Der Nobelpreis in der Zeit des Nationalsozialismus 


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Der Nobelpreis in der Zeit des Nationalsozialismus



Ab 1934 setzten sich verschiedene Interessengruppen für die Vergabe des Friedensnobelpreises an den Pazifisten Carl von Ossietzky ein. Der Vorschlag wurde vom Nobelpreiskomitee angenommen, und Ossietzky sollte 1935 der Preis verliehen werden. Dass es dazu nicht kam, lag am nationalsozialistischen Regime im Deutschen Reich, das über die Gestapo den Demokraten Ossietzky bedrängte, auf die Auszeichnung zu verzichten, politischen Druck auf die norwegische Regierung ausübte, um die Verleihung zu verhindern, und ihm gleichzeitig die Ausreise nach Norwegen zur Entgegennahme des Preises verweigerte.

Das schwedische Komitee entschied sich daher, den Nobelpreis für das Jahr 1935 auszusetzen, aber bereits ein Jahr später wurde Ossietzky der Preis rückwirkend zuerkannt. Um sicherzustellen, dass sich ein solches politisches Desaster für das Regime nicht noch einmal wiederholte, erließ der Diktator Adolf Hitler 1937 per Erlass eine Doktrin, wonach Reichsdeutschen die Annahme des Nobelpreises „für alle Zukunft" untersagt war. Stattdessen wurde ein Deutscher Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft eingeführt und 1937 und 1938 verliehen.

Von diesem Verbot waren mehrere deutsche Wissenschaftler betroffen. Richard Kuhn erhielt 1938 den Preis in Chemie, konnte ihn aber erst 1948 entgegennehmen. 1939 erhielten Adolf Butenandt in Chemie und Gerhard Domagk in Medizin Nobelpreise. Letzterer geriet sogar in Haft, weil er sich für den Preis bedankte. 1947 konnte er ihn dann doch entgegennehmen, erhielt aber das Preisgeld nicht, da er hierfür den Preis innerhalb eines Jahres hätte annehmen müssen.

Frauenanteil

Bis 2009 wurde der Nobelpreis an 20 Institutionen, 700 Männer und 40 Frauen verliehen. Hinzu kommen 63 männliche Preisträger und eine weibliche Preisträgerin des Wirtschaftspreises.

Nach Nobels Testament sollen ausschließlich die Würdigsten den Preis bekommen. Das Geschlecht wird nicht erwähnt, aber diese Vorschrift beinhaltet indirekt, dass das Geschlecht keine Rolle spielen darf.

Dem gemäß wurden auch schon frühe Nobelpreise an Frauen vergeben. Jedoch ist die Verteilung über die Jahre sehr unregelmäßig. Der Literaturpreis wurde von 1909 bis 1966 insgesamt sechsmal an eine Frau vergeben und danach erst wieder 1991. Ähnlich ist es beim Friedenspreis, der 1905, 1931 und 1946 an Frauen vergeben wurde, dann erst wieder 1976. In der Chemie wurde nach 1964 erst 2009 wieder eine Frau mit dem Preis ausgezeichnet. Beim Medizinpreis erhielt bis 1976 lediglich Gerty Cori die Auszeichnung, zwischen 1977 und 1988 dann vier Frauen, seither aber wieder in größeren Abständen. Der Physikpreis hat den niedrigsten Frauenanteil. Hier wurde seit über 40 Jahren keine Frau mehr ausgezeichnet. Der Preis für Wirtschaftswissenschaften war lange Zeit eine reine Männerdomäne, bis er schließlich 40 Jahre nach der ersten Verleihung an Elinor Ostrom ging. Der Frauenanteil liegt hier aber höher, da der Preis erst seit 1969 vergeben wird.

Die Preise in den naturwissenschaftlichen Kategorien können nur an Wissenschaftler gehen und werden üblicherweise lange nach der prämierten Leistung vergeben, so dass die bisherigen Preisträger meist aus Forschergenerationen kamen, in der der Frauenanteil sehr gering war. Bei den anderen Gebieten ist das Feld möglicher Preisträger weiter gefasst. Das Vergabekomitee für den Friedensnobelpreis kann auch Organisationen auszeichnen. Der Literaturpreis kann an Schriftsteller unabhängig von Qualifikation und Genre vergeben werden.

Marie Curie ist die einzige zweifache Preisträger in. Sie erhielt ihren ersten Preis für Physik 1903, zusammen mit ihrem Ehemann Pierre und Antoine Henri Becquerel. Allerdings geschah dies auf Anregung ihres Mannes, der dem Nobelpreiskomitee per Brief erklärte, dass seine Frau einen gleich großen Anteil an der Leistung hatte. Den zweiten Preis für Chemie erhielt sie 1911. In beiden Preiskategorien war sie jeweils die erste weibliche Preisträger in. Außer ihr hat nur Linus Carl Pauling zwei Nobelpreise in verschiedenen Kategorien erhalten.

Das bislang frauenstärkste Jahr war 2009. Es erhielten inklusive Wirtschaftspreis fünf Frauen und acht Männer den Preis, darunter auch die erste weibliche Preisträgerin in Chemie seit 45 Jahren und die erste Wirtschaftspreisträgerin überhaupt.

Insgesamt 19 Frauen waren alleinige Nobelpreisträgerinnen. Die Friedensnobelpreisträgerinnen von 1976, Betty Williams und Mairead Corrigan, sowie die Medizinnobelpreisträgerinnen von 2009, Elizabeth Blackburn und Carol W. Greider, konnten sich als einzige Frauen bislang den Preis mit einer anderen Frau teilen, wobei bei letzteren noch Jack Szostak Preisträger war. Die Sprecherin der Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen, Jody Williams, erhielt eine Hälfte des Friedensnobelpreises 1997, die Organisation als solche die andere Hälfte. Alle anderen Preisträgerinnen teilten sich den Preis mit einem oder mehreren Männern.

Im Jahr 2005 nominierte die Kampagne 2005 1000 Frauen aus 151 Ländern für den Friedensnobelpreis.

Jüngste und älteste Nobelpreisträger

Der Wirtschaftswissenschaftler Leonid Hurwicz ist bislang der älteste Preisträger. Er erhielt im Jahr 2007 seinen Nobelpreis im Alter von 90 Jahren. Zwei Jahre jünger war die älteste Trägerin, die Schriftstellerin Doris Lessing, die 88-jährig im Jahr 2007 den Literaturnobelpreis erhielt.

Der jüngste Empfänger des Nobelpreises war der Physiker William Lawrence Bragg, der 1915 25-jährig den Preis erhielt, die jüngste Frau war Rigoberta Menchü Turn, die ihren Friedensnobelpreis 1992 mit 33 Jahren empfing.

Seit dem Tode Jözef Rotblats 2005 ist Rita Levi-Montalcini die älteste lebende Person, die einen Nobelpreis trägt. Seit dem 4. Mai 2008 ist sie auch jene Person, die das höchste Lebensalter aller jemaligen Nobelpreisträger erreicht hat. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte Tadeus Reichstein diese Position inne.

Kritik

Die Entscheidungen der Vergabekomitees werden häufig kontrovers diskutiert. Vor allem in den Preiskategorien Frieden und Literatur kommt es nahezu jedes Jahr zu vereinzelter bis heftiger Kritik. Bei den naturwissenschaftlichen Kategorien ist Kritik jedoch selten und beschränkt sich meist darauf. dass die anderen an der prämierten Leistung beteiligten Wissenschaftler nicht berücksichtigt wurden.

Bedeutung der Leistung

Beim Friedensnobelpreis rührt die Kritik meist daher, dass er häufig in relativ kurzem Abstand zum entsprechenden Ereignis vergeben wird, so dass eine historische Abwägung und die Einbeziehung der Langzeitfolgen nicht möglich sind. Ein Beispiel sind Henry Kissinger und Le Düc Tho, die den Nobelpreis dafür zugesprochen bekamen, dass sie einen Krieg mit Millionen von Opfern beendeten, den sie in eigener Mitverantwortung begonnen hatten. Nur Henry Kissinger akzeptierte den Preis, Le Düc Tho verweigerte die Annahme, da damals aus seiner Sicht immer noch kein Frieden in Vietnam herrschte.

Auch die Vergabe an Jassir Arafat für seine Rolle im Friedensprozess in Nahost wurde im Nachhinein in Frage gestellt. Ein weiteres Beispiel ist die umstrittene Vergabe des Preises 1985 an die International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW), denen von Seiten konservativer und christdemokratischer europäischer Politiker zu enge ideologische Verbindungen zum Ostblock vorgeworfen wurde.

Der Literaturnobelpreis steht ebenfalls häufig in der Kritik. So wurde die Entscheidung für Harold Pinter im Jahr 2005 von manchen Literaturkritikern heftig kritisiert. Bei der Auswahl Orhan Pamuks im Jahr 2006 war die Reaktion in dessen Heimatland Türkei unterkühlt, da er dort ein politisch sehr umstrittener Schriftsteller ist. Allerdings gab es in beiden Beispielen auch eine Vielzahl positiver Stimmen.

1938 wurde die US-Amerikanerin Pearl S. Bück mit dem Literaturpreis ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wurde damals mit Unverständnis aufgenommen und wird auch heute noch oft als Fehlentscheidung angesehen, da Bucks Werke wenig literarischen Wert hätten. Aus dieser Kritik heraus entstand die sogenannte „Lex Bück". Es handelt sich dabei um die ungeschriebene Regel, nur Autoren auszuzeichnen, die mindestens einmal zuvor nominiert worden waren. Ob diese Regel eingehalten wird, ist allerdings wegen der Verschlussfristen der Nobelstiftung erst 50 Jahre später festzustellen.

Anzahl der Preisträger

Ein weiteres Problem, vor allem im Bereich der Naturwissenschaften, ist die Beschränkung auf drei Preisträger. So können wissenschaftliche Leistungen heute oft nicht mehr einzelnen Wissenschaftlern zugeordnet werden. Im Bereich der Elementarteilchenphysik etwa werden neue Erkenntnisse an Großbeschleunigern gewonnen, an denen hunderte von Wissenschaftlern arbeiten. Die Verleihung erfolgt in solchen Fällen jedoch nicht an die entsprechenden Institutionen oder die einzelnen Wissenschaftler. Vielmehr werden stellvertretend einzelne ausgezeichnet, bei denen man dann unter Umständen streiten kann, inwieweit sie tatsächlich zum Projekt beigetragen haben.

Beim Friedensnobelpreis kann dieses Problem am ehesten umgangen werden, da hier die Verleihung an Organisationen durchaus üblich ist (beispielsweise an das Rotes Kreuz). Beim Literaturnobelpreis existiert das Problem zumindest im Prinzip, da natürlich auch Autorenkollektive eventuell nobelpreiswürdige Leistungen erbringen könnten.

Lobbyarbeit

Eine Erklärung für die auffallend große Anzahl der US-amerikanischen Preisträger wird unter anderem mit dem Argument geliefert, dass die Amerikaner die beste Lobbyarbeit betreiben. Schon lange vor der Nominierung einigen sich die größten Universitäten auf nur wenige Kandidaten, so dass die schwedischen Nobeljuroren immer wieder erstaunt sind, wenn sie mit dem Wunsch nach geeigneten Vorschlägen telefonisch die Ivy-League-Fakultäten befragen und regelmäßig dieselben Namen zu hören bekommen. Durch diese häufige Namensnennung kommt die Nobel Versammlung kaum umhin, die genannten Kandidaten zu berücksichtigen.

Vergleichbare Preise

Viele andere Preise werden aus verschiedenen Beweggründen als dem Nobelpreis vergleichbar angesehen.

Als besonders herausstechend kann der Right Livelihood Award gelten, der oft auch als Alternativer Nobelpreis bezeichnet. Dieser Preis wird jährlich für Leistungen im Bereich der Ökologie und Entwicklung vergeben. Der Stifter Jakob von Uexküll ist wie Nobel Schwede und trug der Nobelstiftung seine Idee nach einem Preis zu, was diese jedoch ablehnte. Daher wird der Preis heute unabhängig vergeben.



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