen, die den Verkehr westgermanischer Stamme mit den Rö­mern m den ersten Jahrhunderten u. Z. widerspiegeln. Es sind Benennungen neuer Ackerbaugerate: lat. secula - ahd. sihhila ‘Sichel',Wörter aus dem Bereich von Wein-, Garten- und Gemüsebau: lat. vinum - ahd. win Wein'.Wörter aus dem Bereich von Steinhau und Wohnungseinrichtung: lat. manis - ahd. müra Mauer'.

In der althochdeutschen Zeit vollzieht sich die weitere Entwicklung und Bereicherung des deutschen Wortschatzes im engen Zusammenhang mit der Entwicklung des deutschen Schrifttums. Die Übertragung theologischer und philosophischer Schriften ins Deutsche, die freie Nachdichtung des Evangeliums und die weitere Entwicklung der dichterischen Kuns erforderten nicht nur die Verwertung des ge­samten vorhandenen Wortschatzes, sondern auch die Schaffung neuer Aus­drucksmittel.

Als Hauptquelle bei der Bereicherung des Wortschatzes diente natürlich das bereits vorhandene heimische Wortgut, das durch Ableitung. Zusammen­setzung und Bedeutungswandel den neuen Bedürfnissen angepasst wurde So werden zum Adjektiv rrini 'rein' das abstrakte Substantiv reini, reinidi1 ‘Rein­heit’.

 

 

Entlehnungen.

Ausder voralthochdeutschen Zeit stammt die erste bedeutende Schicht von lateini­schen Entlehnungen, die den Verkehr westgermanischer Stamme mit den Rö­mern m den ersten Jahrhunderten u. Z. widerspiegeln. Es sind Benennungen neuer Ackerbaugerate: lat. secula - ahd. sihhila ‘Sichel', lat. flageltum - ahd. flegil 'Flegel'; Wörter aus dem Bereich von Wein-, Garten- und Gemüsebau: lat. vinum - ahd. win Wein', lat. vtnitor - ahd. wlnzurä ‘Winzer',

Aus dem Latein sind auch die Monatsbezeichnungen entlehnt Durch Lehnübersetzung entstanden die Namen der Wochentage (die Siebentagewoche wurde von den Germanen im 3.-5. Jh. unter griechischem und römi­schem Einfluss eingeführt): lat Martium - ahd. marzeo, merzo ‘März’.

Unmittel­bare Entlehnung von Wörtern findet auch in dieser Epoche statt Die neue Schicht lateinischer Wörter kommt durch Vermittlung der Kirche und Klosterschulen in die deutsche Sprache. Es sind entsprechende Wörter aus dem Bereich des Kir­chen- und des Schulwesens. Aus dem Bereich des Kirchenlebens stammen die Wörter lat. claustnim - ahd klöstur Kloster’, lat. templum - ahd. lenipul 'Tem­pel', lat. monastenum - ahd. munistri ‘Münster', lat. momchus - ahd. munih ‘Mönch’, lat. nonna - ahd. numui ‘Nonne’, lat. abltas, abbatem - ahd. abbat ‘Abt’, lat. perrgrtnus - ahd. piligrim 'Pilger', lat. crucem - ahd. krüzi ‘Kreuz*, lat. presbyter— ahd. priestar ‘Priester’. Aus dem Bereich des Schulwesens stam­men die Entlehnungen lat. scola ahd. scuola 'Schule', lat. sertbere - ahd. scri- ban ‘schreiben’, lat. tincta - ahd. tincta ’Tinte*, lat. tabula - ahd. nnala ‘Tafel*, lat. breve - ahd. briaf' Brief, lat. pergamenum - ahd pergamin Pergament’

 

 

Die Besonderheiten der Bildung von Substantiven, Adjektiven,Verben.

In der Wortbildung der Substantive spielen sowohl die Ableitung als auch die Zusammensetzung eine große Rolle.

Suffigierung. Eines der wichtigsten Wortbildungsmittel ist die Ablei­tung der Substantive mit Hilfe von Ableitungssuffixen:

a) von Verbalstammen

ahd. trag-an 'tragen' - treg-il ‘Träger’; ahd. säen ‘säen' - .w-t 'Saat'

b) von den Stämmen der Adjektive

ahd. höh ‘hoch' - höh-i 'Hohe': rein 'rein' - rem-ida 'Reinheit': ahd. ann ‘arm' -arm-ing 'Armer';

c) von den Stämmen der Substantive

ahd kunni ‘Geschlecht’ - kun-ing König'; ahd. friunt ‘Freund - friunt- m ’Freundin'.

Eine beträchtliche Anzahl von Suffixen sind aus dem Urgcrmanischen ererbt: -ing (kun-ing, arm-ing), -in (friunt-in), -t(sä-i), -f (höh-i), -ida (rrin- idä), -niss, -nass, -nuss (ein-nissi) u. a.

Konversion. Aus dem Urgermanischen übernahm das Althochdeutsche auch einen anderen Wortbildungstyp. Ein neues Substantiv konnte von ei­nem Verbalstamm, einem adjektivischen oder substantivischen Stamm da­durch gebildet werden, dass es ein stammbildendcs Suffix der Substantive bekam (vgl. S. 43 f.) und in die entsprechende Deklinatiunsklusse eingereiht wurde. So ist got. skula ‘Schuldner’ vom Verbalstamm skul• (skulan ‘schul den’) mit dem stammbildenden Suffix der Substantive -n gebildet und wie ein n - Stamm dekliniert: Sg. N, skul-a, G. skul-in-s, D. skul-in A. skul-an-, PI. N. sktd-an-s, G. skul-on-e, D. skul-am, A. sktd-an-s.

Der Lautwechsel ist im Althochdeutschen kein selbständiges Wortbil­dungsmittel. doch begleitet er oft andere Wortbildungsprozesse.

Sehr verbreitet ist der Ablaut bei der Wortbildung, da viele Substantive von den Stammen starker Verben abgeleitet sind ahd. fliohan ‘fliehen’ - flucht ‘Flucht’; ahd. scioytn ‘schießen’ - scu 5 ‘Schuss’ u. a. m.

Auch der Konsonantenwechsel, der im Althochdeutschen vielen starken Verben eigen ist (vgl. S. 106), ist oft anzutreffen: ahd. snidan ‘schneiden’ - snit ‘Schnitt’; ahd. ziohan ‘ziehen’ - zug ‘Zug*.

Der Umlaut und die Vokalharmonie sind bei der Wortbildung der Sub­stantive ebenfalls oft.

Präfigierung. Die Präfigierung spielt bei der Wortbildung der Substan­tive eine geringere Rolle als die Suffigierung. Präfixe der Substantive sind vor allem:

gi-: gi-birgi ‘Gebirge’ zu berg ‘Berg’;Zusammensetzung. Ein beliebtes Wortbildungsmittel ist in allen altger­manischen Sprachen auch die Zusammensetzung.

Besonders verbreitet sind die Bestimmungskomposita. z. B. erd-biba ‘Erd­beben’.

Das Althochdeutsche erbte vom Urgermanischen die Ableitungssuffixe der Adjektive -ag (bluot-ag 'blutig'), -ig (kreft-ig ‘kräftig’), -isc (liimil-i.se himmlisch’, ird-isc ‘irdisch’), - in (guld-in 'golden', isam-in ’eisern’).Von den Präfixen der Adjektive ist vor allem un- zu nennen: kund ‘be­kannt’ - un-kund ‘unbekannt’.

Die Zusammensetzung spielt in der Wortbildung der Adjektive eine ge­ringere Rolle als die Ableitung. Im Althochdeutschen überwiegen eigentli­che Zusammensetzungen. Als erste Komponenten erscheinen meistens:

a) substantivische Stämme, z. B.fart-muodi ‘müde von der Wanderung', got-forht gottesfurchtig';

b) adjektivische Stämme, z. B. wit-müri ‘weitbekannt’, halbtöt ‘halbtot’.

Wortbildung der Verben. Präfigierung. Präfixbildungen Als echte Präfixe erscheinen bereits im Althochdeutschen bi- (d. be-), gi- (d. ge-), ir-, ur-, or-(d. er-).foria)-, fur(i)- (d. ver-), zi(r)-.:o(r)- (d. zer-), int-, ant- (d. ent-). Diese Präfixe entwickelten sich aus Präpositionen und Lokaladverbien.

Suffigierung und Zusammenset­zung sind im System der verbalen Wortbildung sehr spärlich vertreten. Durch Zusammensetzung sind einige Verben mit adjektivischen Stämmen als erste Komponente gebildet: falla-hringan ‘vollbringen*, missa-lruen ‘misstrau­en’, eban-wirkan ‘Zusammenwirken’ und einige andere.

Althochdeutscher Satzbau.

Gemeinindoeuropäische Charakterzüge im althochdeutschen Satz­bau. Die aus dem Ide. ererbten Charakterzüge des althochdeutschen Satz­baus sind folgende:

1.Die vorherrschende Satzform ist der zweigliedrige Satz mit einer Sub- jekt-Prädikat-Struktur

2.Wie in allen flektierenden Sprachen sind Hauptausdrucksmittel der syn­taktischen Beziehungen zwischen den Wörtern im Satz Kongruenz und Rektion.

Die Kongruenz ist ein Kennzeichen der syntaktischen Verbindung zwi­schen Adjektiv, Pronomen oder Partizip in attributiver bzw. in prädikativer Funktion und dem Bezugssubstantiva

Die Rektion ist ein Kennzeichen des Satzgliedwertes von Substantiven und substantivischen Pronomen.

Der Nominativ kennzeichnet das Subjekt des Satzes. Er ist auch der Ka­sus des Prädikatsnomens.Die vom Verb (oder vom Adjektiv) abhängigen obliquen Kasus kenn­zeichnen das Objekt.Die freien (absolut gebrauchten) obliquen Kasus kennzeichnen Adverbiale.

3.Wie in allen flektierenden Sprachen ist die Wortstellung im Satz frei.

Einen Kontrast zur Wortstellung der deutschen Gegenwartssprache bil­den im Althochdeutschen die freie Stellung des Prädikats und die der Attri­bute. Das verbale Prädikat kann im Althochdeutschen im Aussagesatz im Unterschied zur deutschen Gegenwartssprache sowohl an der zweiten Stelle als auch am Satzanfang und am Satzschluss stehen. Frei ist auch die Stellung der Attribute. Adjektivische Attribute und attri­butiv gebrauchte Pronomen können dem Bezugssubstantiv vorangehen bzw. folgen oder auch letzteres umrahmen.

 

Wortstellung im ahd.Satz.

Bewegliche Satzglieder - Subjekt, Objekte und Adverbialien sind im Althochdeutschen ebenso wie in der deutschen Gegenwartssprache beweg­lich: ihre Stellung im Satz hängt auch in dieser Zeit aufs engste mit der kommunikativen Satzperspektive zusammen.

Das Subjekt erscheint meist als Ausgangspunkt des Satzes und nimmt in diesem Fall die erste Stelle ein (die gerade Wortfolge). Die invertierte Wortfolge ist durch die Nachstellung des Subjekts gegenüber dem Prädikat gekennzeichnet. Das Subjekt nimmt die zweite oder dritte Stelle im Satz ein.

Ungewöhnlich für die deutsche Gegenwartssprache ist die Zweitstellung des Subjekts im Aussagesatz. Im Althochdeutschen ist sie häufig, du der Aussagesatz oft mit dem verbalen Prädikat beginnt.

An die erste Stelle im Satz ruckt oft ein Objekt oder ein Adverbiale Dies geschieht zum Beispiel, wenn das Objekt oder das Adverbiale die Verbin­dung des Satzes zum vorausgehenden Satz herstellt und so den Zusammen­hang zwischen den Geschehnissen betont, meistens ist es ein lokales oder temporales Adverbiale, besonders thö ‘da', ‘dann*:

Das Objekt oder das Adverbiale werden an die erste Stelle auch zwecks der Inversion des Subjekts vorgeschoben: das Subjekt rückt hinter das Prä­dikat und wird als das Rhema hervorgehoben.Die Voranstellung des Rhemas ist gewöhnlich mit Emphase verbunden. Sie kommt meistens in der direkten Rede vor und setzt wohl die Intonation eines Ausrufesatzes voraus.

 



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