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Die grammatischen Kategorien des Verbs im Ahd.Содержание книги Поиск на нашем сайте
grammatische Kategorie der Zeit Das Althochdeutsche hat zwei Zeitformen: das Präsens und das Präteritum. Das Präsens dient im Althochdeutschen ebenso wie in der Gegenwartssprache zur Bezeichnung der unmittelbaren Gegenwart und als Ausdruck beständiger Charakteristiken und wiederkehrender Geschehnisse: Einan kuning uuei$ ih. heiytit her Hluduig. Thergemo gode thionöt. ‘Ich weiß einen König, er heißt Ludwig, der gern dem Gotte dient’. Sie sint sö soma kuoni, seih sö thie römani. ‘Sie sind ebenso kühn wie die Römer’. Das Präsens druckt auch die Zukunft aus. da es im Althochdeutschen keine spezielle Zukunftsform gibt: Oba Kurl then eid, then er sinemo bruodher Ludhuuige gcsuor, geleistit, mdi Ludhuuig nun Herrn ihen er üno gesuor forbrihehit, ob ih inan es iruuenden ne nuig no/i ih noh thero nolihein, then ih es irruuenden mag, uuidhar Karle imo er follusti ne uuirdhit. Wenn Karl den Eid, den er seinem Bruder Ludwig geschworen hat. halten wird, Ludwig, mein Herr, aber den Eid, den er ihm schwor, brechen wird, so werden ihm weder ich selbst noch einer von denen, die ich zu überreden vermag, gegen Karl Hilfe leisten' (Straßburger Eide, 9. Jh.) Das Pratentum ist im Althochdeutschen die universelle Form der Vergangenheit: Thin bruodar quam, inii arsluog thin fater gifuotnr calb, bitliiu inan heilan intfieng. ‘Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater schlachtete ein gefüttertes Kalb (aus Freude), dass er ihn heil wiedersah’. Thö nam her godes urlub, huob her gundfanon üf, reit herthara in Vrankön mgagan Northmannon. ‘Er bekam die Erlaubnis von Gott, er hob die Kriegsfahne empor, er ritt ins Frankenland den Normannen entgegen’. Das Präteritum steht auch für die Vorzeitigkeit (später Spezialgebiet des Plusquamperfekts): Want her da ar arme wuntane bauga...sö imo se der cltuning gap. ‘Er streifte die gewundenen Ringe von der Hand, die ihm der König gegeben hatte’. Das Präteritum wird auch im Dialog gebraucht (später Spezialgebiet des Perfekts): Gueliche lande cumen ger? ‘Aus welchem Lande sind sie gekommen?’ E guas mer in gene francia ich war in Frankreich’. Guaj ge dar dadenl ‘Was habt ihr dort gemacht?’ (Aus dem Gesprächsbuch des 10. Jh.) § 49. Die grammatische Kategorie des Modus Das Althochdeutsche hat gleich der Gegenwartssprache drei Modi: den Indikativ, den Imperativ und den Konjunktiv. I. Der Konjunktiv drückt den Zweifel, die Unsicherheit, die Vermutung aus: Diu sela stet pidungan, ni uuei$ mit uuiu pua$e. ‘Die Seele steht bedruckt, weiß nicht, wie sie (die Sünden) büßen soll". Herro, forlaj, in thij, eina iär, unzin ih inan umbigrabu inti mist zuogi- tuon, oba her thanna uuahsamon tuoe. ‘Herr, lass ihn (den Baum) noch ein Jahr wachsen, ich werde ihn umgraben und ihm Mist geben, vielleicht würde er dann Früchte bringen’ Dieselbe Bedeutung hat der Konjunktiv in der indirekten Frage: Inti gruojfta einan fon then sealeun inti frageta uuas thiu uuärin ‘Und grüßte einen von den Dienern und fragte, was das wäre'. Sehr verbreitet ist der Konjunktiv in Finalsätzen und anderen Satztypen, wo es sich um einen Wunsch, eine Möglichkeit handelt: Jnti sankt inan in sin thorf, tha$ lierfuotriti suuin. ‘Und er schickt ihn in sein Dorf, damit er Schweine füttere’. Quid minemo bruodere, tha$ her teile mit mir erbi. ‘Sage meinem Bruder, er solle mit mir das Erbe teilen'. 2. Der Konjunktiv drückt die Irrealität aus: Nisi liut thtn es beginne, thaj widar in ringe. ’Es gibt kein Volk, das gegen sie (die Franken) den Kampf aufnehmen würde’. Dieselbe Bedeutung hat der Konjunktiv in der indirekten Rede: Daj hörtih rahhön dia uuerollrehtuuison, da$ sculi der anlichristo mit Eliase pägan. ‘Ich hörte gelehrte Menschen sagen, dass der Antichrist sich mit Elias schlagen sollte’. Inphieng thö antvvurtifon themo heilagen geisle, rha 5 her ni arsturbi, er thanne her gisdhi Christ thruhtin. ‘Er bekam von dem heiligen Geisle die Antwort, dass er nicht sterben würde, bevor er den Christus gesehen habe'. Präsens und Präteritum Konjunktiv haben gleiche modale Bedeutung. Die Wahl der Zeitform des Konjunktivs im zusammengesetzten Satz wird durch die Zeitfolge bedingt: nach dem Präsens oder Imperativ des Hauptsatzes steht gewöhnlich Präsens Konjunktiv im Gliedsatz, nach dem Präteritum im Hauptsatz Präteritum Konjunktiv im Gliedsau. Doch macht sich schon im Althochdeutschen die Tendenz zur Unterscheidung der modalen Bedeutung von Präsens und Präteritum Konjunktiv geltend. Präsens hat eine spezielle Gebrauchssphäre, die ihm auch in der Gegenwartssprache Vorbehalten bleibt, die optativische Bedeutung (realer Wunsch) Gihalde inan truhtin. ‘Es erhalt» ihn Gott!’ Gab her imo dugidi, frönisc githigini, stuol hier in Vrankön. So brtiche her es lango! ‘Gab er ihm (dem König Ludwig) Tugenden, ein glänzendes Gefolge, den Thron hier im Frankenland. Soll er es lange genießen!' § 5ft. Ausdrucksmittel der Aktionsarten Das Alth(Khdeutsche besitzt folgende Ausdrucksmittel der Aktionsarten. Die Opposition „perfektiv - imperfektiv“ tritt deutlich bei den Partizipien der intransitiven terminativen Verben zutage, z B. ahd. alten ‘altem’: 1. Partizip altenti ‘alternd’ (imperfektiv) 2. Partizip gialtet 'gealtert' (perfektiv) Bist also gialtet man. ‘Du bist ein so alter (buchstäbl. gealterter) Mann' Auch bei den transitiven terminativen Verben überschneiden sich die Oppositionen „aktivisch - passivisch“ und „perfektiv - imperfektiv“, z. B. ahd. leggen ‘legen’: 1. Partizip leggenti ‘legend’ (imperfektiv, aktivisch) 2. Partizip gilegit “gelegt' (perfektiv, passivisch) Irfindet kind mit tuochum biwuntana 5 inti gilegita 5 in crippa. “Ihr findet das Kind, in ein Tuch eingewickelt und in die Krippe gelegt’ Die anderen Verbalformen haben an und für sich keine aspektmäßige Bedeutung. Manchmal wird zum Ausdruck der Perfektivitat das Präfix gi- (nhd. ge -) gebraucht. Vgl .folgen “folgen“, 'verfolgen' - gi-folgen “verfolgen’, ‘einholen'; nnnan ‘laufen’, ‘fließen’, ‘rinnen“ - gi-rinnan “zusammenfließen", ‘gerinnen’; siantan ‘stehen“, ‘stillstehen’ - gi-stantan ‘stehen bleiben’; ‘feststehen’; winnan ‘sich anstrengen’, “kämpfen“, rasen' - gi-winnan ‘durch Anstrengung erreichen, erwerben, erobern, besiegen’. Das Präfix gi- kommt als Mittel der Perfektivierung auch bei den Personalformen des Verbs vor, z. B. ahd. sah ‘sah' (Prät. zu sehan ‘sehen’ - gi- sah “erblickte’). Doch ist dieser Gebrauch nicht regelmäßig. 7. Die Besonderheiten der Konjugation von den starken, schwachen und unregelmäßigen Verben. § 40. Konjugation der starken Verben im Präsens Die einfachen starken Verben haben im Althochdeutschen im Präsens drei Morpheme: 1) Wurzelmorphem. 2) Suffix des Präsens, der sog. Themavokal. 3) Flexion (Personalendung). Der Themavokal ist ein Bildungselement des Präsensstammes und kennzeichnet diesen gegenüber den anderen Stammformen (vgl. S. 44). Er erscheint in allen altgermanischen Sprachen und hat in verschiedenen Personen des Präsens die Lautformen i - a (nach dem Ablaut). Auch im Althochdeutschen hat der Themavokal die Lautformen i - a. In einigen Personen verschmilzt er mit der Flexion. Personalendungen des Präsens Person Sg. PI. 1. -«-mes 2. -s(t) -et 3. -r -nt bintan ‘binden’ Präsens Singular Plural 1. bint-u bint-a-mes 2. bint-i-s(t) bint-et 3. bint-i-t bint-a-nt Der Themavokal erscheint in der 2. und 3. P. Sg. als -i; in der 1. und 3. P. PI. als -a; in der 1. P. Sg. und in der 2. P. PI. ist er mit der Personalendung verschmolzen und kann nicht als selbständiges Morphem ausgegliedert werden. In den ältesten Schriftdenkmälern hatte die 2. P. Sg. die Personalendung -5: bintis, nimis usw.; doch seit Mitte des 9. Jh. verbreitet sich die Endung -st: bintist. nimi.it. Diese Endung entwickelt sich aus den Formen: giloubistu (<giloubis + tliu), suochistu, thenkistu, bistu, woraus später giloubist thu, bist thu u. ä. wurde. ln der althochdeutschen Epoche entwickelt sich im Wurzelmorphem der starken Verben der VI. Ablautreihe der Umlaut a>e unter dem Einfluss des Themavokals -i-, faran ‘fahren’ Singular Plural 1. far-u far-a-mes 2. fer-i-s(t) far-et 3. fer-i-t far-a-nt Die starken Verben der III., IV. und V. Ablautreihen haben im Präsens die Vokalhebung e>i, die starken Verben der II. Ablautreihe haben unter dem Einfluss der Personalendung der 1. P. Sg. - u und des Themavokals -i- in der 2. und 3. P. Sg. die Vokalhebung io>iu\ (s. zur Vokalgarmonie § 23). geban ‘geben’ biogan ‘biegen’ Präsens Präsens Singular Plural Singular Plural 1. gib-u geb-a-mes biug-u biog-a-mes 2. gib-i-s(t) geb-et biug-i-s(t) biog-et 3. gib-i-t geb-a-nt biug-i-t biog-a-nt. § 41. Die j-Präsentia Eine kleine Gruppe von starken Verben hatte im Urgermanischen im Präsensstamm ein besonderes stammbildendes Suffix -j- (ide. -jo-, vgl. lat. capio ‘(ich) nehme"), das dem Themavokal voranging. Im Althochdeutschen war dieses Suffix bei den meisten Verben bereits verechwun- den. Jedoch hat es einen positionsbedingten Vokal- und Konsonantenwandel hervorgerufen der die betreffenden Verben, die sog.;-Präsentia kennzeichnet. Zu deny-PrSsenlia gehören: a) Die starken Verben der V. Ablauireihe: ahd. bitten ‘bitten’ (got. bidjan, as. biddian, aisl. bidja); ahd. liggen ‘liegen’ (as. liggian, aisl. liggja); ahd. sizzen ‘sitzen’ (as. sittian. aisl. sitja). Das Suffix -j- hat bei diesen Verben im Präsensstamm (also auch im Infinitiv und im I. Partizip) die Vokalhebung e > i sowie die Konsonantendehnung im Wurzelmorphem bewirkt. Infinitiv Präteritum Sg. Präteritum PI. 2. Partizip I. 1. und 3. P. l.P. bitt-en bat- bät-um gi-bet-an Das Verb sizzen hat im Präsensstamm die Affrikate. die auf germ. tt zurückgehl (vgl. S. 107). b) Die starken Verben der VI. Ablautreihe: ahd. swerien ‘schwören’ (as., ac. swerian, aisl. sverja); ahd. skcpfen ‘schöpfen’, ‘schaffen’, (as. skeppian, aisl. skepja got. skapjan); ahd. heffen heben’ (as. hebbian, aisl. hefja, got. hafjan; vgl. lat. capio ‘(ich) nehme' u. a.) Das Suffix -j- hatte bei diesen Verben im Prasensstamm den Umlaut a>e sowie die Konsonantendehnung hervorgerufen. Infinitiv Präteritum Sg. Präteritum PI. 2. Partizip 1. und 3. P. l.P. ahd. skepfen skuof- skuof-um gi-skaff-an Das Verb skepfen hat im Prasensstamm die Affrikate pf, die auf germ. pp zuruckgeht (vgl. S. 73). Das Verb swerien hat keine Konsonantcndehnung nach langem Vokal. § 42. Konjugation der starken Verben im Präteritum Personalendungen des Präteritums Person Singular Plural 1. Word did not find any entries for your table of contents. hintan ‘binden’ Singular Plural 1. bant- bunt-um 2. bunt-i =—-— hunt-ut 3. bant- bunt-un Im Althochdeutsthen hat sich die Stammform des Plurals auf die 2. P. Sg. ausgedehnt. § 44. Konjugation der schwachen Verben im Präsens und Präteritum I. Klasse von schwachen Verben. Das Präsens der schwachen Verben der I. Klasse wird gleich dem Präsens der starken Verben gebildet, d. h. durch Anfügung des Themavokals und der Flexion an das Wurzelmorphem, z. B. das Verb teilen 'teilen': Präsens Singular Plural 1 teil-u teil-e-mes 2 teil-i-s(t) teil-it 3 teil-it teil-e-nt Das stammbildende Suffix der 1. Klasse erscheint nicht im Präsens als ein selbständiges Morphem. Es verschmilzt mit dem Themavokal und den Vokalen der Flexion, ln der 2. und 3. P. Sg. verschmilzt es vollständig mit dem Themavokal in der 1. und 3. P. PI beeinflusst es den Themavokal, indem a zu e wird (vgl. bint-a-mes, aber teil-e-mes). Im Präteritum hangt das Schicksal des stammbildenden Suffixes - i - von der Quantität des Wurzelmorphems ab: a) bei den Verben mit einem leichten Wurzelmorphem bleibt das Suffix -I- erhalten. (Als leichtes Wurzelmorphem gilt das Morphem mit einem kurzen Vokal und einem Konsonanten im Morphemauslaut, z. B. ahd. leggen 'legen' - Prät. leg-i-ta, zellen zählen’ - Prät. iel-i-ta, nerren 'retten' - Prät. ner-i-ta u. a.) b) bei den Verben mit einem schweren Wurzelmorphem wurde das Suffix -i- in der vorliterarischcn Zeit reduziert. (Als schwere Wurzelmorpheme gelten Morpheme mit einem langen Vokal oder Diphthong und Morpheme, die auf eine Konsonantenverbindung ausgehen, z. B. hören 'hören' - Prät. hör-ta, teilen 'teilen' - Prät. teil-ta, dursten ‘Durst haben’ - Prät. durs-ta). Dementsprechend bilden die schwachen Verben der I. Klasse das Präteritum nach zwei Modellen: 1. Modell
Wurzelmorphem + stammbildendes Suffix + -t- (Suffix des Präteritums) + Flexion (Personalendung)
2. Modell
Personalcndungen des schwachen Präteritums
II. und III. Klassen von schwachen Verben. Die schwachen Verben der II. und III. Klassen haben in allen Formen die stammbildenden Suffixe -ö bzw. -e. Das Präsens dieser Verben wird nach folgendem Modell gebildet:
I 2 Wurzelmorphem + stammbildendes Suffix
offanön ‘öffnen’ Präsens Singular Plural offan-6-m offan-ö-mes offan-ö-s(t) offan-ö-t offan-ö-t offan-ö-nt folgen ‘folgen’ Präsens Singular Plural folg-e-m folg-e-mes folg-e-s(t) folg-e-t folg-e-t folg-e-nt
Die schwachen Verben der II. und 111. Klassen haben im Präsens in der 1. P. Sg. die Personalendung - m, die den athematischen Verben eigen ist (vgl. S. 113). Das Präteritum der schwachen Verben der II. und III. Klassen wird nach folgendem Schema gebildet:
I 2 Wurzelmorphem + staminbildendcs Suffix 2 4 + -l- + Flexion (Suffix des Präteritums) offanön ‘öffnen’ folgen ‘folgen’ Präteritum Präteritum
§ 45. Unregelmäßige Verben Zu den unregelmäßigen Verben gehören im Althochdeutschen folgende Verben: 1. tuon tun’, gen gehen', stin 'stehen'. Die Präsensformen dieser Verben sind unregelmäßig, da sie im Gegensatz zu den regelmäßigen Verben des Althochdeutschen keinen Themavokal haben, so dass die Personalendungen unmittelbar an das YVurzelmorphem angefügt werden. Aus diesem Grunde nenni man sie athematische Verben. Außerdem haben sie in der 1. P. Sg. Präsens eine archaische gemeinindoeuropäischc Personalendung -m (ai. -mi, griech. -mi; altruss. еемь, lat. sunt). Auch das Wurzelmorphcm dieser Verben besitzt eine eigenartige Form, da es auf einen Vokal endet: luo-, sie -. ge-. Präsens Singular 1. luo-m ste-m (stc-n) stä-m(stä-n) ge-m (ge-n) gä-m (gä-n) 2. tuo-s(t) sti-s(t) stä-s(t) ge-s(t) gä-s(t) 3. luo-i sti-t stä-t ge-t gä-t Plural 1. tuo-mes ste-mes stä-mis ge-mes gämes 2. tuo-t ste-t stä-t gi-t gä-t 3. tuo-nt ste-nt stä-nt ge-nt gä-nt Das Verb tuon besitzt außerdem eine eigenartige Präteritumform. z. В. 1. P. Sg. teta, die durch Reduplikation (vgl. S. 45) gebildet ist. Präteritum Singular Plural 1. teta lätum (-un) 2. täti tätut 3. teta tätun Das 2. Partizip hat die starke Form gilan. Die Verben gän, gen, stän. stin sind kurze, zusammengezogene Formen der Verben gangan und stantan. Im Präteritum und im 2. Partizip haben sie vollständige Formen. Prät. Sg. gieng Prät. PI. giengiwi 2. Pan. gigangan stuont stuontum gistantan 2. wesan. sin ‘sein’ In allen ide. Sprachen hat das Verb des Seins ein aus verschiedenen Wurzelmor- phemen zusammengesetztes Paradigma, ln den germanischen Sprachen beteiligen sich am Paradigma dieses Verbs folgende Wurzelmorpheinc: a) das ide. Wurzelmorphem es- und seine Nullstufe s- (vgl. lat. esse, altruss. еемь, ecu, есть, суть) b) das ide. Wurzelmorphem bhu- (vgl. lat./ui. russ. быть). Präsens Indikativ Konjunktiv Singular Plural Singular Plural 1. bim (-«) bi rum (-un) si sim (-n) 2. bist birut sis(l) sit Auch diese Präsensform isi athematisch (vgl. bi-m, bist usw.) und hat -m in der 1. P. Sg. (ahd. bim > nhd. bin). c) ln allen Formen außer dem Präsens wird das starke Verb ahd wesan 'sein, existieren' (V. Ablautreihe) gebraucht: Prät. 1. und 3. P. Sg. was - 1. P. PI warum, (mit spaterer Aufhebung des Konsonantenwechsels s - r. vgl. S. 103): Infinitiv wesan. später durch sin verdrängt; Imperativ 2. P. Sg. wis. 2. P. PI. weset (auch sil): 1. Partizip wesanti, später seiend (vgl. aber nhd. abwesend, anwesend), 2. Parti/.ip fehlt im Althochdeutschen (mhd. gewesen, Res in. nhd. ^hwc/i). 3. Die Verben Pratentopräsentia. Zu dieser Gruppe gehören im Althochdeutschen wi$ym ‘wissen’, eigan 'be sitzen’, 'haben’, unnan 'gönnen', kunnan 'können'; durfan 'dürfen’, sculan ’sollen’, mugan mögen’, muojjan ‘müssen’, die unpersönlichen Verben tnug ‘(es) hilft, nutzt’, ginah '(es) genügt’ und das defektive Verb gilar ‘(ich) wage’ - Prät. Sg. gitorsia. Die Prätcruopräsentia verdanken ihre Benennung der eigentümlichen Präsensform. die nach dem Modell des allgermanischen starken Präteritums gebildet ist. Ihre Kennzeichen sind: a) die Nullflexion in der 1. und 3. P. Sg.; b) diejenigen Stufen des Ablauts, die bei regelmäßigen starken Verben das Prät. Sg. und PI. kennzeichnen:
Vermutlich entstanden die Präsensformen der Prateritopräsentia durch Umdeutung alter Prateritalformen. Voraussetzung dafür war, dass an der Bildung des allgermanischen Präteritums auch das ide. Perfekt beteiligt gewesen war, das das Resultat einer abgeschlossenen Handlung, also einen Zustand bezeich- nete. Eine solche Umdeutung des Perfekts als resultativc Gegenwart ist in verschiedenen ide. Sprachen bezeugt. Vgl. griech. or&a (< voröa) ‘(ich) weiß’: ai. vedu. altruss. sfb.Hh. Die umgedeuteten Perfektformen gehen auf die Wurzel des Verbs russ. Hudemh. lat Video zuruck. Auf dieselbe Wurzel gehen in den germanischen Sprachen die Formen got. wait ‘(ich) weiß' - PI. witum, ahd. wei-, - PI. wijjum u. a. zurück, d. h. ich weiß *— ‘ich habe in Erfahrung gebracht'«— ‘ich habe gesehen’. Das Präteritum der Präteritopräsentia ist schwach, wohl eine sekundäre Bildung: Präs. Sg. scal ‘soll' - Präs. PI. sculum - Prät. scolta. Präs. Sg darf - Präs. PI. durfum — Prät dorfta: Präs. Sg. mag ‘mag’ - Präs. PI. mugum - Prät. mohta. Das 2. Partizip fehlt meistens. 4. wollen. Auch hier ist das Präsens eine umgedeutete Prateritalform. und nämlich Präteritum Konjunktiv (vgl. d. ich möchte = ich will). Im Althochdeutschen sind die ursprünglichen Formen des Präteritums Konjunktiv nur in der 2. und 3. P. Sg. erhalten. Alle anderen Formen sind nach dem Modell der schwachen Verben der 1. Klasse gebildet. Präsens Singular Plural 1. willu wellemes 2. wili wellet 3. wili wellent Infinitiv: wellen; 1. Partizip: wellenti; 2. Präteritum: wolta (welta). Im Mittelhochdeutschen und im Neuhochdeutschen vollzieht sich die Angleichung dieses Verbs an die Prätentopräsentia. Alle unregelmäßigen Verben bewahren ihren eigenartigen Formenbestand auch in der deutschen Gegenwartssprache. Seit der mittelhochdeutschen Zeit schließen sich ihnen auch die Verben haben und werden an. Bildung des Konjunktivs Präsens Konjunktiv. Das Präsens Konjunktiv wird mittels des Suffixes -e (- e) gebildet.
Die Personalendungen sind im Konjunktiv für das Präsens und das Präteritum gleich.
Die schwachen Verben der II. und III. Klassen haben anstelle des Suffixes des Konjunktivs ihr stammbildendes Suffix, so dass sich bei ihnen die Formen des Indikativs und des Konjunktivs nur durch Personalendungen unterscheiden (vgl. S. 112). Das Suffix des Konjunktivs -e sowie die stammbildenden Suffixe der schwachen Verben der II. und III. Klassen werden im absoluten Auslaut gekürzt. Präteritum Konjunktiv. Das Präteritum Konjunktiv wird mittels des Suffixes - f (j) gebildet. Das Suffix -i wird im absoluten Auslaut gekürzt. Bei den starken Verben werden alle Formen des Präteritums Konjunktiv vom Stamm der dritten Grundform (Präteritum PI.)
Bei den schwachen Verben wird das Suffix - f (-/') an das Suffix des Präteritums -t- angefügt. teilen ‘teilen’ offanön ‘öffnen’ folgen ‘folgen’ Sg. l.teil-t-i- offan-6-t-i- folg-e-t-i- 2. teil-t-i-s(t) offan-ö-t-i-s(t) folg-e-l-i-s(t) 3. teil-t-i- offan-ö-t-i folg-e-t-i- Pl. 1. teil-t-i-m offan-ö-l-i-m folg-e-t-i-m 2. teil-t-i-t offan-ö-t-i-t folg-e-t-i-t 3. teil-t-i-n offan-6-t-i-n fog-e-t-i-n Bildung des Imperativs Die 2.P.Sg. Imperativ hat die Nullflexion. Bei den starken Verben besteht diese Form aus dem Wurzelmorphem. Die Verben mit dem Vokal -e- oder dem Diphthong -io- im Wurzelmorphem haben die Vokalhebung e > i, io > iu wie tm Präsens. Die starken y-Präsentia enden auf -i. die schwachen Verben enden auf das stammbildende Suffix. Die 2.P.P1. Imperativ und die 1. P. PI. Imperativ sind gleich den entsprechenden Formen des Präsens. faran ‘fahren’ (st. V.) - far\ faret\ farames'. neman ‘nehmen’ (st. V.) - nim\ nemet\ nemames! ziohan ‘ziehen’ (st. V.) - ziuh\ ziohet\ ziohames! bitten ‘bitten’ (st. V., j-Präs, )-biti\ bittet! bittenies'. teilen ‘teilen’ (schw. V., 1. Kl.) - teilil teilet! teüemes'. offanön ‘öffnen' (schw. V., II. Kl.) - offano\ offanöt\ ojfanömisl folgen ‘folgen’ (schw. V., III. K. I .)-folge', folget', folgemis! Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte. die Periodisierung der Entwicklung und der Geschichte der deutschen Sprache auf folgende Weise vorstellen: vorliterarisch e (vorhistorische) Periode (5. bis 8.Jhdt .); ahd. Periode (8.–11. Jhdt.);mhd. Periode (1050–1350); (frühhochdeutsche) Periode (1350–1650); nhd. Periode (ab dem 17. Jhdt.). Das außersprachliche Ereignis, das als Orientierungspunkt bei derBestimmung des Beginns der vorliterarischen Periode der Geschichteder deutschen Sprache (5. Jhdt.) dienen kann, ist die Entstehung desFrankenreiches. In der Germanistik werden auch andere Modelle zur Periodisierung der Sprachgeschichte, die vorzugsweise auf außersprachlichen (gesellschaftlichhistorischen) Kriterien gegründet sind, angeboten. Räumliche Periodisierung Auch die germanischen Stammessprachen wurden im Prozeß der Konsolidierung der einzelnen Stämme immer mehr ausgeglichen. Im Rahmen des Frankenreiches entwickelten sich zwei Sprachen: die westlichen Franken eigneten sich die romanische Sprache Galliens (das Altfranzösische) an, die östlichen Stämme sprachen ihre germanischen Dialekte, das Althochdeutsche. Im Norden wurde das Althochdeutsche durch die sog. zweite (althochdeutsche) Lautverschiebung abgegrenzt. Die von der zweiten Lautverschiebung betrofenen Gebiete (der mittlere und südliche Teil des deutschen Sprachgebiets) werden als hochdeutscher Sprachraum angesehen, die übrigen altdeutschen Gebiete (Niedersächsisch, Niederfränkisch) gehören zum Niederdeutschen. Das Althochdeutsche weist zwei Dialektgruppen auf: Oberdeutsch und Mitteldeutsch. Zu der ersten Gruppe gehören das Alemannische, Bairische, Südrheinfränkische, Ostfränkische. Die zweite Gruppe bilden das Rheinfränkische, Mittelfränkische und das Thüringische. Diese Mundarten sind in den althochdeuls:hen Sprachdenkmälern nicht gleichmäßig vertreten (am besten das Ostfränkische — Tatian, das Südrheinfränkische — Otfried, das Alemannische — Notker). Auch chronologisch gesehen gibt es große Unregelmäßigkeiten: das 8. Jh. ist relativ spärlich vertreten (abgesehen von Abrogans und Isidorübersetzungen), aus dem 9. Jh. stammen reiche Quellen, das 10. Jh. dagegen ist wieder arm an Sprachdenkmälern (abgesehen von Notkers Werken). Wie sehr sich die deutschen Stammensdialekte in phonetischer, morphologischer, lexikalischer, ja sogar in syntaktischer Hinsicht unterschieden, zeigen die weiter angeführten vier Versionen des «Paternosters», das in mehreren Fassungen überliefert ist.
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