Gegen den scheindemokratischen Obrigkeitsstaat 


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Gegen den scheindemokratischen Obrigkeitsstaat



47 Aus "Volk und Staat", Nr. 3/2001 S. 20 ff.


 

 

Mahraun warf der Republik von Weimar vor, "die großen Fragen der Zeit nicht gelöst" zu haben. Ihre Begründung auf dem System der parteiistischen Demokratie habe neue Fehler zu den alten gefügt. Die augenblickliche Erscheinungsform der Demokratie führe das Wort "Demokratie" zu Unrecht, weil der Einfluß des Volkes in ihr fast vollkommen ausgeschaltet sei. Die eigentliche Herrschaft liege bei den Parteien und den sie finanzierenden Geldmächten. Die Republik habe den Deutschen wieder zum Untertanen gemacht. Das angeblich freie und allgemeine Wahlrecht vermöge keine wirkliche Volksherrschaft zu begründen, weil das Vorschlagsrecht für die Kandidaten allein bei den Parteien liege. Auch könne von einer echten "Wahl" deshalb keine Rede sein, weil keine Möglichkeit gegeben sei, sich ein wirksames persönliches Urteil über die zu Wählenden zu bilden. Darüber hinaus sei das Volk der Manipulation durch die Parteien und ihre geldkräftigen Hintermänner hilflos ausgeliefert. An die Stelle des Absolutismus der Fürsten sei der Absolutismus der großen Geldmächte getreten. Das Bekenntnis zur Demokratie verhülle nur die wahren Gewalthaber. Diese übten durch die Finanzierung der Parteien, die Herrschaft über die Presse, ihre Stellung in der Wirtschaft, die eigentliche Macht im Staate aus.

 

Besonders kritisierte Mahraun die Restauration des zentralistisch-hierarchischen Staatsapparates durch die Republik. Das politische System der Gegenwart sei dadurch gegen den Zugriff einer diktaturentschlossenen Minderheit nicht genügend gesichert. Seine Konstruktion sei einer Maschinerie vergleichbar, deren Tätigkeit von einem Hebel aus zu lenken sei. Wer den Platz an diesem Hebel innehabe, beherrsche die Maschinerie. Außerdem schlösse das Wesen der Gesamtkonstruktion jede Möglichkeit aus, sich mit Erfolg gegen diese Herrschaft aufzulehnen. Eine Voraussage, die die Hitlerherrschaft dann in vollem Umfang bestätigt hat.

 

Mahraun machte der Republik ferner zum Vorwurf, das Problem der Masse nicht gelöst und den Menschen keine politische Heimat gewährt zu haben. Sie leite darüber hinaus ihre Organisation von der Herrschaft der Gegensätze ab, weil alles, was sich heute "einige", dies in den gegensätzlichen Interessen von Weltanschauung, Stand, Rang, Kaste, Glauben, Partei, Beruf und Wirtschaft vornehme; dadurch sei jeder Gemeinsinn verlorengegangen. Man könne zu einer politischen Ordnung kein Vertrauen haben, die ihren Bestand auf der strukturlosen Masse aufbaue, die Übermacht des Kapitals über die öffentliche Meinung dulde und die Bürger mit den Mitteln der Propaganda in ohnmächtiger Untertänigkeit halte.

 

 

Ablehnung des Parteisystems

Die besonders nachdrückliche Kritik Mahrauns galt dem Parteiwesen, wie es sich in Form der Ideologieparteien aus der Französischen Revolution herausgebildet hatte und mit der Demokratie gleichgesetzt wurde. Die Parteien sammelten ihre Anhänger nach weltanschaulichen oder ökonomischen Gesichtspunkten und damit nach den Gegensätzlichkeiten der Menschen.

 

 

Da sie von den Gegensätzlichkeiten lebten, müßten sie diese noch verschärfen, ihre Eigengesetzlichkeit veranlasse sie zur Unterstreichung dessen, was die Menschen voneinander trenne. Dies verursache eine verhängnisvolle Aufspaltung des ganzen Volkes. Dadurch würde der Gemeinsinn zerstört und komme die Rücksicht auf das Gemeinwohl zu kurz. Selbst in der Not des Vaterlandes besorgten die Parteien auf dessen Kosten ihre Geschäfte. "Götzendienst an starren Doktrinen" erzeuge Rechthaberei und Unduldsamkeit, die in Haß und Bürgerkriegsstimmung endeten. Da sie stets nur Teile des Volkes und nur einseitige politische Einstellungen verkörperten, seien sie nicht in der Lage, weitere Autorität zu erlangen.

 

Die Werbetaktik der Parteien vollziehe sich nach den Grundsätzen der händlerischen Werbung: Die eigene Ware werde angepriesen, dagegen die der Konkurrenten schlechtgemacht. Diese dem Wesen des Händlertums entsprechende und nur auf die eigene Vorteilswahrnehmung ausgerichtete Mentalität sei von der materialistischen Weltanschauung getragen und unfähig, Werte des Idealismus zu erzeugen. Sie habe zur Handhabung eines Kampfes geführt, der allen christlichen Grundbegriffen Hohn spreche und das Leben des Volkes in einen "Schauplatz widerwärtigen Marktgeschreis und ekelhaften Kuhhandels" verwandelt habe. Der skrupellosen Anwendung der Demagogie sei freier Raum gegeben; sie sei "gewissermaßen ein staatlich anerkanntes politisches Kampfwerkzeug".


 

 

Das Volk werde von den Parteien als manipulierbare Masse behandelt. Sie hätten auch ein Interesse daran, diesen Massencharakter zu erhalten, weil sie damit die Erleichterung ihrer Herrschaft scherten. Der wahre Herr im Parteiwesen sei der Besitzer der Geldmittel, der die Parteien finanziere. Jeder Wahlfeldzug sei eine "reine Geldfrage". "Die moderne Parteiwirtschaft hat zu einer skrupellosen Herrschaft der Geldmächte geführt. Besonders verübelte Mahraun dem Parteisystem, daß es auch dem Ausland die Möglichkeit einräume, auf dem Wege über die Subventionierung inländischer Parteien einen Einfluß auf die deutsche Politik zu gewinnen.

 

Mahraun erkannte so, daß die Herrschaft der Parteien keineswegs mit der des Volkes identifiziert werden könne. Das Parteisystem sei vielmehr nicht in der Lage, "eine wahre Demokratie zu verwirklichen. In ihm hielten " wohl viele dunkle Mächte, keineswegs aber das Volk die wahre Machtin Händen ". Selbst bei den Wahlen vermöge das Volk keine wirklichen Entscheidungen zu treffen, da die Wahlvorschläge allein von den Parteien aufgestellt würden und diese auch im Besitz der Machtmittel zur Beeinflussung der Meinung der Wähler seien. Er bezeichnete deshalb die Wahlen als "bloße Scheinhandlungen". Das Volk werde durch die Parteien entrechtet und bevormundet. Mahraun betrachtete infolgedessen "die parteipolitische Frontbildunq als eine Gruppierung desdeutschen Volkes, die ihren Sinn verloren" habe, die Parteien stellten "eine falsche Gliederung derNation " dar. Die Bewegung für den Volksstaat müsse demgemäß "das System des Parteiismus mit unerbittlicher Folgerichtigkeit bekämpfen".

 

 

4. Überwindung der Masse durch organische Aufgliederung

Mahraun war einer der ersten Politiker, der die Gefahr der Vermassung für das politische Leben in ihrer ganzen Tragweite erkannten und ihre Überwindung zum maßgebenden Gegenstand des Wirkens machte. Er sah darin "das eigentliche Problem unserer Zeitgeschichte" und bezeichnete seine Lösung als den "Wesenskern der zeitgeschichtlichen Aufgabe".

 

Unter "Masse" verstand Mahraun dabei " die rein zahlenmäßige Anhäufung von Menschen, unterdenen keine innere Bindung besteht ", diese seien sich innerlich fremd. Der Zufall oder ein äußeres Ereignis sei der Urheber ihrer Ansammlung. Das Wesen der Masse sei ihre Organisations- und Strukturlosigkeit. Der Einzelmensch sei in der Masse "eine bloße Nummer. Das Gefühl habe bei derMasse den Vorrang vor dem Verstand. Im Dunkel ihrer Gesetzlosigkeit und Anonymität keimenEgoismus und Verantwortungslosigkeit ". Die Urteilslosigkeit der Masse ermögliche es Agitatoren und Demagogen, bei ihr den meisten Erfolg zu haben; sie werde so zum "Spielball der Demagogie". Das Volk in der Gestalt der strukturlosen Masse sei noch nicht einmal in der Lage, seinen eigenen Willen zu erkennen.

 

Demokratie und Masse erschienen Mahraun daher als unvereinbar. Auf der ungegliederten Masse lasse sich keine dauerhafte politische Ordnung aufbauen. In der Masse sei der einzelne Mensch machtlos und sowohl den blinden Leidenschaften der Masse als auch den Manipulationen der Gewalthaber hilflos ausgeliefert. Die tatsächliche Gewalt gehe in einem auf die Masse gegründeten Gemeinwesen auf diejenigen über, die im Besitz der Machtmittel zur Beeinflussung seien. "Eine ungeordnete Masse ist völlig unfähig zu jeder staatsbürgerlichen Betätigung." Der Kampf gegen diese Neuart des Untertanentums sei schwerer als der gegen die absolutistischen Fürsten, weil diese sichtbar gewesen seien im Gegensatz zu den heutigen absolutistischen Fürsten des Geldes.

Es gehe heute darum, das Zeitalter der Massen zu beenden. Dazu sei in erster Linie eine organische Aufgliederung der Masse erforderlich. Die "allererste und grundlegende Frage" sei demgemäß, wie das Volk eingeteilt oder gegliedert werde. Dies habe zu geschehen durch die Überführung der Menschen in Gemeinschaften: "Durch die Bildung neuer Gemeinschaften, im konkreten Fall der Nachbarschaften, wird das Zeitalter der Masse sein Ende finden."

 

Die territoriale nachbarschaftliche Aufgliederung der Massen sei den "Jungdeutschen" immer "als die einzige Lösung des größten und entscheidendsten Problems unserer zeitgeschichtlichen Gegenwart" erschienen. "Der jungdeutsche Staatsgedanke setzt darum an Stelle der Masse den Zustand der organischen Struktur des Volkes. Er setzt an Stelle des Massenstaates den Gemeinschaftsstaat".


 

 



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