Aufgaben zur Selbstkontrolle 


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Aufgaben zur Selbstkontrolle



Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Nachdem dieses Arbeitsblatt gemacht worden ist, könnt ihr vielleicht noch mal an die Fragen in den Aufgaben vor dem Lesen und an eure eigenen Fragen im Arbeitsheft zurückkommen.

Habt ihr eine Antwort auf alle Fragen gefunden?

 

2. Könnt ihr jetzt die Antwort auf den Vorspann zum ersten Kapitel geben? Beweist doch eure Meinung mit den Beispielen aus dem Kapitel!

 

3. Charakterisiert bitte die Verhältnisse zwischen Ilse und ihren Verwandten, stützt euch dabei auf das Arbeitsblatt 1.

 

4. Habt ihr solche Probleme wie Ilse? Erinnert euch bitte an eure Familie! Wie gross ist sie? Wie sind die Beziehungen innerhalb der Familie? Vergleicht bitte eure Familie und die Familie von Ilse! Gebraucht dabei folgende Wendungen:

 

- Klein /Grossfamilie

- Einzelkind /Geschwister

- Leibliche Eltern /Stiefeltern

- sich gut verstehen /es nicht leicht haben mit…

- gegenseitige Vertändigung /sich einsam fühlen

 

5. Erzählt bitte über diese Familie aus verschiedenen Perspektiven:

- aus der Perspektive von Erika

- aus der Perspektive von Ilse

- aus der Perspektive eines anderen Familienmitgliedes

- aus der Perspektive eines Bekannten von der Familie

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Wie die Ilse aussieht und wie die Ilse früher gewesen ist

 

 

Ich glaube, ich habe die Geschichte nicht richtig angefan­gen. Wenn ich über die Ilse schreiben will, muss ich zuerst beschreiben, wie die Ilse aussieht. Denn das ist wichtig. Die Ilse ist schön. Es gibt nichts an ihr, was nicht schön ist! Sie hat sehr viele, sehr dunkelbraune Haare, die ganz glatt sind und bis zu den Schultern reichen. Sie hat noch nie einen Pickel gehabt. Ihre Augen sind grau mit grünen Flecken. Ihre Nase ist ganz klein. Obwohl sie sehr dünn ist, hat sie einen ziemlich großen, spitzen Busen. Um die Taille misst sie nur sechsundvierzig Zentimeter und ihr Zeichen­lehrer hat ausgerechnet, dass sie genau nach dem goldenen griechischen Schnitt gebaut ist.

 

Ich könnte noch seitenlang über das schöne Aussehen meiner Schwester schreiben. Und trotzdem würde das Wichtigste fehlen. Es ist so: Die Ilse hat etwas, was die anderen nicht haben! Das ist mir schon oft aufgefallen. Wenn ich in der Pause in ihre Klasse komme, stehen und hocken und gehen in der Klasse dreißig Mädchen herum. Hübsche und normale und hässliche Mädchen. Und dann ist da noch die Ilse. Und die ist eben anders. Meine Schwes­ter ist wie von einem Plakat. Natürlich nicht wie von einem Waschpulver- Plakat. Von so einem „ Zeitgeist „- Plakat kommt sie. Von einem „Schnelle- Autos –für –junge –Leute "- Plakat. Ein Coca-Cola-Martini-Jetset-Mädchen ist sie. Von außen natür­lich nur.

 

Früher war die Ilse nicht so schön. Als wir noch bei der Oma gewohnt haben, haben alle Leute zur Ilse immer gesagt: „Warum schaust denn so böse drein?"

Der Hausmeister im Haus von der Oma hat immer zur Ilse gesagt:

„Wennst einmal lachen tätest, wärst direkt ein hübsches Kind!"

Aber die Ilse hat damals fast nie gelacht. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Ich erinnere mich daran, dass sie immer Buchstaben malte. Sie saß an dem kleinen Tisch mit den Plastikrosen und schrieb seitenlang Buchstaben. Der Opa schimpfte und sagte, sie werde sich noch die Augen verderben.

Sie war damals in der zweiten Klasse. In einer neuen Schule. Weil die Oma ja sehr weit weg von unserer alten Wohnung wohnt. In der neuen Schule wollte die Lehrerin andere Buchstaben. Darum malte die Ilse so viele Buchsta­ben. Aber es nützte nichts. Zwei Jahre später zogen wir ja zum Kurt. Da kam dann die Ilse wieder in eine andere Schule, zu einer anderen Lehrerin, und die wollte wieder andere Buchstaben. Vielleicht hat die Ilse deshalb eine Schrift wie aus einem Schönschreibeheft bekommen, ganz gerade und gleichmäßig.

„Ihre Hefte sind eine helle Freude", sagte die Klassenlehre­rin an jedem Sprechtag zu unserer Mama.

 

Doch in letzter Zeit dürften die Hefte der Ilse für die Lehrer keine Freude mehr gewesen sein. Gestern habe ich nämlich ihren Schreibtisch aufgeräumt. Nicht weil ich Ordnung machen wollte. Ich wollte Sachen von der Ilse in der Hand haben. Sachen sind oft besser als gar nichts. Ich habe also den Schreibtisch aufgeräumt und in ihre Schulhefte geschaut. In jedem Heft war höchstens eine Seite voll geschrieben. Die Mathe-Hefte und die Latein-Hef­te waren ganz leer.

 

Ich verstehe das nicht! Sie ist doch stundenlang an ihrem Schreibtisch gesessen. Oft noch am Abend. Und wenn ich mit ihr reden wollte, hat sie gesagt: „Halt den Mund, du störst mich beim Lernen!" Vier kleine und drei große Notizhefte habe ich gefunden. Sie waren mit Strichen und Wellenlinien und kleinen Männchen voll gekritzelt. Auf dem Tisch, unter der Schreibunterlage, war ein Zettel. WOLFGANG ICH SEHNE MICH NACH DIR! WEISST DU DAS DENN NICHT? hat auf dem Zettel gestanden. Der Zettel war uralt. Mindestens zwei Jahre alt. Das weiß ich, weil er mit grüner Tinte geschrieben war. Die verwendet die Ilse schon lange nicht mehr.

 

Als ich das mit dem Wolfgang und dem SEHNEN las, bekam ich ein komisches Gefühl im Bauch. SEHNEN ist so ein merkwürdiges Wort. Ich wollte nicht, dass sich meine Schwester SEHNEN muss. Ich weiß nicht, welchen Wolf­gang sie damals gemeint hat. Es gibt so viele Wolfgangs. Acht Stück kämen leicht in Frage. Und ich war auf alle acht Wolfgangs böse, weil sich meine Schwester nach einem von ihnen hat sehnen müssen. Und ich war auch traurig, weil ich von der Sehnsucht nichts gewusst habe.

 

Ich versuchte, mich zu erinnern, wie das vor zwei Jahren gewesen war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Ilse damals für einen Wolfgang Zeit gehabt hätte. Jeden Don­nerstag waren wir bei der Oma und beim Opa. Jeden Samstag mussten wir den Papa treffen. Am Mittwoch war immer der Pflichtbesuch bei den Eltern der Mama fällig. (Damals war sie noch nicht böse mit denen.) Am Montag­nachmittag mussten wir zu Hause sein, da sind der Groß­vater und die Großmutter, die Eltern vom Kurt, gekommen. Und am Sonntag war der Familientag. Da mussten wir einen Ausflug mit der Mama, dem Kurt, der Tatjana und dem Oliver machen. Und vor zwei Jahren musste die Ilse abends doch um sieben Uhr daheim sein. Wenn sie zehn Minuten später gekommen ist, hat die Mama einen Anfall gekriegt. Für einen Wolfgang kann da also nicht viel Zeit übrig gewesen sein. Fürs SEHNEN natürlich schon.

 

Wortschatzerklärungen

 

 

° „…warum schaust denn so böse drein…“ `= warum schaust du denn so böse…

In mündlicher Rede kommt häufig Wegfall des Anredepronomens du vor.

° verwenden = gebrauchen, benutzen

° sich sehnen nach D = zu erreichen suchen, streben zu D

° der Pickel = Hautausschlag (meist in der Pubirtät)

° kritzeln = schreien

° einen Anfall kriegen = ärgerlich, wütend werden

° „…wennst einmal Lachen tätest…“ = wenn du einmal lachen werdest….

Verschmelzung des Personalpronomens du mit der Konjunktion wenn in der mündlichen Rede: wennst: wenn du…

 

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Haben sich eure Vorstellungen von Ilse bestätigt? Welche? Welche nicht? Wart ihr überrascht? Stützt euch bei der Antwort auf eure Arbeitshefte!

 

2. Wie meint ihr, warum hat sich Ilse sehr verändert? Habt ihr eine Idee?

 

3. Gibt es in diesem Kapitel etwas, was euch aufgefallen ist und worüber ihr gerne sprechen möchtet?

z. B. –Wie reagiert Erika auf den Zettel von Ilse: „ Wolfgang, ich sehne mich nach dir. Weißt du das nicht? „

 

1. Stellt euch vor, ihr habt bei eurer Schwester bzw. bei eurem Bruder einen solchen Zettel gefunden, wie Erika bei Ilse. Wie werdet ihr darauf reagieren?

 

2. Erzählt bitte über das Aussehen von Ilse aus der Perspektive

–von Erika

–von der Oma

–von dem Hausmeister

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Seht die Illustration zu dem 3. Kapitel. Verrät diese das Haustier, das im Titel des Kapitels genannt wird?

 

2. Lest bitte das 3. Kapitel ohne Wörterbuch, indem ihr während des Lesens das Kapitel in grosse Abschnitte (wie viele?) gliedert und

zu jedem Abschnitt je 10 Wörter zum Inhalt in euer Arbeitsheft schreibt.

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Habt ihr eigentlich verstanden, was geschehen ist?

Könnt ihr 3 Hauptideen dieses Kapitels nennen?

 

2. Das Meerschweinchen ist also tot.

a) Wie reagiert Ilse darauf?

Was bedeutet das für sie?

b) Wie verhält sich die Mutter dazu?

c) Wie verhält sich Ilse gegenüber der Mutter / Tatjana?

d) Wie findet ihr das Verhalten von Ilse und der Mutter?

e) Wie verhält sich Kurt am Abend?

Warum lehnt Ilse ihren Stiefvater ab?

f) Könnt ihr das Verhalten von Ilse verstehen?

 

3. Fasst bitte mit Hilfe eurer Notizen (seht das Arbeitsheft) den Inhalt jedes zeitlichen Abschnittes des Kapitels zusammen.

Ihr könnt dabei verschiedene Rollen (Erika, Ilse, die Mutter, Tatjana, Kurt und wenn ihr Lust habt- Meerschweinchen) übernehmen.

 

4. Habt ihr ein Tier zu Hause? Könnt ihr sagen, was der Verlust dieses Haustieres für euch bedeuten kann. Könnt ihr euch mit Ilse identifizieren?

 

5. Erinnert euch wiederum an eure Familien. Kommt es oft vor, dass ihr euch mit euren Eltern streiten? Welche Gründe oder Anlässe habt ihr dazu?

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

Kapitel IV.

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1.Lest bitte das 4. Kapitel ohne Wörterbuch und macht während des Lesens das Arbeitsblatt 2.

 

2. Ilse lügt ziemlich oft.

Schreibt parallel in euer Arbeitsheft, wann und warum sie lügt.

 

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

 

1. Fasst bitte kurz zusammen, was an diesem Abend in der Familie von Ilse geschehen ist.

Stützt euch dabei auf euer Arbeitsblatt!

 

2. Was haltet ihr von Ilse und ihrem Verhalten?

Ist sie nicht ein schlechter und verlogener Mensch?

 

3. Was bedeutet eurer Meinung nach „ Ich halte es nicht mehr aus, ich halte es nicht mehr aus.“?

 

4. Machen die Eltern vielleicht etwas falsch?

Ist die Mutter nicht sehr unfreundlich, nicht ungerecht zu Ilse?

 

5. Kennt ihr ähnliche Situationen? Das heisst, den Eltern nicht immer sagen, was ihr macht? Warum verhält man sich so?

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Kapitel V.

Aufgaben vor dem Lesen

1. Lest das 5. Kapitel ohne Wörterbuch und macht während des Lesens das Arbeitsblatt 3.

 

2. Welche Folgen des Kraches aus dem vorigen Kapitel werden aufgezeigt?

Kein Frühstück und Scherben im Bad

Am nächsten Tag war Sonntag. Der Oliver weckte mich auf. Er zog an meiner Bettdecke und raunzte: „Aufstehen! Spiel mit mir!"

Ich bin am Morgen immer sehr verschlafen. Zuerst erinner­te ich mich gar nicht an die vergangene Nacht. Die fiel mir erst wieder ein, als ich zum Bett der Ilse hinschaute. Die Ilse schlief noch. Ihre Zehen schauten unter der Decke heraus. Knallgelber Lack war auf den Zehennägeln. „Kein Ausflug heute?", fragte ich den Oliver leise.

Er schüttelte den Kopf.

„Warum nicht?, fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. „Der Papa ist allein weg", flüsterte er. „Ganz früh schon!"

„Und die Mama?", fragte ich.

Er zuckte wieder mit den Schultern.

Ich stand auf und ging in die Küche. Der Oliver kam hinter mir her. Am Küchentisch saß die Mama und las in einer alten BRIGITTE.

„Kann ich ein Frühstück haben?", fragte ich.

„Mach es die selbst", sagte die Mama.

Wenn die Mama kein Frühstück macht, ist sie bitterböse. Ich holte den Milchtopf aus dem Schrank.

„Schlag nicht so mit den Schranktüren", raunzte die Mama. Ich goss Milch in den Topf. Zwei winzige Spritzer tropften daneben.

Die Mama schaute von der BRIGITTE hoch. „Musst du immer alles daneben schütten?"

Ich nahm ein Tuch und wischte die Milchspritzer weg.

„Bist du verrückt? Das ist das Geschirrtuch!", fauchte die

Mama.

„Magst auch Kakao?", fragte ich den Oliver.

„Die Mama hat uns schon Frühstück gemacht", sagte der

Oliver.

„Sie sind ja wohl noch zu klein, um das selbst zu machen,

oder?", sagte die Mama zu mir. Dann stand sie auf, klappte

die BRIGITTE zu und bestrich mir zwei Brote mit Butter.

Sie nahm ekelhaft viel Butter. Doch ich sagte nichts.

 

Als sie mir die zwei Brote zugeschoben hatte, kam die Tatjana in die Küche. Ihr Nachthemd war voll Kakao.

„Der Kakao ist ins Bett gefallen", teilte sie mit.

„Ihr geht mir auf die Nerven!", rief die Mama. Sie lief aus der Küche und knallte die Tür hinter sich zu.

Ich wollte meinen Kakao trinken und mir die alte BRIGIT­TE anschauen. Doch der Oliver und die Tatjana ließen mich nicht in Frieden. Die Tatjana wollte „bauen" und der Oliver wollte „boxen". Also rief ich auch: „Ihr geht mir auf die Nerven", lief aus der Küche und knallte die Tür hinter mir zu.

 

Am Nachmittag kam der Kurt heim. Er brachte der Mama einen Blumenstrauß mit und die Mama war gerührt.

Dann versuchte der Kurt, mit der Ilse zu reden. Sie soll doch sagen, wo sie gewesen ist, sagte er zu ihr. Sie lebe doch nicht mit Unmenschen zusammen. Er hat für viel Verständnis, sagte er.

„Amen", antwortete die Ilse darauf. Und kein Wort mehr!

Die Mama redete mit der Ilse überhaupt nicht. Dafür er­zählte sie mir, dass jetzt alles anders werden wird! Sie redete so laut, dass es die Ilse hören musste. Sie sagte, dass die Ilse ab jetzt „Hausarrest" habe, dass sie immer gleich nach der Schule heimkommen müsse. Und Taschengeld bekommt sie auch keines mehr! Und neue Kleider auch nicht!

„Viel zu gut geht es ihr", rief sie. „Das ist es! Viel zu gut."

Und auf einmal galoppierte sie wie eine Furie ins Bad, riss den Spiegelschrank auf, kreischte: „Da, da, da! Alles hat sie! Alles!", und warf die ganzen Kosmetiksachen von der Ilse aus dem Schrank. Der Eyeliner ging auf den Bodenkacheln zu Scherben, der Lippenstift flog in die Badewanne, eine Tube Make-up in den Waschtisch. Es schepperte ziemlich. Der Kurt kam und bat die Mama, sie möge sich beherr­schen. Die Mama biss sich auf die Unterlippe, sagte zu mir: „Räum das bitte weg" und ließ sich vom Kurt aus dem Bad führen.

 

 

Wortschatzerklärungen

 

 

° „..las in einer alten BRIGITTE..“ = las in einer Frauenzeitschrift „Brigitte“

° raunzen = bayr./österr.: unfreundlich sprechen

° der Spritzer = Fleck vom Wasser oder einer anderen Flüssigkeit

° kreischen = schreien

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

 

1. Erzählt bitte von dem Namen verschiedener Personen, welche Atmosphäre in der Familie herrscht. Stützt euch dabei auf eure Arbeitsblätter.

 

2. Sind die Verhaltensweisen und Reaktionen von Personen euch verständlich? Was haltet ihr von ihrem Verhalten?

 

3. Füllt ihr mit einer dieser Personen Mitleid in der Situation?

Mit wem? Mit wem keines?

 

4. Wie meint ihr, ist der „ Hausarest „ eine angemessene Bestrafung? Wart ihr selber auf solche Weise einmal bestraft?

Wie wird solches Problem in eurer Familie gelöst?

 

5. Welchen Satz aus dem Text kann man als Leitfaden des ganzen Kapitels bezeichnen?

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

 

Kapitel VI.

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

 

1. Lest bitte das 6. Kapitel ohne Wörterbuch und fertigt während des Lesens dazu in eurem Arbeitsheft ein kleines Leseprotokoll an. Schreibt darin auf, was euch während der Lektüre besonders auffällt - eure Fragen oder Ideen.

Fixiert parallel die Textstellen dazu!

 

 

2. Die Handlung wird jetzt dynamisiert. Was eurer Meinung nach treibt sie nach vorne?

 

Aufgaben nach dem Lesen

1. Welche Fragen habt ihr in eurem Leseprotokoll aufgeschrieben?

Stellt diese an eure Mitschüler!

 

2. Habt ihr Ideen, wer das am Telefon war? War es wichtig für Ilse?

 

3. Warum lügt Erika für Ilse? Ist sie auch verlogen geworden, wie ihre ältere Schwester?

 

4. Das Schule- Schwänzen von Ilse hat vielleicht seinen Hintergrund.

a) Könnt ihr verstehen, warum sie das macht?

b) Was tut sie heimlich?

c) Welche Gründe habt ihr übrigens, wenn ihr dasselbe tut?

 

5. Erzählt dieses Kapitel aus verschiedenen Perspektiven (Ilse, Erika, der Vater, die Mutter usw.) nach!

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Kapitel VII.

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

 

1. Lest bitte den Titel des Kapitels. Bildet Hypothesen, was diese Phrase bedeutet.

Was glaubt ihr, wird Ilse jetzt tun?

 

2. Lest das 7. Kapitel ohne Wörterbuch und sucht während des Lesens die Textstellen heraus, die eure Vermutungen bestätigen oder gerade nicht. Macht dabei das Arbeitsblatt 4.

 

 

  Arbeitsblatt 4 Tragt die Stellen an, die eure Fragen beantworten und eure Vermutungen bestätigen oder gerade nicht.  
Was Ilse jetzt wohl tut Textstellen Seite
     

 

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Wie findet ihr, dass Ilse heimlich fortgeht?

Welche Ziele hat sie dabei?

Warum möchte Ilse lieber tot sein als zu Hause bleiben?

 

2. Wohin geht sie wohl? Und mit wem? Was ist das für ein BMW?

 

3. Wie verhält sich Erika Ilse gegenüber und warum?

Was haltet ihr von Erikas Verhalten?

 

4. Erzählt bitte dieses Kapitel aus verschiedenen Perspektiven! (Ilse, Erika, die Mutter, Kurt, jüngere Kinder)

 

5. Ist die Situation mit dem Fortgehen aus dem Hause euch bekannt?

Ist das wirklich ein richtiger Ausweg aus der Situation?

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

 

 

Kapitel 8

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Könnt ihr die Bedeutung neuer Wörter im Titel des Kapitels verstehen? Was meint ihr, haben diese Dinge mit Ilse zu tun?

 

 

2. Lest bitte das 8. Kapitel ohne Wörterbuch, indem ihr das Arbeitsblatt 5 fertigen sollt.

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Aus den genannten Textstellen lassen sich gut die familiären Beziehungen erschließen, die sich zunehmend als problematisch herausstellen.

a) Wie reagiert Erika auf die Bitte der Mutter?

b) Wie reagiert die Mutter auf die Vermutung von Kurt?

c) Wie verhält sich Kurt gegenüber der Mutter?

d) Was haltet ihr von dem Erikas Gedanken „ Mit braucht keiner zu sagen, wer mich gern hat. Ich glaube sowieso nicht „

 

2. Erzählt das Kapitel in Rollen (Erika, die Mutter, Kurt, kleinere Kinder, Nachbarn) nach!

 

 

3. Habt ihr eigene Erfahrung mit dem Reisepass und dem Sparbuch? Habt ihr eigentlich diese? Wisst ihr, wo sie liegen?

 

 

4. Seid ihr einmal allein gereist? Was haben dazu eure Eltern gesagt? Warum hat Erika in den Augen der Mutter Angst gesehen?

 

5. Erinnert euch wiederum an eure Familienverhältnisse!

Braucht ihr selber gutmutige, aufmunternde Worte von euren Eltern zu hören? Habt ihr Vertrauen daran?

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft.

 

Kapitel 9

 

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Lest bitte das 9. Kapitel ohne Wörterbuch, indem ihr in euerArbeitsheft alle Informationen, die Ilse Erika erzählt hat, aufschreibt.

 

 

2. Konzentriert euch auf die Reaktion der Mutter und die von Kurt auf das Verschwinden von Ilse.

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Wie meint ihr, nimmt Erika die Information von Ilse an?

Freut sie sich für ihre Schwester? Füllt sie sich neidisch oder glaubt eigentlich daran nicht?

 

2. Die Mutter und Kurt sind nach dem Verschwinden von Ilse aufgeregt. Vergleicht bitte ihre Reaktion. Wer nimmt den Vorfall ernster zu Herzen? Stützt euch dabei auf eure Arbeitshefte!

 

3. Kennt ihr solche Situationen über „Vermißtenmeldung „ bei der Polizei? Welche Information ist für die Polizei wichtig?

 

 

4. Gebt den Inhalt dieses Kapitels aus verschiedenen Perspektiven wieder!

 

5. Macht nach dem Lesen das Arbeitsblatt 6.

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

 

 

 

Kapitel 10

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Lest bitte das 10. Kapitel ohne Wörterbuch und versucht aus dem Handeln und Verhalten von Personen auf ihre Charaktereigenschaften rückzuschliessen.

 

 

2. Macht während des Lesens das Arbeitsblatt 7.

 

Die Amtsrätin zieht ein und auf der Post ist kein Brief

Seither sind eine Woche und ein Tag vergangen. Jeden Tag ist der Kurt auf der Polizei nachfragen gewesen. Aber die Polizei weiß nichts von der Ilse.

Der Papa war auch bei uns. Er hat der Mama einen Krach gemacht. Sie hat auf seine Tochter nicht gut genug aufgepasst, hat er gesagt. Ich habe der Mama gesagt, dass ich den Papa nicht mehr sehen will. Die Mama hat mir erklärt, ich muss ihn trotzdem jeden zweiten Samstag treffen. Weil das der Richter so bestimmt hat. Aber wenn ich zwei Jahre älter sein werde, hat die Mama gesagt, dann kann ich vor Gericht gehen und sagen, dass ich keinen Wert mehr auf die Vater­besuche lege. Dann bin ich groß genug dazu.

 

In der Schule ist noch immer große Aufregung wegen der Ilse. Alle Lehrer und alle Mädchen aus ihrer Klasse fragen mich jeden Tag, ob es schon eine Spur gibt. Nur die Helli fragt mich nie. Das wundert mich. Sie war doch immer die Freundin von der Ilse. In jeder Pause sind sie zusammen auf dem Gang herummarschiert und haben miteinander geredet.

 

Jeden Tag nach der Schule gehe ich aufs Postamt und frage, ob ein Brief für Erika Janda da ist. Die Ilse hat mir verspro­chen, postlagernd zu schreiben, sobald sie in London bei der Familie mit den zwei Kindern ist. Aber bis jetzt ist noch kein Brief gekommen. Das Postfräu­lein schaut mich schon sehr komisch an, wenn ich nach­fragen komme.

Zu Hause ist es trostlos ohne Ilse. Und zu allem Unglück ist auch noch die Amtsrätin zu uns gezogen. Die Amtsrätin ist die Mutter vom Kurt. Sie hat beschlossen, der Mama in der „schweren Zeit" beizustehen. Ob die Mama das will, hat sie nicht gefragt. Die Amtsrätin geht sogar ihrem Sohn auf die Nerven. Sie kommandiert uns alle herum. Jeden Nach­mittag schickt sie mich mindestens viermal einkaufen. Ein­mal um Salz, einmal um Milch, einmal um Fleisch und einmal um Brot.

„Könntest du mir nicht alles auf einmal sagen, dann müsste ich nicht dauernd rennen", sagte ich gestern, sehr höflich, zu ihr. Doch das fand sie frech. Außerdem muss ich unent­wegt Geschirr waschen und abtrocknen, denn die Amtsrä­tin braucht zum Tischdecken doppelt so viel Geschirr wie ein normaler Mensch. Zu allem braucht sie Untertassen und sieben verschiedene Löffel und Messer. Das Coca-Cola zum Essen will sie mir auch verbieten.

Eben jetzt hat es wieder Krach mit ihr gegeben. „Erika, an der Wohnungstür sind schwarze Fingerabdrücke", sagte sie zu mir. Ich nickte. An der Tür sind immer schwarze Finger­abdrücke.

„Na, dann geh schon", rief sie.

„Wohin?", fragte ich. Ich wusste wirklich nicht, was sie mein­te. „Unerhört!", schnaufte sie. Sie drückte mir einen Lappen in die Hand und eine Flasche mit Stinkzeug. „Tür putzen", sagte sie.

Ich wollte nicht. Die Mama schaute mich flehend an, aber ich wollte trotzdem nicht.

„Ich mach es schon", sagte die Mama und nahm mir den Lappen und das Stinkzeug ab.

„Lotte, ich habe es deiner Tochter gesagt und nicht dir", rief die Amtsrätin. Da drückte mir die Mama wieder den Lappen und das Stinkzeug in die Hände. Ich knirschte mit den Zähnen und ging zur Tür. Ich bin nicht faul, aber es hat keinen Sinn, die Tür zu putzen, weil sie eine Stunde später doch wieder verdreckt ist. Ich konnte einfach nicht einsehen, warum die Маma sich nicht traute, das derAmtsrätin zu sagen.

Aus der Küche hörte ich die Stimme der Amtsrätin: „Was mit der Ilse passiert ist, sollte dir eine Lehre sein. Da sieht man, wo man hinkommt, wenn Kinder nicht lernen, sich unterzuordnen!"

Ich putzte die Tür. Gerade als sie blitzblank war, kam die Tatjana. Ihre Finger waren voll Marmelade. Sie grinste mich an und grapschte mit allen fünf Marmeladefingern auf die Tür.

„Verschwinde, du Bestie", sagte ich und zog sie von der Tür weg. Sie begann zu kreischen und biss mich in die Hand. Ich haute ihr eine runter, sie brüllte ganz laut. Die Amtsrä­tin galoppierte aus der Küche, hob Tatjana hoch, schaukel­te sie sanft hin und her und murmelte dazu: „Schatzilein, ist ja schon gut!"

Über den Kopf der Tatjana hinweg schaute sie mich an. So, als ob ich das fürchterlichste Wesen auf der ganzen Welt wäre. Mein einziger Trost war, dass die Tatjana mit allen fünf Marmeladefingern in die lila Locken der Amtsrätin hineingriff. Als die Amtsrätin merkte, dass da etwas an ihren Haaren klebte, ließ sie die Tatjana einfach fallen. Die Tatjana rutschte über den Bauch der Amtsrätin hinunter und hörte vor lauter Verwunderung zu brüllen auf. Dafür begann in diesem Moment der Oliver zu schreien. Er hatte sich mit der Schere in den kleinen Finger geschnitten. „Wer gibt so einem kleinen Kind auch eine Schere?", ent­setzte sich die Amtsrätin und wusste nicht, ob sie den Oli­ver trösten oder die Marmelade aus den Haaren waschen sollte.

Und dann fing die Mama zu schreien an. Sie schrie, dass ihre Nerven total kaputt seien und dass sie all das Geschrei und Gebrüll und Gekeif nicht mehr aushalte.

Da war die Amtsrätin beleidigt. Sie sagte, wir seien undank­bar. Und sie werde sofort das Haus verlassen.

Ich wartete den ganzen Nachmittag über, dass uns die Amtsrätin verlässt. Aber die alte, scheinheilige Ziege blieb so lange, bis der Kurt aus der Redaktion kam. Erst dann begann sie zu packen und ihm dabei ihr Leid zu klagen. Sie stopfte ihre Reisetasche voll und klagte dabei: „Man will mich hier nicht, ich gehe!"

„Die Lotte hat das sicher nicht so gemeint", sagte der Kurt. Es klang ziemlich lahm, doch der Amtsrätin genügte es. Sie packte ihren Kram wieder aus und verzieh der Mama. Zum Kurt sagte sie, dass sie im Interesse ihrer Enkel bei uns bleibt. Damit aus denen etwas wird. (Mich hat sie damit sicher nicht gemeint.)

 

Wenn wenigstens ein Brief für mich auf der Post wäre! Die Ilse muss doch wissen, dass ich auf einen Brief von ihr war­te! Das Postfräulein hat gesagt, ein Brief aus London dauert zwei Tage, höchstens drei. Und Briefe gehen nur ganz selten verloren! Wenn ich nur die Adresse von der alten Tante von der Amrei wüsste! Die hat der Ilse den Kinder­mädchenjob verschafft. Dann könnte ich der alten Tante schreiben und die könnte meinen Brief der Ilse schicken. Hoffentlich ist morgen ein Brief für mich auf der Post!

 

Wortschatzerklärungen

 

° Amtsrätin (rat) = Beamter des gehobenen Dienstes

° (k)einen Wert auf etw. legen = etw. für unwichtig, unnötig halten

° postlagernd schreiben = Korrespondenz auf die Adresse der Post schicken

° j-m beistehen = helfen

° flehend = bittend

° einsehen = verstehen, sich selber klar machen

° trösten = mit j-m mitfühlen

° lahm = nicht überzeugend, schwach

° den Job verschaffen = die Arbeitstelle besorgen, versorgen

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Nachdem das Arbeitsblatt fertig geworden ist, könnt ihr jetzt vielleicht sagen, warum die Mutter von Kurt solchen Spitznamen hat. Wird die Dame dem Namen gerecht?

 

2. Charakterisiert bitte die Amtsrätin, schildert den Eindruck von ihr. Stützt euch dabei auf eure Arbeitsblätter.

 

 

3. Ein Sprichwort sagt: „ Alter schützt vor Torheit nicht.“

Wie bezieht sich das Sprichwort auf die neue Person im Roman?

 

4. Erzählt das Kapitel in Rollen (die Mutter, Erika, Tatjana, die Amtsrätin, die Postbeamtin) nach!

 

5. Der Brief von Ilse kommt noch nicht.

Habt ihr eine Idee, warum?

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Kapitel 11

 

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

 

1. Lest bitte das 11. Kapitel ohne Wörterbuch und entscheidet euch über das Hauptthema des Kapitels. Schreibt euren Gedanken ins Arbeitsheft.

 

2. Schreibt auch dabei 20 Wörter aus dem Text aus, die eurem Thema angemessen sind.

 

 

Die Amrei geht in die Tanzschule und mir wird übel

Mir ist übel. Im Kopf, im Bauch, überall. Mir ist so übel, dass man es mir ansieht. Ganz grün bin ich im Gesicht, hat die Mama gesagt. Sie meint, ich kriege Scharlach. Weil bei uns im Haus ein Kind Scharlach hat.

Aber ich habe überhaupt keine Krankheit. Mir ist mitten auf der Straße so übel geworden. Ich gehe von der Schule heim, da sehe ich plötzlich ein sehr großes, dünnes Mädchen vor mir. Das Mädchen hat rotblonde Locken und eine blitzblaue Lederjacke. So eine Jacke und solche Haare sind selten. Mein Herz beginnt zu klopfen. Ich mache drei schnelle Schritte und hole das Mädchen ein. Mein Herz klopft wie ein Presslufthammer, denn das Mädchen ist tatsächlich die Amrei!

„Was ist denn passiert?", frage ich. „Bist du allein zurückge­kommen? Oder ist die Ilse auch wieder da?"

Die Amrei schaut mich ganz erstaunt an. „Was ist los?", fragt sie. Sie beugt sich zu mir. Unter dem Arm hat sie eine Schultasche. Ein Lineal und die Ecke von einem Geo-Dreieck schauen aus der Tasche.

„Wieso bist du denn hier?", frage ich und spüre, dass mir ein großer Knödel im Hals steckt.

„Na, weil ich zur Nachhilfestunde gehe", sagt die Amrei. Und dann sagt sie noch, ich soll meiner Schwester liebe Grüße ausrichten. Und sie wird bald einmal anrufen. Aber sie hat jetzt so wenig Zeit. Sie geht in die Tanzschule. Und in Mathe muss sie Nachhilfe nehmen. Und außerdem hat sie einen Freund. Und der beansprucht ihre ganze karge Freizeit.

Da wird mir übel.

Die Amrei sagt „Tschüs" und rennt zur Haltestelle, weil bei der Kreuzung die Straßenbahn um die Kurve bimmelt. Ich schaue der Amrei nach und mir wird noch viel übler.

 

Ich wollte nicht nach Hause gehen. Ich ging in den Super­markt, nahm mir einen Wagen und fuhr an den Regalen entlang. Ich dachte: Sie hat mich belogen. Die Amrei ist gar nicht von daheim weggelaufen. Sie hat mich angelogen. Die Amrei weiß nicht einmal, dass sie weg ist.

 

Dann schaute mich eine Verkäuferin so komisch an, weil ich mit dem leeren Wagen schon zum hundertsten Mal an ihr vorbeikam. Ich stellte den Wagen ab und ging heim.

Die Mama hat gerade zu mir ins Zimmer geschaut. Ob ich etwas brauche, hat sie gefragt. Aber ich brauche nichts. Ich liege da und denke nach und komme nicht dahinter, wa­rum mich die Ilse belogen hat. Und ich verstehe auch nicht, warum ich so blöd war, alles zu glauben. Die Ilse ist ohne Amrei weg. Also ist sie wahrscheinlich auch gar nicht in London. Und auch nicht Kindermädchen. Ich weiß genau­so wenig wie die Mama und die anderen, wo die Ilse ist!

 

Man kann nicht tagelang im Bett liegen und krank sein, wenn man keinen Scharlach und auch sonst nichts hat, nicht einmal erhöhte Temperatur.

Der Kurt hat zu mir gesagt, wenn ich mich elend fühle, soll ich ruhig im Bett bleiben. Ganz egal, was die „Weiber" meinen. Er hat wirklich „Weiber" gesagt. Der Kurt kümmert sich in letzter Zeit sehr viel um mich. Ich glaube, er bemüht sich, die „Vaterstelle" an mir zu vertreten.

 

 

Wortschatzerklärungen

 

 

° einholen = erreichen, fangen

° beanspruchen = verlangen, nehmen

° karg = knapp

° die Weib (er) = die Frau (en)

 

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Also, Ilse ist seid ihrem Verschwinden in den Hintergrund getreten und Erika steht hier im Mittelpunkt.

a) Warum fühlt sich Erika so elend?

b) Ist sie nicht enttäuscht?

c) Was wird Erika jetzt tun?

 

2. Es tauchen aber neue Rätsel auf:

a) Was ist mit Ilse?

b) Wo ist sie?

c) Warum hat sie Erika belogen?

 

3. Könnt ihr euch in der Lage von Erika vorstellen? Was werdet ihr an ihrer Stelle tun?

 

4. Wie meint ihr, hat Lüge mit Liebe was zu tun?

 

 

5. Inszeniert bitte Gespräche zwischen Erika und Amrei und zwischen Erika und Kurt.

Entdeckt euer emotionales Potenzial!

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Kapitel 12

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Seht euch bitte die Illustration zum Kapitel an und semantisiert die Bildinhalte. Schreibt in euer Arbeitsheft Antworten auf folgende Fragen auf:

a) Wo befindet sich Erika?

b) Was macht der Mann im Hintergrund?

c) Was bedeuten die Einzelbilder auf der Gardine und um Fensterrahmen herum?

d) Was haben sie mit der Geschichte zu tun?

 

2. Lest das 12. Kapitel ohne Wörterbuch.

 

Einer stottert, einer sieht schlecht und einer lügt

 

 

Ich habe mich angezogen und gesagt, dass ich zur Chor­probe gehen muss. Fürs Weihnachtssingen.

Jetzt schon?", hat die Mama gefragt.

„Ja", habe ich gesagt, „weil alle so falsch singen. Da müssen wir lang üben!"

Das stimmt sogar. Der Chor übt wirklich schon für das Weihnachtssingen. Bloß singe ich nicht im Chor mit. Ich wollte einfach mit jemandem reden, dem ich die Wahrheit sagen konnte. Außerdem war ich ohnehin schon viel zu lange nicht mehr bei der Oma gewesen.

 

Die Oma war nicht daheim. Ich hörte den Opa hinter der Tür herumgehen und murmeln. Er redet oft mit sich selber. Ich klopfte laut an die Tür. Der Opa ist schwerhörig. Der Opa hat nicht einmal das laute Klopfen gehört. Ich setzte mich auf das Fensterbrett vom Gangfenster und schaute in den Hof hinaus. Dort haben die Ilse und ich früher immer gespielt. Die Ilse hat meistens Prinzessin gespielt. Mit einem alten Vorhang als Schleppe. Die Schlep­pe habe ich getragen. Leider war kein Prinz für die Ilse da. Mir wurde kalt. Es zog durch das Gangfenster. Eine Scheibe war kaputt. Ich beschloss, die Oma zu suchen. Die geht nie weit weg. Ich ging zur Milchfrau. Dort war sie nicht. Aber die Milchfrau freute sich, mich zu sehen. „Schau zum Fleischer", riet sie mir. Ich ging die Straße zum Fleischer hinunter. An der Ecke kam mir die Oma entgegen.

„Hat dir der Opa nicht aufgemacht?", fragte sie mich. Und dann erzählte sie mir, dass der Opa jetzt noch schlechter hört. Aber seit drei Tagen, sagte sie zufrieden, hat er licht mehr komisch geredet, sondern sehr vernünftig.

„Weißt du, dass die Ilse weg ist?", fragte ich die Oma.

Sie nickte.

„Wer hat es dir denn gesagt?", fragte ich.

„Der neue Mann von eurer Mutter war bei mir", sagte die Oma. „Dieser Kurt. Eigentlich ein netter Mensch. Und er hat mir versprochen, dass er gleich zu mir kommt und es mir sagt, wenn sie wieder da ist!"

Ich war froh, bei der Oma zu sein. Bei der Oma war alles einfacher. Jetzt war ich auch fast sicher, dass die Ilse bald wiederkommen würde.

„Wie es ihr nur gehen mag?", murmelte die Oma. „Hoffent­lich geht es ihr gut!" Sie schloss die Wohnungstür auf.

Die Oma war die Einzige, die gefragt hatte, wie es der Ilse wohl ging. Die Einzige, die sich gewünscht hatte, dass es der Ilse gut ging.

Der Opa saß in der Küche und reparierte den Stecker der Nachttischlampe. Er erkannte mich und die Oma freute sich darüber. Er wusste auch, dass die Ilse weg war. Aber es interessierte ihn nicht sehr. Er redete dauernd von den Klemmen im Stecker, die verbrannt waren. Die Oma ging mit mir ins Zimmer. Ich erzählte ihr alles, was ich wusste. Und als ich dann sagte: „Ich verstehe nicht, warum sie mich angelogen hat", sagte die Oma: „Aber Erika, sie lügt doch immer!"

Ich war ganz verwirrt. Nicht nur deswegen, weil die Ilse angeblich immer log und ich es nicht wusste, sondern weil die Oma das so freundlich sagte. So, als ob Lügen etwas ganz Selbstverständliches wäre.

„Schau nicht so!", sagte die Oma. „Das ist nicht so furcht­bar. Einer stottert, einer sieht schlecht und der Dritte lügt eben!" Die Oma lächelte. „Mein Gott, was hat die Ilse nicht alles zusammengelogen!"

„Was denn?", fragte ich.

Die Oma dachte nach. Dann sagte sie: „In der Volksschule hat sie der Lehrerin erzählt, dass sie in einem Haus mit zehn Zimmern wohnt und dass ihr Vater einen Eissalon hat. Und mir hat sie erzählt, dass sie statt der alten, grantigen Lehre­rin eine junge, ganz liebe bekommen hat. Und der Nach­barin hat sie erzählt, dass ihre Mama einen Zirkusdirektor heiraten wird." Die Oma kicherte.

„Und von einem Schulfreund hat sie mir erzählt. Von einem großen Blonden. Der hat ein elektrisches Kinderauto ge­habt. Und war der Beste in der Klasse. Rainer hat der geheißen." Die Oma hörte zu kichern auf und schaute ein bisschen traurig. „Aber den Rainer hat es gar nicht gegeben. In der Klasse war überhaupt kein großer Blonder. Und der Klassenbeste war ein kleiner Dicker, der die Ilse immer geärgert hat!"

Ich fragte die Oma: „Hast du ihr nie gesagt, dass sie lügt?" Die Oma schüttelte den Kopf. „Aber geh", sagte sie, „das mag doch niemand, wenn man ihm das sagt! Und warum sie gelogen hat, habe ich doch gewusst!" Die Oma fasste sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger an die dicke Nase und rieb sich den Nasenrücken. Das macht sie immer, wenn sie nachdenkt. „Sie hat eben erzählt, wie sie es gern hätte!"

Ich fragte: „Und wieso hat die Mama nicht gemerkt, dass die Ilse lügt?" Meine Mama mag nämlich Lügen nicht. Mei­ne Mama hätte die Lügen der Ilse nie so hingenommen wie die Oma.

Die Oma zögerte. „Also deine Mama", murmelte sie, „deine Mama!" Sie seufzte, rieb wieder an der Nase herum und sagte: „Jedenfalls muss man sich um einen Menschen küm­mern, damit man merkt, dass er lügt." Die Oma meinte also, dass sich die Mama nie um die Ilse gekümmert hat. Ich hatte das Gefühl, die Mama verteidigen zu müssen, doch mir fiel nichts dazu ein. Absolut nichts! „Wenn die Ilse weiter bei mir gewohnt hätte", sagte die Oma, „wäre sie nicht weggelaufen. Und wenn sie weggelau­fen wäre, dann hätte ich gewusst, wo ich sie suchen muss!"

 

Wortschatzerklärungen

 

° stottern = undeutlich, meist mit Sprachfehlern sprechen

° verwirrt sein = aus dem Gleichgewicht kommen, betroffen sein

° hinnehmen = ertragen,aushalten

° zögern = unentschlossen, nicht sofort etw. machen oder sagen

° einfallen = eine Idee im Kopf haben

° verteidigen = für j-n eintreten, j-n entschuldigen

 

Aufgaben nach dem Lesen

1. Warum wiederholt sich der Titel auch im Text? Was bedeutet er?

 

2. Die Oma spielt jetzt eine Schlüsselrolle.

Was ist an ihr auffällig?

 

3. Im Kapitel sind mindestens 5 Schlüsselstellen, die einen besonderen Effekt haben und Zugang zu zentralen Zusammenhängen im Roman eröffnen.

Versucht bitte diese zu entdecken!

 

4. Vergleicht eure Vermutungen anhand des Bildes mit dem Text. Hattet ihr recht? Wart ihr überrascht?

Stützt euch dabei auf eure Arbeitshefte.

 

5. Gebt den Inhalt des Kapitels aus verschiedenen Perspektiven

(Erika, die Oma, der Opa) wieder!

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Kapitel 13

 

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Lest bitte zuerst den ersten Absatz und schreibt in eureArbeitshefte die Antwort auf folgende Frage: Was glaubt ihr, wie die Geschichte jetzt weitergeht?

 

2. Lest das ganze 13. Kapitel und konzentriert euch auf die neuen Personen im Text.

 

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Habt ihr verstanden, wie weit ihr euch mit dem Text in Übereinstimmung befindet?

Haben sich eure Erwartungen von Erika, vom weiteren Verlaufen der Geschichte erfüllt?

 

2. Wie meint ihr, wozu wird die Aufmerksamkeit der Leser auf neue Personen in diesem Kapitel gelenkt?

In welcher Rolle treten sie auf? Sind sie eher negativ oder positiv?

 

3. Also, Erika startet nun eine Suchaktion, um herauszufinden, wo Ilse ist. Macht bitte das Arbeitsblatt 8 zu diesem Kapitel.

 

4. Was haltet ihr vom „ Beschatten „? Ist es nicht eine Krankheit? Wie muss sich der fühlen, wer „beschattet „ wird?

 

 

5. Inszeniert bitte die Gespräche zwischen Erika und Helli,

Erika und Herbert, Erika und Nikolaus.

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Kapitel 14

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

 

1. Lest bitte das 14. Kapitel ohne Wörterbuch, indem ihr parallel Arbeitsblatt 9 fertigen sollt.

 

2. Konzentriert euch auf neue Personen!

 

 

Eine goldene Gans und fünfzig Meerschweinchen

Den Besuch beim Getupften werde ich nie vergessen - und wenn ich älter als Methusalem werde!

Ich war pünktlich um drei Uhr beim Park. Mit dem Turn­beutel. Weil ich eigentlich zum Nachmittagsturnen hätte gehen sollen. Der Nikolaus und der Alibaba lehnten am Gitter beim Eingang vom Park.

„Und wenn er gar nicht daheim ist?", fragte ich die beiden. „Ist er aber", sagte der Nikolaus.

„Wir haben ihm gesagt, dass wir kommen!", sagte der Ali­baba.

„Und er hat sehr darüber gestaunt", sagte der Nikolaus.

„Kannst dir sicher sein, der wartet schon bei der Tür!", sagte der Alibaba.

Er hatte Recht! Der Getupfte öffnete uns die Wohnungstür, noch bevor wir die Klingel gedrückt hatten. Er führte uns durch einen dunklen Flur in sein Zimmer. Sein Bett bot er uns als Sitzplatz an. Er setzte sich, uns gegenüber, auf den einzigen Stuhl, der im Zimmer war. „Um was dreht es sich?", fragte er, griff nach einer Zigarette, holte ein Feuerzeug aus der Hosentasche und zündete sich die Zigarette an.

„Du kennst die Dame?" Der Alibaba legte eine Hand auf meine Schulter. Der Getupfte nickte.

„Und du weißt, was mit ihrer Schwester passiert ist?", frag­te der Nikolaus. Der Getupfte nickte wieder. „Sie ist ver­schwunden", sagte er.

„Du Trottel", rief der Nikolaus. „Das wissen wir selbst!"

„Wo sie hin ist, sollst du uns sagen!", rief der Alibaba. „Aber das weiß ich doch nicht", sagte der Getupfte.

„Jetzt hör mir einmal zu!" Der Nikolaus stand auf, stellte sich hinter den Getupften und legte ihm beide Hände auf die Schultern.

„Wir wissen genau, dass du der Ilse Janda nachspioniert hast! Hinter ihr her bist du geschlichen. Beobachtet hast du sie. Und wir wollen jetzt wirklich nicht darüber reden, ob das normal ist oder heller Wahnsinn! Wir wollen bloß wissen, ob du etwas beobachtet hast, was uns weiterhelfen könnte!"

Der Getupfte protestierte. Nie im Leben, sagte er, sei er hinter meiner Schwester hergewesen! Er sei ja nicht ver­rückt!

Aber der Nikolaus und der Alibaba lachten bloß. „Es hat keinen Sinn, Getupfter", sagte der Nikolaus. „Leugnen ist zwecklos! Jeder weiß doch, dass das dein Freizeitvergnü­gen war!"

Und der Alibaba fügte hinzu: „Ist ja auch kein Verbrechen! Bist halt ein zäher Bursche! Hätte ja wirklich sein können, dass du damit Erfolg hast. Viele Frauen mögen es, wenn man so hartnäckig hinter ihnen her ist!" Das war zwar ein Blödsinn, aber es war die richtige Art, den Getupften zum Reden zu bringen. Endlich gab er zu, viele Nachmittage lang der „Schatten" meiner Schwester gewe­sen zu sein. Und als er das endlich zugegeben hatte, spru­delte das Wissen über meine Schwester nur so aus ihm heraus. Ich hatte das Gefühl, dass er uns gar nicht mehr böse war, dass er froh war, endlich einmal alles erzählen zu können.

 

Zuerst berichtete er bloß Dinge, die ich sowieso wusste. Wann die Ilse zur Klavierstunde gegangen war und dass sie die Evi besucht hatte und solchen lächerlichen Kram. Doch dann erzählte er uns, dass sie einmal in ein Espresso hineingegangen und kurz darauf mit einem Mann aus dem Espresso wieder herausgekommen war.

„Und dann sind sie in ein Auto gestiegen", sagte er. „Und

weggefahren! Mit dem Fahrrad bin ich da natürlich nicht nachgekommen!"

„In einen roten BMW?", fragte ich.

Der Getupfte nickte.

„Und der Mann?", fragte der Alibaba. „Hast du über den was herausgekriegt?"

„Alles!", sagte der Getupfte und zündete sich eine neue Zigarette an. „Der Mann ist die GOLDENE GANS!"

„Was ist der?", fragten wir im Chor.

Der Getupfte erklärte: „Natürlich heißt er nicht wirklich GOLDENE GANS. Aber wenn er nicht mit dem BMW he­rumbraust, dann steht der Schlitten immer vor dem Restau­rant ZUR GOLDENEN GANS. In der Rückertgasse. Das Haus hat nur einen Stock. Unten ist das Restaurant und oben, nehme ich an, ist die Wohnung vom Wirt. Und der Mann, der sich mit der Ilse getroffen hat, den habe ich sowohl hinter den Wirtshausfenstern gesehen als auch aus einem Fenster im ersten Stock herausschauen. Und einmal habe ich die Ilse mit dem Hund gesehen!" „Mit welchem Hund?", fragte ich.

„Na, mit dem Hund, der sonst immer vor der Tür vom Restaurant liegt", sagte der Getupfte. „Mit dem ist sie spazieren gegangen!"

Dann erfuhren wir vom Getupften noch, dass die GOLDE­NE GANS oft im roten BMW an der Straßenecke vor unse­rem Haus auf die Ilse gewartet hat. Und dass der rote BMW, seit die Ilse verschwunden ist, auch nicht mehr vor dem Restaurant steht.

Mehr konnte uns der Getupfte nicht sagen.

Also verabschie­deten wir uns.

Unten, vor der Haustür, hatte es der Nikolaus plötzlich sehr eilig. „Ich muss heim", rief er. „Sonst schreien sie vor Hunger!" Dann lief er die Straße hinunter.

„Wer hat Hunger?", fragte ich den Alibaba.

„Seine Meerschweinchen", sagte der Alibaba. „Er spinnt nämlich! Er hat, glaube ich, vierundfünfzig Stück. Vielleicht sind es jetzt aber auch schon sechzig!"

„Das gibt es doch nicht!", rief ich.

„Doch", sagte der Alibaba. „Die vermehren sich nämlich rapide!"

„Und seine Eltern? Die erlauben das?" Ich konnte es noch immer nicht glauben.

„Natürlich jammern sie", sagte der Alibaba. „Aber der Niko­laus lässt sich nichts verbieten!" Er sagte das sehr anerken­nend.

Ich seufzte.

„Da gibt es nichts zu seufzen", erklärte der Alibaba. „Wer sich etwas verbieten lässt, ist selber dran schuld!" Er schnauzte sich in ein großes, kariertes Taschentuch. „In Wirklichkeit sind Eltern nämlich machtlos. Die sind Papier­tiger! Man muss nur einen starken Willen haben! Alles, was sie erreichen können, ist, dass sie selber nervenkrank wer­den oder Magengeschwüre kriegen!"

„Nein!" Ich schüttelte den Kopf. „Sie können dich schlagen und einsperren und dir kein Geld geben. Oder dich in ein Heim stecken!"

Der Alibaba sah mich entsetzt an. „Ich rede doch von normalen Eltern", rief er. „Und nicht von Sadisten!" Er schaute mich interessiert an. „Oder haben dich deine Alten schon einmal geschlagen?"

Merkwürdigerweise sagte ich „nein". Dabei hat mir die Mama schon oft eine heruntergehauen. Manchmal, wenn sie nervös ist, schlägt sie sogar wegen Kleinigkeiten. Einmal deswegen, weil unter meinem Bett ein halber Apfel lag, und einmal, weil ich meine Schuhe nicht geputzt hatte. „Na eben", sagte der Alibaba zufrieden. „Kein normaler Mensch schlägt ein Kind!" Der Alibaba lachte. „Einmal", sagte er, „da wollte mir meine alte Dame eine kleben. Da habe ich sie angeschaut und gefragt, ob sie ganz sicher ist, dass ich nicht zurückschlagen werde. Da hat sie es bleiben lassen."

„Hättest du wirklich?", fragte ich.

Der Alibaba schüttelte den Kopf. „Ach wo, die Frau ist sehr zerbrechlich. Und man schlägt keine Schwächeren!"

„Und dein Vater?", fragte ich.

„Der?" Der Alibaba lachte wieder. „Der ist total verdreht. Demi ist völlig egal, was ich tue. Der ist der Überzeugung, dass aus seiner Erbmasse nur ein herrlicher Mensch wer­den kann. Bloß dass ich zu dick bin, stört ihn. Und für jedes Ungenügend, das ich bekomme, schenkt er mir eine Goldmünze aus seiner Sammlung. Als Trost. Dabei bin ich über schlechte Noten gar nicht traurig!" Anscheinend glotzte ich ziemlich blöde, denn der Alibaba sagte: „Mädchen, mach den Mund zu, sonst bekommst du Halsweh!" Ich machte den Mund zu. Zum Reden hatte ich sowieso keine Lust. Ich höre nicht gern von Eltern, die so lustig und so komisch sind. Das macht mich traurig und auch ein bisschen nei­disch.

Ich dachte mir: Der gibt ja bloß an! Aber ganz einreden konnte ich mir das nicht. Denn schon daran, wie der Alibaba angezogen war, war zu merken, dass der Kerl tun konnte, was er wollte. Er trug nämlich ausgefranste Jeans mit drei bunten Flicken am Hinterteil und roten Filzstift­zeichnungen auf den Hosenbeinen. Auf dem Kopf hatte er einen uralten Filzhut. Einen Damenhut. Rosarot! Und der Mantel, den er anhatte, der musste einmal seinem Urgroß­vater gehört haben!

Meine Mama hätte einen Schreikrampf bekommen, wäre ich so herumgelaufen. Nicht einmal bis zur Wohnungstür wäre ich mit dieser „Ausstattung" gekommen.

 

 

Wortschatzerklärungen

 

° „ Kannst dir sicher sein“ = In mündlicher Rede fällt meist der Anredepronomen du weg: kannst du dir sicher sein

° Papiertiger = sich gefährlich gebende Person, die in Wirklichkeit harmlos ist.

° „.. um was dreht es sich? “ = worum geht es eigentlich?

° etw. zugeben = gestehen, Recht geben

° der Schlitten = die Maschiene

° spinnen = verrückt sein

° das Heim = hier: das Internat

° verdreht sein = von viel Arbeit sehr müde, ohne Kräfte sein

° etw. angeben = übertreiben, viel mehr sagen, was in Wirklichkeit gibt

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

 

1. Was Neues erfährt Erika von Ilse? Stützt euch auf eure Arbeitsblätter!

Wie reagiert sie auf die Information?

 

2. Wie meint ihr, wozu braucht die Autorin so viele neue Personen in die Umgebung von Erika einzusetzen? Welche Bedeutung haben diese Figuren für Erika?

 

3. Wie beurteilt ihr den neuen Bekannten von Erika Alibaba?

a) Wie sieht er aus?

b) Welche Einstellungen über die Erziehung hat er?

c) Was ist an ihm auffällig?

 

4. Was meint ihr über „ normale Eltern „? Teilt ihr die Meinung von Alibaba über die Eltern? Oder habt ihr eine eigene? Was könnt ihr über eure Eltern im Vergleich zu den von Erika und Ilse und von Alibaba sagen?

 

5. Gebt den Inhalt des Kapitels aus verschiedenen Perspektiven

(Erika, Alibaba, der Getupfte) wieder!

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

Kapitel 15

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Seht euch die Illustration zum Kapitel an und schreibt bitte in euerArbeitsheft die Vermutungen über alle Figuren und Szenen auf dem Bild auf!

 

2. Lest das 15. Kapitel ohne Wörterbuch und achtet auf die Personenkonstelation innerhalb der Familie auf!

 

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

 

1. Haben sich alle eure Vermutungen erfüllt?

Habt ihr alle Personen auf dem Bild erkannt?

Habt ihr noch was vom Text erwartet? Hat euch etwas schockiert

 

2. Ist die Suchaktion zu Ende? Will Erika sie jetzt fortsetzen?

 

3. Der Kinobesuch scheint interessant zu sein.

a) Warum lädt Alibaba Erika ins Kino ein?

b) Was bedeutet der Kinobesuch für Erika?

c) Warum sagt sie der Mutter nicht die Wahrheit?

d) Warum tut die Mutter ihr nicht Leid mehr?

 

4. Warum tritt Kurt mehr und mehr in den Vordergrund und wird immer positiver? Was zeigt sein Verhalten gegenüber Erika?

 

5. Gebt den Inhalt aus verschiedenen Perspektiven (Erika, Kurt, die Mutter, die Amtsrätin, Alibaba) wieder!

 

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne!

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft!

 

 

Kapitel 16

 

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Lest zuerst den Titel des Kapitels und seht euch die Illustration zum Kapitel an. Könnt ihr die Bedeutung neuer Wörter erschliessen? Ist es verständlich, was an dem Jungen die Frauen so erschrecken kann?

 

2. Lest das 16. Kapitel ohne Wörterbuch und macht parallel das Arbeitsblatt 10.

 

Zwei Frauen erschrecken über den Aliba­ba und der Alibaba erschrickt über diese zwei Frauen nicht minder

Nach dem Essen trug ich das Geschirr in die Küche und stellte es in das Spülbecken.

Die Mama war beim Oliver und der Tatjana im Zimmer. Ich hörte, wie sie aus einem Buch vorlas.

Der Kurt rollte den Fernsehapparat ins Schlafzimmer. Im Wohnzimmer kann er ja jetzt nicht mehr fernschauen, weil die Amtsrätin auf der Couch schläft, und die geht immer schon um elf Uhr zu Bett.

 



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