III. Stilistische Charakteristik des Deutschen Wortschatzes. 


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III. Stilistische Charakteristik des Deutschen Wortschatzes.



Aus stilistischer Sicht unterscheidet man zwei Gruppen, in die man den gesamten Wortbestand der deutschen Sprache nach seiner Zugehörigkeit zu den einzelnen Stilen einteilen kann:

1. Der stilistische undifferenzierte Wortbestand (Allgemeinwortschatz, Grundwortschatz). Das sind allgemein verständliche und allgemein gebräuchliche Wörter, die in sämtlichen Stilen verwendet werden.

2. Der stilistisch differenzierte Wortbestand. Das sind Wörter und Wendungen, deren Verwendungsbereich durch bestimmte inner- und außerlinguistische Faktoren eingeengt ist. Sie werden nicht von allen Deutschsprachigen verstanden und gebraucht. Diese Gruppe ist nicht so einheitlich wie der Grundwortschatz. Sie zerfällt in verschiedene lexikalische Gruppen.

 Diese zwei großen Gruppen des Wortbestandes sind in ständigem Fluss. Man fixiert oft Übergänge aus einer Gruppe in die andere.

Stilistisch undifferenzierter Wortbestand

Betrachten wir die erste Gruppe näher. Ihr stilistisches Model ist auf allen Ebenen stilistisch neutral.

Diese Gruppe ist die mehr oder weniger stabile lexikalische Basis der Sprache. Die Wörter sind besonders beständig und halten sich jahrhundertelang im Sprachgebrauch.

Zum Kernwortschatz (Grundstock der Sprache) gehören Wörter einfach-literarischer Prägung mit expressiver Nullfärbung. Sie werden als neutral bezeichnet.

Grundkriterien dieser Gruppe sind: Allgemeinverständlichkeit, Allgemeingebräuchlichkeit, vollständige Neutralität.

Diese stilistische neutrale Grundlage der Sprache ist ihr sprachliches Fundament und dient zu Bezeichnung von lebenswichtigen Gegenständen, Handlungen, Eigenschaften, Zuständen, usw. Sie haben in allen Stilen das gleiche Gewicht, die gleiche Verbreitung.

Zu den meisten Wörtern können keine unmittelbaren Synonymie gebildet werden. Das sind Pronomen, Numeralien, allgemeine Begriffe wie Mensch, Hund, Termini – Elektrizität.

Die Wörter mit funktionaler Neutralität und absoluter Nullexpressivität werden durch die andere Gruppe bereichert, z.b. manche Fachwörter: die Lok galt früher als beruflicher Jargonismus, heute hat es einfach-literarische Stilfärbung und absolute Nullexpressivität. Wörter, die die gesellschaftliche Realität widerspiegeln, gehen oft aus einer eng spezialisierten Gebrauchssphäre in den Sprachusus über. Viele Wörter werden mit der Zeit ungenormt und nicht mehr auf ihren engen Bereich beschränkt. Ihre funktionale Spezifik wird geändert.

Stilistisch differenzierter Wortbestand.

Charakterologische Lexik

Die Gesamtheit der Sprachträger ist nicht homogen, und aus innen-und außerlinguistischen Gründen sind die Wörter nicht allen Deutschsprachigen gleichweise verständlich. Die Besonderheit dieser Wörter ist diese eingeschränkte Verwendungssphäre. Sie werden in verschiedenen Stilen der Sprache verschieden verwendet, sowohl in quantitativer, als auch qualitativer Hinsicht. In einem Stil sind sie wenig, im anderen viel oder gar nicht, für den dritten sind sie typisch. Sie üben in verschiedenen Stilen verschiedene Funktionen aus. Man kann von zwei Untergruppen sprechen:

· Die stilistische vollständig oder teilweise kolorierte Lexik

· Die so genannte charakterologische Lexik, die der Aussage ein bestimmtes Kolorit verleiht.

Die Wörter der zweiten Gruppe haben keine absolute Stilfärbung; lexikologisch gesehen gehören sie zu ein und derselben Schicht (Archaismen, Neologismen, Fremdwörter, Fachwörter, Jugendsprache, Dialektismen), aber sie werden verschiedenartig verwenden, das heißt stilistisch betrachtet sind sie verschieden. Diese Wörter und Wendungen unterschiedlicher Stilfärbung sind nicht allen Sprachbenutzern gleichweisebekannt, da sie zeitliche, örtliche, nationale und andere Besonderheiten charakterisieren. Die lexikalischen Archaismen, Neologismen, Dialektismen und andere Schichten dieser Wortbestandsgruppe üben ihre stilistische Funktion aus, zeigen ihren Ausdruckswert nur in einer konkreten Sprechsituation. Sie geben unterschiedliche Kolorite wieder. Darin besteht ihre stilistische Funktion. Unter Kolorit versteht man die charakteristische Atmosphäre, die bei der Aussage fühlbar wird. Man unterscheidet zwischen bewusster Koloritzeichnung (Stilisierung), die der Sender mit gezielter Absicht schafft, und dem natürlichen Kolorit.

Man unterschiedet typisierende Kolorite, denen gesellschaftliche Determinanten zugrunde liegen (historisches, nationales, soziales, berufliches Kolorit) und individualisierende Kolorite, die die Sprechweise jedes Einzelelementes zeigen (Das Sprachporträt).

Es besteht keine scharfe Grenze zwischen beiden Arten.

Nehmen wir die erste Gruppe der charakterologischen Lexik- lexikalische Archaismen und Historismen.

Die stilistische Funktion der Historismen ist die Gestaltung des Zeitkolorits. Zu den zeitlich begrenzten Schichten des Wortbestandes gehören Wörter und Wendungen, die vom Standpunkt der Gegenwart aus veraltet sind. Historismen sind oft Realien der Vergangenheit. Armenhaus, Aeroplan, Knecht, Kotillon

Archaismen werden zu poetischen Zwecken gebraucht: Aar- Adler, Woge- Welle, Tann- Tannenbaum

Sie können auch in der Umgangssprache, in territorialen und sozialen Dialekten noch als gängige Wörter erhalten bleiben Ross nicht Pferd

Die lexikalischen Archaismen und Historismen sind für den Stilforscher als stilistisch-expressive Ausdrucksmittel in der schönen Literatur und Publizistik interessant, da sie dem Text historische Kolorierung verleihen. Vom Leser verlangen die Historismen das Hintergrundwissen und soziokulturelles Wissen.

Die Archaismen und Historismen können auch als Mittel der Satire gebraucht werden, um die bestimmte Zeit oder einen Zustand zu parodieren.

Aber manche Archaismen finden ihr neues Leben. Einige Archaismen wurden in der Hitlerzeit auferlebt. Dabei wurde das bekannte und positive Wortgut in den Hintergrund gerückt und der ältere deutsche Wortschatz aktiviert. Anstatt Krieg- politischer Angriff, das dritte Reich, Rasse, arisch. Bei der Popularisierung und Tarnung ihrer verbrecherischen Absichten haben die Faschisten auch die Sprache zur Manipulierung der Menschen eingesetzt.

Ein wirksames Mittel totalitärer Simplifizierung ist der kollektive Singular: der Germane, der Jude statt die Germanen, die Juden. Diese Gewohnheit stammt aus wissenschaftlicher Abstraktion und kann haben die Funktion, das Gruppenbewusstsein aggressiv zu polarisieren.

Hierher gehört das Wort arisch. Es war ursprünglich ein Fachterminus der Sprachwissenschaft und Ethnologie für indopersisch, später verallgemeinert auf indogermanisch und begegnet schon bei Wagner im Sinn nicht jüdisch.

Nach 1945 trat der nationalsozialistische Wortschatz zurück und wurde archaisch.

Nach der Wende viele Wörter aus der DDR wurden Historismen: Volksarmee, Subbotnik, Wohnungskommission, Kulturhaus, Tagesnorm.

 

Neoligismen.

 

Man kann Neologismen in zwei Klassen einteilen:

· Okkasionell benutzte Wörter

· Usuell benutzte Wörter

Okkasionalismen werden als textsortenbezogen definiert. Sie sind zwar dem Sprachsystem zugehörig, nicht jedoch der Sprachnorm.

Usuell benutzte Wörter gehören der Sprachnorm und haben Eingang in das Lexikon der Sprache gefunden. Durch häufige Benutzung sind sie gesellschaftlisch akzeptiert und werden oftmals sogar in das Wörterbuch aufgenommen.

Beispiele für okkasionell benutzte Wörter in Zeitungen sind Anti-Amerikanismus, Albright- Doktrin, Großmacht- Revanchismus.

Beispiele für usuell benutzte Wörter sind Fußballvermarkter, Nuklearpotenz.

B. Schaeder definiert den Neologismus als eine neu entstandene lexikalische Einheit, die nicht Eingang in das Lexikon der betreffenden Sprache gefunden hat und unterscheidet:

· Neue Wörter, d.h. Lexeme, die erstmals neue beziehungsweise neu etablierte Gegenstände oder Sachverhalte bezeichnen;

· Neubedeutungen (Neusememe), d.h. Bedeutungen (Sememe), die vorhandenen Sememen bereits existierender Wortschatzeinheiten (Lexeme) hinzufügt werden;

· Neubezeichnung, d.h. neue Bezeichnungen für bereits existierende Gegenstände und Sachverhalte.

Neologismen zählt man zur Gruppe der Wörter mit zeitlich begrenzter Geltung. Man unterscheidet Notneologie, die ausschließlich zur Bezeichnung für neue Gegenstände, Ideen, Erscheinungen, Ereignisse dient, und Luxusneologie. Die Luxusneologie schließt neue Wörter ein, die als Synonyme zu den schon in der Sprache existierenden Namen gebildet oder aus Fremdsprache, Dialekten, Jargons entlehnt werden.

Einige Wörter, die zur so genannten Luxusneoligie gehören, werden von den deutschen Wörterbüchern fixiert und verdrängen sogar das deutsche Wort. Hobby ersetzt in vielen Situationen die deutschen Wörter Steckenpferd und Liebhaberei. Das Wort erwies sich sehr produktiv und bildet weiter neue Wörter: Sonntagshobby, Hobbyraum, Hobbymusiker.

Die Neologismen müssen inhaltlich und stilistisch motiviert werden.

Man unterscheidet drei Typen von Neologismen:

1. Neuwort. Das sind die eigentlichen Neologismen, welche zum ersten Mal in der deutschen Sprache erscheinen und ganz neue Gegenstände bezeichnen. Viele eigentliche Neologismen sind internationale Wörter, Termini, Fachwörter. Das sind absolut neue Wörter im Deutsch, die keiner Weise mit der deutschen Wortbildung verbunden sind: Trend, Computer, Videorecorder.       

2. Neuprägungen. Diese werden aus den Elementen gebildet, welche früher für die Bezeichnung von anderen Objekten gebraucht wurden. Das sind bekannte Wörter, Affixe in neuen Kombinationen: Rückversicherung, Multi für Multimillionär. Zu den Neuprägungen gehören auch Kunstwörter, sie werden absichtlich künstlich gebildet aus den bekannten Wörter und Morphemen der allgemeinen Nationalsprache. Sie gehören zum Bereich Werbesprache: Dixan, Dimafon, Plast.

3. Die Abkürzungen entwickeln sich weiter und bereichern die Sprache als Neologismen: IQ- Intelligenzquotient, PC- Personal Computer, TV- Television.

                 

Zu den Neuprägungen gehören auch reduzierte Wörter: Memo – Memorandum, manchmal der Endteil des Wortes Lack- Goldlack, die Mitte des Wortes Spek- Ispektion, z.b. Abi- Abitur, Car- Autocar.

Bildung der Neologismen

Gewöhnlich passt man den Neologismus einem schon bestehenden deutschen Modellwort an, die meisten von ihnen sind echte Gebrauchsformen, die sich in die Sprache gut einfügen. Oberstes Gebot ist ihre Begrifflichkeit, die neuen Wörter und Wortfügungen müssen allen verständlich sein.

 

Semantische Neologismen.

Semantische Neologismen stellen besonders Interesse für Stilistik dar. Sie sind immer expressiv. Sie entwickeln allmählich in der Sprache dank der Umdeutung, der Veränderung der semantischen Bedeutung:

Der Renner - besonders populäre Ware beziehungsweise etwas Populäres: Des modische Roman ist ein Renner.

Der Aufsteiger - ein Mensch, der wichtig und populär wird

Als Neologismen können nicht nur einzelne Wörter, sonder auch Phraseologismen auftreten. Besonders intensiv werden neue Phraseologismen in der Umgangssprache gebildet:   Das kannst du vergessen - дохлый номер.

Der Verb vergessen hat hier die Bedeutung „etwas, jmdn. aus dem Gedächtnis verlieren, sich nicht mehr an etwas, jemandem erinnern. Im Ganzen klingt der Ausdruck abschätzend ironisch in Bezug auf das Objekt der Rede: Den letzten Sommer kannst du vergessen! Im Grunde war das gar kein richtiger Sommer, er was regnerisch und kalt!

Der Sprachträger dekodiert die Bedeutung des Wortes, weil diese Bedeutung aus der Struktur des Wortes ersichtlich ist. ZU solchen Wörtern gehören Theatermacher, Modemacher, Filmmacher. Das Wort Macher ist auch ein Neologismus, es ist auf das englische Wort maker zurückzuführen. Wenn das Wort nach der deutschen Wortbildung geschaffen ist, so wird es vom Empfänger leicht verstanden.

Die Dekodierung einiger Neologismen stützt sich auf das Vorwissen und ist nur im kognitiven Aspekt zu enträtseln.

Viele Neologismen sind auch ohne Kontext und ohne Vorwissen verständlich. Der Kontext verstärkt nur die Dekodierung des Neuwortes: Nerven – Lange Autofahrten können ganz schön nerven.

Der größte Teil der Neologismen sind Substantive. Das ist klar, weil Substantive neue Gegenstände, Erscheinungen, Ereignisse bezeichnen. Aber Adjektive und Verben sind auch möglich: nicht zu kurz kommen, Stress- stressig, Rock- rockig.



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