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Text 5. Zur Geschichte des Bibliothekwesens

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Die Anfänge der Leihbibliotheken waren Lesekabinette, die im 18. Jahrhundert entstanden. Sie waren oft vom Buchhändler eingerichtet.

Wer um 1730 in Amerika Bücher lesen wollte, musste sie sich aus England kommen lassen. Benjamin Franklin, der sich mit anderen jungen Handwerkern zu einem Klub vereinigt hatte, schlug vor, alle sollten ihre Bücher in einem gemieteten Zimmer aufstellen. Sie wären dann immer zum Nachschlagen zur Hand, und jeder könnte die Bücher ausleihen, die er zu Hause lesen wollte. Das Unternehmen war so nützlich, dass Franklin bald daraus eine öffentliche Bibliothek machte. Die Bibliothek war einen Tag in der Woche geöffnet. Die Abonnenten mussten schriftlich erklären, dass sie den doppelten Preis des ausgeliehenen Buches auszahlen werden, falls sie es nicht zurückgeben könnten. Zurzeit ist daraus eine der größten amerikanischen Bibliotheken geworden.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ergriff die «Leseseuche» auch in Deutschland die unteren Schichten. Bürger und kleine Handwerker begannen zu lesen, besuchten Lesegesellschaften und Leihbibliotheken. «Ich hielt mich einmal in einem Städtchen auf», so erzählt Lichtenberg, «wo die Dienstmädchen eine Lesegesellschaft gegründet hatten und statt ihr Geld für Schule und Halstücher auszugeben, Bücher dafür anschaffen».

In Leipzig eröffnete 1828 Anton Philipp Reclam eine Leihbibliothek und Lesehalle in der Grimmaschen Gasse. Er nannte sie «Literarisches Museum». Thomas Mann hat das in einer Jubiläumsansprache einen «gefährlich lebensvollen Ort» genannt «eine Stätte der Lektüre, der Diskussion, der Kritik, wo alles verkehrte, was im guten Leipzig gegen die falsche Ordnung war».

Oftmals zu Belebung von Kaffeehäusern eingerichtet, bekamen Lesekabinette besondere gesellschaftliche Bedeutung, denn hier tauschten die Männer Nachrichten und Meinungen aus, und nicht nur spießbürgerliche.

Das Bücherlesen war aber nach wie vor mit materiellen Opfern verbunden, was klar macht, warum das Buch dem einfachen deutschen Volk im 19. Jahrhundert fremd geblieben ist. Erst am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde beschlossen, eine Stadtbibliothek in Berlin zu gründen, die dann mit einem Bestand von 90 000 Bänden eröffnet wurde. Aber es blieb bei der Trennung der Bibliotheken für das Volk und der für die Gebildeten. Eine Lesekarte hat überall nicht wenig gekostet.

Texterläuterungen

sie wären … zur Hand – они были бы под рукой

die «Leseseuche»зд. страсть к чтению

spießbürgerlich – обывательский, мещанский

nach wie vor – как и прежде

Textaufgabe

Erzählen Sie den Text nach.

Text 6. Das Bibliothekssystem der Ruhr-Universität Bochum

1. Die Universitätsbibliothek. Der Aufbau

Die Universitätsbibliothek, abgekürzt UB, gehört zu den zentralen Punkten des Campus. Sie ist umgeben von allen wichtigen Verwaltungseinheiten, wie dem Universitätssekretariat, dem Studierendenhaus und dem Auditorium Maximum (AUDIMAX), dem Mittelpunkt der Universitätsanlage. Die UB verteilt sich über sechs Stockwerke, wobei Null die Eingangsebene bezeichnet. Auf der Ebene Null befindet sich neben der Garderobe und der Ausleihe / Rückgabe, ein großer Bereich der mit Computern ausgestattet ist, an denen eine kostenlose Internetnutzung, sowohl für jeden Studenten, als auch für Gäste möglich ist. Dahinter liegt die Information, hier bestellt man unter anderem Dissertationen, die man auszuleihen wünscht. Die Information umgeben eine Reihe von Regalen, in denen man Nachschlagewerke fast aller Fachrichtungen finden kann; diese dürfen nicht ausgeliehen werden. Im vorderen Teil der Eingangsebene steht ein umfangreicher Zettelkatalog, an dem man sowohl autorenorientiert, als auch systematisch suchen kann, die meisten Studenten benutzen zur Literaturrecherche jedoch den Computer, das ist einfacher und schneller. Die einzelnen Stockwerke des Bibliotheksgebäudes sind durch eine zentralgelegene, offene Treppe zu erreichen oder über, an den Seiten des Gebäudes befindliche, Fahrstühle. Die Bücherregale liegen an den Außenwänden und ziehen sich wie eine zweite Wand um den Kern des Gebäudes, sie sind durch Türen und Glaswände voneinander getrennt. Die Bibliotheksbereiche sind untereinander durch Wendeltreppen verbunden. Für neue und unerfahrene Studenten ist es nicht empfehlenswert, die Wendeltreppen zu benutzen, da man oft nicht da ankommt, wo man hin wollte. In der UB befindet sich ein großer Zeitungslesesaal, in dem es auch möglich ist, schriftlich zu arbeiten, besser ist es jedoch, die Arbeitsplätze in den eigentlichen Bibliotheksbereichen oder im Vorraum zu nutzen, um die Leser nicht zu stören. Auf jeder Ebene gibt es vier Bibliotheksbereiche. In den Vorräumen befinden sich auf fast jeder Etage Kopierer und Computer, an denen neben der Internetnutzung auch die Literaturrecherche möglich ist.

Die Literaturrecherche

Ausleihe in der UB

Die Literaturrecherche sieht folgendermaßen aus: Der Student bekommt vom Dozenten ein Thema zur Bearbeitung, wenn er Glück hat, teilt der Dozent eine allgemeine Literaturliste im Seminar aus oder rät dem Studenten zu geeigneter Literatur. Gehen wir von diesem Fall aus, jetzt hat der Student einige Autorennamen und Buchtitel, aber er weiß nicht, wo sich diese Bücher befinden, d. h. in welcher Bibliothek sie stehen. Um das herauszufinden, nutzt der Student das OPAC-System, das alle Bibliotheken der einzelnen Fachbereiche enthält, sowie die Bestände der Universitätsbibliotheken Bochums, Essens und Wuppertals.

Der Student geht auf die Seite „Titelsuche“ im Computer, er gibt den Namen des Autors ein, Nachname, Vorname und ein „Titelstichwort“ oder den gesamten Titel des Werks, dann startet er die Suche und der Computer gibt ihm an, in welcher Bibliothek und unter welcher Signatur das Buch zu finden ist. In diesem Fall gibt der Computer an: 1/3 RNA 2773, jetzt begibt sich der Student in den ersten Stock der Bochumer UB, in den Bereich drei und sucht unter der Signatur RNA das Buch mit der Nummer 2773, er nimmt es aus dem Regal, dann begibt er sich auf die Ebene Null zur Ausleihe und leiht dort, unter Vorlage des Studentenausweises, das Buch aus. Das Buch kann jetzt vier Wochen in seinem Besitz bleiben. Will kein anderer Student das Buch ausleihen, liegt also keine Vormerkung vor, so verlängert sich die Ausleihfrist automatisch um weitere vier Wochen. Insgesamt kann ein Buch zweimal verlängert werden, soweit keine Vormerkungen vorliegen. Das bedeutet, ein Buch kann bis zu drei Monaten entliehen werden. Wird das Buch erst nach Ablauf der Ausleihfrist zurückgegeben, so entfällt eine Strafgebühr von ein Euro pro versäumten Tag auf die entsprechenden Bücher.

 

2.2 Ausleihe in der Präsenzbibliothek

Gehen wir zurück zur Literatursuche. Nehmen wir an, bei diesem Mal hätte der Student nicht so viel Glück, das gesuchte Buch befindet sich nicht in der UB, sondern in einer Fachbereichsbibliotheken, und zwar in der Pädagogischen Bibliothek. Die Bereichsbibliothek des Pädagogischen Instituts ist wie alle Bereichsbibliotheken eine Präsenzbibliothek, das bedeutet, die Bücher sollen dort präsent und für jeden zugänglich sein und können nicht entliehen werden.

In manchen Präsenzbibliotheken gibt es Ausnahmeregeln, so dass einige Bücher über Nacht entliehen werden dürfen, zum Teil auch für einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen. Die Bibliothek des Pädagogischen Instituts hat eine solche Ausnahmeregelung, allerdings nur für wenige Bücher. Stände das Buch des Studenten in der Historischen Bibliothek, wäre es ihm nur gestattet, das Buch übers Wochenende auszuleihen. Eine Wochenendausleihe ist in allen Fachbereichsbibliotheken möglich, in der Woche arbeitet man mit den Büchern an den Arbeitsplätzen innerhalb der Bibliothek.

 

Fernleihe

Das gewünschte Buch des Studenten könnte aber auch gar nicht an der Bochumer Universität vorhanden sein, in keiner der Bibliotheken, sondern es steht in der UB der Uni Essen. Mit dem Computer ist es möglich festzustellen, ob das Buch entliehen ist oder nicht und unter welcher Signatur es dort zu finden ist. Das Buch ist nicht entliehen. Der Student kann jetzt eine Fernleihe aufgeben, per Internet oder er begibt sich persönlich zur Uni Essen und leiht das Buch dort aus, dieses hat aber den Nachteil, dass er es dort auch wieder abgeben muss. Bei der Fernleihe erhält er das Buch an einer speziellen Ausgabekasse in der Bochumer UB und gibt es an der gewöhnlichen Rückgabestelle zurück. Bestellt der Student das Buch per Fernleihe, so wird er schriftlich von der Bibliotheksverwaltung benachrichtigt; der Student trägt die Portogebühren für die Benachrichtigung.

 

4. Einschränkung der Suche

In einem anderen Fall weiß der Student weder einen Autorennamen, noch kennt er einen Buchtitel. Er kann jetzt unter der Eingabe „Stichwortsuche“ ein Stichwort eingeben, z. B. Erziehung; der Computer wird ihm zu diesem Stichwort vermutlich über zweitausend Titel nennen, die dieses Stichwort enthalten und es wäre unmöglich, alle auf ihrer Brauchbarkeit hin zu untersuchen. Darum kann der Student die Suche einschränken, indem er eingibt, in welcher Bibliothek der Computer suchen soll. Bei dem Thema Erziehung wäre das vermutlich die Bibliothek des Pädagogischen Instituts. Weiter kann die Suche durch die Eingabe der Jahreszahlen eingeschränkt werden, wenn nur Bücher aus den 90er Jahren gesucht werden sollen oder bei einer historischen Untersuchung des Themas, Bücher mit einem älteren Erscheinungsjahr. Ebenso kann die Suche dadurch beschränkt werden, dass man ein weiteres Stichwort hinzufügt, das durch einen Bindestrich vom anderen getrennt ist. Noch eine Möglichkeit besteht darin, dass der Student zuvor angibt, wie viele Werke gesucht werden sollen; von dieser Möglichkeit ist in den meisten Fällen abzuraten, da so einige Werke, die sehr interessant sein könnten, nicht angezeigt werden.

Das Computersystem OPAC erleichtert den Studenten die Literaturrecherche erheblich, allerdings gibt es noch einige ältere Bücher, die noch nicht in den Computerkatalog aufgenommen wurden oder der Computer arbeitet nicht, weil das System überlastet ist oder es findet sich einfach kein freier Computer, dann bleibt nichts anders übrig, als mit dem Zettelkatalog zu arbeiten. Ein weitaus größeres Problem stellen die geklauten Bücher dar, vor allem in der UB werden sehr viele Bücher geklaut, aber auch einige Präsenzbibliotheken haben große Schwierigkeiten damit, deswegen ist es in allen Bibliotheken untersagt, Mäntel, dicke Jacken oder Taschen mit hinein zunehmen.

 

12. Vergleichen Sie die Bibliothek der Ruhr-Universität Bochum und die Bibliothek der Kemerowoer Staatsuniversität.

 

13. Führen Sie Dialoge zum Thema „Buchhandlung“ und benutzen Sie folgende Fragen und Antworten.

- Können Sie mir bitte sagen, wo ich eine Buchhandlung finde?

- In der Fuβgängerzone, in der Mitte der … - Straβe, neben …

- …

 

- Entschuldigen Sie bitte, wo finde ich die Abteilung für Lehrbücher?

- Auf der zweiten Etage.

- Was kann ich für Sie tun?

- Ich suche ein gutes russisch-deutsches Wörterbuch.

- Wie viele Wörter soll es haben?

- … Wörter.

- Ich zeige Ihnen, was wir haben.

- Nein, das ist alles zu klein. Ich hätte gerne ein umfangreicheres Wörterbuch. Haben Sie ein gröβeres?

- Nein, leider haben wir das nicht vorrätig. Ich kann es aber für Sie bestellen.

- Wie teuer ist es?

- …

- Wann kann ich es bei Ihnen abholen?

- Ende nächster Woche.

- Falls das Wörterbuch mir nicht zusagt, was soll ich dann damit machen? Kann ich es zurückgeben?

- Ja, für dieses Wörterbuch haben Sie Rückgaberecht.

- Gut, dann bestelle ich es.

- Geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer. Ich rufe Sie an, wenn es da ist.

 

- Ich möchte Bücher bestellen, und zwar die neue Ausgabe von Dostojewskis Werken, … - Verlag.

- Das ist kein Problem. Können Sie bitte … Euro anzahlen?

- Ja, natürlich. Wann kann ich die Bücher abholen?

- Voraussichtlich übermorgen.

 

- Können Sie mir das Buch als Geschenk einpacken?

Haben Sie eine Tüte?

Haben Sie Geburtstagskarten?

Haben Sie Prospekte vom … -Verlag?

Haben Sie Bücher in russischer Sprache?

Machen Sie in Ihrer Buchhandlung auch Lesungen?

Kann ich Ihren Veranstaltungskalender haben?

 

- Ich habe dieses Buch gestern bei Ihnen gekauft. Kann ich es umtauschen? Es ist noch original verpackt.

- Ja, was möchten Sie stattdessen haben?

- Ich möchte von diesem Autor einen anderen Titel. (Ich möchte kein Buch. Kann ich mein Geld zurückhaben? – Nein, aber ich kann Ihnen eine Gutschrift ausstellen. Sie können nächstes Mal etwas anderes bei uns aussuchen.)

 

- Das Buch ist beschädigt, es fehlen mehrere Seiten darin.

- Lassen Sie mir das Buch bitte hier. Ich bestelle für Sie ein neues Exemplar. Ich stelle Ihnen eine Quittung aus, und Sie können das andere Buch morgen abholen.

- Haben Sie auch ausländische Zeitungen oder Zeitschriften?

- Nein, wir haben keine Zeitschriftenabteilung. Fragen Sie bitte am Kiosk nach.

 

14. Erzählen Sie, wie man ein Buch kauft, wie man in einem Buche liest, wie die Bücher sein können und welchen Eindruck sie hinterlassen können. Gebrauchen Sie dabei neben dem Wortschatz folgende Wörter und Wendungen:

ein Buch (am Bücherstand) aufschlagen, durchsehen, durchblättern; ein Buch erstehen, durchlesen; in einem Buch blättern, Blatt um Blatt wenden; vom Buche aufblicken; immer über Büchern sitzen; ein Buch aufmerksam, mit groβem Interesse, mit wachsender Ergriffenheit lesen; das Buch ist illustriert, veraltet, vergriffen; das Buch ist fesselnd, spannend, interessant, heiter, lustig, ernst, langweilig; das Buch von (über) 300 Seiten; ein gut (schlecht) geheftetes Buch.

 

15. Inszenieren Sie ein Interview. Der Korrespondent spricht mit einem älteren Leser, einigen Studenten, einem Schulkind. Nennen Sie die Bücher, die Sie russisch und deutsch gelesen haben.

Text 7. Warum lesen wir doch noch Bücher

Man hört oft die Meinung, dass die Jugend (insbesondere Schulkinder) heute weniger liest, als die ältere Generation. Woran liegt das? Welchen Platz nimmt heute das Buch in unserem Leben ein? Was lesen wir? Wie lesen wir? Nach welchen Kriterien wählen wir unsere Bücher aus? Was suchen wir darin und was finden wir? Wie entwickeln sich Geschmack und Neigungen?

Ein Student gibt folgende Antworten: „Ich bin 19 Jahre alt und studiere im vierten Semester an der Technischen Hochschule. Jeden Tag höre ich von allen Seiten: Bücher sind die Quellen des Wissens, lies Bücher, du musst gerne lesen. Auf mich wirkt das antiquiert. Natürlich war das Buch bis vor kurzem die einzige Informationsquelle, das einzige Mittel zur geistigen Bereicherung und schließlich auch zur Erholung. Und heute? Überall gibt es Kinos, Klubs. In den Städten kann man in Diskotheken, Cafes und Bars gehen. Die Jugend besucht sie nicht deshalb, weil sie die Zeit vertun will. Sie will mit gleichaltrigen zusammenkommen, Gedanken austauschen. Das Wichtigste ist aber, dass es heute neue Massenmedien gibt. Das Fernsehen kann uns an einen beliebigen Punkt der Welt versetzen. Es lässt uns sehen und hören, was sich dort abspielt. Deshalb finde ich das Buch wenig attraktiv, und außerdem braucht man fürs Lesen fünfmal soviel Zeit wie für eine entsprechende Fernsehsendung.

Man kann ja Videofilme für alle Wissensgebiete machen und alle literarischen Meisterwerke auf Tonträger aufnehmen. Enzyklopädien sollte man in irgendeiner anderen Form, aber nicht als Bücher herausbringen.

Bücher liest man heute meistens, wenn man unterwegs ist. Dafür sind aber eher kurze psychologische Erzählungen keine dicken Romane gut. Stellen Sie sich vor, man liest ein Buch wochenlang, und man hat den Anfang längst vergessen, wenn man ans Ende kommt.“

 



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