Ihnen hab ich noch nicht erwartet –« 


Мы поможем в написании ваших работ!



ЗНАЕТЕ ЛИ ВЫ?

Ihnen hab ich noch nicht erwartet –«



Kann ich verstehen. Hat's geschmeckt?«

8»Das ja aber's is mir peinlich.«Sie wischte sich über den Mund.»Direkt platt bin ich «

9»Na, das ist nun eine Übertreibung. Sie sind nur voll. Voll wie eine Strandhaubitze.«

10 Sie hielt sich mühsam aufrecht. Ihr Schnurrbart zuckte, und ihre Augenlider klapperten wie bei einem alten Uhu. Aber allmählich gelang es ihr, klarer zu werden. Entschlossen trat sie einen Schritt vor.»Herr Lohkamp Mensch is nur Mensch erst hab ich nur dran gerochen und dann einen Schluck genommen weil mir im Magen doch immer so flau is ja, und dann dann muss mir der Satan geritten haben. Man soll ein armes Weib auch nicht in Versuchung führen und die Pulle stehen lassen.«

11 Es war nicht das erstemal, dass ich sie so traf. Sie kam jeden Morgen zwei Stunden zum Aufräumen in die Werkstatt, und man konnte ruhig so viel Geld umherliegen lassen, wie man wollte, sie rührte es nicht an; aber hinter Schnaps war sie her wie die Ratte hinterm Speck.

12 Ich nahm die Flasche hoch.»Natürlich, den Kognak für die Kunden haben Sie nicht angerührt, aber den guten von Herrn Köster haben Sie weggeputzt.«

13 Ein Grinsen huschte über Mathildes verwitterte Züge.»Alles was recht is Kenner bin ich. Aber werden Sie mir verraten; Herr Lohkamp? Eine schutzlose Witwe?«

14 Ich schüttelte den Kopf.»Heute nicht.«

15 Sie ließ ihre Röcke herunter.»Dann werd’ ich mir mal verdrücken. Wenn Herr Köster kommt heiliges Donnerwetter!«

16 Ich ging zum Schrank und schloss ihn auf.»Mathilde «

Sie watschelte eilig heran. Ich hielt eine braune, viereckige Flasche hoch.

18 Protestierend hob sie die Hände.»Das bin ich nich gewesen! Auf Ehre! Den hab ich nich angerührt!«

19»Weiß ich«, sagte ich und goss ein Glas voll ein. Kennen Sie ihn denn?«

20»Und ob!«Sie leckte sich die Lippen.»Rum! Steinalter Jamaika!«

21»Schön. Dann trinken Sie das Glas mal aus!«

22»Ich!«Sie prallte zurück.»Herr Lohkamp, das is zu viel! Das sind ja glühende Kohlen auf mein Haupt! Die olle Stoß säuft heimlich Ihren Kognak weg, und Sie spendieren ihr da noch einen Rum drauf. Sie sind ein Heiliger, sind Sie! Lieber tot, als so was annehmen!«

23»Na?«sagte ich und tat, als ob ich das Glas zurückziehen wollte.

24»Alsdann!«Sie griff eilig zu.»Man muss das Gute nehmen, wie es kommt. Auch wenn man's nicht versteht. Zum Wohle! Haben Sie vielleicht Geburtstag?«

Ja, Mathilde. Gut geraten.«

26»Was, wahrhaftig?«Sie umklammerte meine Hand und schüttelte sie.»Herzlichsten Glückwunsch! Zaster in Fülle! Herr Lohkamp« sie wischte sich den Mund, »ich bin so gerührt, darauf muss ich unbedingt noch einen zwitschern. Wo ich Ihnen doch gern hab wie einen Sohn.«

27»Schön.«

28 Ich schenkte ihr noch ein Glas ein. Sie kippte es herunter und verließ lobpreisend die Werkstatt.

 

1 Ich packte die Flasche weg und setzte mich an den Tisch. Die blasse Sonne fiel durch das Fenster auf meine Hände. Merkwürdiges Gefühl, so ein Geburtstag, auch wenn man sich nichts draus machte (даже если не придаешь значения этому): Dreißig Jahre es hatte eine Zeit gegeben, da glaubte ich, nie zwanzig werden zu können, so weit weg erschien mir das (так далеко еще мне представлялось это /время/: erscheinen). Und dann

2 Ich zog einen Briefbogen (лист бумаги) aus dem Fach (из ящика: das Fach) und fing an zu rechnen. Die Kinderzeit, die Schule, das war ein Komplex, fern, irgendwo, schon nicht mehr wahr. Das richtige Leben begann erst 1916. Da war ich gerade Rekrut geworden, dünn, hochgeschossen (долговязый), achtzehn Jahre alt, und übte nach dem Kommando eines schnauzbärtigen (усатого; der Schnauzbart – большие усы; die Schnauze – морда) Unteroffiziers auf den Sturzäckern (der Sturzacker – поле, вспаханное после пара; залежь; der Acker – поле, пашня) hinter der Kaserne Hinlegen und Aufstehen. An einem der ersten Abende kam meine Mutter in die Kaserne, um mich zu besuchen; aber sie musste über eine Stunde auf mich warten. Ich hatte meinen Tornister (ранец) nicht vorschriftsmäßig (не как положено; die Vorschrift – предписание; vorschriftsmäßigсогласно предписанию) gepackt gehabt und musste deshalb in der freien Zeit zur Strafe die Latrinen scheuern (чистить уборные: die Latrine). Sie wollte mir helfen, aber das durfte sie nicht. Sie weinte, und ich war so müde, dass ich einschlief, als sie noch bei mir saß.

3 1917. Flandern, Middendorf und ich hatten in der Kantine (в погребке /при казарме/) eine Flasche Rotwein gekauft. Damit wollten wir feiern. Aber wir kamen nicht dazu. Frühmorgens fing das schwere Feuer der Engländer an. Köster wurde mittags verwundet (ранен; die Wunde – рана), Meyer und Deters fielen nachmittags. Und abends, als wir schon glaubten, Ruhe zu haben, und die Flasche aufmachten, kam Gas und quoll (потек, заструился: quellen) in die Unterstände (в блиндажи: der Unterstand). Wir hatten zwar rechtzeitig (вовремя) die Masken auf, aber die von Middendorf war kaputt. Als er es merkte, war es zu spät. Bis sie abgerissen (сорвана: abreißen) und eine neue gefunden war, hatte er schon zu viel Gas geschluckt (наглотался: schlucken) und brach bereits Blut (и его уже рвало кровью: das Blut). Er starb am nächsten Morgen, grün und schwarz im Gesicht. Sein Hals war ganz zerrissen (истерзана: zerreißen – разорвать) so hatte er mit den Nägeln (ногтями: der Nagel) versucht, ihn aufzukratzen (расцарапать, разодрать; kratzen – царапать), um Luft zu kriegen.

4 1918. Das war im Lazarett. Ein paar Tage vorher war ein neuer Transport angekommen (новая партия раненых). Papierverbände (повязки из бумажных бинтов: der Verband – повязка, бинт). Schwere Verletzungen (повреждения = ранения). Den ganzen Tag fuhren die flachen Operationswagen (плоские операционные тележки) herein und hinaus. Manchmal kamen sie leer wieder. Neben mir lag Josef Stoll. Er hatte keine Beine mehr, aber er wusste es noch nicht. Es war nicht zu sehen, weil die Decke (одеяло) über einem Drahtkorb lag (над проволочным каркасом: der Draht – проволока + der Korb – корзина). Er hätte es auch nicht geglaubt, denn er spürte (чувствовал) Schmerzen in den Füßen. Nachts starben zwei Leute bei uns im Zimmer. Einer sehr langsam und schwer.

5 1919. Wieder zu Hause. Revolution. Hunger. Draußen immerfort (постоянно, беспрерывно) Maschinengewehrgeknatter (треск пулеметов; das Gewehr – винтовка, ружье; knattern – тарахтеть /о моторе/, трещать, строчить /о пулемете/; das Geknatter). Soldaten gegen Soldaten. Kameraden gegen Kameraden.

6 1920. Putsch. Karl Bröger erschossen (расстрелян, застрелен: erschießen). Köster und Lenz verhaftet (арестованы; die Haft – арест, лишение свободы). Meine Mutter im Krankenhaus. Krebs (рак: der Krebs) im letzten Stadium.

7 1921

Ich dachte nach. Ich wusste es nicht mehr. Das Jahr fehlte einfach. 1922 war ich Bahnarbeiter in Thüringen gewesen, 1923 Reklamechef einer Gummifabrik (фабрики резиновых изделий; der Gummi – резина, каучук). Das war in der Inflation. Zweihundert Billionen (миллиардов) Mark hatte ich monatlich verdient. Zweimal am Tage gab es Geld und hinterher jedesmal eine halbe Stunde Urlaub, damit man in die Läden rasen (помчаться) und etwas kaufen konnte, bevor der nächste Dollarkurs ‘rauskam dann war das Geld nur noch die Hälfte wert. Und dann? Die Jahre darauf (вслед за этим)? Ich legte den Bleistift hin (положил, отложил: hinlegen). Hatte keinen Zweck (не имело смысла; der Zweck – цель), das alles nachzurechnen. Ich wusste es auch nicht mehr so genau. War zu sehr durcheinandergegangen (слишком спуталось; durcheinander – в беспорядке, как попало). Meinen letzten Geburtstag hatte ich im Café International gefeiert. Da war ich ein Jahr lang Stimmungspianist (тапер; Stimmung – настроение, настрой) gewesen. Dann hatte ich Köster und Lenz wiedergetroffen. Und jetzt saß ich hier in der Aurewe: Auto-Reparatur-Werkstatt Köster und Co. Der Co. waren Lenz und ich, aber die Werkstatt gehörte eigentlich Köster allein. Er war früher unser Schulkamerad und unser Kompanieführer (ротный командир) gewesen; dann Flugzeugführer, später eine Zeitlang (некоторое время) Student, dann Rennfahrer (гонщик) und schließlich hatte er die Bude (лавочку) hier gekauft. Erst war Lenz, der sich einige Jahre in Südamerika herumgetrieben hatte (шатался, шлялся: sich herumtreiben), dazugekommen – dann ich.

8 Ich nahm eine Zigarette aus der Tasche. Eigentlich konnte ich ganz zufrieden sein. Es ging mir nicht schlecht, ich hatte Arbeit, ich war kräftig (силен; die Kraft – сила), ich wurde nicht leicht müde, ich war heil (здоров, невредим, в добром здравии), wie man das so nennt (как говорится) aber es war doch besser, nicht allzu viel darüber nachzudenken. Besonders nicht, wenn man allein war. Und abends auch nicht. Da kam ab und zu (время от времени) noch einmal etwas von früher und starrte einen aus toten Augen an (и неподвижно смотрело на тебя мертвыми глазами). Aber dafür hatte man den Schnaps.

 

1 Ich packte die Flasche weg und setzte mich an den Tisch. Die blasse Sonne fiel durch das Fenster auf meine Hände. Merkwürdiges Gefühl, so ein Geburtstag, auch wenn man sich nichts draus machte: Dreißig Jahre es hatte eine Zeit gegeben, da glaubte ich, nie zwanzig werden zu können, so weit weg erschien mir das. Und dann

2 Ich zog einen Briefbogen aus dem Fach und fing an zu rechnen. Die Kinderzeit, die Schule, das war ein Komplex, fern, irgendwo, schon nicht mehr wahr. Das richtige Leben begann erst 1916. Da war ich gerade Rekrut geworden, dünn, hochgeschossen, achtzehn Jahre alt, und übte nach dem Kommando eines schnauzbärtigen Unteroffiziers auf den Sturzäckern hinter der Kaserne Hinlegen und Aufstehen. An einem der ersten Abende kam meine Mutter in die Kaserne, um mich zu besuchen; aber sie musste über eine Stunde auf mich warten. Ich hatte meinen Tornister nicht vorschriftsmäßig gepackt gehabt und musste deshalb in der freien Zeit zur Strafe die Latrinen scheuern. Sie wollte mir helfen, aber das durfte sie nicht. Sie weinte, und ich war so müde, dass ich einschlief, als sie noch bei mir saß.

3 1917. Flandern, Middendorf und ich hatten in der Kantine eine Flasche Rotwein gekauft. Damit wollten wir feiern. Aber wir kamen nicht dazu. Frühmorgens fing das schwere Feuer der Engländer an. Köster wurde mittags verwundet, Meyer und Deters fielen nachmittags. Und abends, als wir schon glaubten, Ruhe zu haben, und die Flasche aufmachten, kam Gas und quoll in die Unterstände. Wir hatten zwar rechtzeitig die Masken auf, aber die von Middendorf war kaputt. Als er es merkte, war es zu spät. Bis sie abgerissen und eine neue gefunden war, hatte er schon zu viel Gas geschluckt und brach bereits Blut. Er starb am nächsten Morgen, grün und schwarz im Gesicht. Sein Hals war ganz zerrissen so hatte er mit den Nägeln versucht, ihn aufzukratzen, um Luft zu kriegen.

4 1918. Das war im Lazarett. Ein paar Tage vorher war ein neuer Transport angekommen. Papierverbände. Schwere Verletzungen. Den ganzen Tag fuhren die flachen Operationswagen herein und hinaus. Manchmal kamen sie leer wieder. Neben mir lag Josef Stoll. Er hatte keine Beine mehr, aber er wusste es noch nicht. Es war nicht zu sehen, weil die Decke über einem Drahtkorb lag. Er hätte es auch nicht geglaubt, denn er spürte Schmerzen in den Füßen. Nachts starben zwei Leute bei uns im Zimmer. Einer sehr langsam und schwer.

5 1919. Wieder zu Hause. Revolution. Hunger. Draußen immerfort Maschinengewehrgeknatter. Soldaten gegen Soldaten. Kameraden gegen Kameraden.

6 1920. Putsch. Karl Bröger erschossen. Köster und Lenz verhaftet. Meine Mutter im Krankenhaus. Krebs im letzten Stadium.

7 1921

Ich dachte nach. Ich wusste es nicht mehr. Das Jahr fehlte einfach. 1922 war ich Bahnarbeiter in Thüringen gewesen, 1923 Reklamechef einer Gummifabrik. Das war in der Inflation. Zweihundert Billionen Mark hatte ich monatlich verdient. Zweimal am Tage gab es Geld und hinterher jedesmal eine halbe Stunde Urlaub, damit man in die Läden rasen und etwas kaufen konnte, bevor der nächste Dollarkurs ‘rauskam dann war das Geld nur noch die Hälfte wert. Und dann? Die Jahre darauf? Ich legte den Bleistift hin. Hatte keinen Zweck, das alles nachzurechnen. Ich wusste es auch nicht mehr so genau. War zu sehr durcheinandergegangen. Meinen letzten Geburtstag hatte ich im Café International gefeiert. Da war ich ein Jahr lang Stimmungspianist gewesen. Dann hatte ich Köster und Lenz wiedergetroffen. Und jetzt saß ich hier in der Aurewe: Auto-Reparatur-Werkstatt Köster und Co. Der Co. waren Lenz und ich, aber die Werkstatt gehörte eigentlich Köster allein. Er war früher unser Schulkamerad und unser Kompanieführer gewesen; dann Flugzeugführer, später eine Zeitlang Student, dann Rennfahrer und schließlich hatte er die Bude hier gekauft. Erst war Lenz, der sich einige Jahre in Südamerika herumgetrieben hatte, dazugekommen – dann ich.

8 Ich nahm eine Zigarette aus der Tasche. Eigentlich konnte ich ganz zufrieden sein. Es ging mir nicht schlecht, ich hatte Arbeit, ich war kräftig, ich wurde nicht leicht müde, ich war heil, wie man das so nennt aber es war doch besser, nicht allzu viel darüber nachzudenken. Besonders nicht, wenn man allein war. Und abends auch nicht. Da kam ab und zu noch einmal etwas von früher und starrte einen aus toten Augen an. Aber dafür hatte man den Schnaps.

 

1 Draußen quietschte das Tor (заскрипели ворота). Ich zerriss den Zettel (разорвал листок, записку: zerreißen) mit den Daten meines Lebens und warf ihn in den Papierkorb (в корзинку). Die Tür flog auf (распахнулась). Gottfried Lenz stand im Rahmen, lang, mager (худой), mit strohblonder Mähne (с копной волос цвета соломы; das Stroh – солома; die Mähne – грива) und einer Nase, die für einen ganz anderen Mann gepasst hätte.»Robby«, brüllte er (заорал: brüllen – рычать; орать, реветь),»alter Speckjäger (бродяга; паразит, прихлебатель, тунеядец: der Speck – /свиное/ сало, шпик + der Jäger – охотник), steh auf und nimm die Knochen zusammen (подтянись, встань как полагается: «собери, подбери /свои/ кости»: der Knochen)! Deine Vorgesetzten (твое начальство, старшие по званию: der Vorgesetzte) wollen mit dir reden!«

2»Herrgott!«Ich stand auf.»Ich habe gehofft, ihr hättet nicht dran gedacht! Macht's gnädig (сжальтесь; gnädig – милостивый; die Gnade – милость), Kinder!«

3»Das könnte dir so passen (это могло бы тебе подойти = ишь чего захотел)!«Gottfried legte ein Paket auf den Tisch, in dem es mächtig klirrte (сильно: «мощно» звякнуло, задребезжало). Köster kam hinter ihm drein (вошел). Lenz baute sich vor mir auf (встал прямо передо мной; sich /vor jemandem/ aufbauen – встать в определенном месте, в определенной позе /обычно перед кем-либо/).»Robby, was ist dir heute Morgen zuerst begegnet?«

4 Ich dachte nach.»Ein tanzendes altes Weib.«

5»Heiliger Moses (Святой Моисей)! Ein schlechtes Vorzeichen (предзнаменование; das Zeichen – знак)! Passt aber zu deinem Horoskop. Habe es gestern gestellt (составил /гороскоп/: das Horoskop stellen). Du bist ein Kind des Schützen (Стрельца: der Schütze), unzuverlässig (ненадежен; sich auf jemanden verlassen – полагаться на кого-либо), schwankend (колеблющийся: schwanken – колебаться), ein Rohr im Winde (тростник на ветру: das Rohr), mit verdächtigen Saturntrigonen (c подозрительными треугольниками Сатурна: das Trigon /греч./ = der Dreieck) und einem lädierten Jupiter (и с подпорченным Юпитером: lädieren – портить, поврежать) in diesem Jahr. Da Otto und ich Vater und Mutterstelle an dir vertreten (заменяем тебе отца и мать), überreiche ich dir (передаю = вручаю) deshalb als erstes etwas zum Schutz (для защиты: der Schutz). Nimm dieses Amulett! Eine Nachkommin der Inkas (der Nachkomme – потомок) hat es mir dereinst überlassen (в свое время оставила, подарила). Sie hatte blaues Blut, Plattfüße (плоскостопие; platt – плоский), Läuse (вши: die Laus) und die Gabe (дар), in die Zukunft zu schauen. ‘Weißhäutiger Fremdling (белокожий чужестранец)’, sagte sie zu mir, ‘Könige haben es getragen, die Kraft der Sonne, des Mondes und der Erde ist darin, von den kleineren Planeten ganz zu schweigen (не говоря уж …) gib mir einen Silberdollar für Schnaps dafür und du kannst es haben.’ Damit die Glückskette («цепочка счастья») weitergeht, überreiche ich es dir. Es wird dich behüten (оберегать) und deinen unfreundlichen Jupiter in die Flucht schlagen (обратит в бегство).«

6 Er hängte mir eine kleine schwarze Figur an einer dünnen Kette um den Hals.»So! Das ist gegen die höhere Misere (от высших, более высоких бед, несчастий: die Misére – горе, бедность, нужда, убожество) gegen die tägliche hier: sechs Flaschen Rum von Otto! Doppelt so alt wie du (в два раза старше тебя)!«

7 Er öffnete das Paket und stellte die Flaschen einzeln (по одиночке, одну за одной) in die Morgensonne. Sie schimmerten wie Bernstein (мерцали, слабо светились, как янтарь).»Sieht wunderbar aus«, sagte ich.»Wo hast du die bloß her, Otto?«

8 Köster lachte.»War eine verwickelte Sache (запутанная = хитрая штука). Zu lang zum Erzählen. Aber sag mal, wie fühlst du dich denn? Wie dreißig?«

9 Ich winkte ab (отмахнулся).»Wie sechzehn und fünfzig gleichzeitig (одновременно). Nicht besonders.«

10»Das nennst du nicht besonders?«erwiderte Lenz.»Das ist doch das höchste, was es gibt. Du hast damit souverän (властно) die Zeit besiegt (покорил, победил) und lebst doppelt.«

11 Köster sah mich an.»Lass ihn, Gottfried«, sagte er dann.

12»Geburtstage drücken mächtig aufs Selbstgefühl (давят на самоощущение, душевное состояние). Besonders frühmorgens. Er wird sich schon wieder erholen (он еще придет в себя, отойдет).«

13 Lenz kniff die Augen zusammen (прищурился; kneifen – щипать; /со/щурить /глаза/).»Je weniger Selbstgefühl ein Mensch hat, um so mehr ist er wert (тем большего он стоит), Robby. Tröstet (утешает) dich das ein bisschen?«

14»Nein«, sagte ich,»ganz und gar nicht (вовсе нет). Wenn der Mensch erst was wert ist, ist er nur noch sein eigenes Denkmal (свой собственный памятник = памятник самому себе). Das finde ich anstrengend (утомительно: «напрягающе»; anstrengen – напрягать) und langweilig.«

15»Er philosophiert, Otto«, sagte Lenz,»er ist schon gerettet (спасен). Er hat den stillen Moment überstanden (перенес, вынес тихую минутку: überstehen)! Den stillen Geburtstagsmoment, wo man sich selbst in die Pupille blickt (заглядываешь в зрачок) und entdeckt, was man für ein armseliges Küken ist (жалкий цыпленок). Jetzt können wir getrost (спокойно: «утешенно») an unser Tagwerk gehen (приняться за нашу обычную, повседневную работу) und dem alten Cadillac die Eingeweide ölen (смазать потроха, кишки, внутренности) «

 

1 Draußen quietschte das Tor. Ich zerriss den Zettel mit den Daten meines Lebens und warf ihn in den Papierkorb. Die Tür flog auf. Gottfried Lenz stand im Rahmen, lang, mager, mit strohblonder Mähne und einer Nase, die für einen ganz anderen Mann gepasst hätte.»Robby«, brüllte er,»alter Speckjäger, steh auf und nimm die Knochen zusammen! Deine Vorgesetzten wollen mit dir reden!«

2»Herrgott!«Ich stand auf.»Ich habe gehofft, ihr hättet nicht dran gedacht! Macht's gnädig, Kinder!«

3»Das könnte dir so passen!«Gottfried legte ein Paket auf den Tisch, in dem es mächtig klirrte. Köster kam hinter ihm drein. Lenz baute sich vor mir auf.»Robby, was ist dir heute Morgen zuerst begegnet?«



Поделиться:


Последнее изменение этой страницы: 2017-01-27; просмотров: 314; Нарушение авторского права страницы; Мы поможем в написании вашей работы!

infopedia.su Все материалы представленные на сайте исключительно с целью ознакомления читателями и не преследуют коммерческих целей или нарушение авторских прав. Обратная связь - 3.141.202.187 (0.045 с.)