Gewalt gegen Frauen in Russland 


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Gewalt gegen Frauen in Russland



Fast jede fünfte Frau wird regelmäßig misshandelt oder sexuell genötigt. Auslöser ist oft der lebenserleichternde Alkohol. Wenn kein Wodka zur Hand ist, werden auch Eau de Cologne, Bremsflüssigkeit oder Wanzenvernichtungsmittel getrunken. Viele Polizisten halten den “Schmorpfannenstreit”, wie sie häusliche Gewalt oft verspotten, für eine Privatsache, zumal sie sich ungern die Revierstatistik verderben lassen. Sie unterstellen, dass die Anschuldigungen der Frauen konstruiert sind oder schieben den Opfern die Schuld zu. Die meisten der Frauen sind von ihren Männern finanziell abhängig. Zudem hält sie der soziale Druck lange Zeit in der Familie, denn wenn sie als Verheiratete mit Kindern ihren Status verlieren, haben sie nach landläufiger Meinung als Mutter und Frau versagt. Wenn sie sich letztlich von ihrem Mann trennen, beginnt oft erst das Martyrium. Hilfe finden sie am ehesten bei wenigen nichtstaatlichen Frauenorganisationen. Die Rechtsprechung ist unausgereift, die Wohnungssuche fast aussichtslos. In der Zwölf-Millionen-Stadt Moskau gibt es kein einziges Frauenhaus – insgesamt sind es in Russland etwa zwölf.

Gewalt in der Familie ist noch immer ein Tabuthema. Ehefrauen sprechen kaum darüber. Walentina Lotz schreitet als Jungunternehmerin so selbstständig durchs Leben, dass die 23-Jährige den Mut fand, sich von ihrem Freund zu trennen und davon zu erzählen. Er hat als Polizist für Spezialeinsätze in Tschetschenien gekämpft, ohne ihr jemals Genaues davon zu erzählen. Nachdem er zurückgekehrt war, schien es ihm, als wollte ihm keiner mehr die Hand geben. Von den versprochenen Rehabilitierungskursen war keine Rede mehr. Einmal schrieb er Walentina in ihr Tagebuch: “Ich bin nicht schuld, dass ich in diesen Krieg gezogen bin und für diesen Staat getötet habe”. Immer häufiger verdächtigte er Walentina ohne Grund der Untreue. “Dahinter steckte eine immense Angst vor dem möglichen Verlust”, erzählt Walentina. ”Er hat wie viele Kriegsheimkehrer ein tiefes Misstrauen und diesen Scannerblick, mit dem er jeden sofort einzuschätzen versucht. Er kennt nur Freund oder Feind. Es gab Grenzsituationen, in denen er explodierte und sich später oft nicht mehr erinnern konnte. Als ihr Freund mit dem vermeintlichen Nebenbuhler, dem Direktor ihrer damaligen Firma, abrechnen will, nehmen ihm seine Dienstkollegen rechtzeitig die Pistole weg.

14.000 Frauen sterben nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen in Russland jährlich bei häuslichen Gewalttaten.

Упр. 12. Подготовьте для собеседования по контрольной работе тетрадь - словарик с юридической лексикой.

Variante II

Text № 1

In vielen Familien gedeiht die Gewalt über Generationen hinweg. Nach Erkenntnissen des Moskauer Zentrums für Toleranz neigen 90 Prozent der Kinder aus gewalttätigen Familien selbst zur Brutalität. Verprügeln, Essensentzug und Hausverbot gehören zum Strafrepertoire fast jeder zweiten Familie. Die Zahl der Eltern, denen das Sorgerecht für ihre Kinder abgesprochen wurde, hat sich seit 1996 vervierfacht. «Wir fangen erst an zu verstehen, dass ein Kind nicht mit Schreien und Schlagen zu erziehen ist», sagt die Psychologin Olga Nedosekina von Ärzte ohne Grenzen. Zwei Millionen Kinder werden in Russland jährlich Opfer verschiedener Formen häuslicher Gewalt.

Die belgische Sektion der Ärzte ohne Grenzen versucht seit einem Jahr, Moskauer Straßenkindern zu helfen. Ihre Psychologenteams, je ein Mann und eine Frau, besuchen als mobiles Ersatzelternpaar regelmäßig die Bahnhöfe, Unterführungen in der Nähe des Roten Platzes und die Umgebung von McDonald’s-Filialen, wo die Kinder betteln oder Jobs suchen. Sie versuchen, mehr als 500 zumeist 14- bis 17-Jährigen bisher mit Tipps zu Essensausgaben und der Rückkehr nach Hause zu helfen. «Wir sind ein Vorposten der Gesellschaft», sagt Nedosekina, «und hören ihnen vor allem zu, weil es sonst keiner tut».

Nach manchen Schätzungen leben gegenwärtig mehr Kinder auf der Straße als nach dem Bürgerkrieg in den zwanziger Jahren. Manche von ihnen haben nur ein, zwei Klassen in der Dorfschule besucht. Sie laufen weg vor den Schlägen der Eltern, vor dem Hunger, wenn sich im heimischen Kühlschrank nur noch Wodka findet, und vor dem Vater, der sie zwingt, mitzutrinken. «Die Eltern haben oft eine geringe Bildung und sind seit dem Ende der Sowjetunion ins Nichts geworden», resümiert Nedosekina.

Wie ihre Eltern, die sich langsam zu Tode trinken, neigen auch die Kinder zur Aggression gegen sich selbst. Der Staat, der bei uns eine so große und schreckliche Maschine ist, hilft ihnen nicht. Er sieht das Kind noch immer als Objekt an, das ihm gehört, und nicht als Persönlichkeit. Einen Großteil seiner sozialen Verantwortung lädt der Staat bei der Polizei ab. Sie soll die Straßenkinder fangen, um sie in Heime oder zurück in ihre Trinkerfamilien zu bringen.

Die russische Gesellschaft wird durch die Brutalität regiert. Das Bundeskriminalamt hat in Deutschland im vergangenen Jahr 2.541 Fälle von Mord und Totschlag gezählt. In Russland  mit der doppelten Bevölkerungszahl wurden 31.630. Morde begangen. Die Zahl der Auftragsmorde steigt wieder. Jährlich werden in Russland mindestens 500 bis 700 Menschen wegen kommerzieller oder krimineller Auseinandersetzungen umgebracht.

I. Грамматические задания



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