Individuelle und gemeinsprachliche Phraseologismen 


Мы поможем в написании ваших работ!



ЗНАЕТЕ ЛИ ВЫ?

Individuelle und gemeinsprachliche Phraseologismen



Der Sprecher bzw. Schreiber setzt seine Aussage nicht immer aus Einzelwörtern zusammen. Viele Wörter haben sich so fest miteinander verbunden, dass sie dem Sprechenden gemeinsam in den Sinn kommen. In dieser festen Verbindung stützen und ergänzen sie sich gegenseitig (zur Rechenschaft ziehen, die Hände in den Schoss legen)

Die Sprache hält dem Autor nicht nur Einzelwärter bereit, sondern auch Wortverbindungen, gleichsam sprachliche Gebrauchsmuster, Modelle. Hier ist ihm ein Teil der sprachlichen Fügungsarbeit schon abgenommen.

 Die Sprachkönner versuchen zu allen Zeiten bestimmte Situationen in Worte zu kleiden. Solche meist bildhaften Formulierungen (stehende Wendungen) sind unentbehrlich geworden, besonders in gesprochener Sprache. Manchmal sind die Daten der Entstehung bekannt: sich in den Haaren liegen, auf dem letzten Loch pfeifen, ein Stein kann einem vom Herzen fallen

Als Hauptkriterium der stilistischen Klassifikation dient das Verhältnis von Verkehrs- und Ausdrucksfunktion, als Nebenkriterium innerhalb der beiden Gruppen dient die grammatisch-strukturelle Beschaffenheit der Typen. Man unterscheidet zwei große Gruppen fester Wortverbindungen aus stilistischer Sicht:

1. Feste Wortverbindungen (nicht phraseologische Fügungen), die lexikalischen Einheiten, deren kommunikative Hauptfunktion in der Benennung bestimmter Wirklichkeitserscheinungen besteht. Sie sind meist funktional-stilistisch, seltener normativ- stilistisch und nur vereinzelt expressiv markiert.

Ihre Bedeutung entsteht aus der Summe der einzelnen lexikalischen Elemente in direkter Bedeutung, seltener übertragener, aber verblasst (bildlos): von Zeit zu Zeit, unter vier Augen, den Plan erfüllen, den Bericht erstatten.

Strukturell sind sie verschieden. Das können nominale, verbale, adverbiale genetivische Wortverbindungen sein.

Sie werden hauptsächlich in der Sachprosa und in der Presse verwendet. Es sei bemerkt, dass in den journalistischen Texten die expressive Phraseologie auch weit verbreitet ist. Sobald sich die funktional begrenzte Bedeutung solcher Verbindungen erweitert und in alle kommunikativen Bereiche eindringt, geht die teilweise Stilfärbung zur allseitig neutralen Markierung über. Die Fügung verliert ihren fachlichen Charakter, wird allgemein verständlich und gebräuchlich: z.b. die Fügung Rechenschaft fordern, früher im Amtsbereich gängig.

Heute sind diese Fügungen funktional nicht markiert, neutral. Der Gebrauch der analytischen Verbalverbindungen nominaler Fügungen anstelle der einfachen Verben wird oft umstritten. Die normative Stilistik bekämpft sie mit Unrecht als Papierdeutsch. Der Gebrauch muss davon abhängen, welche Aussageform motiviert ist, die einfache oder die komplizierte, wo, in welchem funktionalen Bereich die ein, wo die andere angemessen ist. Manchmal bringen die nominalen Fügungen eine Abschattung des Begriffs: einen Beweis liefern ist nicht dasselbe wie beweisen (ideographische Schattierungen sind hier spürbar).

 Die Wortbildungen zum Ausdruck bringen, Bericht erstatten klingen um einen Grad gewällter und expressiver als ihre einfachen lexikalischen Synonyme ausdrücken, berichten.

Man spricht von der rhythmischen Wirkung dieser Fügungen, da der Sinnträger der analytischen Gruppe ans Satzende kommt und betont wird. Die so genannten Streckformen haben oft Vorzüge gegen die einfachen, verbalen Formen, da sie Information bereichern, den Inhalt präzisieren können, das berufliche Kolorit untermalen. Oft sind sie also vollständig berechtigt.

2. Feste Wortverbindungen, bei denen die stilistischen Kategorien Bildkraft, Emotionalität, in den Vordergrund rücken. Sie werden teils in wörtlicher, teils in übertragener Bedeutung gebraucht. Zu den phraseologischen Wortfügungen zählt man:

Idiome und Zwillingsformen: Sie drücken einen Einzelbegriff aus. Diese Gruppe bildet den Kern der expressiven Phraseologie. Die expressive Komponente, die diesen Wortfügungen vom Sprachbau hereigen ist, dominiert unter drei Möglichkeiten der Stilfärbung. Von Bedeutung ist auch die nominal-stilistische Komponente dieser Wendungen (vom Normalsprachlischen zum leicht und stark Gesenlten, zum Gehobenen und Gespreizten). Der Stil des öffentlichen Verkehrs verwendet die expressive Phraseologie sparsam. In allen übrigen Verwendungssphären werden sie verschiedenartig intensiv gebraucht.

Fügungen, die einen geschlossenen Gedanken in Satzform mitteilen: Sprichwörter, Aphorismen, Sentenzen, Losungen.

Stehende Vergleiche als Zwischengruppe zwischen Wort- und Satzäquivalent: Sie sind wörtlich oder hyperbolisch zu verstehen. Sie weisen mannigfaltige Ausdrucksschattierungen auf.

Die Hauptmasse der Idiome besitzt umgangssprachliche Stilfärbung, in der Richtung zum Saloppen hin. Groß ist die Zahl der groben Idiome. Die Abgrenzung der einzelnen Punkte der Stilfärbungsskala berichtet große Schwierigkeiten: jmdm. über das Maul fahren, Ach, du grüne Nenne!, stark expressiv – Das stinkt zum Himmel, die Nase voll haben.

Ursprünglich waren die umgangssprachlichen saloppen und groben Redewendungen nur im Stil des Alltagsverkehrs zulässig. Die Stilformen der Gegenwart haben die funktionalen Grenzen verwischt: der Film geht unter die Haut, d.h. löst starke Empfindungen aus: den Kopf in den Sand stecken ist ein Beweis der lexikalischen Auflockerung besonders im Dienste des Sprachporträts. Idiome als Lehnübersetzungen aus Fremdsprachen sind, z.b. rund um die Uhr arbeiten.

Die stilistische Leistung der idiomatischen Phraseologismen besteht darin, das Gesagte bildkräftig, lebendig und emotional darzustellen, ihm Nachdruck und Einprägsamkeit zu verleihen. Sie verraten auch die persönliche Einstellung des Sprechers, zeigen die Bewertung. Den wichtigen Ausdruckswert sieht man auch in Ihrer Eignung als Mittel von Humor, Spott, Satire, Parodie.

 Die Zwillingsformen drücken einen Begriff tautologisch oder durch zwei thematisch verwandte Lexeme aus: mit Müh und Not, zittern und sagen, Sack und Pack. Weit und breit.

Sie dienen oft für volkstümliche Stilisierung. In einigen Stilen sind sie nicht angemessen wegen ihrer Expressivität. Im Alltagsstil treten sie dagegen als wirksame stilistische Mittel auf (Bildhaftigkeit, Verstärkung der Ausdruckweise, Rhythmisierung der Rede).

 Die Phraseologismen, die dienen geschlossenen Gedanken in Satzform haben, sind vor allem Sprichwörter. Sie sind altes Nationalgut, Volksweisheit, die mündlich überliefert ist. Sie sind meist lehrhaft, symbolisch oder allegorisch. Ihre normative Stilfärbung ist normalsprachlich oder literarisch-umgangssprachlich (vor dem Tode kann man nicht satt essen, Eile mit Weil e).

Sentenzen, Aphorismen, Aussprüche großer Männer werden unter dem Namen „geflügelte Worte“ auch zu dieser Gruppe gezählt. Für diese Gruppe ist Bildkraft, Lehrhaftigkeit, oft Symbolik kennzeichnend.

 Die dritte Gruppe der expressiven Phraseologie bilden die stehenden Vergleiche mit großer Bildkraft (fleißig wie eine Biene, dick wie ein Fass sein).

 Die meisten sind normalsprachlich, seltener ist ihre Stilfärbung gewählt (singen wie eine Nachtigall).Zahlreiche stehende Vergleiche sind witzig und neigen zu Varianten. Das Originalmodell wird modifiziert durch Erweiterung, passende Ersetzung lexikalischer Elemente und anderer Eingriffe. Dadurch wird die Expressivität verstärkt, der Eindruckswert der Phraseologismen wirksamer. Es gibt individuelle und gemeinsprachliche Varianten der Phraseologismen: Es ist alles in Butter, sich auf die Bärenhaut legen.

Zu stilistischen Zwecken können nach einem phraseologischen Vorbild okkasionelle Einmalbildungen entstehen, z.b. mit Hilfe der Transformation:

 etw. An den Finger abzählen – etw. An den Dreckfingern abzählen.

Den Hirsch fest beim Geweih packen statt den Stier bei den Hörnern packen.

Dadurch wird die Ausdruckskraft intensiviert, die Expressivität erhöht. Doppelsinn, Wortspiel und andere stilistische Figuren beruhen auf dieser Fügungsmöglichkeit. Man kann von phraseologischen Synonymen sprechen: einen kleinen Dachschaden haben, ein Rädchen zu viel, du hast wohl einen Sonnenstich.

Als Regel sind sie umgangssprachlich und sehr expressiv gefärbt. Im Lauf der sprachlichen Entwicklung veralten Wörter und Wendungen und kommen außer Gebrauch, andererseits werden immer wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten erschlossen. Das WdG bietet eine Reihe von Beispielen für phraseologische Neuprägungen. Diese weisen in der Mehrheit eine expressive Stilfärbung auf, indem sie ein Ereignis, einen Vorgang gutmütig-humorvoll oder spöttisch, mit oder ohne abwertenden Akzent unter die Lippe nehmen (grünes Licht geben). Mit phraseologischen Neuprägungen versucht man durch ungewohnte und daher gleichsam unverbrauchte Assoziationen die Ausdruckskraft sprachlicher Äußerungen zu erhöhen.

 

 



Поделиться:


Последнее изменение этой страницы: 2021-07-18; просмотров: 214; Нарушение авторского права страницы; Мы поможем в написании вашей работы!

infopedia.su Все материалы представленные на сайте исключительно с целью ознакомления читателями и не преследуют коммерческих целей или нарушение авторских прав. Обратная связь - 18.227.228.95 (0.009 с.)