Wirkungen auf das Schulsystem 


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Wirkungen auf das Schulsystem



Ebenfalls von den Ideen der Klassik beeinflusst und außerdem für die Geschichte des deutschen Schulwesens von entscheidender Bedeutung war der mit Goethe und Schiller befreundete Wilhelm von Humboldt (1767-1835). Während seiner Tätigkeit im preußischen Staatsdienst 1809 leitete er eine Reform des Schulwesens ein, wobei er besonderes Gewicht auf das Gymnasium legte. (Außerdem gründete er die Universität in Berlin.)

Gemäß dem Ideal der Klassik, der allseitigen und harmonischen Entfaltung des Einzelnen und der Gesellschaft, sollte die Schule nicht für einen bestimmten Beruf ausbilden. Eine zu frühe Spezialisierung verhindere die allgemeine Menschenbildung. Diese sei das eigentliche Ziel der Schulbildung und ohnehin die beste Voraussetzung für eine spätere Spezialisierung. Da die Allgemeinbildung nämlich zur Selbstständigkeit führe, sei es später kein Problem, sich auf die speziellen Anforderungen des Berufs einzustellen. Diesen Zielen entsprechend dürfe die Methode des Unterrichts nicht von Drill und Auswendiglernen geprägt sein, sondern von Motivation und selbstständigem Lernen. Der Erfolg dieser Bildung solle durch das Abitur überprüft werden. Das Abitur berechtigte dann zum Studium und höheren Staatsdienst. Eine besondere Rolle bekamen die alten Sprachen Latein und Griechisch. Dies hing mit der erwähnten Tatsache zusammen, dass die deutschen Klassiker in den Griechen der Antike ihr Ideal der Totalität und Harmonie verwirklicht sahen. Die Römer der Antike galten als Vorbild an Tugend, Tatkraft und Vaterlandsliebe.

Die Reform sollte alle Schulen umfassen, man konzentrierte sich aber in der Praxis auf die Gymnasien (Lehrplan, Prüfungsordnung, Lehrerausbildung). Das Schulsystem, auch das Gymnasium, hat seitdem viele Veränderungen erfahren. Dass der Humboldt'sche Bildungsbegriff dennoch überlebt hat, kann man noch heute in den Begriffen "Studierfähigkeit", "Basiswissen", "Allgemeinbildung", "erweiterter Qualifikationsbegriff", "Grundkurse", "Pflichtauflagen" erkennen, die in Richtlinien, Verlautbarungen und in der öffentlichen Diskussion immer wieder auftauchen.

Wirkung

Im 19. Jh. entfaltete die deutsche Klassik im Bildungsbürgertum eine ungeheure Wirkung. Zitate aus den Werken Goethes und Schillers wurden zu volkstümlichen Sprichwörtern. Die Lektüre der Klassiker wurde Pflichtpensum in den höheren Schulen, Schillers Dramen beherrschten die Spielpläne der Theater. Dabei entwarf man allerdings ein idealisiertes Bild der deutschen Klassiker. Für die Brüche in ihren Leben und Werk, für das Kritische in vielen ihrer Werke hatte man keinen Blick.

6. Wichtige Werke:

Goethe

Dramen:

· Iphigenie auf Tauris (1787)

· Egmont (1787)

· Torquato Tasso (1790)

· Faust I (1808), Faust II (1832)

Romane:

· Wilhelm Meisters Lehrjahre (1796)

· Die Wahlverwandtschaften (1809)

· Wilhelm Meisters Wanderjahre (1829)

Lyrik:

· Römische Elegien (1790)

Schiller

Dramen:

· Don Carlos (1787)

· Wallenstein (1799)

· Maria Stuart (1800)

· Wilhelm Tell (1804)

Schriften:

· Über die ästhetische Erziehung des Menschen (1793)

· Über naive und sentimentalische Dichtung (1797)

Lyrik:

· Balladen

Romantik

1. Wortbedeutung

2. Weltanschauung der Romantik

3. Rolle der Dichtung und des Dichters

4. Unterschied zur Klassik

5. Einschränkungen

6. Wichtige Autoren und Werke

ü Frühromantik

ü Hochromantik

ü Heinrich Heine

Wortbedeutung

Der Begriff "romantisch" bzw. "Romantik" hatte mehrere Bedeutungen:

Ø im 18. Jh.

· im Roman vorkommend (Romane wurden in den romanischen Volkssprachen verfasst, nicht im Latein der Gelehrten), wunderbar, phantastisch, abenteuerlich, erfunden

· wild-schöne Landschaft und die Empfänglichkeit des Menschen dafür

· im Gegensatz zu "klassisch": mittelalterlich, neuzeitlich

Ø im 19. Jh.

· Bezeichnung der kunstgeschichtlichen Epoche

· "Poesie", "poetisch"

Weltanschauung der Romantik

Die Romantik lehnte die Wirklichkeit des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jh. radikal ab. Sie sah die Gesellschaft geprägt vom Gewinnstreben und vom bloßen Nützlichkeitsdenken des beginnenden industriellen Zeitalters. Den aufblühenden Naturwissenschaften warfen die Romantiker vor, sie würden alles mit dem Verstand erklären, alles auf seine Nützlichkeit, Verwertbarkeit untersuchen und keine Geheimnisse mehr lassen. Der bürgerliche Alltag erschien den Romantikern als grau, ohne Abwechslung, "prosaisch", beherrscht vom eintönigen bürgerlichen Berufsleben.

Gegenüber der so gesehenen Wirklichkeit feierte die Romantik die mythische Welt der Religion, sah daher im Mittelalter die ideale Zeit der Geschichte, da damals die Menschen im christlichen Glauben geeint gewesen seien. Die Romantik glaubte an die Macht des Ahnens, Schauens, der Intuition, pries das Reich der Phantasie und des Traums, bis hin zu den dunklen Bereichen der Seele. Die Romantiker pflegten die abgeschlossene Welt des intakten Freundeskreises, sie verehrten und sammelten die einfache Kunst des Volkes, da sie am ursprünglichsten sei, sie begeisterten sich für die Schönheit und Wildheit der Natur.

All diese Gegenwelten fassten die Romantiker unter dem Begriff der "Poesie" zusammen. Sie sei eine unermessliche, unerschöpfliche Kraft, ständig wachsend ("progressiv"), die den Urgrund aller Dinge bilde ("universal"). In den frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte, der Zeit des Mythos, und im Mittelalter habe sie die Welt bestimmt, sei dann aber von der modernen Welt (Reformation, Aufklärung) verdrängt worden und nur noch in der Volksliteratur, der Natur, in einzelnen Momenten des Lebens (Liebe) und in bestimmten Personen (v.a. Frauen, Kindern) zu entdecken. (Beeinflusst waren die Romantiker von den Philosophen Johann Gottlieb Fichte [1762-1814] und Friedrich Wilhelm Schelling [1775-1854], die den Geist bzw. die Natur als grundlegendes Prinzip allen Seins betrachteten.)

Rolle der Dichtung und des Dichters

Von dieser allgemeinen Poesie (auch "Naturpoesie") unterschieden die Romantiker die Poesie im engeren Sinne, die "Kunstpoesie", wozu auch die Dichtung gehörte. Die Dichtung galt als Teil der allumfassenden Poesie. Sie war also im Unterschied zur Aufklärung kein bloßes Instrument und anders als in der Klassik kein Erziehungsmittel und keine Vorwegnahme der idealen Welt, sondern Teil der idealen Welt selbst. Trotzdem hatte sie eine Aufgabe. Die Dichtung sollte nämlich die verschüttete Welt der Poesie bewusst machen und aufdecken, in der Hoffnung, dass sie einmal wieder zur Herrschaft gelange. Der Dichter geriet dabei in die Rolle des Priesters einer neuen, noch verborgenen Religion.

Unterschied zur Klassik

Auch die Klassik hatte die Nachteile der bürgerlichen Ordnung (z.B. die Arbeitsteilung, die Spezialisierung des Menschen), gesehen, aber an ihrem Ideal fest gehalten, der Mensch sei fähig, all seine Kräfte in harmonischer Einheit zum Schönen, Wahren, Guten auszubilden. Die Romantik vermochte diesen Glauben an die Veränderbarkeit des Menschen und der Gesellschaft nicht aufzubringen. Sie stellte eigentlich keine Ideale auf, entwarf kein Bildungsprogramm, mit dessen Hilfe die Ideale verwirklicht werden sollten. Sie stellte der Wirklichkeit eher Gegenwelten gegenüber, in die man flüchten konnte, zusammen mit gleich Gesinnten oder aber alleine, wie es der Dichter Novalis mit Hilfe von Drogen versuchte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Goethe die Romantik ablehnte, obwohl viele Romantiker ihn und sein Werk verehrten.

5. Einschränkungen

Die eher unpräzisen, nicht leicht zu fassenden Vorstellungen der Romantik schlossen wissenschaftliches Denken und Engagement in der Wirklichkeit nicht aus. Auch die Romantik hatte wissenschaftliche Leistungen vorzuweisen, die das Ergebnis exakten Forschens darstellen. Die Gebrüder Grimm z.B. begannen mit der Erforschung der deutschen Sprache und Literatur (Anfang der Germanistik). Auch die Geschichtswissenschaft im heutigen Sinne hatte ihren Ursprung in der Romantik. Einige Romantiker engagierten sich auch politisch. Sie unterstützten das Streben der Deutschen nach einer einheitlichen Nation zur Zeit der Befreiungskriege; andere wurden auch Anhänger der Restauration.

Wichtige Autoren und Werke

Die romantischen Dichter und Philosophen taten sich in Universitätstädten zu Freundeskreises zusammen. Mittelpunkt ihrer Kreise waren oft Frauen: Karoline Schlegel, zunächst Ehefrau August Wilhelm Schlegels, danach von Schelling; Elisabeth (genannt Bettina) von Arnim, Ehefrau Achim von Arnims und Schwester dessen Freundes Clemens Brentano; Rahel Levin und Henriette Herz, die in Berlin literarische Salons unterhielten.

Als Hauptgattung der Romantik galt ihren Vertretern selbst der Roman. Sie sahen ihn als diejenige Textsorte an, in der alle Gattungsgrenzen aufgelöst werden konnten, wo theoretische Reflexion, Erzählung, lyrische Stimmungen zusammentreffen konnten, ohne in starre Formen gefasst zu sein.

Für die Nachwelt ist die romantische Lyrik die wichtigste literarische Form. Der musikalische Charakter der Lyrik, ihre Bildlichkeit, die Möglichkeit, Dinge auszudrücken, die anders nicht auszudrücken sind, passt zu der Weltsicht der Romantik.

Frühromantik: stark philosophisch, theoretisch orientiert (Jena, Berlin)

Friedrich Schlegel (1772-1829)

· Lucinde (Roman 1799)

August Wilhelm Schlegel (1767-1845)

· gab zusammen mit seinem Bruder von 1798-1800 die Zeitschrift "Athenaeum" heraus

Novalis (Friedrich von Hardenberg 1772-1801)

· Hymnen an die Nacht (Gedichte 1797)

· Heinrich von Ofterdingen (Romanfragment 1802)

Ludwig Tieck (1773-1853)

· Der gestiefelte Kater (Drama 1797)

· zusammen mit Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798):

Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797)

· Theoretische Schriften (1796)

Hoch- und Spätromantik (Heidelberg)

Clemens Brentano (1778-1842)

· Gedichte

· zusammen mit Achim von Arnim (1781-1831) ab 1805 Des Knaben Wunderhorn (Volksliedsammlung)

Joseph von Eichendorff (1788-1857)

· Gedichte

· Aus dem Leben eines Taugenichts (Novelle 1826)

Ernst Theodor Amadeus (E.T.A.) Hoffmann (1776-1822)

· Das Fräulein von Scuderi (Novelle 1819)

Jakob Grimm (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859)

· Kinder und Hausmärchen (1812,1815,1822)

· Deutsches Wörterbuch (ab 1854, nach ihrem Tod fortgesetzt, 1961 abgeschlossen)

Heinrich Heine (1797-1856)

Heinrich Heine nimmt eine besondere Position in der Literaturgeschichte ein. Er war einerseits der populärste romantische Lyriker. Seine Gedichte im "Buch der Lieder" (1827) hatten eine große Wirkung über die Epoche der Romantik hinaus und wurden vielfach zu Volksliedern (z.B. "Die Lorelei"). Auf der anderen Seite distanzierte sich Heine vom Poesiebegriff der Romantiker. Er sah die Welt als zerrissen an, kritisierte die Wirklichkeit wie die übrigen Dichter der Romantik, glaubte aber nicht an den Urgrund der Poesie in allen Dingen. Der Dichter habe die Aufgabe, diesen Riss zu zeigen und nicht vor ihm die Augen zu verschließen. Wer vor ihm in die Gegenwelten flüchte, die Welt als heil und als Ganzes zeige, der lüge.

In vielen Gedichten Heines wird ein Zwiespalt deutlich zwischen der schönen Welt der Romantik, nach der auch Heine sich sehnte, und seiner Einsicht in die Brüchigkeit der Welt und die Falschheit der romantischen Gegenwelten. Dieser Zwiespalt äußert sich als Ironie, mit der Heine romantische Bilder in seinen Gedichten gestaltet. Eine andere Möglichkeit, sich mit dem Riss in der Welt auseinander zu setzen, sah er in politischer Dichtung ("Deutschland, ein Wintermärchen", 1844), in der er in bissig-ironischen Versen die sozialen und politischen Zustände Deutschland im Vormärz (1815-1848) aufs Korn nahm.

Biedermeier und Vormärz

1. Geschichtliche Hintergründe

2. Das Biedermeier

2.1 Namensgebung

2.2 Merkmale und Strömungen des Biedermeier

2.3 Autoren und Werke

3. Junges Deutschland und Vormärz

3.1 Namensgebung

3.2 Merkmale und Strömungen des Jungen Deutschland

3.3 Autoren und Werke

4. Vormärz im engeren Sinne

4.2 Strömungen und Tendenzen

4.3 Autoren und Werke

1. Geschichtliche Hintergründe

Die Zeit der Restauration beginnt 1815 mit dem Ende der napoleonischen Herrschaft in Europa und dem Wiener Kongress und endet mit der bürgerlichen Revolution, der so genannten "Märzrevolution" von 1848; deshalb wird diese Epoche auch Vormärz genannt. Kennzeichen für diese Epoche ist die äußere Sicherheit und die innere Unterdrückung aller aufkeimenden Ideen des Liberalismus, des Nationalismus und der Demokratie.

Die deutschen Patrioten und liberalen Reformer mussten erleben, wie ihre Hoffnungen auf dem Wiener Kongress und noch brutaler durch die Karlsbader Beschlüsse 1819 (Verbot der Burschenschaften; Verfolgung von 'Demagogen'; Pressezensur) zuschanden gemacht wurden. Es gab jedoch erstaunlich wenig Auflehnung gegen diese Entwicklung. Der Hauptgrund für die politische Gefügigkeit vieler Deutscher in den Jahren der Reaktion zwischen 1815 und 1848 lag darin, dass die Behörden und die Masse des Volkes die Stabilität und Sicherheit begrüßten, wie sie durch die Rückkehr zur politischen Vorkriegsordnung erreicht wurde. Das Leben in Preußen, Bayern, Baden und Sachsen war vor den napoleonischen Kriegen jahrzehntelang friedlich verlaufen. Die Kriege, die sich mit Unterbrechnungen von 1792 bis 1815 hinzogen, die tief greifenden Umwälzungen, die sie einem nicht an Veränderungen gewohnten Volk aufzwangen, die Zerstörung des Heiligen Römischen Reiches brachten dagegen keinerlei erkennbaren Gewinn für das Volk mit sich - wenn man einmal von den linksrheinischen Gebieten absieht, die während der französischen Besatzung die Segnungen einer liberalen Verwaltung erfahren hatten. Die stürmische Unruhe und die Entbehrungen, unter denen die Deutschen in den anderen Teilen des Reiches litten, ließen die Menschen mit Wehmut an die 'guten alten Tage' vor 1789 denken.

Die Deutschen führten ihre Beschwerden und Verluste weniger auf den Krieg und den von vielen bewunderten Napoleon zurück als auf das Phänomen der Revolution. Die Französische Revolution 1789 war schließlich dafür verantwortlich, dass ein König hingerichtet wurde und zahlreiche Adlige starben oder ins Exil gingen. Man war der Ansicht, dass diese Revolution die Massen dazu aufgestachelt hatte, nach Dingen zu greifen, die ihnen nicht zustanden. Die französische Nation hatte in ihrem maßlosen Ehrgeiz lange Jahre hindurch Unruhe und Krieg über Europa gebracht und beinahe die ganze gesellschaftliche Ordnung umgestürzt. Die Deutschen wussten aber, dass ihr Land aufgrund seiner Lage in der Mitte Europas und seiner Uneinigkeit besonders anfällig für alle Störungen der europäischen Ordnung war. Somit war die Mehrheit des deutschen Volkes nicht unzufrieden mit dem Ergebnis des Wiener Kongresses und protestierte nicht dagegen, dass die Schlussakte keine Bestimmungen über die Sicherung individueller Rechte und Freiheiten enthielt. Die harten Maßnahmen, zu denen die staatlichen Behörden griffen, um die wiederhergestellte Ordnung zu sichern, gaben dem Bürger das beruhigende Gefühl, in einer festen Ordnung zu leben. Sowohl Preußen als auch Bayern, die beide später nach der Vorherrschaft in Deutschland streben sollten, begrüßten es, das Österreich 1815 seine alte Vormachtstellung in Deutschland wieder einnahm. Das war ein Unterpfand für Frieden in der Gegenwart und Sicherheit in der Zukunft.

Die unterschiedliche künstlerische Reaktion auf diese gesellschaftpolitischen Entwicklungen trennt die konservative Strömung des "Biedermeier" von der liberalen des "Jungen Deutschland" bzw. der radikaldemokratischen des literarischen "Vormärz":

2. Das "Biedermeier"

Die meisten deutschen Schriftsteller zwischen 1820 und 1848 teilten die konservative Beurteilung der politischen Lage. Sie standen im Allgemeinen dem Liberalismus kritischer gegenüber als dem fürsorglichen Absolutismus ihrer Herrscher und den Polizeitstaat-Methoden des Metternich-Regimes. Sie bedauerten das politische Engagement ihrer jüngeren Zeitgenossen (s.u.) und standen neuen politischen Ideen mit Misstrauen gegenüber, weil sie dahinter umstürzlerische Bestrebungen witterten. Dennoch waren sie keineswegs begeistert von der neuen Ordnung.

Zur Namensgebung

Die Bezeichnung "Biedermeier" geht auf die deutschen Schriftsteller Ludwig Eichrodt und Adolf Kußmaul zurück, die für die Münchener "Fliegenden Blätter" von 1855­1857 die Gestalt des schwäbischen Dorflehrers Gottlieb Biedermaier erfanden - einen Menschen, dem nach ihrer Charakterisierung "seine kleine Stube, sein enger Garten, sein unansehnlicher Flecken und das dürftige Los eines verachteten Dorfschulmeisters zu irdischer Glückseligkeit verhelfen." Während Eichrodt und Kußmaul mit dieser Figur und dessen Freund Horatius Treuherz eine Parodie auf das Spießbürgertum abliefern wollten, begann man gegen Ende des 19. Jahrhunderts, das Biedermeier mit der "guten, alten Zeit" gleichzusetzen und verwendete diesen Begriff als Synonym für Behaglichkeit, Häuslichkeit, Geselligkeit in Familie und im Freundeskreis, für den (auch geistigen) Rückzug ins Private. Ab 1906 wurde der Begriff für Mode und Möbel aus der Zeit zwischen 1815 und 1848 verwendet, dann auch für einen Malstil.

2.2 Merkmale und Strömungen des Biedermeier

Die Einstellung, von der die Literatur und das geistige Leben bis ungefähr 1840 gekennzeichnet wurden, hieß Anpassung an die Wirklichkeit: Man fügte sich ohne Aufbegehren in eine unvollkommene Welt. Die politischen Enttäuschungen, die die Literaten des Biedermeier in ihrer Jugend erlebt hatten (Napoleon; Wiener Kongress), erzeugten in ihnen ein allgemeines Misstrauen gegen die große Politik. Sie hatten daher die Tendenz, sich nach den Befreiungskriegen in ihrem Heim oder in engsten Kreisen abzukapseln. Ihre Welt, die sie auch in ihren Werken darstellten, war gekennzeichnet durch eine konservative Grundhaltung, durch Selbstgenügsamkeit und Hingabe an eine Arbeit, die um ihrer selbst willen und nicht wegen eines materiellen Vorteils gut getan wurde.

Die Wohnung wurde so zum Mittelpunkt des Lebens. Dennoch gewannen Kaffeehäuser und Theater, als wichtige Treffpunkte in den Städten, an Bedeutung.

Denn andererseits maß man der Kunst durchaus eine soziale Bedeutung bei. Man war davon überzeugt, dass sowohl das künstlerische Schaffen als auch das Erlebnis der Kunst die Menschen verbinde und ihr Gemeinschaftsgefühl stärke. Die bevorzugten Gattungen waren in diesen Jahren die Idylle - ein episches Gedicht, an dem man sich im Familienkreis erfreute - und das Drama, das öffentlich aufgeführt wurde. Der gesellige Charakter der Biedermeier-Literatur zeigt sich ferner in der Beliebtheit gewisser Gattungen wie der Satire, des Epigramms, der Reiseberichte sowie v.a. der Tagebücher, Briefe und Lebenserinnerungen, die im Familienkreis oder vor Freunden vorgelesen wurden.

Trotz dieser Gemeinsamkeiten zerfällt die Biedermeier-Zeit in eine verwirrende Vielfalt literarischer Stile und Vorlieben, die sich manchmal sogar in ein und demselben Werk zeigen:

Autoren und Werke

Franz Grillparzer (1791-1872):

In seinen Dramen ist der grüblerische Weltschmerz des beginnenden 19. Jahrhunderts ein Grundmotiv: Ausdruck des Unglaubens an sich selbst, des Zweifels, der in die Ruhe der Idylle, des reinen Herzens, der stillen Innerlichkeit flieht.

Hauptwerke: "König Ottokars Glück und Ende" (1825), "Ein treuer Diener seines Herrn" (1828), "Ein Bruderzwist in Habsburg", "Die Jüdin von Toledo", "Libussa", "Das Goldene Vlies".

Ferdinand Raimund (1790-1836):

Er blieb trotz seiner unglücklichen Liebe zur Tragödie der barock-wienerischen Volkstradition verhaftet und führte sie mit seinen Zauberspielen und Besserungsstücken auf den Gipfel der Vollendung.

Hauptwerke: "Der Verschwender", "Der Alpenkönig und der Menschenfeind", "Der Bauer als Millionär", "Der Barometermacher auf der Zauberinsel", "Der Diamant des Geisterkönigs", "Die gefesselte Fantasie" und "Die Unheil bringende Zauberkrone".

Johann Nestroy (1801-1862):

Bei ihm wandelt sich das Altwiener Volksstück zur sozialkritischen Komödie: Die Zaubermaschinerie einer übersinnlichen Welt vermag die Personen nicht mehr aus ihren Bedingtheiten zu reißen.

Hauptwerke: "Der konfuse Zauberer", "Lumpazivagabundus", "Der Zerrissene", "Einen Jux will er sich machen", "Das Haus der Temperamente".

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848):

Gefangen in ihrer von Milieu, materieller Not und triebhaftem Denken und Fühlen bestimmten Welt, sind die Personen in ihrer Meisternovelle "Die Judenbuche. Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen" (1842) nur in geringem Maße wirklich Handelnde; vielmehr kann ihr Verhalten als bloßes, fast instinktives Reagieren auf äußere, von Gesellschaft und Natur gesetzte Umstände aufgefasst werden. In diesem Prosawerk nimmt die Autorin Züge des Realismus und des Naturalismus vorweg, so wie sie auch in anderen Erzählungen einen besonderen Schwerpunkt auf die möglichst detaillierte und atmosphärisch dichte Schilderung der Lebensumstände des Landadels wie des einfachen Volkes legt.

Bekannt wurden außerdem Annette von Droste-Hülshoffs Balladen und Gedichte, etwa die Sammlung "Heidebilder", zu der auch die bekannte Ballade "Der Knabe im Moor" (1842) zählt. Weniger bekannt sind heute die Versepen der Dichterin ("Das Hospiz auf dem großen St. Bernhard", "Die Schlacht im Loener Bruch").

Adalbert Stifter (1805-1868):

Eine mindestens ebenso zentrale Rolle spielt die Natur auch bei Stifter, allerdings mit völlig anderer Funktion. Denn wenn bei einem Autor tatsächlich und ganz wertfrei von Biedermeier im Sinne von 'Rückzug ins Private, Abgewandheit von der (sozial geprägten) Welt' gesprochen werden kann, dann ist dies bei ihm der Fall. Stifter hat die in seiner Prosa allgegenwärtige Natur zum Zeugen und Mitbeteiligten am menschlichen Schicksal gemacht. Im Grunde thematisieren alle seine Werke die Entsagung und die Zuwendung zum Kleinen, Alltäglichen als Kern wahrer Humanität, die sich dem»sanften Gesetz«der sittlichen Ordnung unterwirft.

Sein Erzählwerk umfasst sechs Novellenbände, unter anderem "Studien" (1844-50; darin "Der Hochwald"), "Bunte Steine" (1835; darin "Bergkristall") sowie den Bildungs- und Erziehungsroman "Nachsommer" (1857) und den historischen Roman "Witiko" (1865-67). - Weitere Werke: "Nachkommenschaften", "Brigitta", "Der Hagestolz".

Eduard Mörike (1804-1875):

Ein Name, der fast automatisch mit dem Biedermeier in Zusammenhang gebracht wird. Dass er sich allerdings keineswegs ausschließlich unspektakulären Themen widmete und sich nicht zu schade war, auf einen Turmhahn oder eine Lampe ein Gedicht zu schreiben, scheint ihm zum Verhängnis geworden zu sein. Dabei steckt selbst in den eher idyllischen Texten stets eine gute Portion Ironie, aber es überwiegen ohnehin solche, die alles andere als betulich sind. Seine bildhafte, rhythmisch und formal vollendete Lyrik, die Volksliedhaftes, Balladeskes, Idyllisches und streng gefügte antikisierende Formen umfasst, stellt ein Bindeglied zwischen Goethe und der modernen Dichtung dar.

Hauptwerke: "Mozart auf der Reise nach Prag" (1856), "Maler Nolten" (1832), "Das Stuttgarter Hutzelmännlein" (1852).

Christian Dietrich Grabbe (1801-1836):

Aus seiner nihilistischen Perspektive war die Welt nichts als ein»mittelmäßiges Lustspiel«; entsprechend dieser Grundhaltung gestaltete er historische Dramen (Napoleon oder die hundert Tage, 1831, Hannibal, 1835) als groteske Bilderbücher, in denen das Scheitern alles Großen an der Übermacht des Gemeinen und Banalen zynisch dargestellt wird.

Hauptwerke: "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung", "Marius und Sulla", "Die Hohenstaufen", "Die Hermannsschlacht", "Cid", "Don Juan und Faust".

Friedrich Rückert (1788-1866):

Er schrieb unter anderem patriotische Befreiungslyrik [gegen Napoleon] in "Deutsche Gedichte" (1814), politisch-satirische Lustspiele auf Napoleon (1815-18) und biedermeierliche "Haus- und Jahrespoesie". Seine eigentliche Leistung ist die Erschließung der persisch-arabischen Dichtung durch sein ungewöhnliches Sprach-, Reim- und Übersetzertalent.

Hauptwerke: Zyklus "Liebesfrühling" (1844), "Die Weisheit des Brahmanen" (1836-1839), "Kindertotenlieder" (1872 aus dem Nachlass, vertont durch Gustav Mahler), "Geharnischte Sonette" (1814).

3. Junges Deutschland und Vormärz

Liberales Bürgertum und Studenten reagierten anders als die Mehrheit des Volkes auf die politischen Verhältnisse der Restaurationszeit. Während sich auf der einen Seite Wirtschaft, Technik und Industrie rasant weiterentwickelten, blieben das Bürgertum - und natürlich das sich langsam entwickelnde Proletariat - von der Möglichkeit politischer Gestaltung ausgeschlossen. Soziale Not und Unzufriedenheit mit der politischen Unterdrückung stiegen im Lauf der Zeit immer weiter an; es kam vereinzelt zu Aufständen bzw. politischen Aktionen (Hambacher Fest 1832) und schließlich 1848 - im Gefolge der französischen Julirevolution 1830 - zur Märzrevolution, die in den Hauptstädten fast aller deutschen Bundesstaaten zu Reformen (liberale Verfassungen) und in Deutschland zur Wahl der Frankfurter Nationalversammlung führte. In Wien kam es zum Sturz Metternichs.

Mit Vormärz verbindet man also fortschrittliche Tendenzen - etwa ab dem Jahr 1815 - und eine Literatur mit liberalen, später sozialpolitischen, teilweise radikaldemokratisch-kommunistischen Zielen. Unterteilt wird die Literatur des Vormärz in Junges Deutschland (von ca. 1830 bis zum Verbot dieser Schriften 1834 in Österreich, 1835 in Preußen) und - nach einer unbenannten Zwischenphase - in den eigentlichen Vormärz, auch politische Tendenzdichtung genannt.

Namensgebung

Als Junges Deutschland wird eine lose Vereinigung von politisch engagierten Schriftstellern bezeichnet, denen Ludolf Wienbarg den Namen gab: "Dem jungen Deutschland, nicht dem alten widme ich diese Buch."

3.2 Merkmale und Strömungen des Jungen Deutschland

Die Jungdeutschen und die Vertreter des literarischen Vormärz hatten das gemeinsame Ziel, die Literatur zu erneuern, das Recht auch der Frauen auf Bildung und Selbstständigkeit durchzusetzen. Sie schrieben gegen die Zensur und für die Pressefreiheit, gegen die Willkür der absoluten Herrscher und für das Recht auf Freiheit und Gleichheit der Bürger, gegen die Kleinstaaterei und für eine demokratische Verfassung. Sie traten für eine Trennung von Staat und Amtskirche ein.

Die bedeutendste Figur in diesem Kontext ist Heinrich Heine, der zwar nur bedingt dem Jungen Deutschland zugeordnet werden kann, dessen führende Rolle jedoch durch die Konsequenz seiner Haltung, die Originalität seiner Gedanken und den ästhetischen Rang seiner Werke begründet ist. Heines Auseinandersetzung mit der Romantik fand ihren Niederschlag in dem Buch "Die romantische Schule" (1836), das zugleich zu einer der wichtigsten theoretischen Schriften des Jungen Deutschland wurde, da es in ihr nicht um Literaturgeschichte ging, sondern um eine Abrechnung mit den reaktionären Tendenzen der (Spät-)Romantiker.

Im Gegensatz zum abstrakten Idealismus der Burschenschaftler oder der Turnerbünde ("Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn, 1778-1852) entwickelte sich im Jungen Deutschland eine Gruppe von Intellektuellen, die sich nicht mehr von schönen Worten blenden ließ. Was sie wollte, war eine "Politisierung der Literatur", bei der Formen wie die Satire oder die Zeitkritik im Vordergrund standen. Nicht das Poetische, Erhabene, Romantische fand man entscheidend, sondern das Hier und Jetzt, die konkrete Situation der Gegenwart, die jeden Tag zu einer neuen Stellungnahme herausforderte.

Man verzichtete bei diesem Emanzipationsverlangen auf jedes "System", um sich nicht von neuem "binden" zu müssen. Aus diesem Grunde wichen die Jungdeutschen manchmal selbst in den wesentlichsten Punkten erheblich voneinander ab. Doch das kümmerte sie wenig, da sie alle dem Prinzip der ungezügelten Liberalität anhingen. Einig waren sie sich jedoch zumeist in dem, was sie ablehnten: alles Bedrückende, Reaktionäre, das Wachstum Hemmende, wofür sie das bürgerliche Mittelmaß oder das Metternich'sche Regime verantwortlich machten.

Die meisten Vertreter dieser Bewegung betrachteten sich voller Stolz als öffentlich wirksame Publizisten und nicht als weltfremde Literaten. Aus diesem Grunde schrieben sie bewusst populär, um neben den Schöngeistern auch die Masse der Leser zu erreichen. Neben lyrischen Texten, Romanen und Novellen erschienen daher literarische Zweckformen wie Briefe, Reiseberichte, Memoiren, Flugblätter, journalistische Texte und Feuilletons.

Am 10. Dezember 1835 wurden die gesamten Schriften des Jungen Deutschland durch den deutschen Bundestag verboten, womit zum ersten Mal in der deutschen Geschichte eine gesamte literarische Richtung von der Zensur betroffen war. Den jungen Literaten wurde vorgeworfen, "die christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden sozialen Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören". Das Verbot und die damit verbundenen Repressionen bewirkten, dass viele jungdeutsche Autoren den Glauben an Recht und Freiheit verloren und die gesellschaftspolitische Arbeit beendeten.

Autoren und Werke

Karl Gutzkow (1811-1878):

Er gründete 1831 das "Forum der Journal-Literatur", ein Jahr später erschien anonym sein erster Roman "Briefe eines Narren an eine Närrin". 1835 erregte sein Roman "Wally, die Zweiflerin" Aufsehen und brachte ihm eine zweieinhalbmonatige Gefängnisstrafe ein. Wieder auf freiem Fuße, heiratete er und gab die "Frankfurter Börsenzeitung" und den "Frankfurter Telegraf" heraus. 1837 zog er nach Hamburg, wo er mit seinen Stücken große Erfolge feiern konnte. Die Komödie "Zopf und Schwert" war eine der meistgespielten seines Jahrhunderts. Im Jahre 1852 gründete er die Zeitschrift "Unterhaltungen am häuslichen Herd".

Hauptwerke: "Wally, die Zweiflerin", "König Saul", "Die Ritter vom Geiste", "Der Zauberer von Rom ", "Der Gefangene von Metz".

Heinrich Laube (1806-1884):

Redigierte 1833-1834 die belletristische "Zeitung für die elegante Welt", die zum Sprachrohr des "Jungen Deutschland" wurde. 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung; Förderer Grillparzers; Intendant des Wiener Burgtheaters; 1871 Gründung des Wiener Stadttheaters; verfasste auch historische Romane und Dramen.

Hauptwerke: "Das junge Europa" (1833-37), "Die Karlsschüler" (1846), "Graf Struensee" (1847), "Die Bernsteinhexe" (1847).

Die jungdeutschen Autoren Gustav Kühne, Theodor Mundt und Ludorf Wienbarg sind, anders als Gutzkow und Laube, heute der völligen Vergessenheit anheim gefallen.

4. Vormärz im engeren Sinne

Der gebildete, spätromantisch gesonnene Friedrich Wilhelm IV., der 1840 den preußischen Thron bestieg, erweckte zunächst Hoffnung auf größere Liberalität, die er dann um so schlimmer enttäuschte. Zugleich waren die politischen Ansprüche des erstarkten gehobenen Bürgertums gewachsen, während das verarmende Kleinbürgertum und die Arbeiter unüberhörbar ihre sozialen Forderungen anmeldeten. Teils radikalisierte sich die Opposition daher ab 1840 (Ferdinand Freiligrath, Robert Eduard Prutz), teils traten neue entschlossene Gestalten in den Vordergrund (Georg Herwegh, Georg Weerth). Die Linkshegelianer sowie Karl Marx und Friedrich Engels begannen ihren philosophischen Angriff.

4.1 Strömungen und Tendenzen

Die neue Opposition wollte nicht mehr einzelne politische Institutionen, sondern die gesamte Gesellschaftsordnung ändern, z.T. auch bald im sozialistischen Sinn, sie wollte nicht elegant an der Zensur vorbeischreiben, sondern offen für die Revolution eintreten. Man wollte nicht mehr unterhaltsamer Schriftsteller sein, nicht mehr von sich selber reden, sondern parteilich und theoriebewusst agitieren. Die Religionskritik verschärfte sich, sie enthielt jetzt eine praktische, gegen das Bündnis von Thron und Altar gerichtete Spitze. So entstanden revolutionäre Aufrufe, häufig in Liedform, politisch - philosophische Abhandlungen sowie Satiren auf den opportunistischen, unterwürfigen "deutschen Michel".

Autoren und Werke

Georg Herwegh (1817-1884):

Seine "Lieder eines Lebendigen" (in zwei Bänden 1841 und 1843 in Zürich erschienen) hatten einen großen Erfolg beim Lesepublikum.

Ferdinand Freiligrath (1810-1876). Er sprach mit seiner Dichtung besonders die Jugend an, die aus den Grenzen des deutschen Polizeistaates in die Freiheit der Welt drängte. Zusammen mit Emanuel Geibel erhielt Freiligrath vom Preußenkönig einen jährlichen Ehrensold von 300 Talern, der ihm die Existenzgrundlage bieten sollte. Nach schweren Bedenken lehnte Freiligrath die Ehrengabe ab, da er sich von der "preußischen Reaktion nicht bestechen" lassen wollte. Kurze Zeit später (1844) erschien als politisches Manifest der demokratischen Opposition sein Buch "Mein Glaubensbekenntnis". Der darin geäußerte Radikalismus zerschlug ihm die Hoffnung auf eine Lebensstellung, die ihm in Weimar angeboten worden war, und zwang ihn zu einem unsteten Wanderleben im Ausland. Er emigrierte zunächst nach Brüssel, wo er sich mit Karl Marx befreundete und zusammen mit diesem 1849-1851 die "Neue Rheinische Zeitung" herausgab. Den Unterhalt für sich und seine Familie verdiente Freiligrath als kaufmännischer Angestellter ab 1851 in London. 1868 erfolgte die endgültige Rückkehr nach Deutschland. Eine "Volksspende" von 60000 Talern war der Dank der Nation an den opferbereiten Patrioten.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874):

enthusiastischer Patriot und literarischer Verfechter der Ideen von 1848; kämpfte gegen die Verfassungsverweigerung König Wilhelms IV. von Preußen. Bekannt als Dichter des Deutschlandliedes.

Er förderte zunächst als Bibliothekar, später als Professor an der Universität Breslau das schlesische Geistesleben durch eine "Monatsschrift von und für Schlesien" und durch die Herausgabe schlesischer Volkslieder. Als Literaturhistoriker erwarb Hoffmann sich große Verdienste durch die Auffindung und Erforschung altniederländischer Literaturdenkmäler und durch eine "Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit". Daneben veröffentlichte er selbst Kirchen-, Gesellschafts-, Liebes- und Kinderlieder. Im Geiste der Burschenschaft gab er 1840 und 1841 seine "Unpolitischen Lieder" heraus, die in Wahrheit hochpolitisch waren und in denen er für eine deutsche Einheit und demokratische Volksrechte eintrat. Er wusste, dass er damit seine Professur aufs Spiel setzte, und diese wurde ihm auch tatsächlich 1842 genommen. Daraufhin führte er ein Wanderleben, bis der Herzog von Radbor dem Zweiundsechzigjährigen eine Sinekure als Bibliothekar auf Schloss Corvey an der Weser gab.

Realismus

1. Allgemeine Grundlagen

2. Realismus als literarisches Prinzip

3. Die Hauptgattung des Realismus: der Roman

ü Hauptvertreter

4. Der poetische Realismus in Deutschland

ü Hauptvertreter

5. Zu Drama und Lyrik

Allgemeine Grundlagen

Wie der Begriff anzeigt, geht es dem Realismus um die Wirklichkeit, d.h. um das, was im 19. Jh. oft unter Wirklichkeit verstanden wurde: die beobachtbare, durch die Sinne wahrzunehmende Wirklichkeit des Menschen und der Natur. Eine solche Auffassung von Realität grenzte sich bewusst ab von jeglichem Übernatürlichem (z.B. Religion), das man als Illusion, als "unwirklich" ansah.

Beispiele

Charles Darwin (1809-1882):

Nach seiner Lehre ist die Natur geprägt vom Kampf der Arten um das Überleben. Nur diejenige Art setze sich durch, die sich der Umwelt am besten angepasst habe. Auch der Mensch sei Teil der Natur, das Produkt der Naturgeschichte (Evolution). Eine solche Auffassung widersprach der gängigen biblischen Lehre, nach der die Natur und v.a. der Mensch eine Schöpfung Gottes ist.

Ludwig Feuerbach (1804-1872):

Er sprach der Religion jeglichen Realitätsgehalt ab und interpretierte sie als Erfindung des Menschen.

Karl Marx (1818-1883):

Philosophie, Religion, Recht und andere Geisteswelten seien nicht das, was sie vorgeben, sondern nur verschleierter Ausdruck ökonomischer ("realer") Interessen.

Materialismus:

philosophische Richtung, die die Materie, die objektive, außerhalb des Bewusstseins existierende Wirklichkeit als das Primäre, Bestimmende ansieht.

Solchem Denken entsprach die gesellschaftlich-historische Entwicklung des 19. Jh. Das Materielle, Ökonomische gewann immer mehr an Bedeutung.

Stichworte

· Ausbreitung der Industrialisierung, des Kapitalismus bis zu einem weltweiten System (Imperialismus);

· Bürgertum wird zur beherrschenden Klasse, Aufkommen der Arbeiterklasse, soziale Frage, Arbeiterbewegung;

· Fortschritt der Technik



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