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Wesensmerkmale des deutschen Wortes

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Das Wort ist eine Einheit der Sprache (potenzielles Zeichen) und eine Einheit der Rede (aktualisiertes Zeichen als Textelement).

Als Einheit der Sprache ist das Wort:

  • lautlich-inhaltlich strukturiert, d.h. es besteht aus Morphemen und Fonemen;
  • organisiert im sprachlichen System: a) als Vertreter einer be­stimmten Wortklasse; b) als Bestandteil eines lexikalisch-semantischen Paradigmas.

Als Einheit der Rede (des Textes) ist das Wort:

  • artikuliert, d.h. textkonstituierend;
  • isoliert, als Minimaläußerung eines Sprechers oder
  • kombiniert, als Glied eines Syntagmas, eines Satzes oder einer Satzfolge;
  • enthält eine Information, die an einen angespro­chenen Hörer (Leser) gerichtet wird.

Vom fonetischen Standpunkt aus hat das deutsche Wort folgende Be­sonderheiten:

  • Die dynamische Betonung. Das deutsche Wort besitzt eine mor­phologisch gebundene Betonung. Die Hauptbetonung fällt gewöhnlich auf die erste Silbe: Woche, arbeiten, sauber. Für abgeleitete und zusam­mengesetzte Wörter ist die Haupt- und Nebenbetonung typisch:"Freundschaft; "Waschmaschine.
  • Die Konsonanten im Auslaut und im Silbenauslaut werden stimm­los ausgesprochen: Tag [ ta:k ]; Abkommen [apkomn].
  • Im Wort- oder Silbenanlaut erhalten die Vokale den festen Einsatz: Ufer ["u:f ]; bearbeiten [bə"агbaеtən].
  • In unbetonten Silben werden die langen Vokale quantitativ redu­ziert: Leben ['1е:bən] — lebendig [le'bendiç].

Vom morphologischen Standpunkt aus ist an einem deutschen Wort Folgendes festzustellen:

  • Das Wort besteht aus Morphemen: lang-sam; Arbeit-er; Tisch. Man unterscheidet: 1) lexikalische Morpheme (Wurzelmorpheme und Wortbildungsaffixe): sie sind sinntragend; 2) grammatische Morpheme (grammatische Suffixe und Flexionen): sie dienen zum Ausdruck der grammatischen Kategorien. So sind alle Wurzelwörter (Simplizia) zugleich lexikalische Morpheme oder Lexeme: Fleisch, Tisch, Arbeit.

 

4. Релевантные признаки немецкого слова. Понятие мотивации и внутренней формы слова.

Motiviertheit (Motivation) der Benennung. Die innere Wertform (das E tymon)

Die Motiviertheit (oder die Motivation) des sprachlichen Zeichens ist die Beziehung zwischen Formativ und Bedeutung, zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem.

Das Merkmal, das der Bezeichnung des Gegenstandes zu Grunde liegt, nennt man die innere Wortform (= das Benennungsmotiv, das Merkmal der Motivation). Z. B. die innere Form des Wortes „Mittag" birgt in sich den Zeitbegriff „Mitte des Tages", der Begriff „Frühling" wurde nach dem Merkmal „früh" benannt.

Die innere Wortform des russischen Wortes подберёзовик lässt erken­nen, dass dieser Pilz unter einer Birke wächst, was zu einem Benennungs­motiv geworden ist. Als Synonyme zum Terminus „die innere Wortform“ gelten auch: „Bild“, „Etymon“, „Urbedeutung“, „etymologische Bedeutung des Wortes“.

Man unterscheidet drei Arten des Etymons: das lebendige, verdunkel­te und tote Etymon. Das lebendige Etymon haben etymologisch motivierte Wörter, z.B.: Arbeitszimmer, vierzehn, Flieger, Geburtstag. Wenn es nicht leicht ist, die Urbedeutung der Wörter vom Standpunkt der modernen deutschen Sprache zu bestimmen, muss man sie einer speziellen historisch­etymologischen Analyse unterwerfen. Solche Wörter haben ein verdunkeltes Etymon, z. B. „Tisch“ kommt vom lat. discus — Wurfschei­be; scheibenförmiger, runder Gegenstand.

Es gibt auch viele Wörter, bei denen das Etymon längst aus der Sprache ver­schwunden ist. Es handelt sich dabei um Wörter mit totem Etymon, z. B.: Sache, Auge, Ohr, Wald, Berg, fahren.

Die Verdunkelung des Etymons ist auf folgende drei Faktoren zurück­zuführen:

  • Verschwinden von Wörtern aus dem selbständigen Sprachgebrauch;
  • verschiedene fonetische Veränderungen im lautlichen Bestand des Wortes, die zur Veränderung seiner äußeren Form führen;
  • der Bedeutungswandel.

In der Lexikologie werden drei Arten von Motivation abgegrenzt (vgl. Schippan, 1975, 56— 61):

  • fonetisch-fonologische (natürliche) Motiva­tion. Dazu gehören lautmalende, schallnachahmende Wörter (die Onomatopoetica): der Kuckuck; das Töfftöff (ugs. scherzh.) — kleines Auto; bellen, gackern, kichern; wau wau! (Nachahmung des Hundegebells); ki­keriki (Nachahmung des Hahnenschreis);
  • morphematische (morpho­logische) Motivation, bei der sich die Gesamtbedeutung aus den Mor­phembedeutungen ergibt: die Straßenbahnhaltestelle; der Schreibtisch; die Erziehung. Es gibt auch „idiomatische Wörter": der Kindergarten (ist kein Garten), das Handtuch (kein Tuch nur für die Hände);
  • semantische Motivation, die bei der Mehrdeutigkeit, bei der Entwicklung einer Neu­bedeutung vorkommt: die Wende im Sinne „Wiedervereinigung Deutsch­lands“, die Adresse (in der Computertechnik— Zahl oder Symbol zur Kennzeichnung einer Speicherzelle).

Wenn die historisch adäquate innere Wortform nicht mehr eindeutig zu erkennen ist, entsteht auf Grund begrifflicher oder lautlicher Anglei­chung an durchsichtige Wörter und Wortelemente eine neue Etymologie, die Volksetymologie, oder Fehletymologie. So wird z.B. im Substantiv „ der Meineid" (лжеклятва, ложная присяга, клятвопреступ­ление) das erste Element irrtümlicherweise mit dem Possessivpronomen „mein" assoziiert, was aber mit ihm nichts gemein hat, da es sich aus dem ahd. Adjektiv „mein" in der Bedeutung „falsch" entwickelt

5. Значение слова. Структура значения слова. Типы значений слова.

1. Definition der lexikalischen Bedeutung. Aspekte und Typen der Wortbedeutung

1.1. Definition. //Die Wortbedeutung (die lexikalische Bedeutung) bildet in dialekti­scher Einheit mit dem Wortkörper das sprachliche Zeichen. Sprachliche Zeichen sind Produkte der kognitiven Aneignung der objektiven Realität durch den Menschen. Der Prozess der Widerspiegelung ist kein mechanisches Kopieren von Gegenständen und Erscheinungen, sondern ein schöpferisches Vorgehen.//

Das Wort ist ein bilaterales sprachliches Zeichen, eine dialektische Einheit von Formativ (Lautfolge) und Bedeutung (Bewusstseinsinhalt). Die Bedeutung ist ein gesellschaft­lich determiniertes interindividuelles Abbild der Merkmalstruktur eines Ge­genstandes oder einer Erscheinung der objektiven Realität (vgl. Stepanova, Cernyseva, 2003,13).

W. Schmidt definiert die Wortbedeutung als inhaltliche Widerspigelung eines Gegenstandes, einer Erscheinung, einer Beziehung der objektiven Realität im Bewustsein der Angehörigen einer Gemeinschaft, die traditionell mit einem Lautkomplex verbunden ist. (Schmidt W. Lexikalische und aktuelle Bedeutung.Berlin, 1963.)

M.W. Nikitin versteht unter der Bedeutung ein Konzept, das im Bewusstsein als informative Funktion eines anderen Konzeptes aktualisiert wird. Dieses zweite Konzept ist als aktualisierend bezeichnet. (Никитин М.В.Основылингвистического учения значения. Л.- 1985).

1.2. Die Wortbedeutung hat folgende Eigenschaften und Merkmale:

a) Die Bedeutung ist eine sprachliche Kategorie.

b) Im Hinblick auf die Dichotomie (Zweiteilung) Sprache—Rede unter­scheidet man (nach W. Schmidt) die potenzielle lexikalische Bedeutung im Sprachsystem und die aktuelle, in der Rede realisierte Bedeutung. In der Regel stützt sich die aktuelle Bedeutung auf die potenzielle. So hat das Wort „Ring" die folgenden potenziellen Bedeutungen (Sememe):

1. Schmuckstücke aus verschiedenen Stoffen, die am Finger, um den Hals, den Arm, im Ohr, in der Nase usw. getragen werden;

2. Haltevorrichtung für Servietten;

3. verschiedene technische Gegenstände von runder Form;

4. eine rund um den Stadtkern laufende Straße;

5. Lichthof (z. B. um den Mond).

Eine neue Bedeutungsvariante tritt oft im Text als okkasioneller Wort­gebrauch oder als okkasionelle Bedeutung auf. Die Unterschei­dung von usueller (sprachüblicher, allgemeingültiger) Bedeutung und ok­kasioneller (gelegentlicher, nur diesem Autor eigener) Bedeutung stammt von H. Paul.

c) Die Bedeutung ist überindividuell. Sie ist eine gesellschaftliche Invariante. Darauf beruht die Verständigungsfunktion der Sprache.

d) Die Bedeutung als lexikalische Einheit ist komplexer Natur, d.h. sie wird aus kleineren Elementen aufgebaut.

 

1.3. Struktur der Wortbedeutung. Die Wortbedeutung hat komplexe Natur. Man unterscheidet die folgenden drei Aspekte der Wortbedeutung (in Anlehnung an die vier Funktionen der Sprache: kom­munikative, nominative, kognitive und pragmatische):

  • den denotativen Aspekt - die gegenständliche Bedeutung, d.h. Be­ziehung „Wort — Gegenstand";
  • den signifikativen Aspekt (die begriffliche, logische Bedeutung, d. h. Beziehung „Wort — Begriff): das Wort fixiert und realisiert einen Be­griff;
  • den pragmatischen (konnotativ-stilistischen) Aspekt (Beziehung „Wort-Mensch“).

Daraus ergibt sich, dass der ganze Wortschatz in zwei große Schich­ten eingeteilt wird:

1. neutrale Lexik, 2. expressive (stilistisch markierte) Lexik, z. B.: das Gesicht (neutral) — das Antlitz (poet.) — das Angesicht (geh., poet.) — die Visage (ugs. abwertend) — die Fassade (salopp-ugs.) — die Fres­se (derb).

(Diese Komponenten resultieren aus den Funktionen des Wortzeichens.)

Die denotative Komponente ist sprachlich realisierte Funktion des Zeichens, eine bestimmte Erscheinung der objektiven Realität (einen Gegenstand - Denotat) zu repräsentieren.

Die signifikative Komponente resultiert aus der Funktion des Wortzeichens zum Verallgemeinern, zum Abstrahieren und als Benennung für die ganze Klasse von Gegenstanden zu dienen.

Da die denotative und die signifikative Komponenten der Wortbedeutung eine Einheit bilden, werden sie in der Fachliteratur oft als denotativ-signifikativeKomponente und entsprechend als denotativ-signifikative Bedeutung bezeichnet.

Die konnotative Komponente resultiert aus wertenden semantischen Merkmalen der signifikativen Bedeutung der Wörter. In den Wertungen drücken sich die Beziehungen des Menschen zu den Gegenständen und Erscheinungen der objektiven Realität aus. Vgl. Wörter wie Visage, Früchtchen, Flasche („unfähiger Mensch, Versager, bes. auf sportlichem Gebiet").

Hellig definiert: „konnotativ: sich nicht auf den reinen Gegenstand in der Wirklichkeit beziehend, sondern zusätzliche – semantische, stilistische, emotionale, expressive, wertende – Bedeutungselemente enthaltend, die mit der Grundbedeutung verknüpft sind […]“ (G. Hellig. Kleines Wörterbuch linguistisher Termini. Beilage zur Zeitschrift „Deutch als Fremdsprache“. H.2).

Bei Achmanova heißt es: „Дополнительное содержание слова (или выражения), его сопутствующие семантические или стилистические оттенки, которые накладываются на его основное значение, служат выражению разного рода экспрессивно-эмоционально-оценочных обертонов и могут придавать высказыванию торжественность, игривость, непринужденность, фамильярность […]“ (O.S. Achmanova, Словарь лингвистических терминов, Москва, 1966).

Im Sprachgebrauch können durch die Konnotationen zusätliche Informationen über Sprecher/Schreiber, über die Beziehungen zwischen den Kommunikationspartnern und damit über die soziale Situation übermittelt werden.

(1) „In der Beziehung mach ich mir überhaupt keinen Kopp.“

(2) „Wenn wir Gesellschaft hatten, musste ich in der Küche verschwinden zu

unseren Mädchen.“

Beispiel (1) sich keinen Kopp machen kennzeichnet die Gesprächssituation ebenfalls als aufgelockert. Außerdem ist es noch nicht sehr lange im umgangsprachlichen Wortschatz als saloppp für „über etwas nachdenken“ und kann so die Sprecherin als noch jüngere Person kennzeichnen.

Gesellschaft haben und Mädchen für „Hausangestellte“ können heute als archaich bezeichnet werden und charakteresieren die Sprecherin als ältere Frau. Man kann diese Wörter und Wendungen umschreiben: Mädchen ist ein archaisches Wort für „Dienstmädchen“, sich keinen Kopp machen ist ein umgangsprachlicher salopper Ausdruck für „nicht nachdenken“.

Konnotationen können verweisen auf

- die emotionalen Bedinungen des Wortgebrauchs. Sie bilden die emotionale Einstellung des Sprechers zum Denotat ab. Eine Gesprächsituation kann scherzhafte, ironische, spöttische, zärtliche, abwertende Benennungen fordern. Sie können aber auch in bestimmten Situationen als beleidigend wirken; als abwertend sind z.B. Köter (Hund); Schwarte (Buch) konnotiert; als zärtlich Täubchen, Dummerchen, Dickerchen.

- die kommunikative Ebene des Sprachgebrauchs.

Diese Konnotationen markieren die Kommunikationssituation als ungezwungen (in Wörternbüchern häufig als umgangsprachlich angegeben): überschnappen (спятить с ума, рехнуться), nach imdm schielen (засматриваться), durchdrehen (Er dreht durch. – у него сдают нервы), oder als salopp, als derbe Ausdrucksweise: ins Gras beißen (sterben).

- die soziale Geltung des Wortgebrauchs. Diese Konnotationen können den Nutzer als Angehörigen einerKommunikations- oder Sprachgemeinschaft kennzeichnen: Erzeuger (Vater) (Jugendspr.), Opa, Oma, Mutti, aufs Töpfchen gehen (Familie).

- dei regionale Bindung des Wortgebrauchs. Lexeme können regional konnotiert sein:

Erdapfel (Kartoffel) – südd, Rahm (Sahne) – südd.

- dei zeitliche Gebundenheit des Wortgebrauchs. Wörter können über die historische Gebundenheit desKommunikationserreignisses informieren. Diese Markierung wirdoft (in Belletristik) genutzt, um Zeit- und Sprachkolorit zu schaffen: Cavaliere, Kammerjunker, Oberhofmeister.

Potenziell hat jedes Wort und seine Bedeutung dynamischen Charakter. Das Wort entwickelt neue Bedeutungen, andere Bedeutungen dagegen gelten als veral­tet, nicht mehr dem modernen Sprachgebrauch entsprechend. Das Ad­jektiv „blöde" hat zwei veraltete Bedeutungen — 3. schwachsichtig: seine blöden Augen konnten das nicht mehr lesen; 4. schüchtern, scheu: ein blö­der Knabe. Das Substantiv „Szene" hat eine neue Bedeutung: 3. (ugs.) Bereich für bestimmte Aktivitäten: die literarische, politische S.

Die lexikalische Bedeutung eines mehrdeutigen Wortes ist ein Kom­plex von Einzelbedeutungen, die in der linguistischen Literatur auch Se­meme oder lexikalisch-semantische Varianten (LSV) des Wortes genannt werden. Die Sememe eines mehrdeutigen Wortes sind auf eine bestimm­te Weise hierarchisch geordnet und bilden die semantische Struktur (das Bedeutungsgefüge) des Wortes.

Die Bedeutungsstruktur des Polysemanten ist die Gesamtheit seiner Sememe (seiner LSV). In der semantischen Struktur mehrdeutiger Wörter kann man die folgenden Typen der Bedeutungen aussondern (drei Oppositionen):

1. Hauptbedeutung — Nebenbedeutungen. Die Hauptbedeutung ist die Bedeutung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt als gesellschaftlich wichtigste Bedeutung im Bewusstsein der meisten Sprachträger realisiert wird, z.B.: grün — 1. Farbe; hell — 1. reich an Licht, leuchtend; Löwe — 1. großes katzenartiges Raubtier mit graugelbem Fell, langem Schwanz und langer Mähne (beim männlichen Tier). Beim psycholinguistischen Assoziations­experiment wird die Hauptbedeutung (grün — Farbe frischer Pflanzen, von frischem Gras) als erste genannt.

Die Nebenbedeutungen sind andere sekundäre Sememe, die von der Hauptbedeutung semantisch abgeleitet sind. Gewöhnlich entstehen sie durch metaphorische oder metonymische Übertragung. Im Wort „ grün " — 1. frisch: grünes Gras; 2. unreif: ein grüner Apfel, grünes Obst; 3. roh, ungesalzen: grüner Hering; 4. (ugs. abwertend) unerfahren, sozial unreif: ein grüner Junge; du bist mir noch zu grün, um Ratschläge zu geben.

2. Direkte, eigentliche — übertragene, uneigentliche Bedeutung. Die direkte Bedeutung des Wortes entsteht bei der primären Nomination von Gegenständen und stimmt oft mit der Hauptbedeutung überein. Die oben genannten Hauptbedeutungen der Wörter „grün, hell, Löwe“ sind zugleich ihre direkten Bedeutungen. Übertragene Bedeutungen entste­hen bei der sekundären Nomination und beziehen sich auf die De­notate indirekt, durch semantische Übertragung, durch ein Bild, einen Vergleich, z. B.: ein tiefer Brunnen — tiefe Gedanken; ein schlauer Mensch — ein schlauer Plan etc.

3. Syntaktisch freie — phraseologisch gebundene Bedeutung. Diese Unterscheidung gründet sich auf das Verhältnis zwischen der Wortbe­deutung und seiner Umgebung, dem Kontext. Syntaktisch freie Sememe kommen in einer großen Anzahl von Kontexten vor, sie sind weniger kontextabhängig. In der Regel ist die direkte, die Hauptbedeu­tung des Lexems auch eine syntaktisch freie Bedeutung. Phraseologisch gebundene Bedeutungen werden nur in einer begrenzten Anzahl von Kontexten realisiert: ein grüner Junge, er ist der Löwe des Tages; ein heller Kopf (ein kluger Mensch).

Manchmal verbinden sich phraseologisch gebundene Bedeutungen mit einem einzigen Wort: blinder Passagier — Fahrgast ohne Fahrkarte (an Bord eines Schiffes, eines Flugzeuges); kalte Miete — Miete ohne Hei­zungskosten; russ. закадычный друг, заклятый враг, тьма кромешная.

 

Im Sprachsystem, im Lexikon sind viele Wörter polysem (aber nicht die meisten). Ihre Mehrdeutigkeit wird im Kontext aufgehoben. Dieser Prozess heißt die Monosemierung eines polysemen Wortes. Sie wird durch den Kontext und die Redesituation ermöglicht.

6. Семантическая микроструктура слова, семный анализ. Лексическая и лексико-семантическая система языка.

2. Die semantische Mikrostruktur des Wortes. Die Semanalyse

Im Rahmen der semantischen Struktur des Wortes besteht seine se­mantische Mikrostruktur. Ein mehrdeutiges Wort hat einen komplexen Charakter. Das kommt darin zum Ausdruck, dass jedes Semem weiter in kleinere und kleinste Bedeutungskomponenten oder Seme zerlegt werden kann. Der kleinste Bestandteil der Wortbedeu­tung hat verschiedene terminologische Bezeichnungen: Sem (die fran­zösischen Linguisten B. Pottier, A. Greimas), semantisches Merkmal (U.Weinreich—USA), Noem (G.F.Meier—Deutschland), Atom der Bedeutung (D.Bolinger—USA). Wegen der Kürze wird oft der Terminus „ das Sem “ gebraucht. Seme sind die kleinsten Bedeutungselemente, aus denen sich ein Semem, eine Wort­bedeutung zusammensetzt. Sie spiegeln wesentliche, objektive Merkmale der Gegenstände und Erscheinungen wider, sind also denotativ bedingt.

Die Seme einer Wortbedeutung kann man durch Gegenüberstellung mit anderen Wortbedeutungen ermitteln. Die linguistisch-logische Prozedur, bei der Seme herausgeglie­dert werden, die Gliederung der Wortbedeutung in Seme heißt Kompo­nenten- oder Semanalyse eines Wortes und seiner Bedeutung. Die Ge­samtheit der Seme eines Wortinhaltes ergibt die semantische Mikrostruk­tur des Wortes oder eines Semems.

Je nach dem Verallgemeinerungsgrad unterscheidet man verschiedene Arten oder Klassen von Semen. Die Merkmale, die das Semem am allge­meinsten charakterisieren, sind Kategorialseme (kategorialsemantische Merkmale). Sie ordnen ein Lexem einer bestimmten Wortart zu. Die Sub­stantive haben das allgemeine Kategorialsem — „ Gegenständlichkeit", die Verben — „ Prozessualität, Prozess ", die Adjektive — „ Merkmalhaftigkeit ".

Nachstehend die Semstrukturen einiger Wörter (vertreten sind die ers­ten, direkten Bedeutungen) (s. Tabelle unten).

 

  Vater— Mutter Kuh Bach Stuhl Freiheit bewässern
Kategori­alsem gegenständ­lich ---- ---- ---- ---- prozessual
Subkategorialse-me konkret, be­lebt (Lebe­wesen) konkret, belebt konkret, unbelebt konkret, unbelebt (Ding) abstrakt Zustand Möglich­keit konkret transitiv
Gruppen­seme (Archiseme) Mensch, ver­wandt, direk­te Verwandt-schaft Tier Haustier Rind Gewässer Süßwasser fließend Möbel zum Sit­zen, vier Beine frei (von Einschrän­kungen, Lasten) Wasser zuführen
Differenzialseme ältere (her­vorbringende) Generation, Geschlecht: männlich-weiblich erwach­sen weiblich natürlich klein mit Rü­ckenlehne für eine Person im Han­deln, im Denken dem (tro­ckenen) Boden, natürlich/ künstlich

 

Man unterscheidet auch Hauptseme (denotative) und Nebenseme (konnotative Seme). Konnotative Seme sind oft potenziell. „Kuh" im Russi­schen hat die zusätzlichen Merkmale „Gutmütigkeit, Schwerfälligkeit", im Deutschen— „Ungelenkigkeit". Воздух hat im Russischen das potenzielle Sem „unentbehrlich": Он мне необходим как воздух; „Luft" weist ein gegensätzliches Merkmal auf: nutzlos, unbrauchbar — er ist Luft für mich (ich beachte ihn nicht, er existiert für mich nicht). Als Seme können auch funktional-stilistische, fachsprachliche, zeitliche, räumliche Kennzeich­nungen und Hinweise, die das Wort begleiten, angesehen werden.

Welchen praktischen Nutzen hat die Semanalyse? Mit ihrer Hilfe kann man größere und feinere Unterschiede zwischen Synonymen, zwischen lexikalisch-semantischen Varianten feststellen. „Einwohner" ist im Un­terschied zum „Bewohner" ein Mensch, der irgendwo einen festen, stän­digen Wohnsitz hat (die Einwohner von München). Man sagt auch: Vögel und Tiere sind Bewohner (nicht: Einwohner) unserer Wälder und Felder. Die Synonyme Gesicht, Antlitz (dichterisch, gehoben), Visage (ugs. ab­wertend) haben beim gleichen Denotatsbezug differenzierende konnotativ-stilistische Seme.

Die Komponentenanalyse der Lexik ist unentbehrlich bei der maschi­nellen, automatischen Bearbeitung von Texten und Verarbeitung von In­formationen mit Hilfe der Computertechnologien.

Seme sind keine aus der Sprechkette isolierbaren Zeichen, wie die Foneme, sondern Vorstellungen und Konstrukte, die nur in Semkomplexen (als Sememe, Sembündel) eingebunden vorkommen. Seme konstituieren die Sememe, denen auf der Ausdrucksebene der Sprache die Lexeme (Wörter) entspre­chen.

Zusammenfassend stellen wir fest: Die Wortbedeutung hat eine drei­fache Komplexität. Sie ist ein Komplex von Bedeutungsaspekten (deno­tativ, signifikativ, konnotativ-pragmatisch), Sememen und Semen. Außerdem tritt sie in doppelter Gestalt auf: potenziell/virtuell (im Sprachsys­tem, in der Langue) und aktuell (in der Rede, der Parole).

3. Das lexikalische und das lexikalisch-semantische System der Sprache

In der Kommunikation, im Text begegnen wir nicht dem potenziellen Wort des Sprachsystems, sondern dem Wort in einer bestimmten lexikali­schen Bedeutung und in einer grammatischen Form (Wortform): Die Lei­tung des Unternehmens hat eine lange Leitung.

Die Gesamtheit semantischer und grammatischer Varianten ergibt das Wort als Lexem. Das Lexem ist das Wort als Element des Wortschatzes, als abstrakte Lexikoneinheit aufzufassen, die der konkreten Wortform im Text gegenübergestellt ist. Man unterscheidet monoseme (eindeutige) und polyseme (mehrdeutige) Lexeme. Z. B. „Arzt" hat eine Bedeutung:,Heilkundiger mit Hochschulbildung', „Arbeiter" hat zwei Bedeutungen: 1. j-d, der körperlich oder geistig tätig ist: er ist ein schneller A. 2. Industriearbeiter, Arbeitnehmer. Die Einzelbedeutung eines polysemen Wortes (eines Polysemanten) nennt man das Sem e m (als einseitige, unilaterale ideelle Einheit) oder lexikalisch-semantische Variante (LSV) des Wortes als bilaterale Einheit von Formativ und Bedeutung. Der Terminus „lexi­kalisch-semantische Variante" stammt von Alexander I. Smirnickij.

Die Gesamtheit aller Lexeme einer Sprache bildet das lexikalische System dieser Sprache. Das Grundelement des lexikalischen Systems ist das Lexem unabhängig davon, ob es ein- oder mehrdeutig ist.

Dem lexikalischen System wird das lexikalisch-semantische Sys­tem gegenübergestellt. Der letztere Begriff wurde von Anna A. Ufimceva geprägt.

Das lexikalisch-semantische System einer Sprache ist die geordnete, hierarchisch aufgebaute Menge aller Lexeme mit ihren Bedeutungen (Se­memen), ihren lexikalisch-semantischen Varianten. Die Grundeinheit des lexikalisch-semantischen Systems ist die lexikalisch-semantische Varian­te eines mehrdeutigen Wortes. Das lexikalisch-semantische System setzt sich aus größeren und kleineren Gruppierungen der Lexik zusammen. Das sind: thematische und lexikalisch-semantische Gruppen, semantische Felder, synonymische Gruppen und Reihen, antonymische Paare („Gegenwörter"), Hyperonyme — Hyponyme usw.

Es sei hier auf zwei Besonderheiten des lexikalisch-semantischen Sys­tems, des Wortschatzes hingewiesen:

  • Es ist ein o f f e n e s System. Die Zahl der Lexeme und Phraseologismen ist sehr hoch und nicht genau feststellbar. Das Lexikon der deutschen Gegenwartssprache enthält schätzungsweise über eine Million Wörter und feste Wortkomplexe.
  • Es ist sehr beweglich, dynamisch. Die Sprache reagiert auf Veränderungen im Leben vor allem durch ihre Lexik. Die alten Wörter (Archaismen) sterben ab, gehen in den passiven Wortschatz­teil über, die neuen (Neologismen) dagegen kommen auf. Nach Einschätzung französischer Lexikografen bereicherte sich Franzö­sisch in den letzten Jahren etwa um 3500 Neuwörter und Neubedeutungen alljährlich. Dasselbe lässt sich über andere Kulturspra­chen behaupten. Das heißt, jeder Tag bringt uns rund zehn neue Wörter. Besonders rasch entwickelt sich die Terminologie in Wis­senschaft und Technik.

 

Wie kann man das lexikalisch-semantische System der Sprache erfor­schen? Es gibt eine Reihe von modernen Forschungsmethoden, dazu ge­hören: Komponentenanalyse, Valenz- und Distributionsanalyse, Methode der lexikografischen Definitionen, Parameteranalyse, statistische Zählun­gen, computergestützte Methoden der lexikografischen Bearbeitung des Sprachmaterials, kognitiv-diskursives Herangehen, Prototypenmethodik.

Das Lexikon, das lexikalisch-phraseologische System kann unter zwei verschiedenen Aspekten analysiert werden:

l. Die semasio’logische Analyse erfolgt in der Richtung von der Form zum Inhalt. Die Semasiologie (Bedeutungslehre) befasst sich mit der Frage: welche Bedeutungen hat dieses Wort (Formativ), z. B. das Glas:

· Material, Stoff: Glas zerbricht, springt leicht, G. blasen, polieren,

· Trinkgefaß: das Glas ist bis zum Rand mit Wasser gefüllt,

· Maß, Gefäßinhalt: zwei Glas Limonade,

· Optisches Gerät: die Oma kann ohne Glas nicht lesen.

2. Die onomasio’logische Forschung erfolgt in der Richtung vom Inhalt zur Form, vom Denotat zum Formativ. Die Onomasiologie (Be­zeichnungslehre) versucht die Frage zu beantworten: durch welche Wörter bezeichnet man diesen Gegenstand oder Begriff, wie wird diese Bedeu­tung sprachlich ausgedrückt, z. B. Trinkgefäß einer bestimmten Form:

1) das Glas 4) das Seidel

2) der Becher 5) der Humpen

3) der Schoppen 6) der Kelch.

7. Многозначность слова. Типы полисемии. Особенности полисемии в немецком языке.



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