Die Entdeckung der Gesellschaft 


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Die Entdeckung der Gesellschaft



07.11.2013

Die Entdeckung der Gesellschaft

 

Mediziner und Philosophen gibt es schon bei den Griechen. Soziolo­gen noch nicht. Theologen gibt es seit der Spätantike, Soziologen fehlen im Mittelalter. Es dauert ziemlich lange, bis Soziologen auftauchen. Man muss sich wundern, dass die Menschheit es so lange ohne Soziologie geschafft hat, zu überleben. Soziologie taucht nämlich erst im neunzehnten Jahrhundert auf. Ohne Wissen um die Besonderheit der Situation, mit der dann Soziologie unentbehrlich wurde, gehen Aussagen zur Soziologie als Beruf in der Regel daneben.

Das Auftauchen von Soziologie ist mit einem eigenartigen Vorgang, der Entdeckung der Gesellschaft, untrennbar verbunden. Dies meint nun nicht, dass unsere ferneren Vorfahren sich nicht bewusst gewesen wa­ren, dass Menschen in Gesellschaft leben. Sie wussten sehr wohl, dass Menschen, so wie sie ihr Leben führen, einander brauchen. Es war manchen auch bewusst, dass, wie der Grieche Aristoteles schrieb, der Mensch ein zoon politicon ist - ein Tier sicherlich, aber ein solches, das sich zu einer politisch-gesellschaftlichen Lebensform erheben kann. Die Entdeckung der Gesellschaft im neunzehnten Jahrhundert meint jenen Vorgang, mit dem die alte Selbstverständlichkeit von gesellschaftlich-gemeinschaftlicher Seinsweise brüchig wird und Gesellschaft als ein Problem erscheint, für das es neue Lösungen zu finden gilt. Soziologen haben die Gesellschaft nicht aus heiterem Himmel entdeckt, sondern unter einem düsteren Himmel den Aufruhr ihrer Zeit erfahren und ihn sich als soziales Problem versucht, verständlich zu machen. Von daher steht soziologische Arbeit immer unter "Zeitdruck" im mehrfachen Sinne. Die Zeit ist zu knapp für das gemächliche Ausreifen der Forschungsergebnisse, und die Zeit bedrückt mit ihren ideologischen Verblendungen ebenso wie mit ihren Ratlosigkeiten. Um es im Jargon zu sagen: Soziologisches Arbeiten ist problemorientiert.

Gegen diese historische Situierung der Entdeckung der Gesellschaft könnte jemand mit gutem philosophischen Sinn einwenden: "Menschen haben doch immer dieselben Probleme gehabt. Sie mussten sich ernähren, mit dem Wetter zurechtkommen. Sie mussten irgendwie miteinander auskommen, den Nachwuchs erziehen, so dass er in die Gruppe integriert werden konnte. Sie mussten mit der Gebrechlichkeit und Hinfälligkeit des Körpers fertig werden, der dann schließlich bestattet wer­den musste. Sie mussten mit der Tatsache fertig werden, dass Männer und Frauen existieren, und dass Generationen kommen und gehen. Sie mussten anerkennen, dass es fette und magere Jahre gibt und dass Feuer, Überschwemmung oder Dürre vieles wieder zunichte machen konnte. Und sie mussten mit übel gesonnenen Menschen rechnen, mit feindlichen Gruppen, gegen die man Krieg führte, oder mit einzelnen, die in der Gruppe existierten und sich nicht fügen wollten. — Vielleicht gibt es noch ein paar Probleme mehr, aber es sind doch immer dieselben Probleme."

Dies ist eine sehr ehrenwerte Auffassung; sie ist auch sehr weise. Wenn man auf einen hohen Berg steigt und in der klaren Luft einsam stehend über die Welt nachdenkt, wird man wohl zu solchen Auffassungen kommen. Aber unten in den Tälern und in den Niederungen, da wo sich die meisten Soziologinnen und Soziologen aufhalten, sieht die Sache mit den Problemen anders aus. Hier gibt es wohl auch so etwas wie die ewigen Grundprobleme, aber es gibt vor allem Probleme, die auf den Nägeln brennen. Es gibt akute Probleme und weniger akute. In den Niederungen gibt es das Vergessen von jetzt nicht so relevanten Problemen und Prioritäten. Im neunzehnten Jahrhundert ist das Problem Gesellschaft ein auf den Nägeln brennendes Problem.

Heute dagegen geht das Wort "Gesellschaft" flott von den Lippen. Die Dramatik, mit der unsere Vorfahren "die Gesellschaft" als Grund für ihre Probleme entdeckten, ist verschwunden. Seit dem neunzehnten Jahrhundert ist in der Soziologie ein Wissen über Gesellschaft entstanden, das sich sehen lassen kann. Soziologinnen und Soziologen sind heute in der Lage, viele gesellschaftliche Probleme, die den Menschen im neunzehnten Jahrhundert zutiefst unheimlich und unverständlich waren, zu erklären und verständlich zu machen. Soziologisches Wissen oder Stücke davon sind in der Gesellschaft weit verbreitet. Jede Juristin weiß heute, dass die Veränderung von Rechts- und Unrechtsbewusstsein etwas mit der Gesellschaft zu tun hat; jeder Literaturwissenschaftler weiß, dass literarische Werke nicht allein dem ungreifbaren Genie des Poeten entspringen, sondern in soziale Kontexte eingebettet sind; jede Historikerin weiß, dass nicht die großen Feldherren oder Politiker al­lein die Geschichte machen, sondern dass in Geschichte soziale Beziehungen und soziale Strukturen eine erhebliche Rolle spielen; und jedes fortgeschrittene Schulkind weiß, dass vieles, was es an unangenehmen Dingen erlebt, mit der Gesellschaft zu tun hat; und auch der tumbeste Skinhead kann soziale Schädigungen auspacken, wenn er wegen Körperverletzung vor Gericht steht.

Soziologisches Wissen und die soziologische Perspektive sind weit verstreut. Sie gehören heute zur alltäglichen Selbstverständlichkeit und zu den Routinen von verschiedensten Professionen. Was die gesellschaftlichen Probleme angeht, so gibt es auch von Soziologinnen und Soziologen erarbeitete Lösungsvorschläge. Manche finden in Parteien oder bei Regierungen, bei Verbänden oder Unternehmen Eingang in die Praxis. Manche werden als umstürzlerisch abgewiesen. Aber auch diese Selektionen des jetzt "Machbaren" und "Nicht-Machbaren" ha­ben nichts Rätselhaftes mehr. Die Soziologin, die mit ihren Ratschlägen abgewiesen wird, wird keine Probleme haben, sich das aus der sozialen Struktur der politischen Herrschaftsverhältnisse zu erklären, sie wird nach sozialen Gruppen Ausschau halten, die ein Interesse an ihren Vorschlägen haben; und bei diesem Ausschauhalten kann sie sich auf ein solides Wissen über Gesellschaft beziehen.

Gesellschaftliche Probleme erscheinen heute mehr als je zuvor im Horizont des Lösbaren, und die Vereitelung von Lösungen kann auch hinreichend mit Mitteln der Soziologie erklärt werden. Dieser Erfolg der Soziologie ist nun keineswegs mit dem Paradies auf Erden zu verwechseln. Das Paradies auf Erden ist ein anderes Problem, viel älter als die Soziologie, was nicht heißen soll, dass es unwichtig ist. Festzuhalten ist, dass soziologische Theorien und soziologische Wissensbestände unentbehrliche Teile des gegenwärtigen Weltbildes geworden sind.

Daneben gehen – nicht das Wesentliche ergreifen

Sich D Gen. bewusst werden/sein -

die Selbstverständlichkeit -

bestatten = begraben -

Der einzelne (Mensch)

Der Einzelne -

Immer derselbe

aber auch das -

Der wievielte ist heute?

07.11.2013

Ist es klar?

Ja, es ist klar.

Gibt es Fragen?= Haben Sie Fragen=

Nein, keine Fragen

21.11.2013

-Ich mache gern Sport.

-Was machst du?

- Was machst du gern?

Ich zeichne gern.

Zeichnen -

Wie bitte?

Guten Morgen -

Guten Tag –

Guten Abend –

-Hallo!

-Wie geht`s? (Wie geht es dir?

- Danke, gut.

- Es geht, danke.

- Na ja, so so la la.

- Schlecht.

jetzt –

nett –

schwer –

nicht wahr? –

Heute -

Wollen – wollte – hat gewohnt

Präsens:

Ich will wir wollen

Du willst ihr wollt

Er will sie wollen

Es will Sie wollen

Sie will

12.12.2013

Es regnet es hat geregnet

Es regnete es hatte geregnet

Es wird regnen es wird geregnet haben

Spielen

es wird Fußball gespielt

es wurde Fußball gespielt

es wird Fußball gespielt werden

es ist Fußball gespielt worden.

es war Fußball gespielt worden

es wird Fußball gespielt worden sein

M – Was studieren Sie?

Ich studiere Soziologie.

M – Und was macht sie?

Wollen (ich will)

07.11.2013

Die Entdeckung der Gesellschaft

 

Mediziner und Philosophen gibt es schon bei den Griechen. Soziolo­gen noch nicht. Theologen gibt es seit der Spätantike, Soziologen fehlen im Mittelalter. Es dauert ziemlich lange, bis Soziologen auftauchen. Man muss sich wundern, dass die Menschheit es so lange ohne Soziologie geschafft hat, zu überleben. Soziologie taucht nämlich erst im neunzehnten Jahrhundert auf. Ohne Wissen um die Besonderheit der Situation, mit der dann Soziologie unentbehrlich wurde, gehen Aussagen zur Soziologie als Beruf in der Regel daneben.

Das Auftauchen von Soziologie ist mit einem eigenartigen Vorgang, der Entdeckung der Gesellschaft, untrennbar verbunden. Dies meint nun nicht, dass unsere ferneren Vorfahren sich nicht bewusst gewesen wa­ren, dass Menschen in Gesellschaft leben. Sie wussten sehr wohl, dass Menschen, so wie sie ihr Leben führen, einander brauchen. Es war manchen auch bewusst, dass, wie der Grieche Aristoteles schrieb, der Mensch ein zoon politicon ist - ein Tier sicherlich, aber ein solches, das sich zu einer politisch-gesellschaftlichen Lebensform erheben kann. Die Entdeckung der Gesellschaft im neunzehnten Jahrhundert meint jenen Vorgang, mit dem die alte Selbstverständlichkeit von gesellschaftlich-gemeinschaftlicher Seinsweise brüchig wird und Gesellschaft als ein Problem erscheint, für das es neue Lösungen zu finden gilt. Soziologen haben die Gesellschaft nicht aus heiterem Himmel entdeckt, sondern unter einem düsteren Himmel den Aufruhr ihrer Zeit erfahren und ihn sich als soziales Problem versucht, verständlich zu machen. Von daher steht soziologische Arbeit immer unter "Zeitdruck" im mehrfachen Sinne. Die Zeit ist zu knapp für das gemächliche Ausreifen der Forschungsergebnisse, und die Zeit bedrückt mit ihren ideologischen Verblendungen ebenso wie mit ihren Ratlosigkeiten. Um es im Jargon zu sagen: Soziologisches Arbeiten ist problemorientiert.

Gegen diese historische Situierung der Entdeckung der Gesellschaft könnte jemand mit gutem philosophischen Sinn einwenden: "Menschen haben doch immer dieselben Probleme gehabt. Sie mussten sich ernähren, mit dem Wetter zurechtkommen. Sie mussten irgendwie miteinander auskommen, den Nachwuchs erziehen, so dass er in die Gruppe integriert werden konnte. Sie mussten mit der Gebrechlichkeit und Hinfälligkeit des Körpers fertig werden, der dann schließlich bestattet wer­den musste. Sie mussten mit der Tatsache fertig werden, dass Männer und Frauen existieren, und dass Generationen kommen und gehen. Sie mussten anerkennen, dass es fette und magere Jahre gibt und dass Feuer, Überschwemmung oder Dürre vieles wieder zunichte machen konnte. Und sie mussten mit übel gesonnenen Menschen rechnen, mit feindlichen Gruppen, gegen die man Krieg führte, oder mit einzelnen, die in der Gruppe existierten und sich nicht fügen wollten. — Vielleicht gibt es noch ein paar Probleme mehr, aber es sind doch immer dieselben Probleme."

Dies ist eine sehr ehrenwerte Auffassung; sie ist auch sehr weise. Wenn man auf einen hohen Berg steigt und in der klaren Luft einsam stehend über die Welt nachdenkt, wird man wohl zu solchen Auffassungen kommen. Aber unten in den Tälern und in den Niederungen, da wo sich die meisten Soziologinnen und Soziologen aufhalten, sieht die Sache mit den Problemen anders aus. Hier gibt es wohl auch so etwas wie die ewigen Grundprobleme, aber es gibt vor allem Probleme, die auf den Nägeln brennen. Es gibt akute Probleme und weniger akute. In den Niederungen gibt es das Vergessen von jetzt nicht so relevanten Problemen und Prioritäten. Im neunzehnten Jahrhundert ist das Problem Gesellschaft ein auf den Nägeln brennendes Problem.

Heute dagegen geht das Wort "Gesellschaft" flott von den Lippen. Die Dramatik, mit der unsere Vorfahren "die Gesellschaft" als Grund für ihre Probleme entdeckten, ist verschwunden. Seit dem neunzehnten Jahrhundert ist in der Soziologie ein Wissen über Gesellschaft entstanden, das sich sehen lassen kann. Soziologinnen und Soziologen sind heute in der Lage, viele gesellschaftliche Probleme, die den Menschen im neunzehnten Jahrhundert zutiefst unheimlich und unverständlich waren, zu erklären und verständlich zu machen. Soziologisches Wissen oder Stücke davon sind in der Gesellschaft weit verbreitet. Jede Juristin weiß heute, dass die Veränderung von Rechts- und Unrechtsbewusstsein etwas mit der Gesellschaft zu tun hat; jeder Literaturwissenschaftler weiß, dass literarische Werke nicht allein dem ungreifbaren Genie des Poeten entspringen, sondern in soziale Kontexte eingebettet sind; jede Historikerin weiß, dass nicht die großen Feldherren oder Politiker al­lein die Geschichte machen, sondern dass in Geschichte soziale Beziehungen und soziale Strukturen eine erhebliche Rolle spielen; und jedes fortgeschrittene Schulkind weiß, dass vieles, was es an unangenehmen Dingen erlebt, mit der Gesellschaft zu tun hat; und auch der tumbeste Skinhead kann soziale Schädigungen auspacken, wenn er wegen Körperverletzung vor Gericht steht.

Soziologisches Wissen und die soziologische Perspektive sind weit verstreut. Sie gehören heute zur alltäglichen Selbstverständlichkeit und zu den Routinen von verschiedensten Professionen. Was die gesellschaftlichen Probleme angeht, so gibt es auch von Soziologinnen und Soziologen erarbeitete Lösungsvorschläge. Manche finden in Parteien oder bei Regierungen, bei Verbänden oder Unternehmen Eingang in die Praxis. Manche werden als umstürzlerisch abgewiesen. Aber auch diese Selektionen des jetzt "Machbaren" und "Nicht-Machbaren" ha­ben nichts Rätselhaftes mehr. Die Soziologin, die mit ihren Ratschlägen abgewiesen wird, wird keine Probleme haben, sich das aus der sozialen Struktur der politischen Herrschaftsverhältnisse zu erklären, sie wird nach sozialen Gruppen Ausschau halten, die ein Interesse an ihren Vorschlägen haben; und bei diesem Ausschauhalten kann sie sich auf ein solides Wissen über Gesellschaft beziehen.

Gesellschaftliche Probleme erscheinen heute mehr als je zuvor im Horizont des Lösbaren, und die Vereitelung von Lösungen kann auch hinreichend mit Mitteln der Soziologie erklärt werden. Dieser Erfolg der Soziologie ist nun keineswegs mit dem Paradies auf Erden zu verwechseln. Das Paradies auf Erden ist ein anderes Problem, viel älter als die Soziologie, was nicht heißen soll, dass es unwichtig ist. Festzuhalten ist, dass soziologische Theorien und soziologische Wissensbestände unentbehrliche Teile des gegenwärtigen Weltbildes geworden sind.



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